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Hofbrauhaus Wolters

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Die Hofbrauhaus Wolters AG ist eine regional bedeutende, traditionsreiche Großbrauerei in Braunschweig, die bereits 1627 gegründet und 1882 als „Herzogliches Hofbrauhaus“ des Herzogs von Braunschweig und Lüneburg ausgezeichnet wurde. Nach der Übernahme durch einen Weltkonzern sollte die Brauerei Ende 2005 liquidiert werden, konnte aber nach engagierten Aktionen von Gastronomie und Handel und mit Unterstützung der Stadt Braunschweig durch vier ehemalige Manager des Konzerns übernommen werden, die sie als GmbH weiterführen.

Geschichte

Allgemein

Seit fast 400 Jahren ist die Brauerei Wolters eng mit der Geschichte der Stadt Braunschweig verbunden. Anfangs wurde obergäriges Bier gebraut, das aber nicht lange haltbar war. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wechselte Wolters die Brauart und produzierte von nun an untergäriges Lagerbier.

Brauherren

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Haus zur Hanse um 1900

Die Ursprünge von Wolters gehen in das Jahre 1627 zurück. Am 19. Juni 1627 heiratete der Braunschweiger Bürgermeister Zacharias Boiling die Witwe Haberland (Haverland). Durch die Heirat wurde er Mitbesitzer des „Hauses zur Hanse“ in der Güldenstraße. Mit dem Erwerb der Braugerechtsame konnte Boiling erstmals Bier brauen und verkaufen. Somit wurde das „Haus zur Hanse“ zum Stammhaus des späteren Hofbrauhauses Wolters.

Nach dem Tode von Boiling übernahm Peter Warnecke das Brauhaus. 1734 heiratete Heinrich Levin Wolters in die Familie ein und gab der Brauerei ihren jetzigen Namen. Schriftlichen Überlieferungen nach wurde 1734 erstmals das Brauhaus Wolters in der Stadtgeschichte erwähnt. Heinrich Levin Wolters begründete damit die Brauerei Wolters. Sein Sohn Johann Heinrich Wolters gründete 1763 die Firma Wolters & Co.. Sechs Generationen lang war die Brauerei in Familienbesitz. Braurechte und Grundbesitz wurden über 200 Jahre hinweg an die Söhne vererbt. Die Wolters-Familienära endete mit dem Tod von Dr. Jur. Carl August J. W. Wolters im Jahre 1943.

Carl Christian Julius Wolters
Chronologische Folge der Brauereibesitzer
  • 1597-1664 Zacharias Boiling
  • 1624-1687 Peter Warnecke
1665-1727 Hans Heinrich Warnecke
  • 1700-1762 Heinrich Levin Wolters
1736-1808 Johann Heinrich Wolters
1778-1835 Johann Friedrich Martin Wolters
1817-1886 Carl Christian Julius Wolters
1859-1894 Carl Alwin August Reinhard Wolters
1860-1943 Dr. Jur. Carl August Jacob Willi Wolters

Wachstum

Unter der Führung von Carl Christian Julius Wolters wuchs die Brauerei zu einem Großunternehmen heran. Am 5. April 1876 verlieh Herzog Wilhelm zu Braunschweig ihm den Titel "Hofbierbrauer". 1882 wurde die Brauerei mit dem Prädikat "Herzogliches Hofbrauhaus" ausgezeichnet.

In den 1870er Jahren stieg der Brauereiumsatz auf ca 30.000 Hektoliter, und die Brauerei stieß im Stammhaus an der Güldenstraße an ihre Grenzen. Deshalb wurde ein großes Areal am Südrand der Stadt gekauft, auf dem eine moderne Brauerei errichtet wurde. 1884 (1882?) zog das Unternehmen in die neu erbauten Geschäfts- und Brauereigebäude an der Wolfenbütteler Straße 39 ein.

Das alte Stammhaus wurde in eine Gaststätte umgewandelt. Das "Haus zur Hanse" wechselte mehrfach den Besitzer. So wurde es mehrfach von Wolters verkauft und wenig später wieder zurückgekauft. Heute wird das "Haus zur Hanse" als gehobenes Hotel mit Restaurant genutzt.

Nach dem Tod von Carl Christian Julius Wolters 1886 führten seine beiden Söhne das Unternehmen. Als 1894 Carl Alwin Wolters starb, wurde Carl August Wolters Alleininhaber der Gesellschaft. 1903/1904 wurden erstmals über 100.000 Hektoliter Bier produziert und das Hofbrauhaus galt als "Großbrauerei".

