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Aubrey Beardsley

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Aubrey Vincent Beardsley
Datei:Aubrey Beardsley 4.jpg
Beardsley auf einer Zeichnung von Walter Richard Sickert (1860 - 1942), 1894
Portrait Beardsleys von Jacques Emile Blanche (1861-1942), 1895. National Portrait Gallery, London

Aubrey Vincent Beardsley, (* 21. August 1872 in Brighton, † 16. März 1898 in Menton (Frankreich, Département Alpes Maritimes)) war ein englischer Illustrator, Dichter, Grafiker und Karikaturist.

Leben und Werk

Aubrey Vincent Beardsley wurde am 21. Juli/August 1872 in Brighton (Grafschaft East Sussex) in eine Familie des gehobenen Mittelstands, mit immer wiederkehrenden finanziellen Problemen, hineingeboren. Sein Vater, Vincent, verlor sein gesamtes Vermögen, und musste daher in Londoner Brauerein arbeiten. Seine Mutter, Ellen Pitt, trug durch Klavierunterricht teilweise zum Einkommen der Familie bei. Sowohl Aubrey, als auch seine Schwester Mabel waren hochbegabt und galten zunächst beide als musikalische Wunderkinder. Schon seit frühester Kindheit galt Aubreys Gesundheit als angeschlagen, so hatte er im Alter von neun Jahren seinen ersten belegten Blutsturz in Folge von Schwindsucht (Tuberkulose). Bereits während seiner Elementarschulzeit in Brighton begann er das Zeichnen von Karikaturen seiner Lehrer. Ab 1884 besuchte er die Bristol Grammar School, wo er 1885 ein Theaterstück verfasste, das er zusammen mit anderen Schülern aufführte. Zur selben Zeit etwa wurden seine ersten Zeichnungen und Karikaturen in der Schulzeitung der Bristol Grammar School Past and Pressent veröffentlicht. Schon 1888, also im Alter von 16 Jahren, Fetter Text''''verließ' Beardsley die Schule, um sich in London zunächst als Schreiber in einem Architektenbüro und später bei einer Lebensversicherung zu versuchen. Zu dieser Zeit bildete er sich nebenher autodidaktisch in Kunst und Literatur weiter. Große gesundheitliche Rückschläge 1889 fesselten ihn ans Krankenbett und zwangen ihn, sein „Berufsleben“ aufzugeben – jedoch blieb er der Kunst weiterhin treu. Durch einen unangekündigten Besuch beim Präraffaeliten Sir Edward C. Burne-Jones wurde dieser auf Beardsley und seine Werke aufmerksam. Burne-Jones erreichte, dass der Zeichner die Abendkurse der Westminster Kunstschule besuchte, wo er das erste und einzige Mal eine professionelle musische Ausbildung bekam. Beardsleys eigene Recherchen in diversen Kunstsammlungen, Bibliotheken und Antiquariaten dieser Zeit brachten ihn der französischen Literatur des 19. Jhd. und den japanischen Holzschnitten näher, welche sich zusammen mit dem Einfluß der Präraffaeliten in seinen Werken wiederfinden. Im Jahre 1892 stieß ein Verleger durch einen gemeinsamen Bekannten auf Beardsleys Zeichnungen und beauftragte ihn mit den Illustrationen zu Thomas Malorys Le Morte d’Arthur welches 1894 mit Beardsleys Arbeiten erschien. Oscar Wildes in französischer Sprache verfasste Erstausgabe der Salome von 1893 inspirierte Beardsley zu einer Zeichnung zum Motiv der Salome mit dem Haupt des Johannes des Täufers, welche in der Kunstzeitschrift The Studio veröffentlicht wurde. Diese Zeichnung wiederum machte den Schriftsteller Wilde im Gegenzug auf Beardsley aufmerksam und hatte zur Folge, dass er mit den Illustrationen zur englischen Ausgabe der Salome beauftragt wurde. Die Veröffentlichung der englischen Ausgabe warf jedoch einen dunklen Schatten auf die Freundschaft der beiden, da nach Ansicht des Orientliebhabers Wilde die Zeichnungen zu japanisch wirkten. Beardsley wiederum, der noch nie gut mit Kritik umgehen konnte und alle Kritiker als sein Feinde ansah, konterte Wilde, indem er ihn in einigen Karikaturen verhöhnte. Zur selben Zeit etwa lernte er den Schriftsteller Henry Harland und den Verleger John Lane kennen, mit denen er 1894 die erste Ausgabe von The Yellow Book herausbrachte. Obwohl die Zeitschrift in ihrer Anfangszeit aufgrund ihrer übersteigerten erotischen, nahezu pornographischen Inhalte, stark kritisiert wurde, war sie ein voller Erfolg und verhalf Beardsley zu großem Ruhm. Das beständige Wissen des jungen Zeichners um seinen baldigen Tod aufgrund der Schwindsucht (ein Arzt hatte ihm 1892 noch 5 Jahre zu Leben diagnostiziert) trieben ihn immer wieder zu extremer Arbeitsamkeit, Kreativität und schöpferischer Vielfalt an. Nach dem unverhofften Niedergang des Yellow Book 1887 stellte Beardsley zusammen mit dem für Pornographie und Erotika bekannten Verleger Leonard Smithers The Savoy als „Gegenprodukt“ zum Yellow Book auf die Beine. Das neue Magazin zog aufgrund seiner für die damalige Zeit anstößigen Inhalte erneut heftigste Kritik auf sich, verhalf Beardsley aber zu weiterem Ruhm durch die Veröffentlichung seiner Illustrationen zu weiteren Büchern, etwa Lysistrata von Aristophanes. Angesichts seiner fortschreitenden Krankheit konvertierte Beardsley 1897 zum Katholizismus. Um sich im milden Mittelmeerklima erholen zu können, verbrachte er das letzte Jahr seines Lebens im Süden Frankreichs, wo er am 16. März 1898 im Alter von 25 Jahren an den Folgen der langjährigen Schwindsucht starb.

