Andikythira
Andikythira (Αντικύθηρα)
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Gewässer | Ionisches Meer | |
Inselgruppe | Ionische Inseln | |
Geographische Lage | 35° 52′ N, 23° 18′ O | |
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Länge | 10,5 km | |
Breite | 3,5 km | |
Fläche | 19,776 km²[1] | |
Höchste Erhebung | 378 m | |
Einwohner | 68 (2011) | |
Hauptort | Potamos |
Andikythira (Aussprache [andiˈkʲiθira], griechisch Αντικύθηρα (n. pl.), nach altgriechischer Transkription Antikythēra) ist eine kleine griechische Insel zwischen Kythira und Kreta. Sie kam mit den übrigen Ionischen Inseln 1864 zu Griechenland und bildete bis 2010 eine selbständige Landgemeinde im attischen Präfekturbezirk Piräus. 2011 wurde sie mit der Nachbarinsel Kythira zur Gemeinde Kythira zusammengeschlossen. Die Gesamtfläche beträgt 20 Quadratkilometer. Auf der Insel wohnen nur 68 Einwohner ständig,[2] in den Sommermonaten steigt die Zahl der Einwohner jedoch auf mehrere hundert an.
Wesentlicher Wirtschaftsfaktor ist heute der Tourismus. Die meisten Besucher der Insel werden in Ferienhäusern und Privatunterkünften untergebracht. Neben den antiken Ruinen sind vor allem einige Kapellen, Windmühlen und eine Wassermühle in Potamos von touristischem Interesse. An der Südspitze der Insel befindet sich ein Leuchtturm von 1926. Am 17. August feiern die Bewohner das Fest ihres Patrons, des Heiligen Myron von Kyzikos. Zu diesem Fest kommen bis zu tausend Menschen auf die Insel.
Zu Erreichen ist die Insel über regelmäßige Fährverbindungen von Piräus und Kissamos aus.
Geschichte
Die früheste nachgewiesene Besiedlung der Insel fällt ins Endneolithikum.[3] Seit der Frühbronzezeit (EB II) werden die Funde häufiger. Auch eine Besiedlung in frühminoischer Zeit ist belegt (FM III), mittelminoische Funde (MM III) sind jedoch deutlich häufiger. Funde aus der spätminoischen Zeit (LM) verweisen auf eine Verbindung nach Chania im westlichen Kreta. Die frühen Bewohner der Insel suchten sie vermutlich nur saisonal auf, um die hohe Anzahl an Zugvögel zu bejagen.[4]
In altgriechischen Quellen wird die Insel Aegila/Aigila (Αἴγιλα), Aegilia/Aigilia (Αἰγιλία) oder auch Ogylos (Ὤγυλος) genannt.[5] Die ältesten Funde datieren aus der Zeit von 3500 v. Chr. Es wurde ein Apollon-Heiligtum im antiken Ort Aigila gefunden.[6]
Vom vierten bis zum ersten Jahrhundert v. Chr. diente die Inselkilikischen Piraten als Basis. Der römische Feldherr Gnaeus Pompeius Magnus befreite die Insel im Zuge des Piratenkriegs ab 67 v. Chr. (lex Gabinia). Die Überreste einer Festung im Nordosten der Insel sind noch vorhanden und werden in den letzten Jahrzehnten intensiv erforscht.[7]
Die im Mittelalter herrschende Republik Venedig befestigte die italienisch Cerigotto („Kytherächen“, nach Cerigo = Kythira) benannte Insel im Jahre 1207, dennoch war der relativ abgelegene Ort weiter Ziel von Piratenangriffen. Aus dem 17. Jahrhundert sind die Namen Lii (griechisch Λιοί) und Sigilio (griechisch Σιγιλιό) belegt. Die heutigen Einwohner sind weitgehend Nachkommen von Siedlern, die 1792 aus Kreta auf die Insel kamen.
1797 fielen die Ionischen Inseln in französiche Hand, Antikythera selbst jedoch verblieb in venezianischem Besitz.
1815 wurde die Insel in das britische Protektorat, die Vereinigte Staaten der Ionischen Inseln, integriert. Mit dem Abkommen von London 1864 wurde die Republik der Ionischen Inseln endgültig Teil Griechenlands.
Von 1864 bis 1912 bildete die Insel den südlichsten Punkt Griechenlands, da Kreta in dieser Zeitspanne unter osmanischer Kontrolle stand.
→ Hauptartikel: Schiffswrack von Antikythera
Größere Bekanntheit erlangte die Insel im Jahr 1900 durch ein antikes Schiffswrack, das vor der Küste gefunden wurde. Unter den geborgenen Artefakten befanden sich ein Aufsehen erregendes Zahnradgetriebe, der so genannte Mechanismus von Antikythera, und der Jüngling von Antikythera, eine lebensgroße Bronzefigur.
