Steinlach
Die Steinlach ist ein etwa 22 km langer rechter Nebenfluss des Neckars. Sie entspringt unterhalb der Traufkante der Schwäbischen Alb westlich des Ruchberges in der Nähe des Stadtteiles Talheim von Mössingen in etwa 700 m ü. NN, wird durch den Zusammenfluss von Weiherbach und Wangenbach verstärkt und nimmt 1 km östlich von Mössingen den Öschenbach auf. Sie durchfließt das nach ihr benannte, im Albvorland gelegene Steinlachtal und dabei die Ortschaft Talheim, die Stadt Mössingen und die Gemeinden Ofterdingen, Nehren, Dußlingen und Tübingen-Derendingen. Im Stadtzentrum Tübingen mündet sie bei 317,5 m ü. NN rechtsseitig in den Neckar. Weitere bedeutende Nebenbäche sind der Öhrnbach, der am Südrand von Ofterdingen linksseitig einmündet, die Wiesaz, die an der Pulvermühle, 2 km nördlich von Dußlingen rechtsseitig zur Steinlach führt, sowie der von Ohmenhausen kommende und am Bläsibad ebenfalls rechts einmündende Ehrenbach.


Durch rückschreitende Erosion hat die Steinlach mit zur Herausbildung der schwäbischen Schichtstufenlandschaft beigetragen. Auf ihrem Weg ins Neckartal schneidet sie daher auch sämtliche Gesteinsschichten zwischen Weißem Jura und Schilfsandstein, einer Formation des Keuper, an. An morphologisch harten Gesteinsschichten treten sogar Wasserfälle auf, beispielsweise an der Unteren Mühle bei Mössingen und nordöstlich von Ofterdingen unweit des Sägewerks. Bei Mössingen durchschneidet sie meherere Meter mächtige periglaziäre Kalkschotterdecken, die wahrscheinlich zur Namenbildung "Steinlach" geführt haben. Engtalbereiche befinden sich insbesondere im Mössinger Stadtgebiet und nördlich der Pulvermühle. Die Steinlach durchfloss in geschwungenem Lauf die Mössinger Schotterebene und tiefte sich später in die darunter liegenden Schichten des Schwarzen Jura ein. An der Pulvermühle hat sie das Schichtpaket des Stubensandsteins durchschnitten, verläuft dort allerdings bereits in einem breiten Sohlenkerbtal. An ihrer Mündung hat sie einen ausladenden Schotterfächer gebildet, der die Laufverlagerung des Neckars nach Norden bewirkte und auf dem Teile der heutigen Tübinger Südstadt erbaut wurden. Die Ablagerung dieses Mündungsdeltas führte zu einer Laufverlangsamung und zur Auffüllung des Sohlenkerbtals bis Dußlingen. In Ofterdingen fließt die Steinlach auf der leicht nach Südosten einfallenden Arietitenkalkbank, einer fossilreichen Schicht des Schwarzen Jura (Lias) Alpha. Ein Abschnitt des Bachbettes zwischen Schillerstraße und Uhlandstraße wurde als geologisches Naturdenkmal "Ofterdinger Schneckenpflaster" unter Schutz gestellt, da dort besonders viele Steinkerne des namengebenden Ammoniten Arietites bucklandi an der Oberfläche liegen und betrachtet werden können. Der Eintritt der Steinlach in die Schichten des Lias Alpha bei Ofterdingen hat auch die Ablenkung des Laufs nach Nordosten mit bewirkt und führte zur Entstehung des Wasserfalls unterhalb des Ortes.
Bedingt durch das humide Klima mit auf das Jahr verteilten ergiebigen Niederschlägen und der damit zusammen hängenden fast ständigen Gebietswasserspende, kam es entlang der Steinlach zu zahlreichen altgermanischen Ortsgründungen (Mössingen, Ofterdingen, Dußlingen). Die germanischen Bauernsippen nutzten die Steinlach für Trink- und Brauchwasserzwecke und als Vorfluter für ihre Abwässer. Das dauerhafte Wasserdargebot der Steinlach und das Vorhandensein von Abschnitten mit starkem Gefälle führte früh schon zur Ansiedlung von Mühlen (Obere Mühle, Untere Mühle, Nehrener Mühle u.a.) und mit Beginn der Industrialisierung auch von Industrie mit hohem Wasser- und Energiebearf (z.B. Textilbetriebe, später auch chemische Industrie). Wasserentnahme und Einleitung von Abwässern wirkten sich stark auf das Wasserregime der Steinlach sowie auf deren Gewässergüte aus. Der natürlche Lauf der Steinlach wurde durch Bachbegradigung zwischen Dußlingen und Tübingen nachhaltig beeinträchtigt. Diese ar für die Sicherung der Vrkehrswege im Steinlachtal und der Tübinger Südstadt vor Steinlach-Hochwässern nötig geworden.