Gask Ridge
Gask-Ridge | |
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Limes | Britannien |
Datierung (Belegung) | 1.–3. Jahrhundert n. Chr.? |
Typ | Kastell- und Wachturmkette |
Einheit | a) Legionen b) Auxilia |
Größe | Länge: 37 km |
Bauweise | Holz- und Grassodenziegel- Konstruktionen |
Erhaltungszustand | Wälle und Gräben von einzelnen Kastellen und Wachtürmen noch sichtbar. |
Ort | Perthshire und Central Region |
Geographische Lage | 56° 21′ 0″ N, 4° 0′ 5″ W |
Vorhergehend | Antoninuswall (südlich) |
Anschließend | (nördlich) |







Gask Ridge ist der Sammelbegriff für eine Reihe von Befestigungsanlagen in Schottland, die von den Römern im 1. Jahrhundert n. Chr. in der heutigen Grafschaft Perthshire, errichtet wurden. Diese Befestigungskette (im Verbund mit einer Militärstraße) markierte grob die Übergangslinie von Schottlands fruchtbaren Lowlands zu den Highlands, d.s. die gebirgigen unwirtlichen Hochlandregionen um das heutige Perth, Kinross und Angus. Sie bildete damit die nördlichste Grenze des römischen Imperiums. Ihre Besatzungen sollten Einfälle kaledonischer Stämme verhindern und helfen den Grenzverkehr zu sichern und zu überwachen. Die meisten ihrer Festungsanlagen waren nur für eine sehr kurzen Zeitraum mit römischen Soldaten besetzt, einzelne von ihnen dürften aber im 2. und 3. Jahrhundert wiederverwendet worden sein.
Name
Als "Gask Ridge" bezeichnet man einen Höhenrücken mit Taleinschnitten nördlich des Flusses Earn. Im Gälischen wird ein erhöhter oder vorspringender Bergkamm oder Landstreifen als Gasg bezeichnet.[1]
Entwicklung
Nachdem der römische Imperator Claudius im Jahr 43 n. Chr. den ganzen Südwesten Englands erobert und in das Römische Reich eingegliedert hatte, war die weitere Expansion nach Norden nur noch eine Frage der Zeit. Mit der Ernennung Gnaeus Iulius Agricolas zum Statthalter der Provinz Britannien durch Kaiser Vespasian 77/78 n. Chr. nach der erfolgreichen Befriedung der walisischen Stämme und der Briganten, sollte nun in Nordengland die Eroberung der restlichen Insel in Angriff genommen werden. Um 80 n. Chr. fiel er im heutigen Schottland ein und zog zunächst entlang der Ostküste bis zum Fluss Tay. In den folgenden zwei Jahren drang Agricola bis zur Landenge zwischen Clyde und Forth vor und errichtete zur Absicherung seines Hinterlandes einige Kastelle, die später teilweise in den Antoninuswall integriert wurden. Gleichzeitig brach er den Widerstand der Südschottischen Stämme. 83 n. Chr. rüstete er sich zu einem Feldzug gegen die nordkaledonischen Stämme, die sich unter Calgacus zu einer Konföderation zusammengeschlossen hatten. Bis 83/84 n. Chr. stieß Agricola noch weiter bis ins heutige Aberdeenshire vor und soll dort die erste, legendenumwobene Schlacht der schottischen Geschichtsschreibung am Mons Graupius geschlagen haben. Agricolas Schwiegersohn Tacitus berichtet über eine vernichtende Niederlage der einheimischen Kaledonier mit über 10.000 Toten.[2] Trotz dieses Sieges zog Agricola sich wieder an die südlichen Ausläufer der Highlands bis zum heutigen Perth und Kinross zurück und wurde bald darauf von seinem Posten abberufen.[3]
Während Agricolas Feldzügen und nach seinem Rückzug bildete sich ca. 20 km nördlich des Forth-Clyde-Isthmus, der später in der Mitte des 2. Jahrhunderts durch den Antoninuswall befestigt wurde, ein dichtes römisches Sicherungs- und Überwachungssystem heraus. Das Hochland war wahrscheinlich das Zentrum des Widerstandes der Caledonier. Neben dem Legionslager von Inchtuthil oder dem nördlichsten bekannten römischen Militärlager Stracathro bildete der „Roman Gask Ridge“ aus Kastellen, Kleinkastellen und hölzernen Wachtürmen ein wichtiges Element der imperialen Okkupation im Britannien des späten 1. Jahrhunderts n. Chr. Tacitus bestätigt in seinem Werk De vita Iulii Agricolae, dass die Armee seines Schwiegervaters Agricola nach 80 n. Chr. in dieser Region operierte; Die ältesten dort gefundenen römischen Münzen stammen aus dem Jahr 86 n. Chr. Dies würde darauf hindeuten, dass die Kastelle und Wachtürme höchstens sechs Jahre lang besetzt waren.
Die jüngsten archäologischen Funde haben aber gezeigt, dass einige der Gask-Ridge Befestigungen, mehrmals, ohne Anzeichen einer Zerstörung durch Kriegseinwirkungen, wieder aufgebaut bzw. erneuert worden waren. In den Kastellen von Ardoch, Strageath und Bertha an der Militärstraße sowie in dem von Cargill in Strathmore und dem sogenannten Glenblockerkastell von Dalginross kamen Funde aus Antoninischer Zeit ans Tageslicht. Dies deutet auf ihre Wiederverwendung im 2. Jahrhundert hin, die wohl zweitgleich mit der kurzfristigen Vorverlegung der Nordgrenze an den Antoniniuswall zusammenfiel. In der severianischen Herrschaftszeit zog erneut eine römische Armee durch dieses Gebiet um die Pikten (erfolglos) zu unterwerfen. In ganz Schottland gibt es Belege für eine Reihe von Militärlagern, die in dieser Zeit errichtet wurden (zum Beispiel das von Kair House in Aberdeenshire und das Lager im Carpow am Firth of Tay.[4]
Militärische Infrastruktur
Die Befestigungsanlagen reihen sich auf einer Länge von über 37 Kilometer entlang dem namensgebenden Geländerücken auf, beginnend mit dem Kleinkastell von Glenbank bei Dunblane, über das Kastell Strageath bis hin zum Kastell Bertha nördlich von Perth am Fluss Tay. Neue Untersuchungen des Archäologieprojekts „The Roman Gask Ridge Project“ zeigen eine nördliche Erweiterung der Grenzlinie stromaufwärts der Isla und möglicherweise auch noch südlich über Glenbank hinaus auf. Die einzelnen Anlagen stehen jeweils untereinander in Sichtkontakt mit den unmittelbar benachbarten Befestigungen, die mehrheitlich zwischen 0,8 bis 1,5 Kilometer voneinander entfernt sind. Damit ermöglichen sie eine lückenlose Sichtkontrolle des topografischen Übergangs von den Low- zu den Highlands entlang einer römischen Militärstraße, deren Verlauf in Richtung Nordwesten von Glenbank bis Bertha nachgewiesen werden konnte und wohl eine Verlängerung der Nord-Süd-Route bei Camelon, Falkirk, ist.[5]
Die Gask Ridge-Linie war wahrscheinlich Roms erster Limes, der derart aufwendig gesichert wurde, war aber nicht (wie der Hadrians- und Antoninuswall) als durchgehendes Sperrwerk konzipiert worden. Jüngste Forschungsergebnisse legen nahe, dass das Grenzschutzsystem aus drei Elementen bestand und sich von Loch Lomond bis zum Fluss North Esk erstreckte. Die Hilfstruppenkastelle sollten Einfälle der im Hochland siedelnden Stämme in das römisch beherrschte Gebiet verhindern. Nur die Legionärsfestung von Inchtuthil mit ihrer 5000 bis 6000 Mann starken Besatzung wäre in der Lage gewesen, eine größere Invasion abzuwehren. Inchtuthil, das u. a. die Zugangswege nach Braemar und seinem Hinterland blockierte, konnte im Falle des Falles auch als Ausgangspunkt für einen Gegenschlag ins feindliche Gebiet herangezogen werden. Die Kohorten- und Kleinkastelle dienten nur der Überwachung und Nachrichtenweitergabe sowie zur Abwehr kleinerer Überfälle. Die Kastelle an der Gask-Ridge und die zwischen ihnen platzierten Wach- und Signaltürme sicherten die strategisch wichtige Militärstraße zu den Häfen am Firth of Tay und Firth of Forth im südlichen Teil der Provinz. Die Glenblockerkastelle sicherten den Zugang zu den Tälern im Grenzgebiet, die sie mit den indigenen Siedlungen weiter nördlich verbanden.[6]
Kastelle und Wachtürme
Die Überreste einer Reihe von Wachtürmen sind noch als leichte Bodenerhebungen zu erkennen. Die am besten erhaltenen Turmstellen sind Parkneuk (obwohl das Gelände stark von Vegetation bewachsen ist), Ardunie (nur Spuren von Erdwerken), Kirkhill (am besten erhalten) und Muir-o-Fauld. Vom Kastell bei Kaims Castle sind zwar ebenfalls noch substantielle Reste seiner Erdwälle zu sehen, aber das Gelände ist eingezäunt und der Zugang nicht möglich. Kastell Ardoch hingegen ist auch für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden. Hier sind noch beeindruckende Erdwälle und Wehrgräben zu sehen.
Legionslager, Kastelle und Wachtürme hatten einen quadratischen Grundriss mit abgerundeten Ecken und bestanden ausnahmslos aus Holz und Erde. Sie entsprachen damit den römischen Standardbefestigungen des 1. und 2. Jahrhunderts n. Chr.
Glenblockerkastelle
Die Bezeichnung Glenblocker bezieht sich auf ihre Position am Ausgang von Tälern (Glen) oder Strath) und sind auch als Festungen der Hochlandlinie bekannt. Sie alle entstanden während der flavischen Herrschaftsperiode.[7]
Die Kastelle von Drumquhassle, Menteith/Malling, Bochastle, Doune, Dalginross und Fendoch im Südwesten der Gask-Ridge werden in der älteren Literatur als sogenante „Glenblocker-Forts“ bezeichnet. Die andere Gruppe besteht aus Kastell Drumquhassle, in der Nähe von Drymen, mit Blick auf das südliche Ende des Loch Lomond und die Straße zum Clyde. Kastell Malling, am Lake of Menteith mit Blick auf den Zugang zum Duke's Pass und eine Engstelle zwischen den Bergen und den Forth Mosses. Kastell Bochastle in der Nähe von Callander, mit Blick auf die Straße zum Loch Katrine und den Lenypass. Kastell Dalginross in der Nähe von Comrie mit Blick auf das östliche Ende des Loch Earn. Kastell Fendoch, nördlich von Crieff mit Blick auf den Sma'Glen. Das Legionslager von Inchtuthil, unterhalb von Dunkeld, stand an der Mündung des Strath Tay. Seine Besatzung überwachte die Straße nach Inverness. Das Kleinkastell Inverquharity, in der Nähe von Kirriemuir, befand sich am östlichen Ende von Glen Clova. Ob die Kastelle von Cardean, Stracathro und Doune ebenfalls zu den Glenblockern zählten ist noch umstritten. Ihre Standorte befanden sich etwas weiter von ihren jeweiligen Glen's entfernt, erfüllten aber dieselbe Funktion.
Die bislang bekannt gewordenen Standorte von Befestigungsanlagen der Gask-Ridge-Grenze:
- Camelon,
- Drumquhassle,
- Malling,
- Doune,
- Glenbank,
- Bochastle,
- Ardoch,
- Kaims Castle,
- Strageath,
- Dalginross,
- Bertha,
- Fendoch,
- Cargill,
- Inchtuthil,
- Cardean,
- Inverquharity,
- Stracathro.
Marschlager
In der Nähe einiger Kastelle wurden auch temporäre Marschlager (einige stammen aus dem 3. Jahrhundert) im schottischen Tiefland um Aberdeenshire und Moray entdeckt. Die aus dem 1. Jahrhundert standen bei Ardoch, Strageath, Inchtuthil, Battledykes (sie stammen wahrscheinlich aber nicht aus derselben Zeit wie die Gask-Ridge Kastelle), Stracathro, Raedykes und den Elsick Mounth an der Straße nach Normandykes. Weitere römische Festungsanlagen dieser Art werden auch in Bellie, Balnageith und Cawdor vermutet. In den 1990er Jahren wiesen Forscher weitere dieser Befestigungen nördlich von Inverness und dem Moray Firth nach. Die wichtigsten in Tarradale und Portmahomack. Diese werden noch vom RCAHMS untersucht, um zu überprüfen, ob sie tatsächlich römischen Ursprungs sind.
Literatur
- William John Watson: The history of the Celtic place-names of Scotland, Irish University Press, 1973.
- David J. Woolliscroft, Birgitta Hoffmann: Rome’s first frontier. The flavian occupation of Northern Scotland. Tempus Publishing, Stroud, 2010, ISBN 978-0-7524-3044-7.
- Lawrence Keppie: Scotland's Roman Remains. Edinburgh 1986.
- David Breeze: Northern Frontiers of Roman Britain, 1982.
- David Breeze: Roman Scotland, 2007.
- William Hanson, G. Maxwell: Rome's North-west Frontier: The Antonine Wall, 1986.
- William Hanson: The Roman Presence: Brief Interludes, in Kevin J. Edwards, Ian B. M. Ralston: Scotland After the Ice Age: Environment, Archaeology and History, 8000 BC – AD 1000. Edinburgh University Press 2003.
Weblinks
- Offizielle Website The Roman Gask Ridge Project
- Roman Military Campaigns in Scotland and Northern England www.romanbritain.org
- Britannia-The Roman army and navy in Britain 55BC -410AD
- Photo of Bochastle - a glen blocker fort
- Gask Ridge auf CastelsFortsBattles
Anmerkungen
- ↑ Gazetteer for Scotland, abgerufen 2011-05-19, Watson, 1973, S. 362, D.J. Woolliscroft. "Signalling and the Design of the Gask Ridge System". The Roman Gask Project, abgerufen 2011-05-19.
- ↑ David J. Woolliscroft, Birgitta Hoffmann: Rome’s first frontier. The flavian occupation of Northern Scotland. Tempus Publishing, Stroud, 2010, ISBN 978-0-7524-3044-7, S. 175–177.
- ↑ nach D. J. Woolliscroft: http://www.theromangaskproject.org/?page_id=314 Agricola: He came, he saw, but did he conquer? Website des Roman Gask Project. Abgerufen am 16. November 2017.
- ↑ Woolliscroft/Hoffmann 2010, S. 34 und 234, Hanson/Maxwell 1986, Breeze 2007.
- ↑ nach David. J. Woolliscroft, Birgitta Hoffmann: The Roman Gask Project: Annual Report 2010 Website des Roman Gask Project. Abgerufen am 20. November 2017.
- ↑ Woolliscroft/Hoffmann 2010, S. 230, Breeze 1982, Breeze/Woolliscroft: Signalling and the design of the Roman Gask Ridge system. In: Proceedings of the Society of Antiquaries of Scotland. 123, 1993, S. 291–293 (online).
- ↑ Keppie 1986, S. 156 ff.