1920 schlossen sich die Gesellschaft "Herzogliches Hofbrauhaus Carl Wolters & Co." und die "Balhornsche Bierbrauerei Aktiengesellschaft" zur "Hofbrauhaus Wolters und Balhorn AG" zusammen. Die Brauerei Balhorn wurde erstmals 1692 schriftlich erwähnt, 1830 erhielt der damalige Inhaber August Balhorn den Titel "Hofbierbrauer". Seit 1940 lautet der Firmenname "Hofbrauhaus Wolters AG".

Nachkriegszeit und Übernahme

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Brauerei durch Luftangriffe erheblich beschädigt. 1947 übernahm eine Erbengemeinschaft die Geschäftsführung der "Hofbrauhaus Wolters AG". In der Nachkriegszeit mussten der Wiederaufbau der teilweise zerstörten Brauerei und der Wegfall des ostdeutschen Marktes bewältigt werden.

Mit dem Neuaufbau kam auch der Aufschwung. 1976 wurde die Brauerei erweitert und mit der damals leisesten Flaschenabfüllanlage modernisiert.

Im Jahre 1985 übernahm die Gilde Brauerei aus Hannover mit 83,28 % die Aktienmehrheit an der Hofbrauhaus Wolters AG. Ab 1989 bestand ein Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag. Die Gilde-Gruppe wurde ihrerseits 2003 vom belgischen InterBrew-Konzern übernommen. InterBrew erwarb weitere 6,68 % der Aktien an der Hofbrauhaus Wolters AG. 2005 fusionierten die Brauereiriesen InterBrew und der brasilianische AmBev-Konzern zu InBev. Mit dem InBev-Konzern entstand die größte Brauereigruppe der Welt (Stand 2005).

Drohende Liquidation und Rettung des Hofbrauhauses

Am 2. Dezember 2005 verkündete InBev Deutschland die Schließung und Liquidation der Braunschweiger Brauerei mit der Begründung, dass die Brauerei innerhalb des weltweiten Brauerei-Netzes des Konzerns nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben sei. Allerdings schrieb Wolters im vorherigen Geschäftsjahr schwarze Zahlen. Mit der Schließung der Traditionsbrauerei wären über hundert Arbeitsplätze gefährdet gewesen.. Ein im Mai 2006 von InBev, der Stadt Braunschweig und einer privaten Investorengruppe erarbeiteter Rettungsplan sah vor, die Brauerei aus dem InBev-Konzern heraus zu lösen und als eigenständige GmbH fortzuführen.

In der ganzen Region wurden zahlreiche Aktionen für die Rettung von Wolters gestartet. So organisierten sich Gruppen in Internetforen, um Unterschriftenaktionen zu starten. Unter dem Motto „Rettet Wolters“ gab es Sonderpreis-Aktionen des Handels und in zahlreichen Braunschweiger Diskos und Kneipen „Rettet Wolters“-Parties.

Nach schwierigen, zuletzt geheim geführten Verhandlungen schlossen am 26. Mai 2006 die Hofbrauhaus Wolters AG und eine Investorengruppe einen Vertrag über den Verkauf des Brauereibetriebs. Die Erwerbergemeinschaft aus vier ehemaligen Gilde- und InBev-Managern (Thomas Renneke, Wilhelm Koch, Hans-Peter Lehna und Hanns-Bernd de Wall) übernimmt die Brauerei für netto 7 Millionen Euro. Nach der Übergabeabwicklung wird die Gesellschaft unter „Hofbrauhaus Wolters GmbH“ firmieren und ihren Sitz in Braunschweig behalten.

Das Rettungskonzept sieht vor, dass die Stadt Braunschweig das Firmengelände für 3 Millionen Euro kauft und an die Hofbrauhaus Wolters GmbH im Wege des Erbbaurechts verpachtet. Zudem kann der Kaufpreis in monatlichen Raten von 110.000 Euro (Zinsatz 4% pro Jahr) abgezahlt werden.

Die Markennamen „Wolters“ und „Schwarzer Herzog“ sowie das Gaststätten-Netz gehen ebenfalls an die neuen Eigentümer über. Der Geschäftsbetrieb wird am 1. Oktober 2006 an die neue Geschäftsführung übergehen.

Produkte

Das Sortiment besteht aus verschiedenen Biermarken und unterscheidet sich in mehreren Biersorten. Alle Woltersbiersorten sind untergärige Vollbiere und werden nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut.

