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Städtisches Klinikum Dessau

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Städtisches Klinikum Dessau
Ort Dessau

Bundesland Sachsen-Anhalt
Staat Deutschland
Leitung Dr. med. André Dyrna, Verwaltungsdirektor

Dr. med. Joachim Zagrodnick, Ärztlicher Direktor

Dipl.-Pflegewirt Daniel Behrendt, MPH, Pflegedirektor

Betten 700 (2019)
Mitarbeiter 1.400 (2019)
davon Ärzte 340 (2020)
Fachgebiete 20
Gründung 1816
Website http://www.klinikum-dessau.de
Außenansicht des Krankenhauses. Im Vordergrund die Liegendauffahrt zur Notaufnahme. Dahinter der Haupteingang.

Das Städtische Klinikum Dessau ist ein Krankenhaus in Alten, einem südwestlichen Stadtteil von Dessau-Roßlau.

Das Klinikum ist ein Krankenhaus der Schwerpunktversorgung und Akademisches Lehrkrankenhaus mit Hochschulabteilungen der Medizinischen Hochschule Brandenburg (MHB) Theodor Fontane. Als drittgrößter Medizinstandort in Sachsen-Anhalt verfügt der Eigenbetrieb der Stadt Dessau-Roßlau über circa 700 Betten und deckt mit seinen 20 Fachbereichen nahezu alle Spezialisierungen der Medizin ab. Die 1.400 Mitarbeiter behandeln jährlich rund 30.000 stationäre Patienten und circa 65.000 ambulante Fälle. (Stand 2019)[1] Das Klinikum ist einer der größten Arbeitgeber und Ausbildungsbetriebe in Dessau-Roßlau.[2] Seit dem Jahr 2004 wird das Klinikum für seine familien- und lebensphasenbewussten Personalpolitik regelmäßig mit dem audit „berufundfamilie“ zertifiziert.[3]

Zum Klinikum zählt ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ). Es verfügt über rund 50 Arztsitze und umfasst 21 Fachbereiche in neun Orten (Kommunen). Pro Jahr werden etwa 189.000 Patienten ambulant behandelt. (Stand 2019)[4]

Zum  Krankenhaus gehört  zudem  eine Krankenpflegeschule. An dieser werden 150 Pflegeschüler in einer dreijährigen generalistischen Ausbildung zu  Pflegefachkräften ausgebildet.

Zusätzlich findet sich eine mehr als 300 qm große Hotelstation auf dem Klinikgelände.[5] Die Hotelstation verfügt über 17 Zimmer (15 Einzel-Zimmer und ein Zwei-Bett sowie ein Mutter-Kind-Zimmer) zwischen 20 und 25 Quadratmetern.[6]

Im Herbst 2020 vermeldete das Klinikum einen positiven Abschluss für das Jahr 2019. In diesem Zusammenhang wurde betont, dass das Klinikum seit 20 Jahren schwarze Zahlen schreibt.[7]

Geschichte

Das älteste Hospital innerhalb der Mauern Dessaus wird erstmalig in einer Urkunde aus dem Jahre 1228 als "Hospital in Dessau" erwähnt. Das Hospital Sankt Georgen gilt als zweitältestes Hospital und Armenhaus. Der erste schriftliche Nachweis stammt aus dem Jahre 1408. Als man 1680 das Übergreifen der Pest auf Dessau befürchtete, wurden mit Mitteln des Hospitals "Zum Heiligen Geist" Grundstücke zwischen der jetzigen Stadtschwimmhalle und der Museumskreuzung gekauft und ein Pestlazarett eingerichtet, das später als Siechenhaus und Bettlerherberge diente. Von 1766 bis 1770 ließ Fürst Franz ein "Armen-, Siechen-, Arbeits-, Zucht- und Gefängnishaus" nach Entwürfen von F.W. von Erdmannsdorf an der Westseite der Franzstraße errichten.

1816 verkaufte die Landesregierung das Gebäude und mietete für die Kranken ein Haus an der Ostseite der Franzstraße, welches sie 1820 kaufte. Damit stand der Bevölkerung und dem Militär ein Staatliches Krankenhaus zur Verfügung und es beginnt die eigentliche Geschichte des Städtischen Klinikums. Schon 1850 reichte der Platz im Krankenhaus für die Versorgung nicht mehr aus; es erfolgte ein Erweiterungsbau im Nachbargrundstück. 1851 wurden beide Gebäude durch einen Verbindungsbau räumlich vereinigt. Angeregt durch die Gründung kommunaler Krankenhäuser in anderen Städten Anhalts, suchte die Landesregierung sich aus Kostengründen des Staatlichen Krankenhauses in Dessau zu entledigen.

