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1984 (Roman)

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1984 ist ein Roman von George Orwell, erschienen im Juni 1949, in dem die negative Utopie (auch als Anti-Utopie oder Dystopie bezeichnet) eines totalitären Überwachungsstaates im Jahre 1984 dargestellt wird. In ihm wurde das Konzept des immer präsenten alles-sehenden Großen Bruders (engl. Big Brother) eingeführt. Auch Orwells reduktionistische fiktive Sprache Neusprech (im englischen Original Newspeak genannt) wurde sehr bekannt. Das Buch wird der Science-Fiction zugerechnet.

Zur Verfilmung mit Richard Burton siehe 1984 (Film).

Inhalt

Winston Smith arbeitet im Ministerium für Wahrheit und ist Mitglied der äußeren Partei. In Wirklichkeit ist er aber ein Gegner der Partei. Trotzdem kann er seine Meinung nicht öffentlich kundtun, weil er ständig von Teleschirmen überwacht wird. Deshalb beginnt er seine Gedanken und Meinungen heimlich in einem Tagebuch festzuhalten.
Als ihm eines Tages bei der Arbeit ein Mädchen auffällt, das ihm verdächtig vorkommt, weil er es noch nie zuvor gesehen hat und es ein paar Mal zu ihm herüber guckt, vermutet er, dass das Mädchen ein Mitglied der Gedankenpolizei sein muss. Nachdem das Mädchen aber wieder verschwunden ist, verwirft er diesen Gedanken wieder und wendet sich wieder seiner Arbeit zu.
Winstons großes Interesse für die Vergangenheit treibt ihn immer wieder in die Elendsviertel der Proles. Dort gelangt er in einen Antiquitätenladen und unterhält sich mit dem Ladenbesitzer Mr. Charrinton. Dieser zeigt ihm eine Glaskugel, die eine Koralle umschließt. Winston ist sofort von der Kugel fasziniert und kauft sie ihm ab. Anschließend wird er von Mr. Charrington in ein voll möbliertes Zimmer geführt und Winston fällt sofort auf, dass es keinen Teleschirm enthält.
Als er später auf dem Weg nach Hause ist, begegnet ihm wieder das Mädchen, das ihm schon bei der Arbeit aufgefallen war. Für ihn besteht jetzt kein Zweifel mehr, dass das Mädchen Mitglied der Gedankenpolizei ist. In seiner Panik überlegt er sogar, ob er dem Mädchen den Kopf mit der Glaskugel einschlagen soll. Ein paar Tage später kommt ihm das Mädchen im Wahrheitsministerium ein drittes Mal entgegen, und Winston hat ein ungutes Gefühl. Gerade als das Mädchen an ihm vorbeigehen will, fällt es und Winston will ihr helfen. Er streckt ihr seine Hand aus und hilft ihr auf. Dabei steckt ihm das Mädchen heimlich einen Zettel zu. Diesen kann Winston aber nicht sofort öffnen, weil er direkt vor einem Teleschirm steht. Für ihn gibt es aber nur zwei Möglichkeiten was auf dem Zettel stehen kann. Entweder die Nachricht kommt von der Gedankenpolizei, dann ist es eine Drohung, eine Vorladung, oder es ist eine Nachricht der geheimen Untergrundorganisation gegen die Partei, genannt die Bruderschaft. Keine seiner Vermutungen ist richtig, denn auf dem Zettel steht folgendes: "Ich liebe dich".
Winstons Gefühle gegenüber dem Mädchen ändern sich, denn nun vermutet er, dass sie der Bruderschaft angehört. In den nächsten Tagen versucht er immer wieder Kontakt mit ihr aufzunehmen. Doch alle Versuche scheitern, weil die Gefahr, dass man sie überführt sehr groß ist. Doch eines Tages sitzt Julia, so heißt das Mädchen, allein in der Kantine und Winston setzt sich dazu. Zuerst traut er sich nicht sie anzusprechen, denn überall hängen Teleschirme, doch dann vereinbaren sie ein Treffen nach der Arbeit. Dabei können sie nicht viel miteinander sprechen und verabreden sich in einem kleinem Waldstück nahe der Stadt. Dort können sie unbeschwerter reden und kommen sich näher. Winston schlägt vor, dass sie sich das nächste Mal bei Mr. Charrington treffen, denn er will ihr das Zimmer zeigen. Julia gefällt das Zimmer sofort und sie beschließen, es zu mieten.
Von nun an sehen sie sich jeden Tag und Winston erzählt Julia von O‘Brien, einem Arbeitskolegen , der ihm schon seit längerem aufgefallen war und von dem er vermutet, dass er Mitglied in der Bruderschaft ist. Eines Tages spricht O‘Brien Winston an, und gibt sich als Mitglied der Bruderschaft aus. Zuerst ist Winston misstrauisch, doch dann lädt er ihn und Julia zu sich nach Hause ein. Zwar hängt auch bei ihm ein Teleschirm, aber mit dem Unterschied, dass er ihn für kurze Zeit ausschalten kann. Unter dieser Voraussetzung können sie eine halbe Stunde unbeobachtet miteinander sprechen. O‘Brien erklärt ihnen, dass Vorgehen der Bruderschaft und fragt sie, wie weit sie im Kampf gegen die Partei gehen würden.
Nur wenige Tage später werden sie im Zimmer von der Gedankenpolizei festgenommen und Mr. Charrinton entpuppt sich als Spitzel der Gedankenpolizei. Winston und Julia werden getrennt von einander abgeführt und keiner weiß weder wo er, noch der andere gefangen gehalten wird. Doch Winston vermutet, dass er sich im Ministerium für Liebe aufhält. Er wird zusammen mit anderen „Gedankenverbrechern“ in einem fensterlosen und ständig beleuchteten Raum gesperrt. Als O’Brien diesen Raum betritt, glaubt Winston zuerst, man habe ihn genau wie ihn verhaftet. Doch dann stellt sich heraus, dass O’Brien der Anführer der inneren Partei ist. Nun wird Winston von O’Brien gefoltert. Er erklärt ihm, das seine Reintegration drei Stufen umfasst: Lernen, Verstehen, und Akzeptieren. In der ersten Stufe stellt er ihm viele Fragen. Immer wenn Winston eine Frage falsch beantwortet, erhöht O’Brien den Schmerz durch einen Schieberegler. Nach und nach fallen Winston die Zähne und Haare aus und seine Muskeln bilden sich zurück. In der zweiten Stufe erholt er sich wieder. Man gibt ihm genug zu essen und er bekommt sogar Zigaretten. In der dritten wird Winston seiner größten Angst ausgesetzt: ausgehungerte Ratten. In seiner Panik schreit er: „Mach es mit Julia! Mach es mit Julia! Nicht mit mir! Mit Julia. Mach mit ihr, was ihr wollt, ist mir egal. Zieht ihr die Haut vom Gesicht, schneidet ihr das Fleisch von den Knochen. Macht das nicht mit mir! Mit Julia! Nicht mit mir!“ Nachdem Winston entlassen worden war, trifft er Julia noch ein letztes Mal, aber sie haben sich nichts mehr zu sagen.


