Reinhold Rieckmann
Reinhold Rieckmann, (* 3. September 1942 in Hamburg), ist ein deutscher Keramiker und Grafiker, .
Leben und Werk
Vor seiner akademischen Ausbildung absolvierte Reinhold Rieckmann von 1958 bis 1961 zunächst eine Lehre als Keramiker, die er mit der Gesellenprüfung abschloss. Im Anschluss daran machte er zusätzlich eine Lehre als Chemigraph, nach deren Abschluss er die Keramikschule in Landshut bis 1966 besuchte. Nach der Meisterprüfung beginnt Rieckmann im Jahr 1966 an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste in Kassel das Studium der Keramik bei Walter Popp und für Plastik bei Harry Kramer.
Nach dem erfolgreichen Abschluss seiner Studien an der Kunsthochschule wurde er von 1971 bis 1973 Lehrbeauftragter für Keramik an der neugegründeten Gesamthochschule Kassel. Parallel zu seinem Lehrauftrag studierte Rieckmann bis 1975 Grafik bei Heinz Nickel.
Durch Walter Popp kam Rieckmann 1966 mit Jakob Wilhelm Hinder in Deidesheim in Verbindung. Hinder zeigte Rieckmanns Werke in Verkaufsausstellungen, erwarb Arbeiten für seine keramische Museumssammlung und schrieb im Jahr 1976 zur Keramik von Reinhold Rieckmann in der Keramischen Zeitschrift. Nach den ersten Ausstellungsbeteiligungen erfolgten Ankäufe von Museen wie dem Hetjens-Museum in Düsseldorf und vom Kunstgewerbemuseum in Köln.
Ab 1968 beteiligte sich Rieckmann in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen in nahezu allen deutschen Zentren für Keramik und der bildenden Kunst und im Ausland.
1973 richtete er eine Werkstatt für Keramik in Kassel ein. Seit der Verlegung des Wohnorts 1976 nach Gudensberg-Dissen betreibt er dort seine Werkstatt.
Rieckmann verfügt über eine breitgefächerte Ausbildung, die ihm seine künstlerische Laufbahn ermöglichte. Verwandte er anfangs die Rezepturen von Walter Popp für die Glasuren seiner keramischen Arbeiten, so entwickelte er mit den Jahren eigene Glasuren selbst unter Verwendung von Feldspat, Gesteinsmehl, Holz, Stroh, Basalt, Grasasche und Thomasmehl. Seine Arbeiten brennt er oxidierend und reduzierend im Elektro- und Gasofen bei 1280 Grad, wobei er seine Glasurergebnisse durch wiederholte Brennvorgänge erreicht.
Schon zu Beginn seiner Studienzeit fertigte Rieckmann erste Plastiken, Baukeramiken und keramische Reliefs bis zu einer Größe von 100 x 160 cm. Ende der 60-ziger Jahre erstellte er dann Plastiken aus anderen Materialien wie beispielsweise Stahl. Ab 1966 entwickelte Rieckmann eine eigene Formensprache mit auf der Drehscheibe gefertigten stereometrischen Körpern, auch in Verbindung mit gebauten Elementen, die in Aufbau, Anordnung, Kombination der Drehteile und Glasurauftrag die eigenständige Auffassung dokumentierten.
Ab 1970 entwickelte Rieckmann Wasserschlierenglasuren zur Betonung der malerischen Komponente in der Oberflächengestaltung und -behandlung.
In den achtziger Jahren entstanden Tempelruinen und Architekturfragmente, die sich zusammen mit später gestalteten Werkgruppen in Themen wie "Bunkerfragmente", "Reste der Diktatur", "Gefangenschaft", "Wege zur Macht" oder "Unsichere Machtverhältnisse" sich wiederfanden. Bei der Beschäftigung mit der Symbolik der Architektur gestaltete Rieckmann schwarzmatt glasierte, Architekturfragmenten ähnliche Plastiken.
Mitte der achtziger Jahre entstanden Wandplatten und Wandobjekte Durch Abdecken mit Japanpapier und dem Auftragen mehrerer Glasuren mit Pinsel und Spritzpistole erzielte Rieckmann eine zeichnerische und malerische Oberflächenwirkung.
