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ScummVM

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ScummVM


ScummVM Screenshot
Basisdaten

Entwickler ScummVM-Team
Erscheinungsjahr 8. Oktober 2001[1]
Aktuelle Version 2.9.1[2]
Betriebssystem Multi-Plattform
Programmier­sprache C++
Kategorie Interpreter
Lizenz GPL
deutschsprachig ja
www.scummvm.org

ScummVM ist eine Software- und Skript-Sammlung, in der zahlreiche nachgebaute Spiel-Engines unter einer gemeinsamen grafischen Benutzeroberfläche zusammengefasst sind. Viele ältere Computer- und Konsolen-Spiele sind damit auf wesentlich moderneren oder auch ganz anderen Plattformen lauffähig, als deren ursprüngliche Entwickler vorhersehen oder bei der Programmierung berücksichtigen konnten.

Zunächst lediglich für Adventures auf Basis der Skriptsprache SCUMM des Anbieters LucasArts entwickelt, unterstützt ScummVM (Akronym für „Script creation utility for maniac mansion - Virtual Machine“) heute eine ganze Reihe Spiele anderer Hersteller wie beispielsweise Revolution Software, Adventure Soft oder Sierra Entertainment.

ScummVM ist selbst als freie Software unter der GNU General Public License veröffentlicht. Die einzelnen damit spielbaren Titel sind jedoch mit wenigen Ausnahmen weiterhin durch Rechte der jeweiligen Hersteller geschützt.

Technik

ScummVM ist weder ein Emulator noch eine Laufzeitumgebung, sondern Interpreter für verschiedene Skriptsprachen, wie sie für ältere Adventure-Spiele entwickelt wurden.

Für ScummVM werden verschiedene Spiel-Interpreter per Reverse Engineering analysiert und anschließend neue Implementierungen entwickelt. Dabei wird auf weitestgehend kompatible und verhaltensgleiche Wirkung geachtet. So wird direkt auf die originalen Spiele-Ressourcen, wie z. B. Hintergründe, Bilder, Grafiken, Animationen, Figuren, Soundeffekte, Musik und Videos zugegriffen. Deren Verknüpfung mit den Benutzerinteraktionen als Spielablauf/Handlung werden jedoch nicht mehr vom Interpreter, sondern plattformunabhängig durch von den Spieldesignern geschriebene Skripte gesteuert — daher im Namen das „VM“ für Virtuelle Maschine.

ScummVM ermöglicht es, die Grafikdarstellung im Vergleich zum Original zu verbessern. Da viele alte Adventures standardmäßig nur mit einer Auflösung von 320×200 laufen, ist so ein angenehmes Spielen auch auf Monitoren mit einer deutlich höheren Auflösung möglich. ScummVM bietet viele verschiedene Grafikmodi, die unterschiedliche Techniken einsetzen, um die Qualität der Darstellung zu optimieren. Hierbei kommen vor allem Techniken wie Weichzeichnen, Kantenglättung und Filter zum Einsatz.[3] Außerdem ist es mit ScummVM möglich, diverse Spiele mit Audio- und Musikausgabe zu spielen, auch wenn nicht die vom Hersteller vorgegebene Sound-Hardware verwendet wird, da die betriebssystemeigenen Soundfunktionen verwendet werden. Als Musikausgabe kann auch direkt FluidSynth verwendet werden, wenn das Betriebssystem keine MIDI-Ausgabe unterstützt.

ScummVM ist in C++ geschrieben und benutzt für Grafik- und Sound-Ausgaben die portablen Programmbibliotheken SDL, MAD, Vorbis oder Tremor, FLAC und libmpeg2. Neben dem Quellcode sind für die meisten unterstützten Betriebssysteme Binärdateien auf der Website des Projekts verfügbar. Viele Linux-Distributionen bieten kompilierte Programmpakete an, und auch in den Repositories der FreeBSD/NetBSD/OpenBSD-Distributionen ist es enthalten. Es gibt Implementierungen für die Plattformen Microsoft Windows, macOS, Unix- und Linux-Systeme, BSD, für iOS, Android, Windows CE, Symbian OS, bada, AmigaOS, Atari und die Konsolensysteme Dreamcast, GameCube, Nintendo DS, PlayStation, Wii und Xbox.[4]

Ab Version 1.2.0 „FaSCInating release“ kann die zunächst rein englische Oberfläche auch in anderen Sprachen angezeigt werden.

Entwicklung

Hinter ScummVM steht eine private Gruppe von Entwicklern. Etwa halbjährlich erscheinen neue Versionen, die neben Fehlerkorrekturen und Verbesserungen der Spielbarkeit auch immer Unterstützung für weitere Spiele mit sich bringen. Das Projekt ist seit 2007 regelmäßig beim Google Summer of Code vertreten.