Neusprech

Neusprech ist die eingeführte Amtssprache in Ozeanien und befindet sich bereits in der elften Auflage. Sie dient dazu, den Wortschatz so weit wie möglich zu reduzieren. Gab es in „Altsprech“ für jedes Adjektiv noch ein entsprechendes Gegenteil, so wird in „Neusprech“ jedes Gegenteil durch ein vorgestelltes un- gebildet. So lautet zum Beispiel das Gegenteil von gut ungut und von warm unkalt. Längere Bezeichnungen wie „Ministerium für Wahrheit“ werden einfach zu „Miniwahr“ verkürzt.
Ein weiteres Mittel sind Euphemismen. Die Haft- und Folteranstalt, in der die Gedankenverbrecher gefoltert werden, wird „Ministerium für Liebe“ genannt. In Parolen der Partei wie zum Beispiel „Krieg ist Frieden, Freiheit ist Sklaverei, Unwissenheit ist Stärke“, werden den Wörtern einfach neue Bedeutungen zugewiesen, um sie nicht gegen die Partei verwenden zu können. Durch diese Methode gibt die Partei ihren Mitgliedern ein Denkmuster vor. Dieses Ziel wird deshalb verfolgt, um die Herrschaft der Partei zu sichern. Denn wie soll man die Partei durch ein anderes System ersetzen, dessen Grundsätze man nicht kennt?


Überwachung in Ozeanien

Orwell beschreibt in 1984 eine totale Überwachung, der sich fast niemand entziehen kann. Sie wird hauptsächlich mit Hilfe von Teleschirmen ausgeübt. Der Teleschirm ist sowohl Sende-, als auch Emfangsgerät, das in jedem Haus der inneren und äußeren Partei, an öffentlichen Plätzen und bei der Arbeit die Bürger Ozeaniens überwacht. Niemand weiß, ob man gerade beobachtet wird oder nicht und man kann nur darüber spekulieren, wie oft oder nach welchen System sich die Gedankenpolizei in die Privatsphäre einschaltet. Darum ist es sogar denkbar, das sie ständig alle beobachtet (vgl. S. 9).
Ein weiteres mittel zur Überwachung sind Mikrofone, die überwiegend in ländlichen Gegenden und bei den Proles eingesetzt werden. Diese sind besonders deswegen gefürchtet, weil sie im Gegensatz zu den Teleschirmen klein und gut versteckbar sind.
Eine andere Methode der Überwachung ist die Bespitzelung. Sie tritt in zwei Arten auf: Die Bespitzelung der Bürger durch Mitglieder der Partei, und die Bespitzelung der Bürger untereinander. Die Partei mischt Spitzel unters Volk, die das Verhalten der Bürger beobachten sollen. Die zweite Art der Bespitzelung ist die Wirkungsvollere von beiden, denn schon die Kinder werden dazu erzogen, ihre Eltern zu bespitzeln, und die Eltern sind sogar stolz darauf, wenn sie von Ihren Kinder verraten werden. Außerdem werden alle Bürger Ozeaniens in Vereinen organisiert, damit jeder jeden im Blick hat.


Bedeutung von 1984 für die Gegenwart

Heute sind 1984, Großer Bruder und auch Orwell selbst zu geflügelten Bezeichnungen für Überwachungswünsche und -phantasien von Staat und Wirtschaft geworden (bspw. Überwachungskameras, Echelon, ...). Die heutige Bedrohung der Privatsphäre wird mit den Metaphern dieses Buches nur unzulänglich erfasst. Heute werden von vielen Firmen Daten gesammelt und Konsumentenprofile erstellt und auch weiterverkauft: problematisch wird heute das Vernetzen von Daten gesehen, das oft ohne Zustimmung der Betroffenen erfolgt.