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Jüngling von Andikythera
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Fragmente des Antikythera-Mechanismus
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Bronzekopf eines Philosophen
Die Insel wird im Rahmen des gemeinsamen Antikythera-Projektes der Trent University (Kanada), des University College London und des Archäologischen Dienstes des griechischen Kulturministeriums systematisch und flächendeckend begangen.[8] Unterwasserarchäologen untersuchen auch immer wieder den Meeresboden um das Schiffswrack. 2017 wurden weitere Artefakte gefunden.[9]
Fauna
Aufgrund seiner geografischen Lage bildet Antikythera ein äußerst wichtigen Zwischenstopp für eine Vielzahl an europäischen Zugvögeln. Förderlich hierfür sind auch die Nord-Süd-Ausrichtung des Eilands sowie der geringe Umfang an menschlichem Einfluss.[10] Mit über 1300 Brutpaaren bildet die Insel zudem die weltweit mit Abstand größte Brutbasis für den Eleonorenfalken (Falco eleonorae).[11]
Die Hellenic Ornithological Society betreibt auf der Insel das einzige ständige Vogelobservatorium Griechenlands, das Antikythera Bird Observatory (A.B.O). Das Institut katalogisiert Vogelbestände und deren Bewegung und betreibt Projekte zur umfassenden Beringung der Tiere.[12]
Die große Population der Kretischen Wildziege (Capra aegagrus cretica) stammt aus Umsiedlungsaktionen auf die umliegenden Inseln Kretas der Nachkriegszeit. Damit sollte sowohl die Ausrottung durch übermäßige Bejagung, aber auch die genetische Verwässerung durch unkontrollierte Kreuzungen mit der Hausziege vermieden werden.[13]
Die seltene Mittelmeer-Mönchsrobbe lebt an den Küsten der Insel und in den umliegenden Gewässern.
Seit April 2006 gehört die Insel und die nördlichen Gewässer darum dem Natura 2000-Programm der EU an.[14]
Persönlichkeiten
- Andreas Anagnostakis (1826–1897), Augenarzt und Rektor der Universität Athen [15][16]
Weblinks
- Antikythera Survey Project, www.ucl.ac.uk (englisch, griechisch)
Einzelnachweise
- ↑ Charles Arnold (Hrsg.): Die Inseln des Mittelmeers. Ein einzigartiger und vollständiger Überblick. 2. Auflage. marebuchverlag, Hamburg 2008, ISBN 3-86648-096-2.
- ↑ Ergebnisse der Volkszählung 2011 beim Nationalen Statistischen Dienst Griechenlands (ΕΛ.ΣΤΑΤ) ( vom 27. Juni 2015 im Internet Archive) (Excel-Dokument, 2,6 MB)
- ↑ Antikythera Survey Project. Prehistoric Pottery. www.tuarc.trentu.ca, abgerufen am 3. Juli 2016 (englisch).
- ↑ Andrew Bevan, James Conolly, Aris Tsaravopoulos: The fragile communities of Antikythera. In: Archaeology International. Band 10, Nr. 0, 1. September 2007, ISSN 2048-4194, S. 32–36, doi:10.5334/ai.1007 (ai-journal.com [abgerufen am 19. Oktober 2020]).
- ↑ Stephanus of Byzantium, Ethnica, O706.3
- ↑ Kythira.info abgerufen am 26. Februar 2020
- ↑ Andrew Bevan, James Conolly: Intensive Survey Data from Antikythera, Greece. In: Journal of Open Archaeology Data. Band 1, Nr. 0, 15. Februar 2012, ISSN 2049-1565, S. e3, doi:10.5334/4f3bcb3f7f21d (metajnl.com [abgerufen am 19. Oktober 2020]).
- ↑ Antikythera Survey Project. Introduction. www.tuarc.trentu.ca, abgerufen am 3. Juli 2016 (englisch).
- ↑ 2017 Return to Antikythera Expedition youtube.com; Antikythera shipwreck yields statue pieces and mystery bronze disc nature.com, abgerufen am 10. Oktober 2017
- ↑ Antikythira Bird Observatory - Antikythira Bird Observatory (ABO) - Hellenic Ornithological Society. Abgerufen am 19. Oktober 2020.
- ↑ Anastasios Dimalexis, Stavros Xirouchakis, Danae Portolou, Panagiotis Latsoudis, Giorgos Karris: The status of Eleonora’s Falcon (Falco eleonorae) in Greece. In: Journal of Ornithology. Band 149, Nr. 1, ISSN 1439-0361, S. 23–30, doi:10.1007/s10336-007-0207-4.
- ↑ Actions for birds - Hellenic Ornithological Society. Abgerufen am 19. Oktober 2020.
- ↑ Masseti, Marco.: Atlas of terrestrial mammals of the Ionian and Aegean islands. De Gruyter, Berlin 2012, ISBN 978-3-11-025458-7.
- ↑ N2K GR3000008 dataforms. Abgerufen am 19. Oktober 2020.
- ↑ Katalog der Deutschen Nationalbibliothek. Abgerufen am 19. Oktober 2020.
- ↑ Σαν Σήμερα .gr: Ανδρέας Αναγνωστάκης. Abgerufen am 19. Oktober 2020 (griechisch).