Ückendorf
Gelsenkirchen-Ückendorf ist ein Stadtteil von Gelsenkirchen.
Geografie

Ückendorf ist im Südosten Gelsenkirchens an den Stadtgrenzen zu Bochum-Wattenscheid und Herne-Wanne gelegen. Im Norden und Westen grenzt Ückendorf an die Gelsenkirchener Stadtteile Bulmke-Hüllen, Neustadt und Rotthausen. Neben den beiden zuletzt genannten Stadtteilen zählt Ückendorf zum Stadtbezirk Gelsenkirchen-Süd.
Wichtigster Verkehrsknotenpunkt und zugleich historisches Zentrum Ückendorfs ist der Ückendorfer Platz. An ihm treffen sich die drei wichtigsten Verkehrsadern, nämlich zum einen die Bochumer und die Ückendorfer Straße, die den Stadtteil spitz zulaufend von Nord nach Süd durchziehen und von dieser Stelle an als Ückendorfer Straße nach Bochum-Wattenscheid führen, sowie zum anderen die nach Bochum-Günnigfeld verlaufende Osterfeldstraße. Auf der Bochumer Straße verkehrt die Straßenbahnlinie 302 der BOGESTRA, die den Hauptbahnhof Bochum mit dem Gelsenkirchener Hauptbahnhof, der Veltins-Arena und dem Gelsenkirchener Stadtteil Buer verbindet. Die ehemals auch auf der Ückendorfer Straße und auf der Osterfeldstraße verlaufenden Straßenbahnlinien sind seit 1955 nicht mehr existent.
Ückendorf ist in an die Bundesautobahn 40, den sog. Ruhrschnellweg, angeschlossen. Die Abfahrt "Gelsenkirchen-Süd" befindet sich im äußersten Süden des Stadtteils.
Historie
Das bereits im 9. Jhdt. als "Hugincthorpe" erwähnte Ückendorf bestand bis in die Neuzeit hinein aus einigen Bauernhöfen, deren Namen (wie etwa Niermann, Schüffler, Dördelmann, Grollmann) sich zum Teil noch heute in den Straßennamen Ückendorfs erhalten haben. Den historischen Dorfkern bildete der als Burbrink bezeichnete Dorfplatz; er bafand sich in etwa an der Stelle des heutigen Ückendorfer Platzes. Im Jahre 1486 leben in Ückendorf 60 Einwohner, die sich im wesentlichen auf 14 Höfe verteilen; 1855 sind es 337 Einwohner.
Das rasche Wachstum Ückendorfs wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts durch den Ruhrbergbau begründet. Mit dem Beginn der Kohleförderung auf der Zeche Holland im Jahre 1856, auf der Zeche Rheinelbe im Jahre 1861 und auf der Zeche Alma im Jahre 1872 vervielfachte sich die Bevölkerungszahl binnen weniger Jahre (1875: 5.275 Einwohner; 1890: 13.129 Einwohner). In kürzester Zeit entsteht in Ückendorf die entsprechende Infrastruktur, wie beispielsweise
- das - heute nur noch zu Wohnzwecken genutzte - Knappschaftskrankenhaus in der Knappschafststraße,
- die Bergabeitersiedlung Flöz Dickebank (sie ist in ihrer äußeren Struktur noch weitgehend unverändert erhalten und vermittelt einen guten Eindruck der damaligen Wohnverhältnisse),
- die 1874 in Betrieb genommene Bahnstrecke der Rheinischen Eisenbahn über Bochum nach Dortmund (ein Relikt aus dieser Zeit ist der - heute genau auf der Stadtgrenze von Bochum und Gelsenkirchen liegende – Bahnhof Gelsenkirchen-Wattenscheid),
- die Almaschule an der heutigen Hohenfriedberger Straße, die Parkschule in der Parkstraße, die Rheinelbeschule in der heutigen Carl-Mostert-Straße,
- das Elektrizitätswerk (das lediglich in einigen baulichen Reste auf dem Werksgelände der Fa. W. Geldbach noch erkennbar ist)
- der 1906 stillgelegte Schlachthof an der Ückendofer Straße Ecke Dördelmannshof oder
- die katholische Kirche St. Josef, deren Grundstein am 11. November 1894 an der Ecke Ückendorfer Straße und Südstraße (heute Virchowstraße) gelegt wird; die Pfarrgemeinde St. Josef wächst in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts zur größten Pfarrgemeinde Deutschlands.
