Dan Chalutz
1948 in Tel Aviv) ist ein israelischer General. Raw Aluf (רב אלוף, dt. etwa Generalleutnant) Chalutz ist seit dem 1. Juni 2005 der 18. Generalstabschef der Tzahal (die israelische Armee) und damit Nachfolger von Raw Aluf Mosche Jaalon, dem diese Position nicht, wie meist üblich, durch Verteidigungsminister Schaul Mofaz um ein weiteres Jahr verlängert wurde. Zuvor war er Kommandeur der Israelischen Luftstreitkräfte (IAF).
(hebr. דן חלוץ) (geborenLeben
Chalutz' Eltern wanderten aus dem Iran nach Israel ein. Er wuchs im Moschaw Chagor im Scharontal auf und ging in Petach Tikwa und Cholon zur Schule, studierte an der Universität Tel Aviv und schloss sein Studium mit einem Bachelorgrad in Wirtschaftswissenschaften ab. Chalutz ist verheiratet und hat drei Kinder (zwei Jungen und ein Mädchen).
militärische Laufbahn
Chalutz trat 1966 in die IAF ein und schloss die Flieger-Kampfschule 1968 ab. 1969 schloss er sich dem ersten F-4 Phantom Geschwader der IAF an. Während des arabisch-israelischen Abnutzungskrieges flog Halutz 40 Einsätze.
Nach dem Krieg verließ er die Armee um zu studieren, kehrte aber als der Jom Kippur Krieg 1973 anfing wieder zurück zur Tzahal. Während dieses Krieges flog er 43 Einsätze während deren er 3 feindliche Flugzeuge im Nahkampf abschoss.
1978 verließ er die Tzahal und diente für 4 Jahre als Reservist, kehrte aber 1982 wiederum zurück und wurde auf dem neuen Kampfjet F-16 geschult. 1986 kommandierte er das Phantom Geschwader und noch im selben Jahr wurde er zum Leiter des IAI Lavi, einem Projekt zur Entwicklung israelischer Jets. Nachdem dieses Projekt wegen Finanzierungsproblemen aufgegeben wurde, wurde er 1991 zum Kommandanten des Hatzor-Stützpunktes der Luftstreitkräfte ernannt.
1993 wurde er zum Brigadegeneral befördert und zum Leiter der Lufteinheit ernannt. 1995 folgte die Ernennung zum Leiter des Luftstreitkräftehauptquartiers. Seine Karriere führte sich in der Ernennung zum Generalmajor 1998 und 1999 zum Leiter der operativen Teils des Generalstabs der Tzahal fort.
2000 folgte die Ernennung zum Kommandanten der Israelischen Luftstreitkräfte. Er befehligte die IAF während der al-Aqsa-Intifada. Sein Hauptverdienst sind die verstärkte Kooperation zwischen Luftstreitkräften, den Bodentruppen und des Inlandsgeheimdienstes Schin Bet, dem massiven Einsatz von Drohnen, der verstärkte Einsatz von Präzisionswaffen in Angriffshubschraubern sowie Kampfjets und eine starke Verringerung der Unfälle bei den Luftstreitkräften. Unter seiner Leitung nahm die IAF an mehreren "gezielten Tötungen von palästinensischen Führern teil. Während der Amtszeit von Chalutz traten nur wenige Unfälle auf - keiner von diesen war tödlich. Auf der anderen Seite gab es vermehrt zivile Verluste unter der palästinensischen Bevölkerung.
2004 wurde er zum Vize-Generalstabschef ernannt und am 23. Februar 2005 gab der israelische Verteidigungsminister Schaul Mofaz bekannt, dass Chalutz der neue Generalstabschef würde. Am 1. Juni 2005 wurde er schließlich offiziell zum achtzehnten Generalstabschef der Tzahal ernannt und zum Generalleutnant befördert. Er ist damit der seit den siebziger Jahren erste Generalstabschef, der nicht von den Fallschirmjägern kommt.
Chalutz ist überzeugt davon, dass sich der palästinensische Terrorismus militärisch besiegen lässt. Auch die nukleare Bedrohung durch den Iran, im Falle eines Scheiterns der europäischen Initiative, militärisch zu lösen, will er nicht ausschließen. Chalutz ist im Gegensatz zu Mofaz ein Befürworter des Scharon-Plans. Chalutz ist der erste Generalstabschef, der von den Luftstreitkräften kommt, der dritte aus einer sephardischen Familie (nach David Elazar und Schaul Mofaz) und zugleich der bisher älteste.
