The Boys in the Band (2020)
Film | |
Titel | The Boys in the Band |
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Produktionsland | Vereinigte Staaten |
Originalsprache | Englisch |
Erscheinungsjahr | 2020 |
Länge | 121 Minuten |
Stab | |
Regie | Joe Mantello |
Drehbuch | Mart Crowley Ned Martel |
Produktion | Ryan Murphy David Stone Ned Martel |
Kamera | Bill Pope |
Schnitt | Adriaan van Zyl |
Besetzung | |
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The Boys in the Band (zu deutsch Die Jungs in der Gruppe) ist ein US-amerikanisches Filmdrama von Joe Mantello aus dem Jahr 2020 über eine Gruppe schwuler Freunde. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Theaterstück aus dem Jahre 1968 von Mart Crowley, das bereits 1970 als Die Harten und die Zarten verfilmt worden war. Nach dem Broadway-Revival des Theaterstücks 2018 kündigte Ryan Murphy eine Verfilmung mit derselben Besetzung an, die vollständig aus offen schwulen Schauspielern besteht.[1]
Der Film erscheint international am 30. September 2020 auf Netflix.[2]
Handlung
Der Film zeigt wie das Theaterstück im Jahre 1968 eine Geburtstagsfeier unter schwulen Freunden, die in einem Apartment in der Upper East Side von New York City stattfindet. Gastgeber ist Michael, ein Katholik und trockener Alkoholiker, dem bei der Vorbereitung sein Freund und früherer Schwarm, der deprimierte Donald, hilft. Er erhält einen Anruf von dem verheirateten Alan, einem früheren Freund aus der Georgetown University, der Michael treffen will und in Tränen ausbricht. Die Gäste treffen ein: der feminine Innenarchitekt Emory mit dem Paar Hank, der für seinen Partner Frau und Kinder verlassen hat, und Larry, der trotz Beziehung Affären haben will, weswegen sie zuvor gestritten hatten. Alan ruft zwischendurch erneut an, um abzusagen, kreuzt dann aber doch auf und unterhält sich besonders mit Hank, den er für heterosexuell hält, weil er noch verheiratet ist. Auch erscheinen noch der dümmliche, aber schöne Cowboy Tex, ein Prostituierter als Geburtstagsgeschenk von Emory. Alan betrinkt sich und beurteilt die Männer, bis Emorys Art zu reden und Unterstellungen, er wäre schwul, ihn dazu bringt, diesen zu verprügeln. Während Alan sich ins Bett gelegt hat, kommt als letztes Geburtstagskind und Jude Harold, der sich mit Michael verbalen Schlagabtausch liefert. Nach dem Auspacken der Geschenke und Tanzen fängt es zu regnen an und die Party wird von der Terrasse hinein verlegt.
Michael lässt Alan nicht gehen und initiiert ein Spiel, bei dem jeder eine Person anrufen soll, die er wirklich geliebt hat. Als erstes ruft Bernard den Sohn der Familie an, für die er gearbeitet hatte, erreicht aber nur dessen Mutter. Emory erzählt die Geschichte seines Heterosexuellen Schwarms, dessen Freund er sein wollte; dieser legt aber sofort auf, als er erkennt, dass Emory dran ist. Nachdem Larry und Hank sich darüber streiten, wer an der Reihe ist, ruft Hank überraschend bei ihnen Zuhause an und hinterlässt dem Auftragsdienst die Nachricht, dass er Larry liebt, was Alan verstört. Larry regt sich darüber auf, dass Hank ihn in der Beziehung keine anderen Sexpartner haben lassen will, wobei er auch „Ich liebe dich“ sagt, was nicht zählt, weil es nicht am Telefon war. Also ruft er von Michaels Telefon einen anderen Anschluss in der Wohnung an, den Hank annimmt; anschließend gehen beide nacheinander nach oben. Zuletzt soll Alan jemanden anrufen, denn Michael will mit dem Spiel seine Vermutung bestätigen lassen, dass Alan insgeheim auch schwul ist, da ein Kommilitone einmal behauptet hatte, eine Affäre mit ihm gehabt zu haben. Als Michael für ihn diesen Kommilitonen anrufen will, nimmt Alan das Telefon an sich, sagt dem Gesprächspartner „Ich liebe dich“ und bittet um Vergebung, wonach sich aber herausstellt, dass er seine Frau angerufen hatte. Nachdem die Gäste gegangen sind, weint Michael an Donalds Schulter sich aus über seinen Selbsthass, den Harold ihm noch zum Schluss vorgeworfen hatte, und den generellen Selbsthass der Homosexuellen. Um auszunüchtern geht er im Regen und Dunkeln zu einer Mitternachtsmesse und nur noch Donald bleibt zurück.
