Bildagentur
Eine Bildagentur ist eine Agentur zum Vermarkten von Bildern, sei es Fotografien, Illustrationen oder auch Filmmaterial ("footage").
Lizenzierung
Im Wesentlichen kann man hier zwischen lizenzpflichtigem (auch als "rights managed" oder mit dem Akronym "RM" bezeichnetem) sowie im Deutschen irrtümlicherweise als "lizenzfreiem" (im Englischen "royalty free" oder "RF") Bildmaterial unterscheiden.
Während bei lizenzpflichtigem Bildmaterial eine von Art und Umfang sowie Verwendungszweck abhängige Nutzungsgebühr oder Lizenz erworben wird, die nur für die vereinbarte Nutzung gilt, können "lizenzfreie" Bilder einmal erworben (oder "lizensiert") werden und können dann in der Regel unbegrenzt oft wieder verwendet werden. In der Regel sind bei lizenzfreiem Bildmaterial auch sämtliche Rechte geklärt, sodass RF-Bilder in jedem Kontext und zu jedem Zweck (Werbung) verwendet werden können. Sofern Personen auf den Bildern sichtbar sind, liegt so in der Regel ein gezeichnetes "Model Release" vor, das prospektive Lizenznehmer von nachträglichen Anspuchsforderungen der abgebildeten Personen freistellt. Insbesondere im Bereich der Werbung wird gerne auf "lizenzfreies" Bildmaterial (,das häufig auf themenbezogenen CD-Kollektionen angeboten wird) zurückgegriffen. Im editorialen Bereich dagegen wird hauptsächlich auf lizenzpflichtiges Bildmaterial zurückgegriffen. Zu nahezu 100 % ist das von Presseagenturen angebotene aktuelle Bildmaterial lizenzpflichtig. In letzter Zeit ist der Trend zu beobachten, beide "Welten" im Rahmen eines "easy licensing" einander anzunähern bzw. zu verschmelzen.
Geschichte
Das erste kommerzielle Bildarchiv ist das Bettman-Archiv aus New York City, das Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Einzug der Fotografie in die Presseberichterstattung gegründet wurde. Hier wurden zum ersten Mal für die Verwendung von professionellem Bildmaterial Lizenzgebühren erhoben. Im Laufe der Jahrzehnte konzentrierten sich in diesem Archiv zeithistorisch bedeutsame Aufnahmen in einer Konzentration und Qualität, dass es nicht übertrieben scheint, festzustellen, dass unser aller Bild von der Welt wesentlich von den Fotografien, die über dieses Archiv vermarkten wurden, geprägt wurde. Sei es die Invasion in der Normandie am D-Day, Marilyn Monroe auf dem U-Bahn-Schacht oder die Bilder von Lewis W. Hines zum Aufbau des Empire State Buildings in New York während der wirtschaftlichen Depression: die Urheberrechte lagen bei Bettman.
Einen Namen als Zeitgeist, Epochen, Ästhetik und unser Verständnis von Fotografie allgemein prägende Institution hat sich daneben vor allem das von Ikonen der Fotografie wie Henrie Cartier-Bresson gegründete und in Paris ansässige Bildarchiv Magnum erworben. Dieses Archiv monopolisierte nahezu, vor allem zwischen den 50er und 70er Jahren, die Bebilderung der großen Illustrierten der Welt, sei es Time Magazine, Life oder Paris Match und prägte damit unsere Vorstellung von der klassischen Fotoreportage.
Neben diesen geheilgten Stätten der Fotografie hatten sich parallel vor allem Bildarchive herausgebildet und etabliert, die dem Affen Zucker, also den Illustrierten und der Werbung Bildmaterial zuführten, die diese sorgefrei nutzen konnten. Gemeinsam war der Bilderbranche bis in die späten 80er Jahre, dass es vor allem mittelständische Unternehmungen waren, die hier aktiv wurden. Nur wenige Archive konnten signifikantere Marktanteile an sich ziehen und in Konzerngröße auswachsen. Doch im Zuge des Computerzeitalters sollte sich dies ändern.
Getty Images und Corbis sind die heute multinationale Konzerne und die größten Bildagenturen der Welt mit jeweils über 70 Millionen digitalisierten Bildern, von denen ein Teil über das Internet abgerufen und lizensiert werden kann. Beiden Agenturen ist gemeinsam, dass Sie erst vor relativ kurzer Zeit, d.h. Ende der 80er bzw. Anfang der 90er Jahre, entstanden sind und mit enormen finanziellen Ressourcen ausgestattet (Chef von Corbis ist Microsoft-Chef Bill Gates, von Getty der Milliardenerbe Mark Getty) sich systematisch die Rechte an Medieninhalten gesichert haben. So war eine der ersten Erwerbungen von Corbis das oben besprochene Bettman-Archiv, das danach erste einmal für Jahre in einem unterirdischem Bunker verschwand. Im Gegensatz zum beschaulichen Bildergeschäft vor Getty und Corbis steht dahinter die Vision, dass geistiges Eigentum das "Öl des 21. Jahrhunderts" ist (Mark Getty).
Die Geschäftspraktiken von Corbis und Getty sowie der allgemeine Zwang zur Digitalisierung hat die überwiegend mittelständisch geprägte Agenturlandschaft in den letzten Jahren tiefgreifend verändert. Während zahlreiche namhafte Archive ihren Betrieb aufgeben mussten, sind im Zuge der Digitalisierung neue Agenturen entstanden, die von Anfang an ihr Bildmaterial digital angeboten haben. Das Land mit der international größten Agenturdichte sowie den meisten angeschlossenen Technologieprovidern ist Deutschland.
Siehe auch: IPTC