Chalutz während der al-Aqsa Intifada
Unter Leitung Chalutzs der israelischen Luftstreitkräfte wurden F-15E und F-16 Kampfjets gekauft, fähig strategische Bombardierungen bei allen Wetterverhältnissen durchzuführen. Auch fanden nun unbemannte Drohnen zur Aufklärung vermehrte Verwendung.
Unter seiner Führung fanden vermehrt völkerrechtlich umstrittene, gezielte Tötungen von des Terrorismus bezichtigten palästinensischen Führern statt. Er geriet in die Kritik, da bei diesen Missionen auch immer wieder unbeteiligte Zivilisten ums Leben kamen.
Im August 2002, wurde von der IAF eine Ein-Tonnen-Bombe auf ein Gebäude abgeworfen, in dem sich der Führer der Kassam-Brigaden Salah Shehade befand. Shehade wurde dabei getötet, doch mit ihm 14 weitere Zivilisten. Zwar entschuldigte sich Israel, doch wurde der Angriff mit der Notwendigkeit gerechtfertigt die "tickende Bombe" (Shehade) zu stoppen. Darauf folgend wurde der Pilot von israelischen linksgerichteten Aktivisten und mehreren Journalisten des Kriegsverbrechens beschuldigt. Die Friedensinitiative Gusch Schalom drohte damit, den Piloten dem Internationalen Gerichtshof auszuliefern. Chalutz, der seine Untergebenen zu unterstützen suchte, gab daraufhin am 21. August 2002 ein Interview mit der israelischen Tageszeitung Haaretz. Darin sagte er zu seinen Piloten:
- [Zu Piloten] Jungs, (...) ihr könnt des Nachts gut schlafen. Ich schlafe übrigens auch gut. Ihr seid nicht die, welche die Ziele aussuchen, und ihr hab sie auch in diesem Fall nicht ausgesucht. Ihr seid nicht verantwortlich für den Inhalt der Mission. Eure Missionsausführung war perfekt. Ausgezeichtet. Und ich wiederhole es nochmals: Es gibt kein Problem euch betreffend. Ihr habt exakt getan, was euch aufgetragen wurde. Ihr seid davon keinen Millimeter nach rechts oder links abgewichen. Und jeder der damit ein Problem hat, ist zu mir eingeladen.
Auf die Frage, ob die Mission ein moralischer Fehler wegen der hohen zivilen Verluste war, antwortete Chalutz dass die Planung moralische Überlegungen beinhaltete, sich der Charakter der Mission aber durch Fehler oder Unfälle nicht ändert. Weiterhin wurde er gefragt ob sich bezüglich der toten Zivilisten bei der Planung zukünftiger Missionen etwas ändern wird. Seine Antwort darauf lautete:
- Definitiv nein. Nichts wird sich ändern und es gibt keinen Grund irgendetwas zu ändern.
Auf die Frage über die Gefühle der ausführenden Piloten oder seine eigenen wenn er eine Bombe abwirft sagte er:
- Nein, dass ist keine berechtigte Frage und wird nicht gestellt. Wenn Sie aber dennoch wissen wollen, was ich fühle wenn ich eine Bombe abwerfe, werde ich es Ihnen sagen: Ich fühle einen leichten Stoß im Flugzeug als Ergebnis des Abwurfs der Bombe. Eine Sekunde später ist es vorbei und das ist alles. Das ist, was ich fühle.
Im gleichen Interview verurteilte Chalutz die linken Gruppen, welche die Piloten beschuldigten und forderte, sie wegen "Verrats" anzuklagen:
- Sind das die Leute, für die die israelischen Luftstreitkräfte tagtäglich kämpfen? All diese tief traurigen Menschen, welche die Frechheit besitzen Mafiamethoden anzuwenden und die Piloten zu erpressen - ich kann mich nicht erinnern, dass sie jemals gedroht hätten einen von den Terroristen, die Terroristen welche viele israelische Zivilisten töteten, nach Den Haag auszuliefern. Was ich über diese Leute sagen muss ist: Das hier ist eine Demokratie in welcher jeder sagen was seine Meinung ist. Aber [es gestattet] nicht ein Verräter zu sein.