Seit ca. 2000 widmete sich Rieckmann wieder parallel zur Keramik der Grafik. So entstanden unter anderem großformatige Fotos und farbige Drucke auf Leinwand. Als Druckstöcke wurden entsorgte, zertrümmerte Grabsteine benutzt.
Reinhold Rieckmann ist Gefäßkeramiker, Bildhauer und Objektkünstler, der genreübergreifend seine Kenntnisse in Keramik, als Chemiegraph, Bildhauer und Fotograf einsetzt und nutzt.
Begleitend zu seiner Arbeit als Künstler wurde er Mitglied im Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler, BBK Kassel-Nordhessen e.V. und war dort Vorsitzender von 1989 bis 1998. Im selben Zeitraum war er von 1990 - 2000 Mitglied der Ankaufskommission für Gegenwartskunstder Staatlichen Kunstsammlungen Kassel. Und in den Jahren von 1992 und 1996 wirkte er mit an der Konzeption und Koordination der BBK-Ausstellungen "Zeichnungen I und II" im Kulturhaus Dock 4, Kassel.
Reinhold Rieckmann ist verheiratet. Er lebt und arbeitet in Gudensberg-Dissen / Hessen.
Ehrungen
- 1973 1. Richard-Bampi-Preis, Kestner-Museum Hannover [1]
- 2006 Preis der Lotte-Reimers-Stiftung, Theodor-Zink-Museum Kaiserslautern
Einzelausstellungen (Auswahl)
- 1972 Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg
- 1974 Städtische Galerie Delmenhorst, Delmenhorst
- 1976 Mittelrhein-Museum Koblenz
- 1992 Museum für moderne Keramik, Deidesheim, zusammen mit Lotte Reimers,
- 1994 Grassimuseum Leipzig Piranesi - Faszination und Ausstrahlung,
- 1998 Grassimuseum Leipzig, „Keramische Plastiken, Gefäßkeramik und Wandobjekte aus drei Jahrzehnten“
- 2002 Oberhessisches Museum Gießen
- 2003 Wolfgang-Bonhage-Museum Korbach
- 2003 Museum Eckernförde
- 2004 Ostholstein-Museum Eutin
- 2004 Emslandmuseum Schloß Clemenswerth, Sögel
- 2008 Töpfermuseum Duingen, „Gefäßkeramik und keramische Plastiken“
- 2014 Museum für Angewandte Kunst (Gera), „Keramische Welten“
- 2017 Keramik-Museum Bürgel, „Gedanke und Form“
- 2017 Dornburger Schlösser, Rokokoschloss Dornburg
Arbeiten in öffentlichen Sammlungen (Auswahl)
- Berlin, Keramik-Museum Berlin
- Braunschweig, Städtisches Museum (Braunschweig)
- Coburg, Kunstsammlungen der Veste Coburg
- Edenkoben, Moderne Keramik des 20. Jahrhunderts Villa Ludwigshöhe,
- Frechen, Keramion
- Gera, Museum für Angewandte Kunst (Gera)
- Gießen, Oberhessisches Museum
- Gotha, Museum Schloss Friedenstein
- Halle/Saale, Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt Moritzburg (Halle)
- Hamburg, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
- Höhr-Grenzhausen, Keramikmuseum Westerwald
- Kaiserslautern, Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern
- Kaiserslautern, Theodor-Zink-Museum
- Karlsruhe, Badisches Landesmuseum
- Kassel, Hessisches Landesmuseum Museen in Kassel
- Kassel, Neue Galerie Museen in Kassel
- Kellinghusen, Museum Kellinghusen
- Koblenz, Mittelrhein-Museum
- Köln, Museum für Angewandte Kunst Köln
- Leipzig, Grassimuseum, Museum für Angewandte Kunst
- Mannheim, Kunsthalle Mannheim
- Marburg, Universitätsmuseum Kunstgebäude der Philipps-Universität Marburg
- München, Die Neue Sammlung
- Oldenburg, Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg
- Osnabrück, Kulturgeschichtliches Museum Osnabrück
- Römhild, Schloss Glücksburg (Römhild)
- Schleswig, Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum Schloss Gottorf
- Sögel, Emslandmuseum Schloss Clemenswerth
- Stuttgart, Landesmuseum Württemberg
- Valencia, Museo Nacional de Cerámica
Bibliographie
- Reinhold Rieckmann/Lotte Reimers: Keramik, Begleitpublikation zur Ausstellung, 24. Juni bis 4. Oktober 1998, Grassi Museum Leipzig, Museum für Kunsthandwerk, Verlag: Leipzig: Museum für Kunsthandwerk - Leipzig: Freundes- und Förderkreis Museum für Kunsthandwerk, Grassimuseum, 1998
- Reinhold Rieckmann: Keramiken, Gefässe u. Objekte, Museum für Moderne Keramik, Deidesheim, 6. - 19. Oktober 1979, Hrsg.: Museum für Moderne Keramik, Deidesheim/Weinstrasse, 1979
Literatur
- Ingrid Vetter: Walter Popp und seine legendäre "Kasseler Schule", Museum für moderne Keramik Deidesheim e.V., Seiten 10 + 11, 22, 27, 2014, ISBN 978-300-046094-4
- Ingrid Vetter: Moderne Keramik des 20. Jahrhunderts, Arnoldsche, Stuttgart, Seiten 21, 27-28, 35, 40, 42, 44-45,73, 108, 193, 207-209, 242, 2007, ISBN 978-3-89790-275-6.