Aufgrund seiner Größe wird Ückendorf im Jahre 1876 ein eigenes Amt im Landkreis Gelsenkirchen und löst sich damit vom Amt Wattenscheid. Erster Amtmann ist Karl Schäfer, ihm folgt Major Adalbert Cramer. Das erste Amtshaus stand in der Ziegelstraße; später wird ein neues Amtshaus in der Knappschaftsstraße (Ecke Bochumer Straße) errichtet.
1903 wird Ückendorf Teil der neu entstehenden Großstadt Gelsenkirchen und verliert damit seine Eigenständigkeit. Zu diesem Zeitpunkt zählt die Gemeinde 21.937 Einwohner. Der letzte Amtmann, Carl von Wedelstaedt, wird später erster Oberbürgermeister Gelsenkirchens.
Wirtschaftliche Bedeutung


Die wirtschaftliche Entwicklung Ückendorfs war lange Zeit von der Entwicklung des örtlichen Bergbaus abhängig. Mit der Krise des Ruhrbergbaus in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts gerieten auch die in Ückendorf ansässigen Folgeindustrien in schwieriges Fahrwasser.
Einen neuen Aufschwung erhielt der Ortsteil mit dem Bau des neuen „Marienhospital Gelsenkirchen" 1970. 1976 folgten die 'Fachhochschule für öffentliche Verwaltung NRW und das Schulzentrum an der Bochumer Straße. Die Gesamtschule Ückendorf wurde 1982 als zweite Gesamtschule Gelsenkirchens eröffnet und verdrängte die bis dato im Schulzentrum Ückendorf angesiedelten drei Schulformen.
Bis 1980 braute die Glückauf‑Brauerei an der Leithestraße.
Die ehemalige Maschinenhalle der Zeche Rheinelbe wurde 1993 zum Tagungshotel "lichthof" umgebaut.
Auf dem Gelände der früheren Gelsenkirchener Gußstahl- und Eisenwerke AG entstand 1995 der Wissenschaftspark Gelsenkirchen, eines der markantesten Symbole für den Strukturwandel nicht nur Ückendorfs, sondern ganz Gelsenkirchens. Das im Rahmen der Internationalen Bauausstellung Emscher Park entstandene Gebäude beherbergt heute Dienstleistungs- und Forschungsunternehmen aus den Bereichen (Solar-)Energie, Informations- und Kommunikationstechnologie sowie Gesundheit. Im Wissenschaftspark befinden sich ferner das Institut für Arbeit und Technik des Landes Nordrhein-Westfalen und die städtischen Dienststellen für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung. Die 300 Meter lange Glasarkarde wird zudem für Ausstellungen und Empfänge genutzt.
Im Exterbruch befindet sich seit 1994 das Institut für Unterirdische Infrastruktur.
Im ehemaligen Verwaltungsgebäude des Gelsenkirchener Gußstahl- und Eisenwerke AG ist seit 1995 das Gelsenkirchener Arbeitsgericht ansässig.
Kunst
1931 errichtete die Stadt Gelsenkirchen auf dem 1928 von dem Bauern Halfmann erworbenen Hof die Künstlersiedlung Halfmannshof. Bezug genommen wird dabei auf die schon aus Zeiten des Weimarer Bauhauses bekannte Idee, mehrere Künstler unter einem Dach zu vereinen. In den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts stellte die Künstlersiedlung Halfmannshof ein überregional bedeutendes Zentrum der bildenden Künste dar.
An der Bergmannstraße befindet sich das Atelier und die Galerie des Holzschneiders und Lyrikers Heinz Stein, der sein Werk der zeitgenössischen Grafik gewidmet hat.
Architektur
Kath. Pfarrkirche "Heilig Kreuz"

In architektonischer Hinsicht bildet der Ortsteil vor allem wegen seiner von Josef Franke entworfenen, an der Bochumer Straße gelegenen katholischen Pfarrkirche "Heilig Kreuz" einen Anziehungspunkt für auswärtige Besucher. Die zwischen 1927 und 1929 entstandene Kirche zählt zu den bedeutendsten Bauten des sog. Backstein-Expressionismus. Ihre Westseite wird beherrscht von dem 41 Meter hohen Hauptturm, der über drei Portale verfügt und in den ein großes Fenster in Form einer Parabel eingelassen ist. Der Hauptturm verklammert die beiden Glockentürme, die von einem mächtigen aus Backsteinen geprägten Kruzifix verbunden werden, das auf einen Entwurf des Gelsenkirchener Bildhauers Hans Meyer zurückgeht. Auf der Ostseite endet das Kirchenschiff in einem weiterem Turm, der wegen seiner Gestaltung an die in der Frühzeit des Ruhrbergbaus verwendeten Malakowtürme erinnert. Den inneren Sakralraum bildet eine 19 Meter hohe und 17 Meter breite hyperbolisch geformten Tonne, die aus Eisenbeton besteht.
Wissenschaftspark Gelsenkirchen
Wenige Meter von Frankes Pfarrkirche "Heilig Kreuz" wurde 1995 der mit den Deutschen Architekturpreis ausgezeichnete Wissenschaftspark Gelsenkirchen errichtet, dessen Entwurf von dem Münchener Architekten Uwe Kiessler stammt. Das Gebäude verfügt über eine etwa 300m lange Glasarkarde, die sich zu einer neu angelegten Park- und Teichlandschaft öffnet. Zu ihrer Rückwand im rechten Winkel stehen die angeschlossenen Bürotrakte. Nach Einbruch der Dunkelheit wird die Glasfassade durch die Installation des Lichtkünstlers Dan Flavin illuminiert. Auf dem Dach des Gebäudes wurde das bei seiner Errichtung 1996 weltweit größte Aufdach-Solarstromkraftwerk installiert, das etwa ein Drittel des Strombedarfs des Gebäudes abdeckt.
Zwillingsmalakowturm Zeche Holland Schacht 1/2
Berühmtheit hat zwischenzeitlich auch die Schachtanlage 1/2 der Zeche Holland an der Ückendorfer Straße erlangt. Sie ist die einzige im Ruhrgebiet erhaltene Schachtanlage, die über einen Zwillingsmalakowturm verfügt.
Verwaltungsgebäude Kokerei Alma, Lüftergebäude Zeche Holland Schacht 1/2
Kaum bekannt ist, daß sich in Ückendorf auch zwei von Fritz Schupp und Martin Kremmer erbaute Gebäude befinden. Schupp und Kremmer, die als Architekten der zwischenzeitlich auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes verzeichneten Zeche Zollverein Berühmtheit erlangt haben, entwarfen auch die 1928 in Betrieb genommene Kokerei der Zeche Alma. Sie sollte vor allem dem Betrieb des nördlich angrenzenden Stahlwerks des Schalker Vereins dienen. Die Kokerei wurde in den 60er Jahren des 20. Jhdts. abgerissen, allerdings mit Ausnahme des Verwaltungsgebäudes, das noch heute von der Almastraße aus erkennbar ist.
Schupp und Kremmer haben des weiteren das von 1925 stammende Lüftergebäude entworfen, das auf der Schachtanlage 1/2 der Zeche Holland erhalten ist.
Kath. Pfarrkirche "St. Thomas Morus"


1966 entstanden ist die am Schulte-im-Hofe-Platz gelegene katholische Pfarrkirche "St. Thomas Morus", entworfen von dem Kirchenbaumeister Gottfried Böhm. Das in Backstein ausgeführte Gebäudeensemble - es enthält auch Pfarrhaus, Pfarr- und Jugendheim sowie einen Kindergarten - wird in seiner Gestaltung zwar durch die für Böhm typischen Vor- und Rücksprünge geprägt; diese sind jedoch anders als beispielsweise in Böhms berühmten Nevigeser Wallfahrtsdom in diesem Gebäude rechtwinkelig ausgeführt. Für das Erscheinungsbild bestimmend ist das schräg geneigte Dach, das mit Ausnahme des Turms alle Baukörper bedeckt.
Halde Rheinelbe; "Himmelstreppe"
Überregionale Bedeutung hat inzwischen zudem die Umgestaltung der Halde Rheinelbe und insbesondere die dort installierte Himmelstreppe des Künstlers Herman Prigann erlangt.
Grünflächen
Ückendorf verfügt über zahlreiche Grünflächen.
