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Taggeckos

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Taggeckos
Madagaskar-Taggecko (Phelsuma madagascariensis madagascariensis), Männchen, adult, im Terrarium
Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Classis Reptilien (Reptilia)
Vorlage:Ordo: Schuppenkriechtiere (Squamata)
Vorlage:Subordo: Echsen (Lacertilia)
Vorlage:Superfamilia: Geckos (Geckota)
Vorlage:Familia: Geckos (Geckonidae)
Vorlage:Genus: Taggeckos
Wissenschaftlicher Name
Phelsuma
Gray, 1825

Die Taggeckos, die auch häufig als Phelsumen bezeichnet werden, sind kleine Echsen. Sie gehören zur Gattung Phelsuma in der Familie der Geckos (Geckonidae). Im Gegensatz zu der Mehrzahl der anderen Geckos sind Phelsumen bis auf Phelsuma guentheri tagaktiv, andere tagaktive Geckos gehören zu den Gattungen Lygodactylus, Sphaerodactylus, Quedenfeldtia und Gonatodes. Phelsuma ist als einzige Geckogattung neben Uroplatus komplett im Anhang 2 des Washingtoner Artenschutz-Übereinkommens aufgeführt (Ausnahme: Phelsuma guentheri ist im Anhang 1 gelistet).

Anatomie und Aussehen

Die Färbung der Taggeckos erstreckt sich von einfachem Grün mit Farbtupfern bis zu komplexen gelb-blauen Mustern. Die Gesamtlänge von Phelsumen reicht von etwa 85 mm bis zu über 300 mm, wobei die meisten Arten knapp 200 mm erreichen. Sie haben runde Pupillen und besitzen keine Augenlider. Die ursprünglich vorhandenen oberen und unteren Augenlider sind im Laufe der Evolution zusammengewachsen und haben sich zu einer durchsichtigen Membran entwickelt. Beiderseits befindet sich hinter dem Trommelfell der endolymphatische Apparat, der häufig als Kalksäckchen bezeichnet wird. Der endolymphatische Apparat setzt sich zusammen aus einem beutelförmigen Saccus endolymphaticus und einem zuführenden Gang, dem Ductus endolymphaticus. Diese beiden Strukturen enthalten Calcium. Dieses Organ dient sowohl als Gleichgewichtsorgan als auch als Calciumspeicher. Die Weibchen benutzen diesen Speicher zur Eierschalenproduktion. Die Geschlechter sind hauptsächlich an den bei Männchen stark ausgebildeten Femoralporen oberhalb der Kloakenregion zu unterscheiden. Die Daumen sind im Vergleich zu den übrigen Zehen kurz. Die Schuppen an der Unterseite der Zehen werden als Subdigitallamellen bezeichnet. Sie sind in mehreren Längsreihen angeordnet. Die Subdigitallamellen sind einseitig mit 80-120 Mikrometer langen Setae (Haftborsten) besetzt. Diese Setae fasern sich wiederum in etwa 1000, endständig tellerförmige verbreitete, Spatulae auf. Diese Spatulae können sich in den kleinsten Unebenheiten eines Substrates verkrallen, weswegen Phelsumen auch an scheinbar glatten Oberflächen haften können.

Lebensweise und Verhalten

Phelsumen sind wahrscheinlich tertiär tagaktiv. Das heißt, dass sich Taggeckos aus einer oder mehreren nachtaktiven Geckoarten entwickelt haben, die wiederum von tagaktiven Vorfahren abstammen. Ein Hinweis, der diese Theorie bestätigt, ist der Nachweis von leistungsfähigen Sehzellen im Auge der Taggeckos, die nachtaktive Vorfahren vermuten lassen. Außerdem werden Phelsumen zu den thigmothermen Tieren gerechnet. Typisch für thigmotherme Tiere ist, dass sie sich tagsüber überwiegend im Schatten aufhalten, nach einer relativ kurzen Phase der Thermoadaptation. Außerdem ist die Körpertemperatur nur geringfügig höher als die Umgebungstemperatur. Tiere, die sich gerne in der Sonne aufhalten, werden als heliotherm bezeichnet.

Verbreitung

Taggeckos kommen hauptsächlich auf einigen Inseln des Indischen Ozeans vor. Das Hauptverbreitungsgebiet ist Madagaskar, wo auch der Ursprung der Taggeckos liegen dürfte. Weiters werden Phelsumen auf einigen Inselgruppen im Indischen Ozean (Komoren, Seychellen, Andamanen, Maskarenen) sowie auf dem südostafrikanischen Festland gefunden. Es kommen auch von Menschen eingeführte stabile Populationen in Florida und auf Hawaii vor.