- Ingrid Vetter: Reinhold Rieckmann – Gefäßkeramik und Objekte, in: KERAMOS 177, Juli 2002, S. 105-110.
- Harald Kimpel/Reinhold Rieckmann: Keramische Plastiken, Wandobjekte, Drucke, Ausstellungskataloge: Oberhessisches Museum Gießen, 12.07.2002-08.09.2002, Gießen; Städtisches Museum Korbach, 26.01.2003-06.03.2003, Korbach; Museum Eckernförde, 23.03.2003-04.05.2003, Eckernförde; Ostholstein-Museum Eutin, 07.12.2003-25.01.2004, Eutin; Verlag Gudensberg,
- Friedrich-Karl Baas/Dagmar Ruhlig-Lühnen/Olaf Thormann: Zwischen Vergangenheit und Zukunft - Keramiken von Lotte Reimers + Reinhold Rieckmann und Glasobjekte von Florian Gawlowski, Begleitheft zur Sonderausstellung im Glasmuseum Immenhausen vom 19. Januar bis 2. April 2002, Herausgeber: Gesellschaft der Freunde der Glaskunst Richard Süßmuth e.V., 2002
- Ingrid Vetter: Keramik in Deutschland - 1955 - 1990, Arnoldsche, Stuttgart, Seiten 21 f., 57, 108-114, 161, 166, 201-205, 217, 219, 258-262, 1997, ISBN 3-925369-77-5.
- Ingrid Vetter: Lotte Reimers - Reinhold Rieckmann : Keramiken, 26. September - 11. Oktober 1992, Museum für Moderne Keramik, 1992
- Harald Kimpel/Reinhold Rieckmann: keramische Plastiken" - 1966 bis 1996, Katalog des Bundesverbandes Bildender Künstler Kassel, Nordhessen / Herausgeber: Bundesverband Bildender Künstler Kassel/Nordhessen ; Koordination: Dr. Stefan Mitzlaf, 1996
- Jakob Wilhelm Hinder: Zur Keramik von Reinhold Rieckmann, in: Keramische Zeitschrift 28,(2) 1976
Weblinks
- Webseite Reinhold Rieckmann
- Literatur von und über Reinhold Rieckmann im Katalog der Deutschen Nattionalbibliothek
Einzelnachweise
- ↑ Richard-Bampi-Preis: Die bisherigen Preisträger der Wettbewerbe um den Richard-Bampi-Preis sind: Reinhold Rieckmann, 1. Preis 1973
Kategorie:Keramiker
Kategorie:Bildender Künstler
Kategorie:Grafiker
Kategorie:Fotograf
Kategorie:Hochschullehrer
Kategorie:Geboren 1942
Kategorie:Mann
Personendaten | |
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NAME | Rieckmann, Reinhold |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Keramiker, bildender Künstler, Grafiker, Hochschullehrer |
GEBURTSDATUM | 1942 |
GEBURTSORT | Hamburg |
STERBEORT | [[]] |