Von-Wedelstaedt-Park
Von besonderem gartenarchitektonischen Interesse ist der Von-Wedelstaedt-Park. Er hat eine Fläche von etwa neun Hektar und verfügt über einen künstlich angelegten Teich mit Fontäne. Im Gegensatz zu dem im schweizerischen Fachwerkstil ausgeführten Gärtnerhaus sind die ursprünglich errichteten Tiergehege heute nicht mehr vorhanden. Der Name des an der Parkstraße gelegenen Parks geht auf Carl von Wedelstaedt zurück, dem letzten Amtmann des selbständigen Amtes Ückendorf. Von Wedelstaedt hatte den Park 1899/1900 errichten lassen. Der in der Nähe des Haupteingangs liegende Granit-Findling, der sog. Lindenstein, befand sich früher auf der Burbrink, dem zentralen Platz der Gemeinde, der etwa an der Stelle des heutigen Ückendorfer Platzes lag. Die Bezeichnung geht auf die damalige Lage des Findlings am Fuße der Dorflinde zurück, die Versammlungsstätte der Dorfbauern war und an der bis ins 18. Jahrhundert hinein noch Recht gesprochen wurde. Als sich am Ückendorfer Platz ein Verkehrsknotenpunkt entwickelte, fand der Findling zunächst einen neuen Platz am Amtshaus in der Ziegelstraße. Bei Anlage des Von-Wedelstaedt-Parks erhielt der Lindenstein seinen heutigen Standort.
Rheinelbepark
Der Ursprung des Rheinelbeparks geht zum einen auf den Garten der heute nicht mehr existierenden Villa von Emil Kirdorf und zum anderen auf einen von der Zeche Rheinelbe ausschließlich für ihre leitenden Angestellten errichteten hoch umzäunten Privatpark zurück, in dem diese sogar der Jagd nachgingen. Die Stadt Gelsenkirchen erwarb dieses Gelände 1959 und machte es für alle Bürger zugänglich. Der Park zeichnet sich durch seinen sehr alten Baumbestand aus; zu finden sind beispielsweise ca. 180 Jahre alte Buchen. Im Park erhalten ist zudem die sog. 'Sachsenwaldeiche'. Sie wurde am 10. April 1896 als Geschenk Otto von Bismarcks an Emil Kirdorf gepflanzt. Der Baum ist ca. 12 m hoch und verfügt über einen Stammumfang von 180 cm.
"Alter Friedhof"; Südfriedhof
An der Elsa-Brandström-Straße als kleine Parkanlage erhalten geblieben sind die Reste des sog. "Alten Friedhofs". Er hatte für die Ückendorfer Bevölkerung ursprünglich schon deshalb große Bedeutung, weil es mit seiner Anlage im Jahre 1892 nicht länger erforderlich war, die Verstorbenen in Wattenscheid beizusetzen. Als Trauerhalle des Alten Friedhofes diente das Gebäude des heutigen Kulturzentrums Spunk am Festweg. Obgleich die Stadt Gelsenkirchen den Friedhof 1961 in die heutige Parkanlage umwandelte, blieben seine Wurzeln lange Zeit anhand einiger im Buschwerk verbliebener Grabsteine erkennbar.
Angesichts der rasanten Bevölkerungsentwicklung wurde der "Alte Friedhof" bald zu klein. Schon um 1900 wurde daher an der Osterfeldstraße der zweite Ückendorfer Friedhof, der heutige "Südfriedhof", angelegt.
360°-Panorama, Blick von der Halde Rheinelbe in Ückendorf
(u.a. mit dem Marienhospital, den Gebäuden der ehemaligen Zeche Rheinelbe und dem Lohrheidestadion in Bochum-Wattenscheid)
Sport
Sportstätten
Die größte Ückendorfer Sportstätte ist das etwa 21.000 Zuschauer fassende Südstadion, in dem der SG Eintracht Gelsenkirchen e.V. (Fußball-Zweitligist in den Jahren 1950-52, 55-63, 64-69, 70-73) seine Heimspiele austrägt. Der Hauptplatz verfügt über eine Laufbahn sowie über eine überdachte und mit Sitzplätzen ausgestattete Haupttribüne.
Als Sportstätten stehen weiter u.a. die Sportanlagen auf dem Gelände der Gesamtschule, mehrere Tennisplätze sowie eine Indoor-Socceranlage zur Verfügung.
Sportvereine
Zu den bekanntesten Ückendorfer Sportvereinen zählen SG Eintracht Gelsenkirchen, Arminia Ückendorf und die Gelsenkirchener Schützengilde.
Persönlichkeiten
- Michael Skibbe, Fußballtrainer von Bayer Leverkusen (vormals Trainer der deutschen Nationalelf) und ehemaliger Fußballspieler (FC Gelsenkirchen-Schalke 04 e.V.), wuchs in Ückendorf auf.
- Hans-Jürgen Gede Fußballtrainer (u.a. bis 2005 der usbekischen Nationalmannschaft) und ehemaliger Fußballspieler (FC Gelsenkirchen-Schalke 04 e.V.) wurde am 14. November 1956 in Gelsenkirchen-Ückendorf geboren.