Luise Hensel
Luise Hensel (* 30. März 1798 in Linum in Brandenburg; † 18. Dezember 1876 in Paderborn) war eine religiöse Dichterin.
Luise Hensel, die Schwester des Malers Wilhelm Hensel, wurde am 30. März 1798 zu Linum in Brandenburg geboren. Sie siedelte nach dem Tode des Vaters mit ihrer Mutter 1809 nach Berlin über, wo sie 1818 zur katholischen Kirche übertrat. Klemens Brentano, der in heftiger Leidenschaft für sie erglühte, reichte sie ihre Hand nicht, trug aber wesentlich zu der innern Wandlung des romantischen Dichters bei.
1819 ward sie Gesellschafterin bei einer Fürstin Salm, 1821 Lehrerin bei der Witwe Graf Friedrich Leopolds von Stolberg; von 1833 bis 1837 lebte sie wieder in Berlin, danach bis 1840 zu Stift Neuburg im Haus der Gattin Fritz Schlossers, später in Köln, in Wiedenbrück bei Paderborn und zuletzt in Paderborn selbst, wo sie am 18. Dez. 1876 starb.
Ihre "Gedichte", zuerst mit Gedichten ihrer Schwester Wilhelmine (s. unten) vereinigt (hrsg. von Kletke, Berl. 1858), zeichneten sich hauptsächlich durch den Geist milder, inniger und sehnsüchtiger Frömmigkeit aus; ihr Abendlied "Müde bin ich, geh' zur Ruh'" zählt zu den Perlen der deutschen religiösen Lyrik. Einer vollständigen Sammlung der "Lieder" (hrsg. von Schlüter, Paderb. 1869; 6. Aufl. 1886) folgten: "Briefe der Dichterin Luise H." (das. 1878).
Luises jüngere Schwester, Wilhelmine H., geb. 11. Sept. 1802, von 1851 bis 1876 Vorsteherin des Elisabethstifts zu Pankow bei Berlin, seitdem in Charlottenbarg wohnhaft, trat gleichfalls als Dichterin hervor, zuerst in der oben erwähnten von Kletke herausgegebenen Sammlung, neuerlich mit "Gedichten" (hrsg. von Schlüter, Paderb. 1882).
[Dieser Artikel basiert auf dem Artikel aus Meyers Konversationslexikon von 1888-90.]
Lyrische Kostprobe
- Müde bin ich
- Müde bin ich, geh' zur Ruh',
- Schließe beide Äuglein zu;
- Vater, laß die Augen dein
- Über meinem Bette sein!
- Hab' ich Unrecht heut' gethan,
- Sieh' es, lieber Gott, nicht an!
- Deine Gnad' und Jesu Blut
- Macht ja allen Schaden gut.
- Alle, die mir sind verwandt,
- Gott, laß ruhn in deiner Hand!
- Alle Menschen, groß und klein,
- Sollen dir befohlen sein.
- Kranken Herzen sende Ruh',
- Nasse Augen schließe zu;
- Laß den Mond am Himmel stehn
- Und die stille Welt besehn!
Literatur
- Reinkens, Luise Hensel und ihre Lieder (Bonn 1877, auf einer Selbstbiographie der Dichterin beruhend).
- Bartscher, Der innere Lebensgang der Dichterin Luise Hensel (Paderb. 1882).
- Binder, Luise Hensel, ein Lebensbild (Freiburg 1885).
- <Hensel,> 3) Luise, in: Meyers Konversationslexikon, 4.Aufl. 1888-90, Bd.8, S.387.