Blues
Blues ist eine vokale und instrumentale Musikform, die sich aus den Work-Songs der afro-amerikanischen Sklaven im Amerika des 19. Jahrhunderts entwickelt hat.
Zu den Texten:
Im eigentlichen Blues singt jemand von sich selbst - in der Ich-Form. Inhaltlich drehen sich die Texte üblicherweise um die Härten und Ungerechtigkeiten des Lebens, weshalb der Blues einen ungerechtfertigten Ruf als trübselige Musik erhalten hat - obwohl die Texte oft ausgelassen und lustig sind.
Eine Strophe im frühen Blues besteht meist aus zwei Zeilen. Die erste Zeile wird wiederholt. In der folgenden Zeile findet sich eine Art inhaltliche Reaktion: eine Antwort, Erklärung, Begründung, Fortführung und so weiter. Beispiel:
- Woke up this morning with the blues down in my soul
- Woke up this morning with the blues down in my soul
- Saying "My baby gone and left me, got a heart as black as coal"
Zur Musik:
Der melodische Aufbau einer Strophe entspricht dem inhaltlichen. Typisch sind die so genannten Blue Notes aus: die verminderte Terz und die kleine Septime der jeweiligen Dur-Tonleiter.
Die Songs basieren meist auf der zwölftaktigen Form, der Tonika, Subdominante und Dominante zu Grunde liegen: Auf vier Takte Tonika folgen je zwei Takte mit Subdominante, Tonika, Dominante, Tonika. Dieses Schema wurde im Lauf der Zeit zwar erweitert, in seinen Grundfunktionen blieb es jedoch immer unangetastet. Neben der zwölftaktigen Standardform gibt es eine Reihe weiterer Bluesformen.
Zur Geschichte des Blues:
Frühe Formen des Blues entstanden in den südlichen Teilen der Vereinigten Staaten im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, wobei einfache Instrumente wie die akustische Gitarre und die Mundharmonika (Blues Harp) verwendet wurden. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hatte der Blues größten Einfluss auf die Entwicklung (sowohl in harmonischer als auch struktureller Hinsicht) und die Technik von Blues-Sängern wie Bessie Smith und Big Mama Thornton. In den 1940ern und den 1950ern führte die zunehmende Verfeinerung und der Einsatz von Verstärkern zum elektrischen Blues, der in Städten wie Chicago populär wurde und für den Künstler wie Howlin' Wolf und Muddy Waters die besten Beispiele darstellen. Aus dem elektrischen Blues entwickelte sich dann schließlich der Rock and Roll.
In den 1960ern und 1970ern wurden Musiker wie Eric Clapton, Janis Joplin und Jimi Hendrix sowohl von akustischen als auch von elektrischen Blues-Musikern beeinflusst, wodurch auch ein jüngeres Publikum den Blues kennen lernte.
Großen Einfluss hatte in diesem Zusammenhang auch das vom Konzertbüro Lippmann & Rau veranstaltete American Folk Blues Festival.
Seit damals ist der Blues sowohl in traditionellen als auch in neuen Formen in der Arbeit von Robert Cray, Bonnie Raitt und anderen weiter gediehen. Auch die bekannte Jazz-Sängerin Cassandra Wilson nahm 2002 ein Blues-Album auf.
Auch die Musik des Jazz-Musikers Herbie Hancock verwendet Motive des Blues.
In Deutschland hat sich vor allem die PeeWee-Bluesgang aus Iserlohn einen Namen als hervorragende Live-Band gemacht. Sehr guten Blues gibt es auch von der Reutlinger Gruppe Blueskraft, die regelmäßig mit dem US-Bluesmusiker Louisiana Red auf Tournee geht.
Siehe auch: Liste bekannter Bluesmusiker, Boogie-Woogie
Literatur
- Alfons Michael Dauer (1983): Blues aus 100 Jahren, 43 Beispiele zur Typologie der vokalen Bluesformen. ISBN 3-596-22952-9.
- Carl-Ludwig Reichert (2001): Blues - Geschichte und Geschichten. Mit Audio-CD. ISBN 3423242590.
- Bill Wyman (2001): Blues - Geschichte, Stile, Musiker, Songs & Aufnahmen. ISBN 3-88472-525-4