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Silberfuchsfarm Hirschegg
Silberfuchsfarm Hirschegg, auch Silberfuchsfarm Hirschegg-Riezlern, war der erste mitteleuropäische Zuchtbetrieb für Silberfüchse.
Allgemein
Im Pelzhandel steht das Silberfuchsfell an der Spitze der so genannten Edelfuchsfelle, wie da sind Polarfuchsfelle, Blaufuchsfelle und Kreuzfuchsfelle.
Der Silberfuchs, zoologisch auch Schwarzsilberfuchs, ist eigentlich eine Farbvariante des Rotfuchses (Schwärzling), er galt um 1900 als „König der Pelztiere“. Diese außerordentliche Wertschätzung genoss das Fell bereits seit über 1000 Jahren. Als die wertvollsten wurden ursprünglich rein schwarze Felle angesehen. Für ein besonders schönes Fell wurden 1910 auf einer Londoner Auktion 10.000 Goldmark bezahlt. Mit dem Silberfuchs begann in den 1890er Jahren die planmäßige Zucht von Pelztieren.
Die ersten Silberfuchsfarmen entstanden in Kanada, die ersten europäischen in Skandinavien. Kurz nach Einrichtung der Farm in Riezlern gründeten Privatleute in Anbetracht der Verkaufserlöse, insbesondere auch für Zuchttiere, weitere Farmen: in Oberbayern, in den deutschen Mittelgebirgen und an der Elbe- und Wesermündung.[1] 1925 war dann das Jahr mit dem großen Boom in der Silberfuchszucht; in erheblicher Zahl entstanden Farmen in nahezu allen deutschen Gebieten.[2] Die „erste deutsche Silberfuchsauktion“, auf der allerdings „zum großen Teil mindere und minderste Ware versteigert“ wurde – die Züchter trennten sich bei der Gelegenheit von den weniger zur Zucht geeigneten Tieren – fand 1931 in Leipzig statt.[3]
Farmhistorie
Besonders engagiert an der Einrichtung einer deutschen Silberfuchsfarm war der Zoologe Reinhard Demoll. Bereits im Oktober 1918 suchte er nach einem geeigneten Ort. Im Jahr 1920 kam es zum Kontakt mit den Leipziger Rauchwarenhändlern, die er für die Idee einer Versuchsfarm gewinnen konnte.
Auf Betreiben Leipziger Rauchwarenhändler wurde 1920 die „Deutsche Versuchstierzüchterei edler Pelztiere GmbH“ gegründet und in Hirschegg-Riezlern, nahe Oberstdorf im Kleinwalsertal, eine Silberfuchsfarm finanziert. Im Jahr 1923 gelang hier die erste Nachzucht deutscher Silberfüchse. Zu den Gesellschaftern der Deutschen Versuchszüchterei edler Pelztiere gehörten prominente Leipziger Rauchwarenfirmen: Paul Erler (1853-1937), Friedrich Erler, Theodor Thorer, Heinrich Lomer, M. Bromberg & Co. Nachf. und andere.[4] Sie beauftragten Paul Schöps aus der Leipziger Rauchwarenhandelsfirma Friedrich Erler mit der Geschäftsführung der Silberfuchsfarm.[5]
Die Gründung fiel in die Inflationszeit und niemand wollte für das entwertete Geld seine Grundstücke verkaufen. Nur im zollfreien deutschen Kleinwalsertal war es möglich, ein Stück Land für die Farm zu erwerben.[6] Die Empfehlung für das Kleinwalsertal kam von einem Häusermakler aus Oberstdorf, der den Kontakt zu Pfarrer Julian Längle herstellte, der mit seinen Geschwistern im Schöntal zwei Anwesen besaß, die von der GmbH erwerben konnten.[7]