Pilsner Bier

Wolters Pilsener
Wolters Pilsener Premium
  • Wolters Pilsener Premium ist ein herbes Bier. Die Premiummarke ist im unteren regionalen Premiumsegment angeordnet.
  • Zutaten: Wasser, Gerstenmalz, Hopfen
  • Stammwürzegehalt: 11,2-11,4 Gew. %
  • Alkoholgehalt: 4,9 Vol. %
  • Gebinde: grüne 0,3l Longneck-Flasche im 24er Kasten oder 6er-Träger; grüne 0,5l Longneck-Flasche im 20er Kasten.
  • Fassbier: 20l, 30l und 50l.
Wolters Pilsener Alkoholfrei
  • Das alkoholfreie Wolters Pilsener ergänzt die Produktpalette um ein leichtes, alkoholfreies Getränk. Die Besonderheit an diesem alkoholfreiem Bier ist der schonende Entzug des Alkohols nach dem Brauvorgang.
  • Stammwürzegehalt: 11,8 Gew. %
  • Alkoholgehalt: 0 Vol. %
  • Gebinde: grüne 0,3l Longneck-Flasche im 24er oder 6er-Träger.
  • Produktion eingestellt.

Schwarzbier

Schwarzer Herzog
  • Eine Schwarzbier-Spezialität ist der "Schwarze Herzog", ein untergäriges, dunkles Lagerbier.
  • Stammwürzegehalt: 11,4-11,6 Gew. %
  • Alkoholgehalt: 5,0 Vol. %
  • Gebinde: braune 0,3l Longneck-Flasche im 24er oder 6er-Träger.
  • Produktion eingestellt.

Weitere Biersorten

Oktober Bier
  • Eine weitere Spezialität ist das aromatische Oktober Bier, ein untergäriges, halbdunkles Märzen. Das Oktober Bier wird nur im Herbst gebraut.
  • Alkoholgehalt: 5,4 Vol. %
  • Gebinde: grüne 0,5l Longneck-Flasche im 20er Kasten.
  • Fassbier: 50l
Prinzensud
  • Der Prinzensud schmeckt würzig. Dieses Bier ist ein saisonales Bier und wird nur für den Braunschweiger Karnevalsumzug gebraut.
  • Gebinde: grüne 0,3l Longneck-Flasche im 24er Kasten.

Veranstaltungen und Sponsoring

Das Unternehmen Wolters engagiert sich in den Bereichen Kultur und Sport.

Wolters Hoffest

Jedes Jahr findet an einem Wochenende im Juni das Wolters Hoffest auf dem ganzen Gelände des Hofbrauhauses statt. Zahlreiche Bühnen, Bierbuden, Imbißstände locken an zwei Tagen tausende von Besuchern auf das traditionsreiche Brauereigelände. Auf den vielen Bühnen treten (ehemals) erfolgreiche Gruppen, Jazz-, Blues- und Coverbands auf.

Das Wolters-Wappen beinhaltet u. a. zwei Löwen, eine große Krone, ein Kreuz und zwei lateinische Wahlsprüche.

„IMMOTA FIDES“ - „Unerschütterliche Treue“

Wahlspruch des Orden Heinrichs des Löwen (Braunschweig).
„NEC ASPERA TERRENT“ - „Sie schrecken vor Schwierigkeiten nicht zurück“

Wahlspruch des Guelfen-Orden (Welfen, Hannover).

Verbreitung

Wolters Pilsener ist ein regionales Bier und wird hauptsächlich zwischen Harz und Heide (z.B. Braunschweig, Gifhorn und Wolfenbüttel) getrunken. Die Marke Wolters ist auch überregional bekannt und beliebt und kann in ausgewählten Gaststätten, Supermärkten und Kiosken zwischen Göttingen und Hamburg gekauft werden.

Konzentration auf die Region Braunschweig 
Marktanteil von ca. 10%
Zweitstärkste Marke der Region

Quelle: GfK 1. Halbjahr 2003

Breite Distribution im Kerngebiet
Hohe Gastronomiepräsenz in über 1000 Gaststätten 
Überproportionaler Fassbieranteil von fast 30% 
 
Quelle: Imagestudie Eleaten 2003

Literatur

  • Andreas Döring: Wirth! Nochmal zwo Viertel Stübchen! Braunschweiger Gaststätten & Braunschweiger Bier damals., Braunschweig 1997, ISBN 3923696841
  • Hofbrauhaus Wolters (Hrsg.): 350 Jahre Hofbrauhaus Wolters, Braunschweig 1977