Synchronisation
Rolle | Schauspieler | Synchronsprecher |
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Michael | Jim Parsons | Gerrit Schmidt-Foß |
Emory | Robin de Jesús | Fabian Oscar Wien |
Larry | Andrew Rannells | Marcel Collé |
Donald | Matt Bomer | Simon Jäger |
Harold | Zachary Quinto | Timmo Niesner |
Alan | Brian Hutchison | Matthias Klie |
Bernard | Michael Benjamin Washington | Armin Schlagwein |
Hank | Tuc Watkins | Marcus Off |
Cowboy | Charlie Carver | Sebastian Kluckert |
Hintergrund
Theaterstück und erste Verfilmung
Der Film The Boys in the Band basiert auf dem gleichnamigen Theaterstück von Mart Crowley, das im Jahr 1968 off-Broadway Premiere feierte. Crowley schrieb es, nachdem Stanley Kauffmann in der The New York Times die Frage gestellt hatte, warum schwule Theaterautoren nicht über sich selbst schreiben und Heterosexuelle in Ruhe lassen würden. Es gilt als bahnbrechend, dafür die Darstellung vom Leben schwuler Männer in den Mittelpunkt gerückt zu haben. Trotz des Überraschungserfolgs des Theaterstücks blieben alle schwulen Schauspieler in der Originalbesetzung ungeoutet.[3]
Das Theaterstück wurde 1970 nach einem Drehbuch von Crowley verfilmt und mit den originalen neun Theaterschauspielern besetzt.[4] Auch dieser gilt als Meilenstein des schwulen Kinos als erster Film, in dem (fast) alle Rollen schwul sind. Von der schwulen Community allerdings wurden Theaterstück und Film kritisiert, weil die Figuren selbsthassend seien.[5]
Broadway und zweite Verfilmung
2018 zum fünfzigsten Jahrestag der Erstaufführung wurde das Stück als Revival erstmals zum Broadway gebracht. Es wurde inszeniert von Joe Mantello und von Ryan Murphy und David Stone produziert.[6] Diese drei sind alle offen schwul, sowie die gesamte Schauspielerbesetzung der neun titelgebenden Hauptrollen, die von Jim Parsons, Zachary Quinto und Matt Bomer angeführt wurde.[3][1]
“The guys that are the leads are the first generation of gay actors who said, ‘We’re going to live authentic lives and hope and pray our careers remain on track’ — and they have. I find that profound.”
„Die Jungs, die die Hauptrollen spielen, sind die erste Generation schwuler Schauspieler, die gesagt haben: 'Wir werden offen leben und hoffen und beten, dass unsere Karrieren am Laufen bleiben' – und das haben sie getan. Das finde ich tiefgreifend.“
Mehrere der Schauspieler hatten bereits in Film und Fernsehen mit Murphy zusammengearbeitet: in The Normal Heart Parsons, Rannells und Bomer sowie Regisseur Mantello; Quinto und Bomer in verschiedenen Staffeln American Horror Story.[6] Parsons und Mantello erschienen nach den Theateraufführungen in Hollywood. Rannells und Watkins, die in dem Stück und dem Film ein Paar spielen, sind seit 2019 auch im echten Leben in einer Beziehung.[7]
Im April 2019 verkündete Murphy, dass The Boys in the Band für Netflix verfilmt wird, basierend auf dem Broadway-Revival, indem Mantello wieder Regie führt, David Stone mit Murphy die Produktion übernimmt und dieselben Schauspieler ihre Rollen wieder verkörpern.[8] Dreharbeiten zu diesem Film fanden im Juli in Los Angeles statt.[9] Wie in der Verfilmung von 1970 verwendete Mantello fünfzig Jahre später für die Eröffnungsszene wieder die Bar Julius in New York City, die bis heute die älteste, kontinuierlich geführte Schwulenbar der Stadt ist.[10]
Der Film erscheint am 30. September 2020 auf Netflix.[2]
Rezeption
Auf der Review-Aggregator-Website Rotten Tomatoes erreicht der Film eine Kritikerbewertung von 86 % anhand 22 Kritiken[11] und bei Metacritic von 68 anhand 11 Kritiken.[12]