Im Jahr 1924 übernahm der Zoologe Fritz Schmidt die Leitung der Farm. Die Pelztierzucht war zu der Zeit in Deutschland noch kaum eingeführt, auch gab es keine Lehrbücher zu dem Themenkreis. Fritz Schmidt veröffentlichte seine Erfahrungen und Erkenntnisse regelmäßig in der seit 1925 herausgegebenen Fachzeitschrift „Die Pelztierzucht“.[8][9][10] Im Jahr 1927 nahm die Betreiberin der Farm Verbindung zur Sowjetunion auf und lieferte das für die dortige Zucht notwendige Zuchtmaterial. Im Januar 1928 wurde Schmidt in die Sowjetunion delegiert.[10] Dort richtete er als Erstes für den deutschen Unternehmer Rosen die heute noch im Ort Schirschinski (ru:Ширшинский) in Nachfolge bestehende Schirschensche Zuchtfarm ein.[11] Im Jahr darauf, 1929, übernahm Schmidt die wissenschaftliche Leitung der staatlichen russischen Zoofarm Puschkino, 30 km nordöstlich von Moskau gelegen, die er sechseinhalb Jahre lang betreute. Sie war die zentrale russische Lehrstelle und der Ausbildungsbetrieb für die Pelztierzucht, zugleich verbunden mit einer großen Zuchtfarm zur Belieferung mit hochwertigen Zuchttieren an andere neu errichtete Betriebe, sowie einer umfassenden Versuchsfarm. Ein erhebliches Aufgabengebiet war die wissenschaftliche Forschungsarbeit, die auf zahlreichen Gebieten und in enger Zusammenarbeit unter der Leitung einer Reihe von Moskauer Universitätsinstituten vorgenommen wurde.[12]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Friedrich Lorenz: Rauchwarenkunde. Selbstverlag, Berlin 1958, S. 143–145.
- ↑ Paul Schöps: Dem Andenken von Franz Sartorius. In „Hermelin“, XXXX Nr. 1 (1970), Hermelin-Verlag Dr. Paul Schöps, Frankfurt am Main, S. 36.
- ↑ Ewald Strümpfel: Was hat uns die erste Versteigerung deutscher Silberfüchse gelehrt? In: Der deutsche Pelztierzüchter, 1931 Nr. 8, S. 125–127.
- ↑ Walter Fellmann: Der Leipziger Brühl. VEB Fachbuchverlag, Leipzig 1989, S. 209. ISBN 3-343-00506-1.
- ↑ Dr. Paul Schöps 75 Jahre. In: Die Pelzwirtschaft Nr. 1, 1970, S. 53.
- ↑ R. Demoll: Zwanzig Jahre Pelztierzucht in Deutschland. In: „Der Rauchwarenmarkt“, Leipzig 21. März 1941, S. 5.
- ↑ Stefan Heim: Die Fuchsfarm in Hirschegg. Abgerufen am 8. Oktober 2020.
- ↑ Fritz Schmidt: Undatierter persönlicher Lebenslauf, Briefbogen Bremen (ca. um 1970). Sammlung G. & C. Franke.
- ↑ Paul Schöps: Die Farmzucht einheimischer Pelztiere. In: Der Rauchwarenmarkt, 19. Januar 1932, S. 2.
- ↑ a b Baran: Pioniere der Pelztierzucht - Dr. Fritz Schmidt wurde 70 Jahre alt. In: Das Pelzgewerbe, 1962 Nr. 4, Hermelin-Verlag, Berlin u. a., S. 168–169.
- ↑ http://shirsha.ru: Über die Firma (О компании) (russisch), Russkij sobol, FGUP (zuletzt abgerufen 3. Oktober 2018).
- ↑ Fritz Schmidt: Erinnerungen an Puschkino, die I. Moskauer Zoofarm. Zum Aufbau der Pelztierzucht in der Sowjetunion. In: Das Pelzgewerbe Nr. 2, 1966, Hermelin-Verlag Dr. Paul Schöps, Berlin u. a., S. 63–70.