Zunächst konzentrierte sich die Entwicklung ausschließlich auf das von LucasArts entwickelte Skriptsystem SCUMM und alle Spiele, die mit der zugehörigen Spiel-Engine SPUTM entwickelt wurden. Neben den LucasArts-Adventures wie den ersten drei Monkey-Island-Spielen nutzen diverse Spiele von Humongous Entertainment dieses System. Inzwischen wächst jedoch die Zahl der unterstützten Adventures zunehmend um Titel, die auf ganz anderen Engines entwickelt worden sind.

Die Entwickler der Projekte Sarien und FreeSCI haben sich entschieden, das Ergebnis ihrer Arbeit in das ScummVM-Projekt einzubringen bzw. ScummVM gemeinsam weiter zu entwickeln. Bis dahin hatten sie sich erfolgreich, aber von ScummVM unabhängig, der Spielbarkeit älterer Adventures von Sierra On-Line (heute Sierra Entertainment) gewidmet. Zahlreiche Adventures, die mit TrollVM (preAGI) und Adventure Game Interpreter (AGI) entwickelt wurden, werden schon seit einiger Zeit von ScummVM unterstützt. Ab Version 1.2.0 beinhaltet ScummVM die schon lange erwartete Ergänzung um den Sierra Creative Interpreter (SCI). Damit sind weitere Adventures aus der Reihe Leisure Suit Larry, den Quest-Serien King’s Quest, Police Quest, Space Quest und andere bekannte Klassiker, nicht zuletzt auch zahlreiche, ebenfalls in SCI entwickelte Fan Games über ScummVM spielbar.

Verfügbarkeit der Spiele

ScummVM selbst enthält keine Spiele. Die Benutzer müssen sich also zunächst ein eigenes Exemplar eines der unterstützten Spiele kaufen. Durch ihr hohes Alter sind einige der Spiele jedoch in preiswerten Sammlungen, zum Beispiel den LucasArts Classics, erhältlich.

Inzwischen gibt es auch einige Adventures, die von den Entwicklern freigegeben wurden:

Deren Entwickler entschieden sich nicht nur, dem ScummVM-Team Einblick in den Quelltext zu gewähren, sondern die Spieldaten sowohl der CD- als auch der Disketten-Versionen als Freie Software zu veröffentlichen, wodurch sie auf der ScummVM-Website zum Herunterladen angeboten werden und darüber hinaus auch freien Linux-Distributionen beigefügt werden dürfen.

Weitere Adventures sind Dragon History (NoSense), das für ScummVM neu überarbeitet und dessen Quelltext unter GPLv2 gestellt wurde, sowie TeenAgent (Metropolis Software House / CD Projekt), das auf Good Old Games als Freeware heruntergeladen kann.[5][6]

ResidualVM

ResidualVM (früher nur „Residual“) ist ein Nebenprojekt einiger ScummVM-Entwickler, welches zum Ziel hat, auch 3D-Grafik-Adventures ebenso auf verschiedenen Systemen lauffähig zu machen. Dabei konzentrierte man sich anfangs nur auf Grim Fandango und Flucht von Monkey Island, welche beide auf der Skriptsprache Lua, sowie der Spiel-Engine GrimE fußen. Mittlerweile wird auch Myst III: Exile- [7] sowie zukünftig The Longest Journey[8] unterstützt.

Am 9. März 2014 gaben die Entwickler bekannt, dass ResidualVM unter der Schirmherrschaft von ScummVM als Projekt für das Stipendium Google Summer of Code akzeptiert wurde.[9] Am 9. Oktober 2020 wurde bei ScummVM.org bekanntgegeben, dass man sich entschieden habe, nicht mehr zwischen 2D- und 3D-Adventurespielen zu unterscheiden und daher mit der Integration von ResidualVM in das größere ScummVM begonnen habe.[10]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. www.scummvm.org.
  2. ScummVM 2.9.1: "Slappin da BASS". 25. Mai 2025 (abgerufen am 25. Mai 2025).
  3. Adventureklassiker mit ScummVM direkt unter Windows spielen. In: Internet Archive. 18. Mai 2008;.
  4. Platforms. ScummVM Wiki. In: scummvm.org. 21. Oktober 2016, abgerufen am 10. Dezember 2019 (englisch).
  5. Dragon History. Adventure von NoSense. In: ucw.cz. 6. Juli 2012, abgerufen am 10. Dezember 2019 (englisch).
  6. Teenagent. Adventure von Metropolis Software House. In: gog.com. Abgerufen am 10. Dezember 2019 (englisch).
  7. Kompatibilitätsliste der Spiele von ResidualVM. In: residualvm.org. 1. Juni 2019, abgerufen am 10. Dezember 2019 (englisch).
  8. Ankündigung der Unterstützung von The Longest Journey. In: residualvm.org. 10. November 2019, abgerufen am 10. Dezember 2019 (englisch).
  9. Ankündigung zum GSoC 2014. In: residualvm.org. 9. Mai 2014, abgerufen am 10. Dezember 2019 (englisch).
  10. A merger. In: ScummVM.org. 9. Oktober 2020, abgerufen am 31. Oktober 2020 (englisch).
Commons: ScummVM – Album mit Bildern