Nach Bildung des Kreises Dessau im Jahre 1870 wurde es am 1. Juli 1872 durch den Kreis unter Zusicherung eines jährlichen Zuschusses durch die Regierung als Kreiskrankenhaus übernommen. Dr. Mohs strebte als dirigierender Arzt beharrlich den Neubau eines zeitgemäßen Krankenhauses an. Am 20. Dezember 1887 konnte das 1886 nach Plänen der Berliner Architekten Schmieden und Gropius (Vater von Walter Gropius) begonnene neue Krankenhaus mit 100 Betten nebst einem Isolierhaus eingeweiht werden. Das Hauptgebäude mit Front zur Gropiusallee, Pavillons und Nebengebäude waren so angelegt, dass Erweiterungen möglich waren.

Schon 1897 erwies sich das Krankenhaus als zu klein und wurde durch Umbauten erweitert; 1904/05 folgte ein großzügiger Erweiterungsbau. 1922 wird die Bettenzahl mit 330 angegeben. Mit dem Ausbau der Junkerswerke und weiterer Industriebetriebe wuchs in den 20er Jahren die Einwohnerzahl Dessaus erheblich. Deshalb sah ein Projekt die Erweiterung des Kreiskrankenhauses auf 710 Betten vor. Doch der Vorschlag der Staatsregierung über die Auskreisung der Stadt Dessau sprengte den Zweckverband zwischen Kreis und Stadt zur Schaffung eines neuen Krankenhauses.

Blick vom Klinikpark

Am 1. April 1935 ging das Krankenhaus aus dem Eigentum des Kreises Dessau-Köthen an die Stadt Dessau mit der neuen Bezeichnung "Städtische Krankenanstalten Dessau" über. Mit Beginn des 2. Weltkrieges kam das Aus für ein geplantes neues Krankenhaus. Auf dem Gelände Kühnauer Straße wurden zusätzliche Baracken aufgestellt und in der Gropiusallee 1943 ein bombensicherer Großbunker mit einer Station für Schwerkranke errichtet. Mit den zunehmenden Bombenangriffen im letzten Kriegsjahr wurde das Krankenhaus dezentralisiert. Bei dem Bombenangriff am 7. März 1945 wurden außer den Betten im Bunker und im heutigen Entbindungshaus alle Patientenunterkünfte zerstört. Nach dem Angriff standen für Dessau und Umgebung 60 Betten im Bunker, 53 im Behelfskrankenhaus Kornhaus, 120 im Junkerskrankenhaus, 85 im "Eichenkranz" und in der "Goldenen Weintraube" in Wörlitz und ca. 200 im Josephs- und Diakonissenkrankenhaus zur Verfügung.

Nachkriegszeit und DDR

Mit dem Einzug der sowjetischen Streitkräfte musste das Junkerskrankenhaus geräumt werden. Man entschied sich für die Errichtung eines Behelfskrankenhauses in der Fliegertechnischen Vorschule in Alten. Ein OP-Trakt und ein Verbindungsgang zum chirurgischen Bettenhaus wurden angebaut. Im Winter 1945/46 wurde die ehemalige Berufsschule der Junkerswerke in der Köthener Straße zum Infektionskrankenhaus umgebaut. Anfang 1947 umfasst das Krankenhaus 862 Betten. 1950 werden seitens der Stadt die Planungen für einen Krankenhausneubau in Haideburg wieder aufgenommen. 1954 zog die Augenabteilung in eine Villa in der Puschkinallee, die Hautklinik in ein neues Gebäude in der Kühnauer Straße und es kam das Aus für den Krankenhausneubau.

1957/58 wurde ein Beatmungszentrum gebaut; 1958/60 entstand die neue Kinderklinik. 1959 wurden die Städtischen Krankenanstalten, die über 1.013 Betten verfügten, zum Bezirkskrankenhaus. 1963 und 1969 wurden HNO-Klinik und Dialyse in Baracken untergebracht, 1971 die Chirurgische Ambulanz und eine Intensivstation angebaut, 1977–81 das ursprünglich als Pflegeheim geplante Mittelganghaus.

Nachwendezeit

Mit der deutschen Einheit erfolgte die Übernahme des Krankenhauses in kommunale Trägerschaft der Stadt Dessau und die Umbenennung in "Städtisches Klinikum Dessau". Die Planungen für einen Krankenhausneubau wurden unmittelbar nach der Wende aufgenommen und der durch das Land Sachsen-Anhalt geförderte Ersatzneubau wurde schrittweise realisiert.

Foyer mit Empfangstresen

Ersatzneubau

Im März 1994 erfolgte die Grundsteinlegung. Der 1. Bauabschnitt – ein Bettenhaus mit 160 Betten und einem Augen-OP. Dieser Bereich wurde am 1. August 1996 übergeben. Der 2. Bauabschnitt – ein Funktionstrakt mit Labor, Abteilung für Nukleartherapie, Hautklinik – wurde ab 2. März 1998 schrittweise bezogen. Ende 2001 wurde der 3. Bauabschnitt – ein Funktionstrakt mit Strahlentherapie, Notaufnahme, Radiologie und 9 Operationssälen sowie ein Bettenhaus mit 160 Normalpflege- und 16 Intensivpflegebetten – in Betrieb genommen. Der 4. Bauabschnitt – ein weiteres Bettenhaus mit 192 Betten sowie ein Haupteingangsgebäude mit Patientenaufnahme, konservativer Intensivtherapiestation mit 14 Betten, Entbindungsabteilung, Wöchnerinnen- und Neugeborenenstation, klinischer Dialyse, Küche und Cafeteria – ist seit dem Jahr 2005 in Betrieb.

Im September 2011 wurde der 5. Bauabschnitt des Städtischen Klinikums Dessau offiziell eingeweiht. Nutzer sind seitdem  die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin mit 31 Betten sowie die Kinderambulanz, in der ersten Etage eine Hotelstation mit 17 Betten und im Erdgeschoss ein „Zentrum für interdisziplinäre Onkologie“. Mit der Einweihung des 5. Bauabschnittes war der Neubau des Städtischen Klinikums abgeschlossen.[8]

Seit Spätsommer 2020 testet das Klinikum - als erstes Krankenhaus in Deutschland - eine neue Art von Klinikroboter. Das Gerät fährt autonom seine eigenen Wege und öffnet selbständig Türen. In einer zukünftigen Ausbausstufe soll der Roboter sogar eigenständig Fahrstuhl fahren können.[9]

Fachbereiche

Das Städtische Klinikum Dessau verfügt über folgende Kliniken und Institute:

  • Klinik für Anästhesiologie, Intensivtherapie und Schmerztherapie
  • Klinik für Augenheilkunde
  • Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie
  • Klinik für Gefäß- und Endovaskuläre Chirurgie/ Phlebologie
  • Hochschulklinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Immunologisches Zentrum (Zertifiziert nach ISO 9001:2015, DKG zertifiziert)
  • Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
  • Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie sowie Plastische Operationen
  • Klinik für Innere Medizin I (Pneumologie, Gastroenterologie, Nephrologie, Hämatologie, Infektiologie, Toxikologie und Onkologie)
  • Klinik für Innere Medizin II (Kardiologie, Angiologie, Diabetologie und Intensivmedizin); (DDG, DGK und DGTHG zertifiziert)
  • Klinik für Kinder- und Jugendmedizin (DDG zertifiziert)
  • Klinik für Neurochirurgie
  • Klinik für Neurologie
  • Klinik für Nuklearmedizin
  • Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie (endoCert zertifiziert)
  • Klinik für Plastische, Ästhetische und Handchirurgie
  • Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Neuroradiologie
  • Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie
  • Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsdiagnostik
  • Institut für Pathologie
  • Belegabteilung für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie

Zentren

  • Alterstraumazentrum (Zertifiziert nach ISO 9001:2015, DGU zertifiziert)
  • Brustzentrum (Zertifiziert nach ISO 9001:2015)
  • Darmzentrum (Zertifiziert nach ISO 9001:2015)
  • Endoprothetikzentrum (Zertifiziert nach ISO 9001:2015, endoCert zertifiziert)
  • Gefäßzentrum (DGG, DRG und DGA zertifiziert)
  • Hautkrebszentrum (Zertifiziert nach ISO 9001:2015, zertifiziertes Hautkrebszentrum)
  • Lungenzentrum (Zertifiziert nach ISO 9001:2015)
  • Metastasenzentrum (Zertifiziert nach ISO 9001:2015)
  • Onkologisches Zentrum (Zertifiziert nach ISO 9001:2015)
  • Überregionales Traumazentrum (DGU zertifiziert)
  • Zentrum für Klinische Studien Dessau
Commons: Städtisches Klinikum Dessau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Städtisches Klinikum Dessau - Über uns. Abgerufen am 28. Oktober 2020.
  2. Bilanz 2019: Städtisches Klinikum Dessau schreibt seit 20 Jahren schwarze Zahlen. Abgerufen am 28. Oktober 2020.
  3. Zertifikatsträger - berufundfamilie Service GmbH. Abgerufen am 28. Oktober 2020.
  4. MVZ SKD gGmbH - MVZ Internet. Abgerufen am 28. Oktober 2020.
  5. Minibar, Internet, Flachbild-TV: Klinikum Dessau eröffnet die erste Hotel-Station. Abgerufen am 28. Oktober 2020.
  6. Städtisches Klinikum Dessau - Hotelstation. Abgerufen am 28. Oktober 2020.
  7. Städtisches Klinikum Dessau - Klinikum schreibt seit 20 Jahren schwarze Zahlen. Abgerufen am 2. November 2020.
  8. Städtisches Klinikum Dessau - Geschichte des Klinikums. Abgerufen am 28. Oktober 2020.
  9. mdr.de: Klinikum Dessau testet autonom fahrenden Transportroboter | MDR.DE. Abgerufen am 2. November 2020.

Koordinaten: 51° 49′ 0,1″ N, 12° 11′ 52,1″ O