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Knish

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Knish, gefüllt mit Kartoffelpüree und gebratenenZwiebeln

Knish (Mehrzahl englisch: knishes, das „k“ wird ausgesprochen) ist ein kissenartiges Gebäck der jüdisch-amerikanischen Küche, eine Art Pirogge, die meistens mit Kartoffelbrei und Röstzwiebeln gefüllt ist. Knishes können rund oder quadratisch, gebraten oder gebacken, süß oder herzhaft sein. Die eckigen Knishes werden gewöhlich aus Kartoffeln hergestellt und gebraten, die runden werden verschiedenartig gefüllt z. B. mit Spinat, Buchweizengrütze [Kasha], Pastrami oder Leber. Süße Varianten werden mit Frucht-Frischkäse gefüllt.[1] Seit den 1990er Jahren werden kommerzielle "Knishes" mit Sauerkraut, Zwiebeln, Kohl und Käse, oder auch mit Brokkoli, Spinat, vegetarischem Chili, gerösteten Zwiebeln und geröstetem Knoblauch oder „southwestern rice and bean“ (Reis und Bohnen) verkauft.[2]

Kish ist zur kulturellen Ikone und zum Synonym für "das Jüdische" in New York geworden, aber auch in Pittsburgh, London und Winnipeg. Dem Kish wurde auf Bühnen und Bildschirmen vielfältige Rollen zugedacht: vom Comic-Charakter, über ungezogene Dame bis vertrauenswürdiger Kumpel.[3]

Knish from Shimmel, lower east side, Manhattan, NYC

Geschichte und Wortherkunft

Eine Legende besagt, dass die Knishes aus der polnischen Stadt Knyszyn stammen; die erste bekannte Erwähnung findet sich in einem polnischsprachigen Gedicht aus dem Jahr 1614.[1] Der Name stammt aus dem ukrainischen Jiddisch (von "knittern"). Knishes haben die Vereinigten Staaten um 1900 mit den russisch-, ukrainisch- und belarussisch-jüdischen Einwanderern erreicht. In New York wurde der Knish dann zu einem panjüdischen Essen. Seine ursprüngliche Form war die eines runden Brötchens, wobei die üblichen Füllungen aus Kartoffelpüree oder Buchweizen waren. Er wurde als heißer Snack auf den Straßen New Yorks verkauft, als warmes Mittagessen für Arbeiter.

Yonah Schimmel, ein rumänischer Rabbiner, der Knishes mit Senf aus seinem Handwagen auf der Lower East Side und sonntags auf Coney Island verkaufte, gründete 1910 neben einem jiddischen Theater eine eigene Bäckerei an der Houston Street (Yonah Shimmel's Knish Bakery). Als jüdische Amerikaner in die Mittelschicht aufstiegen, wurden Knishes zu einem ethnischen Kennzeichen bei Lebenszyklusfeiern (Bar Mitzwa etc.) in Form quadratischer und rechteckiger winziger Vorspeisen. Fleisch- und Leberfüllungen spiegelten den erhöhten Wohlstand wider.

In Kultur und Sprache

Der runde, mit Kartoffeln gefüllte Knish wurde zu einer amerikanisch-jiddischen Metapher für:

  • Dummheit („das Gehirn eines Knish“),
  • unerwartetes Glück („von einem Knish getroffen werden“ – Belohnung anstatt Strafe)
  • sexuelle Gefälligkeiten („auf der Suche nach etwas Knish“).[2]
  • aufgrund der Art und Weise, wie es gefaltet ist, ist Knish ein Euphemismus für die Vagina.[4]

In einer Sitcom von 1950 war das Zubereiten von Knishes ein Akt der Hingabe für Familie und Haushalt. 1952 bastelte ein ehemaliger Marinepilote des Zweiten Weltkriegs in einem beliebten Kinderprogramm eine Figur Kish aus einem Bodenwischer-Mopp. In den 1970er bis 1980er Jahre war Kish ein beliebtes Thema in verschiedenen Sitcoms zur Hauptsendezeit.

1996 präsentierte ein Spin-off der Muppet Show eine Punkrock-Parodie für Erwachsene, worin Kish thematisiert wurde, und in Woody Allens Komödie Whatever Works – Liebe sich wer kann wird die Frage, was Knishes seien, mit der Aussage beantwortet: They're delicious! I don't know what's in them and I don't want to know what's in them. Don't even talk about it![3]

Zubereitung

Die weitverbreitesten Varianten sind Kishes mit Kartoffelbrei-, Kascha- und Käsefüllungen. Der tpisch aschkenasische Teig wird mit Kartoffeln zubereitet, ist weniger knusprig als gewöhnlicher Teig. Aufgrund seiner zarten und feuchten Beschaffenheit platzt er beim Backen auf. Der Teig aus Kartoffelbrei, Mehl, Eiern, Pflanzenfett, koscherem Salz und Kurkuma wird ausgewalkt, in Quadrate geteilt, auf jedes etwas Füllung gegeben. Dann werden die Ecken des Teigvierecks über die Füllung geschlagen und zusammengekniffen. Dann werden die Knishes mit der Saumseite nach unten gebacken.[5]

Literatur

  • Leo Rosten, Jiddisch. Eine kleine Enzyklopädie, dtv, 2010, Seite 316
Commons: Knish – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Andrew F. Smith: Savoring Gotham: A Food Lover's Companion to New York City. Oxford University Press, 2015, ISBN 978-0-19-939702-0, S. 322 (google.de [abgerufen am 16. Oktober 2020]).
  2. a b Smith, Andrew F.: The Oxford encyclopedia of food and drink in America. 2nd ed Auflage. Oxford University Press, New York, NY 2013, ISBN 978-0-19-973496-2, S. 434.
  3. a b Laura Silver: Knish: In Search of the Jewish Soul Food. Brandeis University Press, 2014, ISBN 978-1-61168-545-9, S. 137 (google.de [abgerufen am 16. Oktober 2020]).
  4. Gene Bluestein: Anglish/Yinglish: Yiddish in American Life and Literature. University of Nebraska Press, 1998, ISBN 978-0-8032-1914-4, S. 51 (google.de [abgerufen am 15. Oktober 2020]).
  5. Gil Marks: Olive Trees and Honey: A Treasury of Vegetarian Recipes from Jewish Communities Around the World. Houghton Mifflin Harcourt, 2008, ISBN 978-0-544-18750-4 (google.de [abgerufen am 15. Oktober 2020]).