Bedrohung

Die rasante Vernichtung von Primärwäldern und der Bau gigantischer Hotelanlagen an den Uferzonen und der mit Letzterem verbundere Insektizideinsatz ist eine starke Bedrohung für die oft sehr "inselartig" verbreiteten Restvorkommen der Phelsumen. Eingeschleppte Tiere tragen zu ihrer Vernichtung bei.

Ernährung

Phelsumen ernähren sich von verschiedenen Insekten und anderen Wirbellosen. Auch fressen sie gerne Nektar, Pollen und wahrscheinlich reife Früchte wie z.B. Bananen. In Gefangenschaft sollten die Tiere - neben ihrer Insektenkost - mit einer ähnlichen Diät gefüttert werden, hier bietet sich vor allem Babybrei an.

Haltung in Gefangenschaft

Phelsuma quadriocellata quadriocellata, Männchen, adult, im Terrarium

Die bunten und attraktiven Farben, die Imagination eines lächelnden Gesichts, sowie die Tatsache, dass die Tiere tagsüber aktiv sind, machen die Phelsumen zu beliebten Terrarientieren. Wenn man einige Grundsätze beachtet, lassen sich manche Taggeckos relativ leicht pflegen und in Gefangenschaft vermehren. Da es sich bei diesen Tieren um Baumbewohner handelt, sollte ein Terrarium für Phelsumen höher als breit sein. Im spezialisierten Zooladen findet man meistens geeignete Terrarien. Eine andere Möglichkeit ist sie selbst zu bauen. Als Materialien eignen sich u.a. Glas und Holz. Viele bevorzugen Glas, da dies sich leichter reinigen lässt und unempfindlich gegenüber Feuchtigkeit ist. Deswegen ist Holz weniger geeignet für Phelsumen aus feuchten Gegenden, wie z.B. Ph. quadriocellata, aber gut brauchbar bei Tieren aus trockneren Gegenden wie Ph. ornata. Sehr wichtig ist eine ausreichende Belüftung. Zug muss aber vermieden werden. Das Terrarium sollte neben Pflanzen mit Bambusrohren ausgestattet sein. Wegen ihres Bewegungsdranges und damit sie Zonen verschiedener Temperaturbereiche aufsuchen können ist auf eine ausreichende Größe zu achten. Viel Licht, viel Luft, im Sommer eventuell auch Aufenthalt am Tageslicht ist zur optimalen Pflege erforderlich. Phelsumen sind für Einsteiger in der Terraristik nur bedingt zu empfehlen, da einige Arten durchaus heikle Pfleglinge sind. Als wenig heikel und auch für Anfänger der Terraristik geeignet gelten der Madagaskar-Taggecko (Phelsuma madagascariensis, Ausnahme: die Unterart boehmei) und der Goldstaub-Taggecko (Phelsuma laticauda laticauda), der links abgebildete Augenfleck-Taggecko (Phelsuma quadriocellata quadriocellata hingegen gehört zu den mittelschwer zu pflegenden Arten. Madagaskar-Taggeckos können sehr zutraulich werden. Aus mehreren Gründen ist es am Besten, wenn man keine Wildfang-Importe, sondern Tiere aus Nachzuchten bezieht, auch wenn sie nicht immer die Farbintensität der Tiere in freier Natur erreichen.

Klassifikation der Gattung Phelsuma GRAY 1825

Wahrscheinlich stammen die ersten schriftlichen Aufzeichnungen über Phelsumen von François Leguat (1708). Er berichtete von dunkel gefärbten Echsen auf der Insel Rodrigues wobei es sich um die inzwischen ausgestorbene Art Phelsuma gigas handelte. Die Gattung Phelsuma wurde 1825 unter dem Gattungsnamen zuerst beschrieben von dem Britischen Zoologen John Edward Gray und benannt nach dem niederländischen Arzt Murk van Phelsum. Bisher sind etwa 70 Arten und Unterarten beschrieben worden. Zwei Phelsumenarten, (Phelsuma gigas und Phelsuma edwardnewtoni) werden als ausgestorben betrachtet. Das Aussterben dieser Arten wurde wahrscheinlich durch die Vernichtung ihrer Biotope und eingeschleppte Haustiere verursacht.

Phelsuma laticauda in Kona, Hawai'i
Phelsuma standingi

Literatur

  • Henkel, F.-W. and W. Schmidt (1995) Amphibien und Reptilien Madagaskars, der Maskarenen, Seychellen und Komoren. Ulmer Stuttgart. ISBN 3800173239
  • Gerhard Hallmann/Jens Krüger/Gerd Trautmann: Faszinierende Taggeckos. Die Gattung Phelsuma. Münster 1997, ISBN 3-931587-10-X
  • Hans-Peter Berghof: Taggeckos. Die Gattung Phelsuma - Pflege und Vermehrung. Münster 2005, ISBN 3-937285-45-8.
  • Taggeckos, Draco Terraristik Themenheft. Natur und Tierverlag GmbH, Münster. ISSN 1439-8168
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