Ring der O


Der Ring der O ist ein besonderer Fingerring, der seit den 90er Jahren ein im deutschsprachigen Raum verbreitetes Schmuckstück und Erkennungszeichen für Anhänger des BDSM ist. Er trägt seinen Namen nach einem Ring, den die Protagonistin O in dem klassischen BDSM-Roman Geschichte der O von Pauline Réage trägt.
Jedoch hat der Ring nach der Beschreibung in dem Roman ein völlig anderes Aussehen als der Ring, der heute als "Ring der O" bekannt ist. Im Buch ist der Ring ähnlich geformt wie ein Siegelring.
Zitat aus "Geschichte der O", ISBN 3-7766-0747-5, S. 74:
- "... Der Mann hielt ihr nun eine kleine Holzkette hin und bat sie, daraus einen Ring zu wählen, der an ihren linken Ringfinger passte. Es waren sonderbare Eisenringe, innen mit Gold gerandet; der breite, schwere Reif, ähnlich der Fassung eines Siegelrings, aber hochgewölbt, trug in Nielloarbeit ein goldenes Rad mit drei Speichen, die spiralenförmig gebogen waren, wie beim Sonnenrad der Kelten. "
Dieses Rad wird auch Triskele, „Dreibein“, genannt.
In der ersten Verfilmung des Romans wurde daraus jedoch ein Fingerring, an dem über eine kleine aufgesetzte Kugel ein kleiner Ring beweglich befestigt ist. Er ähnelt somit einer Ringschelle, wie sie in größerer Ausfertigung früher zum Anketten von Tieren oder Gefangenen verwendet wurden (vergleiche das Halsband auf dem Foto) und heute in der Szene beliebt sind. Inspiriert von diesem Film wurden Fingerringe mit diesem Aussehen in deutschsprachigen BDSM-Kreisen schnell populär.
Meistens ist es üblich, dass Tops den Ring an der linken Hand und Bottoms den Ring an der rechten Hand tragen. Dies hat den Vorteil, dass bei Tops, die Rechtshänder sind, die Schlaghand ohne Ring ist. Darüber hinaus wird auf diese Weise bei rechtshändrigen Bottoms die aktivere Hand symbolisch gebunden. Selten ist es dagegen genau umgekehrt. In der Literaturvorlage trug O den Ring als Bottom an der linken Hand. Aufgrund dieser unterschiedlichen Konvention kann man nicht mit absoluter Sicherheit von der Trageseite des Rings auf die bevorzugte BDSM-Rolle schließen. Man sollte also im Zweifelsfalle nachfragen. Switcher tragen den Ring gelegentlich an einer Kette um den Hals.
Seit Anfang der Neunziger Jahre findet sich das Design des Rings zunehmend auch außerhalb des BDSM-Kontextes wieder. Entsprechende Modellvarianten existieren beispielsweise in der Schmuckkollektion von Calvin Klein und wurden teilweise auch von auf jugendliche Zielgruppen spezialisierten Modehausketten vertrieben.
Im englischsprachigen Raum hat sich, angetrieben von The Emblem Project, ein anderes Symbol für „BDSM“ durchgesetzt, das in der Subkultur als „das Emblem“ bezeichnet wird und näher an das im Roman beschriebene Design des Rings der O angelehnt ist. Die „deutsche“ Ausführung des Rings der O beginnt international erst langsam Anhänger zu finden. Im Englischen wird der Ring meistens „Ring of O“ oder „O-Ring“ genannt. Die letztere Benennung ist allerdings missverständlich, da ein O-Ring eigentlich ein Dichtungsgummiring (z.B. in Wasserhähnen) ist.
Auch in Bezug auf Halsbänder ist von O-Ringen (hier im Gegensatz zu den ebenfalls gebräuchlichen D-Ringen) häufiger die Rede, hiermit ist in der Regel ein einzelner, besonders prägnanter Befestigungsring gemeint. Diese Bezeichnung stammt aus dem Englischen und bezieht sich lediglich auf die Form. Entsprechende Halsbänder werden oft von Bottoms getragen, die damit zu verstehen geben, dass sie in festen Händen sind.