Ryan Lattanzio von IndieWire vergibt die Note A- und lobt vor allem Jim Parsons’ Darstellung: „Die Tatsache, dass die Besetzung nur aus offen schwulen Männern besteht, erzeugt eine besondere Chemie, da die Schauspieler, zuerst in der Laufzeit am Broadway hergestellt, eine Vertrautheit und Behaglichkeit haben, die wohl kaum so in einem aus Schwulen und Heterosexuellen gemischten Cast zu sehen wäre. Die Darstellungen sind alle hervorragend, aber das ist Parsons’ Show. Der ausgezeichnete Fernsehschauspieler, berühmt für The Big Bang Theory rekonstruiert seine Hollywood-Persona für eine Figur, die teils zickige Tunte, aber hauptsächlich ein verwundetes Tier ist. [...] Während Crowleys Stück nicht mehr für jedes Problem schwuler Männer sprechen muss, spricht [Parsons’ Rolle] Michael in seinem finalen Zusammenbruch für alle schwulen Männern, die schon einmal oder auch permanent mit Selbsthass zu tun haben.“[13]
Peter Bradshaw für den Guardian vergibt vier von fünf Sternen und befindet, der Film sei bühnenreif theatralisch, aber habe die sehenswerte Heftigkeit einer Soapopera als anhaltender Ansturm der Verrücktheit einer Telenovela. Es sei immer noch erfrischend, ein Schauspiel zu sehen, in dem die Figuren miteinander in ausgedehnten Absätzen sprechen; unerwartet kraftvoll, besonders in der Absurdität, Launenhaftigkeit und dem Schmerz, den Parsons in seine Darstellung stopft; eine seltsame, fesselnde Dosis Unglücklichseins.[14]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b Adam Feldman: Meet the all-star, all-gay cast of Broadway's upcoming revival of The Boys in the Band. In: TimeOut. 20. Februar 2018, abgerufen am 12. September 2020.
- ↑ a b Nick Romano: The Boys in the Band party it up in first look at Ryan Murphy-produced Netflix film. In: Entertainment Weekly. 21. August 2020, abgerufen am 13. September 2020.
- ↑ a b c Jesse Green: A Brief History of Gay Theater, in Three Acts. In: The New York Times. 26. Februar 2018, abgerufen am 12. September 2020.
- ↑ Harry Haun: Laurence Luckinbill, Original Boy in the Band. In: American Theatre. 24. Juli 2018, abgerufen am 12. September 2020.
- ↑ Michael Klemm: The Boys Are Back In Town. In: Cinema Queer. Abgerufen am 12. September 2020.
- ↑ a b Olivia Clement: Jim Parsons, Zachary Quinto, Andrew Rannells, and Matt Bomer Lead The Boys in the Band on Broadway. In: Playbill. 10. Mai 2018, abgerufen am 12. September 2020.
- ↑ Andrew Rannells and Tuc Watkins Make Their Relationship ‘Instagram Official’. In: Towleroad. 22. September 2019, abgerufen am 14. September 2020.
- ↑ Jude Dry: Ryan Murphy to Bring Controversial Gay Play ‘The Boys in the Band’ to Netflix. In: IndieWire. 17. April 2019, abgerufen am 12. September 2020.
- ↑ Tuesday, July 16 Filming Locations for To All The Boys I Loved Before 3, Stumptown, Bull, & more! In: On Location Vacation. 15. Juli 2019, abgerufen am 12. September 2020.
- ↑ James Kleinmann: Oh, Mary! There’s a new trailer for Netflix’s The Boys in the Band. In: The Queer Review. 2. September 2020, abgerufen am 14. September 2020.
- ↑ The Boys in the Band bei Rotten Tomatoes (englisch), abgerufen am 28. September 2020
- ↑ The Boys in the Band bei Metacritic (englisch), abgerufen am 28. September 2020
- ↑ Ryan Lattanzio: ‘The Boys in the Band’ Review: Mart Crowley’s Stage Scandal Is Now a Darkly Witty Romp on Netflix. In: IndieWire. 25. September 2020, abgerufen am 28. September 2020.
- ↑ Peter Bradshaw: The Boys in the Band review – fierce fun and games in the pre-Aids era. In: The Guardian. 25. September 2020 .