- [Interviewer fragt] Wollen sie damit andeuten, dass die Mitglieder der Gusch Schalom, welche diese Kommentare machten, wegen Verrats angeklagt werden sollten?
- [Chalutz antwortet] Wir müssen die richtige Klausel im Gesetz finden, um sie in Israel anzuklagen. Ja. Sie wollten mit mir über Moral sprechen und ich sage, dass ein Staat welcher sich nicht selbst schützt unmoralisch handelt. Ein Staat, welcher seinen Kämpfern nicht beisteht wird nicht überleben. Glücklicherweise steht der Staat Israel seinen Kämpfern bei. Diese lautstarke, aber vernachlässigbare Minderheit erinnert an dunkle Zeiten in der Geschichte des jüdischen Volkes, als eine Minderheit unter uns unser Volk ausgeliefert hat. Wer hätte gedacht, dass Piloten der Luftstreitkräfte ihre Autos wegen einer ausgeführten Mission mit primitivem Graffiti besprüht vorfinden würden?
(Das Interview: Haaretz, August 21, 2002)
Die barschen Äußerungen von Chalutz entfachten einen öffentlichen Streit ausgehend von der israelischen Linken. Die politische Rechte sowie das Zentrum unterstützten Chalutz unter Angabe, er ist verpflichtet unschuldigen Zivilisten keinen Schaden zuzufügen, allerdings nicht auf Kosten der Leben von unschuldigen Israelis. Andere Kritiker bezweifelten, dass die Ansichten die er in diesem Interview ausdrückte dem Gebot der Reinheit der Waffen der Tzahal entsprechen können.
Der Ernennung Chalutzs zum Vize-Generalstabschef der Tzahal hin folgend, reichten israelische Friedensaktivisten (Israeli Peace camp) zusammen mit der Gruppe der Kriegsdienstverweigerer Yesh Gvul ein Gesuch beim Obersten Gerichtshof Israels (BAGATZ) ein, um die Ernennung zu verhindern. Dem Gesuch wurden Auszüge des Interviews beigelegt.[1]
Die Richter verfügten, dass Chalutz in einer Erklärung seine Standpunkte bezüglich des Interviews darlegen muss. Chalutz entsprach dem und Antwortete wie folgt:
- Die Tatsache, dass unbeteiligte Zivilisten und unschuldige Kinder getötet wurden macht mich traurig. Ich bedaure dass. (...) [Ein Grundsatz der Luftstreitkräfte] ist die minimal nötige Menge an Kraft anzuwenden um die Mission zu erfüllen. (...) Falls jemand derer, die an der Operation beteiligt sind wüssten, dass es solch tragische Folgen gäbe - die Operation würde gestrichen [oder verschoben]. Ein Beweis dafür ist, dass die Operation schon einige Male aufgrund von Informationen über mögliche Unschuldige nahe des Terroristen Salah Shehade, verschoben wurde. Ich räume der Frage der Verteilung von Verantwortung zwischen dem Kommandanten und seinen Unterstehenden, zwischen Piloten und denen, welche sie zur Mission schicken, großen Wert ein und daher habe ich (ihnen) gesagt in der Nacht gut zu schlafen.
Im Jahre 2005 akzeptierte BAGATZ die Antwort von Chalutz und lehnte das Gesuch ab.
Auf die Ankündigung von Schaul Mofaz, Chalutz zum Generalstabschef der Tzahal zu machen, verurteilte die Partei Meretz-Jachad sowie die arabischen Mitglieder der Knesset (israelisches Parlament) diese Entscheidung. Mitglieder des rechten und zentralen Flügels begrüßten seine Ernennung und verurteilten den linken Flügel für seine Einwände gegen Chalutz. Knesset-Mitglied Gideon Sa'ar (Likud) sagte, die Ernennung von Chalutz sei ein Erfolg für die extreme Linke.
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Chalutz, Dan |
ALTERNATIVNAMEN | דן חלוץ |
KURZBESCHREIBUNG | israelischer General |
GEBURTSDATUM | 1948 |
GEBURTSORT | Tel Aviv |