Sein unverwechselbarer Stil

Zu den wahrscheinlich bekanntesten Werken des Zeichners gehören die Illustrationen zum Buch Salome, in denen sich Beardsley – wie viele andere Künstler seiner Zeit auch – von den japanischen Holzschnitten beeinflussen ließ. Auffällig in vielen Werken Beardsleys sind die kimono-ähnlichen Gewänder seiner dargestellten Figuren und die Verzerrung der Perspektive in ein flaches Bild, ähnlich der Vasenmalerei. Dies ermöglichte Beardsley die Benutzung starker (großflächiger) Schwarz-Weiß-Kontraste, was im Hinblick auf die von ihm favorisierte Reproduktionstechnik – der Zinkätzung – erhebliche Vorteile brachte. Bei dieser Technik konnten Fehler in der Originalzeichnung leicht ausgebessert werden. Typisch sind auch die oft organisch wirkenden Ornamente und geschwungenen Linien in seinen Bildern (vgl. Das Pfauenkleid oder Die Apotheose). Beardsley kann zwar nicht als "Erfinder" der Jugendstil-Kunst gelten, doch sollte er von großem Einfluss auf weitere Vertreter dieser kurzen, aber fruchtbaren Periode sein. Marcus Behmer, Thomas Theodor Heine oder Heinrich Vogeler wurden sichtbar von seiner Kunst geprägt.

Seine Bedeutung als Schriftsteller ist innerhalb der englischen Literatur eher marginal. Im unvollendeten erotischen Roman Under the Hill knüpfte der Wagner-Verehrer Beardsley an die Legende von Tannhäuser an.

Bilder zu Salome
Die Apotheose, Illustration zu Oscar Wildes Salome, veröffentlicht in "The Studio", Vol. 1, Nr. 1, 1893
The Peacock Skirt („Das Pfauenkleid“), Illustration zu Salome, 1892
John and Salome, Illustration zu Salome, jedoch erst 1907 veröffentlicht, vermutl. aus Angst vor dem Sakrileg
Die Toilette der Salome, 1893
Bilder zu Le Morte d'Arthur
Die Herrin vom See erzählt Arthur vom Schwert Excalibur
Datei:Le morte d-arthur-80.gif
Illustration zu Le Morte d'Arthur
Arthur bekommt Excalibur von der Herrin des Sees
Datei:Le morte d-arthur-206.gif
How la beale Isolde nursed Sir Tristam
Sonstige
Tittelseite zu The Yellow Book, 1894

Werke

In seiner kurzen, aber dennoch sehr fruchtbaren Schaffensperiode von sechs Jahren hat Aubrey Vincent Beardsley über 1000 Illustrationen, Karikaturen, Buchvignetten, Ex Libris, Titelseiten, Plakate und mehr geschaffen.

Unter anderem zu finden in:

Mitarbeit an Zeitschriften und Journalen ("The Yellow Book (Literatur)", "The Savoy"), ferner Karikaturen (unter anderem von Emile Zola, Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Maria von Weber), und Entwürfe zu Plakaten.

Literatur

  • Read, Brian Beardsley, Stuttgart 1980
  • Hofstätter, Hans Aubrey Beardsley, Zeichnungen, Köln 1977
  • Korn, Ursula (Hrg.) Aubrey Beardsley - Pierrot für einen Augenblick, Berlin 1984
Commons: Aubrey Beardsley – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien