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Michelangelo Merisi da Caravaggio

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Portrait Caravaggios von Ottavio Leoni

Michelangelo Merisi, nach seinem Geburtsort Amerighi da Caravaggio kurz Caravaggio genannt, (* 28. September 1573 in Caravaggio bei Bergamo in der Lombardei; † 18. Juli 1610 in Porto Ercole am Monte Argentario) war ein italienischer Maler des Frühbarock, der sich durch seinen besonderen Realismus auszeichnete. Er gilt (zusammen mit Annibale Carracci) als Begründer der römischen Barockmalerei.

Leben

Er war der Sohn von Fermo Merisi, Diener und Architekt des Fürsten von Caravaggio. Mit 11 Jahren wurde er Waisenkind und kam 1584 in die Lehre zu dem Maler Simone Peterzano in Mailand. Irgendwann zwischen 1588 und 1592 ging er nach Rom. Der kunstsinnige Kardinal Francesco del Monte wurde auf ihn aufmerksam, nahm ihn in seinem Palast auf und unterstützte ihn als Mäzen. In dieser Zeit bekam er viele Bewunderer, was die Zahl der Aufträge beträchtlich erhöhte. Durch seine aufbrausende und leidenschaftliche Art wurde er in viele Zwistigkeiten und Prozesse verwickelt. Diese Entwicklung gipfelte in einem Totschlag, den er 1606 im Affekt begangen hatte, woraufhin er Rom fluchtartig verlassen musste. Er floh zunächst 1607 nach Neapel, von dort aus Ende 1607 oder Anfang 1608 nach Malta, wo er am 14. Juli 1608 die Ritterwürde des Malteserordens erhielt. Bald kam er aber ins Gefängnis, weil er einen anderen Ritter beleidigt haben sollte und wurde aus dem Orden wieder ausgeschlossen. Caravaggio konnte jedoch entkommen und floh im Oktober 1608 nach Sizilien. Später ging er zurück nach Neapel. Auf den verschiedenen Stationen seiner Flucht malte er aber unverdrossen weiter seine religiösen Bilder. Als er 1610 nach Rom zurückkehren wollte, starb er auf dem Weg dorthin in Porto Ercole, einer malariaverseuchten Gegend, wahrscheinlich an diesem Fieber.

Caravaggio liebte die Herausforderung und wandelte stets auf dem schmalen Grat zwischen Erlaubtem und Verbotenem, was ihm ein unruhiges Leben einbrachte. Häufig kam er dadurch “dalle stelle alle stalle“, wie die Italiener sagen - "von den Sternen in die Gosse". Seine vermutliche Homosexualität bzw. Bisexualität und Neigung zu Straßenkindern und Jünglingen wurde immer wieder mit seinem Werk in Verbindung gebracht.

Werk

Für seine Darstellungen biblischer Szenen bzw. Heiliger wählte er Menschen aus der Unterschicht zum Vorbild. So dienten ihm u.a. sowohl weibliche wie auch männliche Prostituierte als Modelle. Für ihn stellte es keinen Widerspruch dar, einfache Menschen als Heilige zu porträtieren, er sagte im Gegenteil, das Heilige, wie beispielsweise Matthäus ja schließlich auch Außenseiter in der Gesellschaft waren.

Seine Bilder sind auf eine Weise naturalistisch, wie es für die damalige Zeit ungewöhnlich und schockierend war. Das berühmteste Beispiel ist die Rosenkranzmadonna, bei der die schmutzigen Fußsohlen der Knieenden sichtbar sind. Er wurde daher als Maler der Schmutzigen Füße verunglimpft.

Auffallend sind auch seine extremen Hell-Dunkel-Kontraste( Chiaro-scuro), bei denen ein grelles Schlaglicht auf die Hauptfiguren geworfen wird,wie ein Spotlight, dass auf eine Bühne fällt. Es wurde öfter mit einem Lichtschein aus einem Kellerfenster verglichen. Dies steigert die Dramatik seiner Bilder, die allgemein bewundert wurde.

Wenn auch die Bilder in der Kirche umstritten waren und zum Teil abgelehnt wurden, wurden sie von den Reichen gekauft, natürlich auch von Kardinälen und Bischöfen. Sein größter Konkurrent zu Lebzeiten war Annibale Carracci.

Die bekanntesten Werke sind:

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Michelangelo Caravaggio, Bilder der Contarelli-Kapelle, Berufung des Matthäus, Matthäus mit dem Engel, Martyrium des Matthäus (1599-1600), San Luigi dei Francesi, Rom*Jugendlicher Bacchus (1593-1594); Uffizien, Florenz

Galerie

Wirkung

Das Werk Caravaggios war von unüberschätzbarem Einfluss insbesondere auf die niederländische Malerei.

Malerei, die sich besonders eng an seinen Stil anlehnte, besonders die Stillleben und Genremalerei des italienischen, französischen und niederländischen Frühbarock wurde als caravagesque bezeichnet. Von Caravaggio beeinflusste Maler ("Caravaggisten" genannt), besonders was seine bahnbrechende Hell-Dunkel-Technik und die scheinbare Alltäglichkeit der Szenen betraf, waren u.a. Gerrit van Honthorst, Hendrick ter Brugghen, Jusepe de Ribera, Peter Paul Rubens, Jan Vermeer, Rembrandt und Diego Velázquez oder Johann Ulrich Loth (Deutschland).

Auch zeitgenössische Maler wie der Norweger Odd Nerdrum, der Ungar Tibor Csernus und der Deutsche Otto Lohmüller stellen sich schöpferisch in seine Tradition. Obwohl Caravaggio keine eigentlichen Schüler hatte, übte möglicherweise kein anderer Vertreter der abendländischen Malerei neben Giotto di Bondone und Masaccio soviel Einfluss über seine Zeit hinaus aus wie Caravaggio. Bis ins 19. Jahrhundert war er jedoch nahezu vergessen, da seine unfrommen Darstellungen und der krasse Realismus weder dem Geschmack der barocken Gegenreformation noch dem der Romantiker entsprach.

Museen

Die Werke Caravaggios kann man u.a. in folgenden Museen und Kirchen besichtigen:

Siehe auch

Commons: Caravaggio – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien