Abessinienkrieg
Abessinienkrieg | |||||||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Teil von: Italienisch-Äthiopische Kriege | |||||||||||||||||
![]() Italienische Streitkräfte während eines Angriffs auf abessinische Stellungen, Tembienschlacht 1936 | |||||||||||||||||
Datum | 3. Oktober 1935 bis 9. Mai 1936 | ||||||||||||||||
Ort | Abessinien (heutiges Äthiopien) | ||||||||||||||||
Ausgang | Italienischer Sieg | ||||||||||||||||
Folgen | Italienische Annexion Abessiniens | ||||||||||||||||
|
Der Abessinienkrieg – auch Zweiter Italienisch-Äthiopischer Krieg genannt[A 1] – war ein völkerrechtswidriger Angriffs- und Eroberungskrieg des faschistisch regierten Königreichs Italien gegen das ostafrikanische Kaiserreich Abessinien (heutiges Äthiopien). Es war der erste große Konflikt, den eine europäische Macht nach dem Ersten Weltkrieg begann, sowie der erste von einer faschistischen Macht angezettelte Konflikt zwischen souveränen Staaten.[5]
Er begann mit einer Rede Benito Mussolinis am 2. Oktober 1935, in der er die Invasion ankündigte und dem Einmarsch italienischer Truppen am folgenden Tag, und endete offiziell am 9. Mai 1936 mit der proklamierten Annexion Abessiniens durch das faschistische Italien. Am 1. Juni 1936 erfolgte die Vereinigung des besetzten Abessiniens mit den Kolonien Italienisch-Somaliland und Eritrea zur Kolonie Italienisch-Ostafrika. Da die italienischen Besatzer das Land militärisch nie vollständig unter ihre Kontrolle bringen konnten und auch der abessinische Widerstand nach der Annexion nie zusammenbrach, betrachten manche Historiker die italienische Besatzungsherrschaft 1936 bis 1941 ebenfalls als Teil des Abessinienkriegs.[6] Nach dem Eintritt Italiens in den Zweiten Weltkrieg wurde Abessinien im Zuge des Ostafrikafeldzugs 1941 von britischen und abessinischen Truppen befreit.
Dem italienischen Angriffskrieg und Besatzungsregime, bei welchem von Italien massiv und systematisch Giftgas eingesetzt wurde, fielen von 1935 bis 1941 zwischen 350.000 und 760.000 der rund 10 Millionen Abessinier zum Opfer.[7]
Vorgeschichte
Einen ersten, scheinbar erfolgversprechenden Anlauf zur Unterwerfung Abessiniens hatten die Italiener schon 1895/96 im Ersten Italienisch-Äthiopischen Krieg unternommen. Nach dem Zusammenbruch der Herrschaft Ägyptens über Eritrea wegen des Mahdi-Aufstands im Sudan hatte Italien 1882 Assab und 1885 Massaua besetzt und damit einen ersten Krieg mit Abessinien provoziert. Die Niederlage in der Schlacht bei Dogali 1887 veranlasste Italien, 1889 dem Friedensvertrag von Wetschale (italienisch: Uccialli) zuzustimmen.
Da Abessiniens Kaiser Johannes IV. aber gerade im Krieg gegen den Sudan gefallen war, bedeutete vor allem dieser Vertrag für dessen Nachfolger Menelik II. eine wesentliche Hilfe bei der Anerkennung als Negus. Italien betrachtete Meneliks Abessinien deshalb als Protektorat, annektierte noch im gleichen Jahr Somaliland und organisierte 1890 die Kolonie Eritrea. Daraufhin kündigte Menelik II. den Protektoratsvertrag, was 1893 oder 1894 zum erneuten Einfall italienischer Truppen und zu deren erneuter, diesmal schwerer wiegender Niederlage in der Schlacht von Adua am 1. März 1896 führte.
Der italienische Diktator Benito Mussolini träumte seit seiner Machtergreifung im Oktober 1922 davon, das Imperium Romanum wieder aufleben zu lassen und als Reichsgründer in die Geschichtsbücher einzugehen. Zur Verwirklichung seiner Ideen bot sich vor allem das Kaiserreich Abessinien an, da Italien hier mit seinen Kolonien Eritrea und Somaliland ohnehin schon den Küstenstreifen besetzt hielt und somit eine gute Aufmarschbasis hatte.
Schon 1932 ließ Mussolini durch Emilio De Bono, einen Veteranen des Ersten Weltkriegs, die Schlagkraft der abessinischen Armee erkunden. Im Dezember 1934 entschloss er sich, den "Grenzzwischenfall" von Wal-Wal (über 100 Kilometer hinter der Grenze, tief im äthiopischen Ogaden), bei dem 30 in italienischen Diensten stehende somalische Askari von abessinischen Grenztruppen getötet worden waren, als Vorwand für einen Überfall auf Abessinien zu nutzen.
Mussolini und Pierre Laval (damals Außenminister im Kabinett Flandin I) vereinbarten am 7. Januar 1935 das Französisch-Italienische Abkommen. Darin gab Frankreich de facto Italien freie Hand in Abessinien;[8] es wollte vermeiden, dass Hitler-Deutschland und Italien sich näherkamen (→ Stresa-Front). Laval und der damalige britische Außenminister Samuel Hoare handelten 1935 den Hoare-Laval-Pakt aus. Er sah vor, Italien territoriale und sonstige Angebote zu machen, um es von einem Angriff auf Abessinien abzuhalten.
Verlauf

Militärisch
Am Nachmittag des 2. Oktober 1935 trat Mussolini auf den Balkon seines Regierungssitzes im Palazzo Venezia in Rom, und kündigte in einer martialischen Ansprache die Invasion Äthiopiens an.[9][10]
Am 3. Oktober 1935 drangen drei italienische Korps unter dem Befehl des bereits als Kundschafter eingesetzten Generals Emilio De Bono, und ohne dass eine Kriegserklärung unterzeichnet worden war, in Abessinien ein. Der Aufmarsch der italienischen Truppen war lange vorbereitet worden. Bereits im Mai 1935 standen in Eritrea und Somaliland 330.000 italienische Soldaten und 87.000 Askari aus Eritrea, Somalia und Libyen für die Invasion bereit. Den Invasionstruppen standen über 10.000 Maschinengewehre, 1100 Geschütze, 250 Panzer, 90.000 Trag- und Zugtiere, 14.000 Fahrzeuge sowie 350 Flugzeuge zur Verfügung. Außerdem wurden über 100.000 italienische Zivilisten, die insbesondere als Arbeiter und Fahrer beschäftigt waren, zur Unterstützung der Fronttruppen eingesetzt. Bis Januar 1936 wurden weitere fünf Divisionen der faschistischen Miliz auf den Kriegsschauplatz geschickt. Italien hatte damit die größte nichtafrikanische Streitmacht aufgestellt, die jemals auf dem afrikanischen Kontinent aktiv war. Den Italienern standen je nach Quelle zwischen 250.000 und 350.000 zum Großteil schlecht ausgerüstete Äthiopier gegenüber, die über 200.000 moderne Gewehre, 4000 Maschinengewehre, einige hundert leichte Geschütze und Fahrzeuge sowie einige Dutzend Flugzeuge verfügten.[11]
Den Italienern, die von Eritrea unter dem Befehl von De Bono und im Süden von Somalia unter dem Befehl von Rodolfo Graziani angriffen, gelang es schnell, die wichtigen Städte Adua und Axum zu erobern. Zu den ersten Maßnahmen der faschistischen Kolonialverwaltung gehörte die Abschaffung der Sklaverei (15. Oktober 1935): Damit versuchte Italien den Krieg zu legitimieren. Beim Vordringen in den gebirgigeren Teil Abessiniens geriet der Angriff jedoch unerwartet ins Stocken. Teilweise gingen die unterlegenen abessinischen Truppen sogar zum Gegenangriff über. Wegen der Misserfolge enthob Mussolini General De Bono nach 45 Tagen seines Amtes. Als Ersatz berief er Feldmarschall Pietro Badoglio. Badoglio gruppierte die Truppen um und befahl nun pausenlose Angriffe.
Propagandistisch
Der Krieg wurde brutal geführt. Die Italiener beschuldigten die Abessinier, die Genfer Konventionen zu brechen und italienische Kriegsgefangene getötet, verstümmelt und entmannt zu haben. Allerdings sind die Berichte über diese angeblichen Kriegsverbrechen widersprüchlich, wenig glaubhaft und oftmals nicht zu verifizieren. Während offiziell von Hunderten getöteter Kriegsgefangener berichtet wurde, erklärten die italienischen Behörden tatsächlich insgesamt 43 im Krieg vermisste Soldaten für tot. Das Schicksal dieser Soldaten ist dabei im Wesentlichen unbekannt. Von den siebzehn Italienern in abessinischer Kriegsgefangenschaft starben vier, einer verschwand und zwölf überlebten den Krieg. Ob, wie die Propaganda behauptete, Kriegsgefangene entmannt wurden, ist ebenfalls unklar.
Es gehörte zwar zu den trotz eines Verbotes Kaiser Selassies praktizierten Sitten und Gebräuchen abessinischer Krieger, gefallene Feinde zu entmannen. Einige Dutzend solcher Fälle sind belegt, Fälle lebendig kastrierter Italiener jedoch nicht. Gleichwohl diente diese Praktik den Italienern dazu, ihren Krieg als zivilisatorische Mission zu rechtfertigen. Besonderes Aufsehen erregte dabei das Schicksal der italienischen Piloten Tito Minniti und Livio Zannoni, die nach einer Notlandung ihres Aufklärungsflugzeugs vermutlich von aufgebrachten Dorfbewohnern getötet wurden. Die italienische Propaganda verbreitete verschiedene, sich zum Teil auch widersprechende Berichte über ihr grausames Schicksal; die Umstände ihres Todes ließen sich beim Auffinden der Leichen nicht mehr aufklären.[12]
Die Propaganda war besonders wichtig, um den Krieg in Abessinien zu legitimieren. Vor allem in Italien setzte Mussolini einiges daran, den Zuspruch der Bevölkerung für den Krieg in Ostafrika zu erhalten. Neben den Argumenten, die Abessinier zu befrieden, von der Sklaverei zu befreien und sie zu zivilisieren, wurde der Traum von nationaler Größe und Idee zivilisatorischer Überlegenheit gelebt. Abessinien galt zudem für viele Italiener als Projektionsfläche für ein besseres Leben. Die Propaganda lautete, dass in Abessinien neuer Lebensraum für die Italiener geschaffen werde.
Internationale Reaktionen
Der italienische Angriff umging das Abkommen zur friedlichen Beilegung internationaler Streitigkeiten vom 18. Oktober 1907 und verstieß gegen den Briand-Kellogg-Pakt sowie gegen die Satzung des Völkerbundes, dem Italien und Abessinien angehörten. Zwar beschloss der Völkerbund sofort nach Ausbruch des Krieges Wirtschaftssanktionen gegen Italien, jedoch führten die Mitgliedsstaaten diese nur halbherzig oder gar nicht durch.[13]
Insbesondere Frankreich und Großbritannien waren bestrebt, Mussolini nicht in die Arme Hitlers zu drängen.[14] So übernahm unter anderem die APOC, deren Mehrheitseigentümer der britische Staat war, dem Völkerbundembargo zum Trotz schon ab dem 2. Oktober 1935 Mussolinis Treibstoffversorgung für die gesamte Dauer des Abessinienkriegs.[15]
Auch gezielte Attacken der Italiener auf Einrichtungen des Roten Kreuzes, die international in die Schlagzeilen gerieten, führten zu keiner Verschärfung der Sanktionen. Haile Selassie trat persönlich vor dem Völkerbund auf und forderte vergeblich Unterstützung. Am 5. Mai 1936 zog der italienische Feldmarschall Pietro Badoglio schließlich in der abessinischen Hauptstadt Addis Abeba ein. Am 4. Juli 1936 hob der Völkerbund seine Sanktionen gegen Italien auf, das am 11. Dezember 1937 trotzdem seinen Austritt aus dem Völkerbund erklärte.
Kriegsführung und Kriegsverbrechen
Der Luftkrieg
Der Abessinienkrieg sah den massivsten und brutalsten Luftwaffeneinsatz, den die Welt bis zu diesem Zeitpunkt erlebt hatte, und markierte damit eine entscheidende Etappe in der Geschichte des modernen Luftkriegs. Auf dem Kriegsschauplatz am Horn von Afrika kamen 1935/36 weit mehr Menschen durch Luftbombardements ums Leben, als in allen früheren Konflikten zusammen. Die Bombardierung von Städten und Dörfern war Mitte der dreißiger Jahre ein neues Phänomen und ging in Ostafrika weit über das hinaus, was London und Karlsruhe im Ersten Weltkrieg erlitten hatten. Während sich im Ersten Weltkrieg die Luftwaffe noch in einem Experimentierstadium befunden hatte und lediglich als „Hilfswaffe“ zum Einsatz gelangte, stiegen die Luftwaffen aller europäischen Länder danach zu eigenständigen Teilstreitkräften neben Heer und Marine auf. Die stets größeren Reichweiten und Angriffsgeschwindigkeiten, aber auch die extrem gesteigerte Waffenwirkung des Bombenflugzeugs veränderten das Wesen des Krieges fundamental. Das Bombenflugzeug stieß nicht nur das Tor zum Massenkrieg auf, sondern war auch ein Symbol und Produkt des beginnenden High-Tech-Zeitalters.[16]

Anhand der Bombardierung von Dörfern und Provinzstädten wurde in den ersten Kriegsmonaten eine Handlungsvariante verfolgt, die bereits in den handfesten Kriegsplänen gegen das äthiopische Reich aus den Jahren 1932/33 vorgesehen war. Die bewusste Zerstörung der Ortschaften entsprach somit keiner Ad-hoc-Entscheidung des Hochkommissars Emilio De Bono, sondern war von langer Hand geplant. Diese Strategie des Terrors wurde später unter dem Kommando Pietro Badoglios im Prinzip beibehalten. Obschon Badoglio nämlich Mitte Februar 1936 den Einsatz von bakteriologischen Waffen im weiteren Kriegsverlauf für nicht mehr notwendig erachtete, plädierte der Feldherr bis zum 29. Februar 1936 dafür, eine „entscheidende terroristische Operation aus der Luft auf alle Zentren im Shewa-Gebiet, einschließlich der Hauptstadt, durchzuführen“. Die Frage nach der Bombardierung der Hauptstadt oder der Eisenbahnlinie zwischen Addis Abeba und Dschibuti erwies sich während des ganzen Krieges von größter Relevanz und beschäftigte nicht nur die Militärverantwortlichen in Ostafrika, sondern auch Mussolini und die internationale Diplomatie. Es ist letztlich vor allem auf politische Gründe zurückzuführen, dass Addis Abeba und die Eisenbahnlinie im Krieg weitgehend verschont blieben, obwohl in beiden Fällen die Zerstörung zuerst vorgesehen war.[17]
Nirgendwo sonst kam das militärische Ungleichgewicht zwischen Italien und Abessinien so krass zum Vorschein wie bei den Luftstreitkräften. Insgesamt kam am Horn von Afrika eine Armada von 450 Kampfflugzugen zum Einsatz – rund die Hälfte des Gesamtbestandes der italienischen Luftwaffe. Über ihren Bestimmungszweck konnte kein Zweifel herrschen: Drei Viertel der nach Ostafrika verlegten Luftflotte bestand aus Bombern. Die unter dem Kommando von General Mario Ajmone Cat stehenden Fliegerkräfte flogen Hunderte von Angriffen, während derer sie Zehntausende von Splitter-, Brand- und Gasbomben auf feindliche Ziele niederprasseln ließen. Von Beginn des Krieges an beherrsche die italienische Regia Aeronautica den Luftraum über Abessinien total. Die wenigen Flieger auf abessinischer Seite waren entweder nicht einsatzfähig oder wurden schon kurz nach Beginn der Feindseligkeiten auf dem Boden zerstört.[18]
Zu einem Symbol dieser neuen Kriegsführung wurde der schwere Luftangriff auf Dessiè, die Provinzhauptstadt von Wollo. Er wurde am 16. Dezember 1935 von 18 Flugzeugen in zwei Angriffswellen durchgeführt. Sie zerstörten zahlreiche Gebäude und zivile Einrichtungen sowie ein von amerikanischen Adventisten geführtes Spital. Unter den insgesamt 50 Toten des Angriffs waren die meisten Zivilisten. Relativ stark verwüstet wurden von italienischen Flugzeugen noch die Provinzstädte Neghelli, Jijiga und Harrar. Etwas leichter getroffen wurden die Ortschaften Adigrat, Adua, Quoram, Gorahei, Debre Markos, Sassa Baneh, Degeh Bur und weitere. Nicht zuletzt wegen der heftigen internationalen Reaktionen nach den schweren Luftangriffen auf die Provinzstädte wurden Addis Abeba und Dire Dawa (Dire Daua), die militärisch lohnendsten Bombenziele, nicht aus der Luft angegriffen. Auf Weisung Mussolinis hin war die Hauptstadt wegen der dort residierenden Ausländer von Terrorangriffen auszunehmen. Die strategischen Bombardements abessinischer Bevölkerungszentren gehörten zu den ersten in der Geschichte überhaupt. Obschon die Bombardierungen auf äthiopische Städte schlimmstenfalls wenige Hundert Tote kosteten, wiesen sie laut Aram Mattioli (2005) als systematisch durchgeführte Kriegsakte bereits auf „die Menschen verschlingenden Flächenbombardements des Zweiten Weltkrieges hin“.[19]
Angriffe auf das Rote Kreuz


Als bis dahin beispiellose Gewalttaten gelten auch die italienischen Luftschläge gegen Feldlazarette des Roten Kreuzes. Die neuere Forschung hat für die rund vier Monate zwischen dem 6. Dezember 1935 und dem 29. März 1936 insgesamt 15 Angriffe auf Rotkreuz-Einrichtungen nachgewiesen, hauptsächlich auf Feldspitäler. Davon wurden sieben absichtlich durchgeführt, in acht weiteren Fällen handelte es sich um Nebenfolgen von Luftschlägen, die anderen Zielen galten. Am schwersten traf es die schwedische Mission bei Melka Dida an der Südfront. Die rein medizinisch genutzte Einrichtung lag 25 Kilometer hinter der Front und 7 Kilometer vom Hauptquartier von Ras Desta Damtù entfernt. Am 30. Dezember 1935 wurde das gut mit Fahnen markierte Lager in mehreren Wellen von 10 Kampfflugzeuge angriffen. Dabei kamen auch Yperit-Granaten zum Einsatz. Infolge des Bombenregens kamen 42 Menschen um – die meisten davon Patienten.[20]
Das faschistische Italien warf Abessinien vor, das Rotkreuz-Zeichen systematisch für zivile und militärische Zwecke missbraucht zu haben. Beide Anschuldigungen wurden über die faschistische Diplomatie, Presse und Propaganda weit verbreitet. Die italienischen Vorwürfe hatten jedoch wenig Substanz. Einzelfälle wurden von der faschistischen Propaganda oftmals falsch interpretiert, maßlos übertrieben oder unzulässig verallgemeinert. Dabei wurden die Italiener laut Rainer Baudendistel (2006) Opfer ihrer eigenen Strategie. Da für sie der Abessinienkrieg ein Krieg zwischen Ungleichen war, zwischen einer zivilisierten Nation und einem Volk von Barbaren, konnte und sollte es keine Kommunikation zwischen den beiden geben. In der Folge nahm das italienische Oberkommando in Kauf, eher das Rote Kreuz zu bombardieren, als genau abzuklären, ob es sich beim möglichen Ziel um ein reguläres Feldspital handelte oder nicht.[21]
Insgesamt verursachten die italienischen Luftschläge 47 Todesopfer, mehrere Dutzend Verwundete und großen materiellen Schaden, wie die Zerstörung des einzigen Rotkreuz-Flugzeugs, das auf abessinischer Seite im Dienste stand. Die Luftwaffe warf mehr als 10 Tonnen Bomben, darunter auch 252 Kilogramm Senfgasbomben über dem Roten Kreuz ab. Das dabei nicht mehr Opfer zu beklagen waren, wird als Glücksfall der Rotkreuzhelfer betrachtet. Den italienischen Luftschlägen gegen das Rote Kreuz lag ein Muster zu Grunde. Je weiter die Feldspitäler zur abessinischen Front vorstießen und je mehr sie italienischen Operationen in die Quere kamen, desto größer war das Risiko bombardiert zu werden. Praktisch alle ausländischen und abessinischen Feldspitäler, die in eine solche Lage kamen, mussten diese schmerzhafte Erfahrung machen. Die Spitäler hingegen, die sich in sicherer Distanz zur Front befanden, blieben unversehrt, obwohl sie regelmäßig von italienischen Kriegsflugzeugen überflogen wurden. Diese Feststellung widerlegt den abessinischen Vorwurf, das Rote Kreuz sei von den Italienern systematisch bombardiert worden. Jedoch hält Rainer Baudendistel (2006) fest, dass das Rote Kreuz „seine Aufgaben dort nicht erfüllen konnte, wo es am Nötigsten war, und dass paradoxerweise von derjenigen Partei verunmöglicht wurde, auf deren Boden das Rote Kreuz 1859 seinen Ursprung genommen hatte“.[22]
Der Giftgaskrieg
Kampfstoffe, Technik, Einsatzgebiete

Das faschistische Italien setzte in Abessinien drei chemische Kampfstoffe ein: Arsen, Phosgen und Yperit, die – in Gasbomben abgefüllt – fast ausschließlich von Kampfflugzeugen abgeworfen wurden. Die einzig bekannte Ausnahme bildete im Februar 1936 der schwere Artilleriebeschuss des Amba Aradam durch Arsengranaten des Typs 105/28. Die italienische Luftwaffe verwendete Sprengkörper verschiedener Größe und Ausführung. Die Hauptrolle spielte dabei das unter dem Namen „Senfgas“ bekannte Yperit, das Mitte der dreißiger Jahre der am stärksten toxische unter allen damals bekannten Kampfstoffen war. In seiner Wirkung schon in kleinsten Konzentrationen tödlich, führt Yperit als öliges und stechend riechendes Hautgift binnen mehrerer Stunden zu einem qualvollen Tod oder schwersten Verletzungen.[23]
Zum Symbol des brutalen italienischen Yperit-Einsatzes wurde die schwere, torpedoförmige Bombe C.500.T. Mit einem Gesamtgewicht von 280 Kilogramm umfasste sie insgesamt 212 Kilogram Senfgas. Dieser großkalibrige Sprengkörper wurde eigens für die Verhältnisse in Ostafrika entwickelt und dort in großer Zahl insbesondere an der Nordfront eingesetzt. Nach dem Abwurf durch Kampfflugzeuge wurde die fast mannshohe Bombe mittels eines Zeitzünders in einer Höhe von 250 Metern über der Erde zur Explosion gebracht. Je nach Windstärke ging danach ein feiner Kampfstoffregen mit 500 bis 800 Meter Länge und 100 bis 200 Meter Durchmesser nieder.[24] Entsprechend den militärischen Erfolgen übernahm die Luftwaffe die zentrale Rolle im Gaskrieg. Die Flugzeugtypen Caproni Ca.111, Caproni Ca.133 und Savoia-Marchetti SM.81 waren bereits in der Werkstatt mit passenden Aufhängevorrichtungen für Gasbomben ausgerüstet worden. Die leistungsstarken Bomber waren 1932 bzw. 1935 entwickelt worden, hatten eine Reichweite zwischen 980 und 2.275 Kilometern, zählten mehrere Maschinengewehre an Bord und verfügten über eine Ladungskapazität von 800 Kilogram bis zwei Tonnen. Sowohl Caproni-Bomber als auch die Siai-Marchetti S. 81 wurden später auch Spanischen Bürgerkrieg und danach im Zweiten Weltkrieg eingesetzt.[25]

Der Einsatz chemischer Kampfstoffe, der von Anfang an offensiven Charakter hatte, brachte eine neue Dimension in den Abessinienkrieg. Im Kriegsverlauf erwiesen sich die von der Artillerie benutzten Arsen-Granaten allerdings als weniger effektiv als die aus der Luft abgeworfenen Giftgasbomben verschiedenen Kalibers. Auf taktischer und strategischer Ebene waren die Auswirkungen des Giftgaseinsatzes enorm. Indem die italienischen Streitkräfte dank des Nachrichtendienstes genau darüber informiert waren, welche Marschrouten die abessinischen Armeen wählten, zu welchem Zeitpunkt sie sich in Bewegung setzten und wo die Hauptquartiere aufgeschlagen wurden, konnten beispielsweise „chemische Blockaden“ auf Pässen oder bei Flussübergängen eingerichtet werden. Die gesperrten Gebiete erwiesen sich nach einem Abwurf allerdings auch für die Italiener für drei bis fünf Tage als unpassierbar, was je nach Zeitdruck der Manöver schwerwiegende Folgen haben konnte. Gerade an der Südfront, wo Graziani dazu drängte, möglichst schnell vorzurücken, war diese „Nebenwirkung“ des taktischen Giftgaseinsatzes problematisch. Die zu Beginn des Krieges formulierten Vorsätze, nicht die Zivilbevölkerung zu treffen oder die Gasbomben für große Ziele aufzubewahren, wurden bereits nach wenigen Wochen aufgegeben. Piloten bombardierten insbesondere an der Südfront auch kleinste Ansammlungen von Menschen, Karawanen und Viehherden mit Sprengstoff, Brandbomben und Giftgas.[26]
Die chemischen Kampfstoffe sollten den Gegner terrorisieren, ihn in seiner operativen Planung einschränken und die Moral der gegnerischen Einheiten und der Zivilbevölkerung brechen. Am 2. März 1936 gab Mussolini alle Städte Äthiopiens zur Bombardierung frei, außer Addis Abeba und den Eisenbahnknotenpunkt Dire Dawa. Dieser Entscheid fiel, nachdem einige Tage zuvor Badoglio die „terroristische Aktion der Luftwaffe über den äthiopischen Zentren, die Hauptstadt eingeschlossen“, gefordert hatte. Bezüglich des Gaskrieges gestand Mussolini zwar seinen Feldherren zu, „angesichts der Kriegsmethoden des Gegners jegliche Gifte in beliebiger Menge zu verwenden“, aber in Hinsicht auf die Städtebombardierung wiederholte er mehrmals seine Schutzdirektive gegenüber Addis Abeba und Dire Dawa. Ganz anders verhielt es sich, wenn Provinzstädte wie Debra Marcos, Gigh-Giga und Harrar bombardiert wurden und deren Einwohner zum Teil auch mit chemischen Kampfstoffen angegriffen wurden. Nur die Hauptstadt und Dire Dawa genossen den Schutz des Duce, wobei diese Abschirmung gegen Ende des Feldzuges nur noch formalen Charakter hatte.[27]
Abessinien hatte der chemischen Kriegsführung der italienischen Streitkräfte nicht viel entgegenzusetzen. Die äthiopische Armee erwartete zwar auch den Gaskrieg, ohne allerdings die Dimension der neuen Kriegsführung abschätzen zu können. Die äthiopische Regierung erteilte den Kommandeuren Instruktionen, wie sich die Soldaten bei einem Flugzeugangriff oder bei Verdacht auf Giftgas zu verhalten hatten. Zur Anweisung der oftmals des Lesens unkundigen Soldaten wurden zudem deutsche Handbücher über den Gaskrieg in die amharische Sprache übersetzt und mit vielen Handskizzen versehen. Gegen den Giftgaseinsatz standen der äthiopischen Armee kaum Mittel zur Verfügung. Die allermeisten Soldaten der kaiserlichen Armee waren barfuß in den Kampf gezogen und verfügten weder über Schutzanzüge noch über Spezialschuhe oder Gasmasken, die den feinen, sich auch durch Hartgummi fressenden Kampfstoffregen abgehalten oder die Durchquerung von verseuchtem Gelände erlaubt hätten. Lediglich die kaiserliche Garde verfügte über einige Tausend Gasmasken, welche sich aber gegen Senfgas als von sehr geringem Nutzen erwiesen. Nicht existent war in der kaiserlichen Armee ein Sanitätsdienst, der wenigstens die Leiden der Giftgasopfer hätte lindern können. Den Verheerungen aus der Luft schutzlos preisgegeben war die Zivilbevölkerung. Wie in ganz Afrika existierten in Äthiopien weder Schutzbunker, noch besaßen die Menschen rudimentäres Schutzwissen, von Gasmasken ganz zu schweigen. Entgiftungsmittel fehlten ganz.[28]
Ausmaße des Giftgaseinsatzes
Genaue Aussagen darüber, wie viele Giftgasbomben insgesamt in Äthiopien eingesetzt wurden, sind schwierig. Ebenfalls schwierig ist zu bestimmen, welche Bomben mit welchen Kampfstoffen gefüllt waren.[29] An der Nordfront warf die Luftwaffe während des „Krieges der sieben Monate“ schätzungsweise 1.020 C.500.T-Bomben ab, was insgesamt etwa 300 Tonnen Yperite entspricht. Außerdem ließ Badoglio während der Schlacht bei Amba Aradam 1.367 mit Arsen gefüllte Artilleriegeschosse auf die abessinischen Soldaten abfeuern. An der Südfront warf die Luftwaffe etwa schwere 95 C.500.T-Bomben, 186 21 Kilogramm schwere Yperit-Bomben und 325 Phosgen-Bomben ab, was insgesamt 44 Tonnen Giftgas entspricht. Für die Zeit von 22. Dezember 1935 bis 27. April 1936 ergibt sich somit eine Gesamtmenge von rund 350 Tonnen Giftgas. Von 1936 bis 1939 wurden noch schätzungsweise 500 weitere Giftgasbomben auf den abessinischen Widerstand abgeworfen. Daher hatten die Äthiopier während der gesamten Zeit des italienischen Angriffskriegs und der Besatzung von 1935 bis 1941 etwa 2.100 Giftgasbomben bzw. rund 500 Tonnen Giftgas zu erleiden.[30] In Konsequenz davon sprechen Historiker von einem „massiv geführten Gaskrieg“.[31]
Der Gaskrieg an der Südfront sah anders aus als an der Nordfront, weil es zwar zu vielen Gefechten, aber lediglich zu zwei großen militärischen Konfrontationen kam: bei der Einnahme der Ortschaft Neghelli und während der Harrar-Offensive. Die Operationen aus der Luft gingen dabei stets jenen am Boden voraus. So wurde Neghelli am 20. Januar 1936 von italienischen Bodentruppen erobert, aber die Bombardierung mit den C.500.T-Bomben setzte bereits am 12. Januar ein. Bei der Harrar-Offensive trugen sich die heftigsten Kämpfe am Boden in der Zeitspanne zwischen dem 15. April und dem 9. Mai zu, während die Luftwaffe die schwersten Aktionen zwischen dem 20. März und dem 14. April durchführte. Die Tendenz, die Bombardierungen mit den C.500.T-Bomben nicht auf den Zeitraum der Schlachten zu beschränken, bestand somit sowohl an der Nord- wie an der Südfront. Auch im Süden erwies sich der Gaskrieg als eine Konstante.[32]

Nach der Proklamation des Imperiums gab Mussolini am 8. Juni 1936 Vizekönig Graziani erneut den Einsatz von Giftgas frei, um bewaffnete Erhebungen auszulöschen. Bis Ende November 1936, also Monate nach der offiziellen Proklamation Italienisch-Ostafrikas, verging kein Monat, ohne das die italienische Luftwaffe über Abessinien nicht 7 bis 38 C.500.T-Sprengkörper eingesetzt hätte.[33] Bis zur Ablösung Vizekönig Grazianis im Dezember 1937 wurde Giftgas weiterhin regelmäßig in allen Regionen Äthiopiens eingesetzt. Unter dem Grazianis Nachfolger, Herzog Amadeus von Aosta, wurden Giftgasbomben hauptsächlich in den Gouvernaten Amhara und Shewa eingesetzt. Federführend war dabei der Oberbefehlshaber der italienischen Luftwaffe in Italienisch-Ostafrika, General Ugo Cavallero, der ein Befürworter von Grazianis Handlungen zur Ausmerzung des äthiopischen Widerstands war.[34] Yperit- und Arsen-Granaten wurden auf Cavalleros Befehl auch bei dem Massaker von Zeret im April 1939 eingesetzt.[35] Noch im Spätherbst 1940 setzte ein italienisches Flugzeug über einem Rebellenlager Giftgas frei, dass das fünf Widerstandskämpfer tötete und viele weitere schwer verletzte.[36]
Entgegen Gerüchten, die schnell Eingang in die internationale Presse fanden, setzten die italienischen Invasionstruppen im Abessinienkrieg nicht von Anfang an chemische Kampfstoffe ein. Die ersten Einsätze wurden kurz vor Weihnachten 1935 infolge der abessinischen Gegenoffensive geflogen. Erst in dieser bedrohlichen Situation ließ das italienische Oberkommando alle Rücksichten fallen und griff zum verheerendesten Mittel, das ihm zur Verfügung stand: zur Massenvernichtungswaffe Giftgas.[37] Auch ließ die italienische Luftwaffe Yperit nicht wahllos über Dörfern, Städten und Menschenansammlungen ausbringen und setzte überdies auch keine Sprühflugzeuge zur großflächigen Verseuchung landwirtschaftlicher Flächen ein. Mussolini ging davon aus, dass diese letzten Entgrenzungen des Krieges international mehr politischen Schaden als militärischen Nutzen gestiftet hätte. Aus dem gleichen Grund verzichtete Mussolini letztenendes auch auf eine bakteriologische Kriegsführung. Wenngleich sich die Gasattacken meistens gegen bewaffnete Einheiten in umkämpften Zonen richteten, wurden sie ohne jede Rücksicht auf die Zivilbevölkerung durchgeführt. Allein bis Ende 1936 kamen mehrere Tausend, vielleicht sogar Zehntausende Abessinier durch Giftgas ums Leben. Unzählige weitere wurden verstümmelt oder erblindeten, viele bleiben für ihr restliches Leben gezeichnet.[38]
Biologische Waffen
Nach dem heutigen Forschungsstand wurden im Abessinienkrieg keine biologischen Waffen eingesetzt. Dennoch war ihr Einsatz ursprünglich als ein fester Bestandteil der italienischen Kriegsführung vorgesehen. Obwohl bis dahin kein Land der Welt solche benutzt hatte, dachte Mussolini im Februar 1936 offen an den Einsatz von Bakterienkulturen. Die abessinischen Truppen Ras Kassas hatten zuvor Ende Januar an der Nordfront Badoglios Armee unter Druck gesetzt. Badoglio plädierte jedoch gegen den Einsatz von bakteriologischen Mitteln, weil weniger die gegnerischen Kampfverbände als die Zivilbevölkerung von diesen Maßnahmen beeinträchtigt gewesen würde. Zudem würde bei einem Einsatz von Bakterien die Offensive der Italiener zum Stillstand kommen, weil ganze Gebiete verseucht wären. Als letzten Grund für den Verzicht auf eine weitere Radikalisierung der Kriegsführung gab der General an, dass der Einsatz von Bakterien in der Weltöffentlichkeit heftige Proteste hervorrufen würde und weiterreichende Sanktionen des Völkerbundes, etwa das Erdölembargo, nicht auszuschließen gewesen wären. Mussolini zeigte sich mit den Ausführungen Badoglios einverstanden. Laut Guilia Brogini Künzi (2006) kann letztlich nur spekuliert werden, wie eine bakteriologische Kriegsführung in Ostafrika in der Praxis ausgesehen hätte. Fest stehe, dass die italienischen Sanitätsdienste die Streitkräfte und die Bevölkerung in den bereits eroberten Gebieten gegen Typhus und Cholera impfen ließen. Diese Maßnahme könnte aber auch losgelöst von militärischen Überlegungen zur allgemeinen Vorbeugung gedient haben.[39]
Einsatz von Kolonialtruppen (Askaris)
Die italienischen Invasoren schlugen systematisch Kapital aus den ethnischen und religiösen Spannungen zwischen den unterworfenen Völkern. Bereits im Zweiten Italienisch-Libyschen Krieg von 1922 bis 1932 hatte das faschistische Italien christliche Askari-Kolonialtruppen aus Eritrea gegen den muslimischen Widerstand eingesetzt. Im Abessinienkrieg wurde nun die von General Guglielmo Nasi kommandierte Division „Libia“ eingesetzt, die aus nordafrikanischen Muslimen bestand. Sie trat am 15. April 1936 in Aktion und nahm an Grazianis Schlussoffensive im Ogaden teil. Mit der Verlegung libyscher Söldner an die Südfront ermöglichte das faschistische Regime diesen, sich für Jahre der zurückliegenden Gewalttaten zu rächen, die aus Eritrea stammende Askaris während der faschistischen „Wiedereroberung Libyens“ an ihren Familien und Verwandten verübt hatten.[40]
Hinrichtung von Kriegsgefangenen
Schon während des „Krieges der sieben Monate“ machten die vehement vorrückenden Italiener kaum Gefangene. In großer Zahl hätten diese die ohnehin schon stark belastete Logistik des Unternehmens zusätzlich strapaziert. Gestellte abessinische Soldaten wurden oft gleich auf der Stelle erschossen oder kurz nachdem sie militärische Informationen preisgegeben hatten, exekutiert. Selbst Kämpfer, die sich freiwillig ergaben, konnten nicht mit Milde rechnen oder auf die Einhaltung der Genfer Konvention für Kriegsgefangene von 1929 hoffen.[41] Obwohl die abessinische Armee zwischen 250.000 und 350.000 Soldaten mobilisierte, hatten die Abessinier bei der Schlacht von Adua 1896 an einem einzigen Tag mehr italienische Kriegsgefangene gezählt, als die Italiener während des gesamten „Krieges der sieben Monate“ an abessinischen Kriegsgefangenen machten.[42] Die Annexion Äthiopiens durch Italien hatte den Effekt, dass Rom fortan alle Widerstandskämpfer als „Rebellen“ gegen die legitime Ordnung betrachten und unerbittlich hart bestrafen konnte. Am 5. Juni 1936 ordnete Mussolini an, dass alle in Gefangenschaft geratenen „Rebellen“ umgehend zu erschießen seien.[43] Dem faschistischen Außenminister Galeazzo Ciano zufolge ließ Achille Starace, Generalsekretär des PNF und Oberbefehlshaber in der abessinischen Region Gondar Gefangene nicht nur erschießen, sondern benutzte sie als Übungsziele für Herzschüsse: „Er schoss ihnen zuerst in die Genitalien und dann in die Brust. Augenzeugen haben diese Details berichtet.“[44]
Besatzungsverbrechen Italiens

Das ganze Ausmaß des italienischen Besatzungsterrors ist erst in den letzten Jahren zum Vorschein gekommen. Die neueste Forschung hat das bereits von Pionieren wie Angelo Del Boca und Giorgio Rochat gezeichnete Bild in seinen Hauptlinien bestätigt und diesem immer neue brutale Begebenheiten hinzugefügt, wobei etliche Aspekte nach wie vor fehlen dürften. So waren bis vor wenigen Jahren einige Massaker noch vergessen, bei anderen mussten die Opferzahlen bedeutend nach oben korrigiert werden.[45] Schon während des „Krieges der sieben Monate“ 1935/36, insbesondere seit dem Kommandowechsel zu Pietro Badoglio, kam es in den von italienischen Streitkräften besetzten Gebieten regelmäßig zu schweren Übergriffen gegen die ortsansässige Bevölkerung. Diese umfassten unter anderem „Säuberungsaktionen“, Vergewaltigungen, Massaker, Plünderungen, die Schändung äthiopisch-orthodoxer Kirchen und das Abbrennen ganzer Dörfer. Die Gewalt gegen die Zivilbevölkerung nahm an einigen Frontabschnitten ein derartiges Ausmaß an, dass Oberbefehlshaber Pietro Badoglio sich veranlasst sah, gegen diese Praktiken einzuschreiten. So forderte er im Januar und Februar 1936 General Alessandro Pirzio Biroli auf, die auf dessen Kommando hörenden Truppen in Zaum zu halten: „Wenn wir so weitermachen, wird sich die ganze Bevölkerung gegen uns auflehnen.“[46]
Nichtsdestotrotz unterzog auch Badoglio wenige Tage nach der Einnahme Addis Abebas die Hauptstadt einer ersten „Säuberung“, bei der es zu einer Welle von Hinrichtungen mit gegen 1.500 Todesopfern kam. Dabei sollten auf Mussolinis Anordnung auch gezielt Angehörige der jungen Bildungsschicht („Young Ethiopians“) liquidiert werden, die der Ditator als „eingebildete und grausame Barbaren“ bezeichnete.[47] Am 30. Juli 1936 wurde auf einem öffentlichen Platz in Addis Abeba Abuna Petros, einer der höchsten Würdenträger der äthiopisch-orthodoxen Kirche, nach einem kurzen Schauprozess von italienischen Carabinieri erschossen.[48] Nach der Proklamation des Imperiums wurde Rodolfo Graziani zum Nachfolger Badoglios als Vizekönig ernannt, der nun im italienischen Besatzungsgebiet mit Billigung Roms eine Terrorherrschaft errichtete. Am 8. Juli 1936 bewilligte Mussolini den gezielten Massenmord auch an Zivilisten: „Ich autorisiere Ihre Exzellenz noch einmal, systematisch mit einer Politik des Terrors und der Ausrottung gegen die Rebellen und die mitschuldige Bevölkerung zu beginnen und eine solche zu führen. Ohne das Gesetz zu Vergeltung 1 zu 10 kann man der Plage nicht in der nötigen Zeit Herr werden.“[49] Ebenso forderte Kolonialminister Alessandro Lessona den Vizekönig zur „Anwendung extremer Mittel“ auf. Die geläufigsten Formen der Hinrichtung waren Erhängungen und Erschießungen, andere Methoden beinhaltete auch das Verbrennen ganzer Familien in ihren Häusern mit Flammenwerfern oder Köpfungen. Die Zurschaustellung abgehackter Köpfe, die an Straßen auf langen Lanzen aufgespießt waren, sollte der Abschreckung dienen.[50]
In Italienisch-Ostafrika ging der Besatzungsterror nicht nur von regulären Angehörigen der Armee aus, sondern auch von der faschistischen Miliz (Schwarzhemden), von Polizeieinheiten der Carabinieri und von schwarzen Kolonialtruppen (Askaris). Angehörige des abessinischen Widerstands und Dissidenten wurden meistens nicht eingekerkert, sondern oft gleich nach ihrer Gefangennahme exekutiert. Nur einige hundert hochrangige Mitglieder der äthiopischen Aristokratie erhielten eine Chance auf ein Überleben im Gefängnis. 400 von ihnen wurden auf Mussolinis Befehl nach Italien deportiert und dort zur Verbannung verurteilt. Auch kam der italienische Unterdrückungsapparat in Ostafrika nicht ganz ohne Konzentrationslager aus. In Italienisch-Somaliland entstand 1935 das KZ Danane, in Eritrea 1936 das KZ Nocra. Bis 1941 wurden in beiden Straflagern zusammen bis zu 10.000 Gefangene interniert, darunter auch Frauen und Kinder.[51] Wegen der in beiden Einrichtungen vorherrschenden katastrophalen Verhältnisse und sehr hohen Sterberaten werden sie von Historikern auch als Todeslager eingeordnet.[52]
Die schwersten Besatzungsverbrechen ereigneten in der Zeit nach dem Bombenattentat auf Vizekönig Graziani, das den Vorwand für Wochen und Monate von summarischen Exekutionen und Massakern lieferte.[53] Während einer Zeremonie vor dem Amtssitz des Vizekönigs in Addis Abeba waren am 19. Februar 1937 durch Handgranaten Angehörige und der italienischen Besatzungselite, Graziani eingeschossen, schwer verletzt worden. Einige Soldaten starben. Daraufhin begann der örtliche faschistische Parteiführer Guido Cortese das dreitägige Pogrom von Addis Abeba, bei dem laut der ersten umfassenden Darstellung von Ian Campbell (2017) vor allem faschistische Schwarzhemden etwa 19.200 Menschen ermordeten. Innerhalb kürzester Zeit verlor die Hauptstadt somit bis zu 20 % ihrer Einwohner, wobei faschistische Todesschwadronen auch gezielt gegen die abessinische Intelligenz vorgingen.[54] Nach dem fehlgeschlagenen Anschlag auf den Vizekönig vollzog die Repression einen qualitativen und quantitativen Sprung. Graziani dehnte den Besatzungsterror nun auf ganze Bevölkerungsgruppen aus, die er für „gefährlich“ hielt und einer antiitalienischen Haltung bezichtigte.[55]
Ins Visier der Besatzer gerieten der amharische Adel, der Klerus der äthiopisch-orthodoxen Kirche und die Intelligenz, also auch Großgrundbesitzer, Bischöfe, Mönche und kaiserliche Spitzenbeamte. Besonders gefährdet waren Angehörige dieser Gruppen in den Unruheprovinzen Zentraläthiopiens, unter den Volksgruppen vor allem die Amharen. So wies Graziani am 1. März 1937 General Guglielmo Nasi an, im Gouvernement Harrar alle Mitglieder des amharischen Adels und alle ehemaligen Offiziere der kaiserlichen Armee zu erschießen. Ähnlich lautende Erlasse ergingen gegen die „Young Ethiopians“ und das Kollektiv der Weissager, Zauberer und Märchenerzähler, die im einfachen Volk als Seher und Deuter in hohem Ansehen standen.[56] Allein von den Polizeieinheiten der Carabinieri wurden bis Anfang Juni 1937 insgesamt 2.509 Menschen erschossen, vor allem Wahrsager und Märchenerzähler.[57] Ebenso ordnete Graziani das Massaker von Debre Libanos an. Bei diesem „blutigsten Massaker an Christen auf dem afrikanischen Kontinent“ erschossen italienische Offiziere und Kolonialtruppen unter General Pietro Maletti von 19. bis 26. Mai 1937 etwa 2.000 abessinische Geistliche, Theologiestudenten und Pilger der Klosterstadt Debre Libanos – einer der heiligsten Stätten der Äthiopisch-Orthodoxen Kirche.[58]
Auch die laufende italienische Konterguerilla stand im Zeichen maßloser Vergeltung und Grausamkeit. So ermordeten Soldaten von General Sebastiano Gallina im Oktober 1936 Hunderte wehrloser Bauern und brannten während einer „Säuberungsaktion“ ihre Hütten nieder. Am 27. Oktober ermunterte Vizekönig Graziani den General dazu, „mit dem unerbittlichen Werk der Zerstörung von allem“ fortzufahren.[59] Grazianis Nachfolger, Herzog Amadeus von Aosta, leitete eine mildere Besatzungspolitik ein, die nicht nur auf Repression beruhte, aber auch nicht vollends auf Gewalt verzichtete. So wurden noch im April 1939 beim Massaker von Zeret mindestens 1.000 Menschen mit Giftgas, Flammenwerfern oder durch Erschießungen getötet.[60]
Abessinische Kriegsverbrechen

Auch von abessinischen Truppen und der Widerstandsbewegung wurden bereits in der heißen Kriegsphase 1935/36 Kriegsverbrechen begangen. So griff am 13. Februar 1936 eine abessinische Kommandoeinheit bei Mai Lahlà (Rama) eine Baustelle der Firma Gonrand an und massakrierte hinter der Front mindestens 68 Arbeiter und eine Frau. Zum Entsetzen der italienischen Öffentlichkeit wurde ein Großteil der getöteten Männer verstümmelt und entmannt. Ebenfalls bekannt ist das Massaker von Lekept. Vizekönig Graziani hatte am 26. Juni 1936 drei Flugzeuge mit 13 Offizieren nach Lekept geschickt, um dort den proitalienisch eingestellten lokalen Anführer Hapte Mariam zu treffen. Die Offiziere wurden mit einer Geldsumme von 3.000 Maria-Theresien-Talern ausgestattet, um in Lekept eine lokale Armee im Dienste der Italiener aufzubauen. In der Nacht des selben Tages wurden 12 von ihnen getötet, und die drei Flugzeuge von Studenten der Stadt Holetta und eritreischen Deserteuren verbrannt.[61]
Trotzdem falle laut Aram Mattioli (2005) auf, dass der Widerstand nicht auf willkürlichen Terror setzte. So habe er keine Gewaltakte in belebten Straßen, Restaurants oder auf Märkten verübt, in denen unbeteiligte Passanten zu Schaden kamen.[62] Auch Rainer Baudendistel (2006) hält fest, dass die Verletzungen der ersten Genfer Konvention von 1929, die sich das faschistische Italien während des siebenmonatigen Feldzuges in Abessinien zu schulden kommen ließ „sehr viel schwerer wiegen als diejenigen des äthiopischen Kaiserreiches“. Der bis heute in Italien verbreitete Glaube an das Gegenteil sei ein „Mythos“, der dem „nachhaltigen Effekt der faschistischen Propaganda und eigentlicher Verdrängung zuzuschreiben“ sei.[63]
Auswirkungen


Am 9. Mai 1936 erklärte Benito Mussolini vom Balkon des Palazzo Venezia vor begeisterten 100.000 Anhängern das offizielle Ende des Krieges und verkündete die Annexion Abessiniens. Der erfolgreiche Abessinienfeldzug markiert den Höhepunkt von Mussolinis Macht. Der italienische König Viktor Emanuel III. wurde zum Kaiser von Abessinien proklamiert, und der Befehlshaber der Südarmee in Abessinien, Rodolfo Graziani, erhielt den Titel eines abessinischen Vizekönigs. Zahlreiche italienische Straßennamen griffen den 9. Mai in apologetischer Absicht auf, so etwa die heutige Freiheitsstraße in Bozen.[64]
Zur Feier des Sieges wurden Monumente errichtet, unter anderem ein bis heute umstrittenes Denkmal zu Ehren der Divisione Pusteria der Alpini in Bruneck, Südtirol. Zudem wurden wertvolle archäologische Funde nach Italien überführt, darunter der Obelisk von Axum: Dieser wurde 1937 ausgegraben und nach Rom verschifft, wo er vor dem ehemaligen Kolonialministerium aufgestellt wurde. Im Jahr 2005 wurde die Stele nach Äthiopien zurückgebracht und nach der Restaurierung 2008 wieder an ihrem Originalstandort in Axum aufgestellt.
Aus politischer Sicht zeigte der Abessinienkrieg der Welt den Willen Mussolinis und des italienischen Faschismus, Italien durch Eroberung von Kolonien in den Kreis der Großmächte zu bringen. Dies führte zu einer Entfremdung Italiens von Großbritannien sowie von Frankreich und zu einer Annäherung an das Deutsche Reich, was aus heutiger Sicht für Italien der Anfang eines Weges war, der in den Zweiten Weltkrieg mündete.
In der Folgezeit kam es in Abessinien immer wieder zu Guerillaangriffen gegen die italienische Herrschaft. Italien setzte auch nach dem offiziellen Kriegsende noch Giftgas gegen Rebellen ein und ermordete zahlreiche Gefangene. Die italienische Herrschaft endete im Zweiten Weltkrieg, als britische Truppen (mit Hilfe von äthiopischen Soldaten, die mit Haile Selassie und den anderen Würdenträgern nach England ins Exil gegangen waren) Äthiopien eroberten und der abessinische Kaiser im Mai 1941 wieder in Addis Abeba einzog.
Opfer
Wie in vielen anderen Fällen von Massenverbrechen ist sich die internationale Forschung über die genaue Opferzahl uneins. Keine der kriegsführenden Parteien führte verlässliche Statistiken. Überdies war in Abessinien weder die systematische Erhebung von statistischen Daten noch die Führung von Zivilstandsregistern bekannt, so dass auch die angenommene Gesamtbevölkerung von 10 Millionen nur einen Annäherungswert darstellt. Die Zahlen für die Gesamtbevölkerung schwanken zwischen 8 und 12 Millionen Einwohnern.
Nach äthiopischen Regierungsangaben aus dem Jahr 1946 belief sich die Zahl der Opfer auf mindestens 760.000 Tote, wobei in der heißen Phase der Feindseligkeiten zwischen Oktober 1935 und Mai 1936 allein 275.000 militärische und zivile Opfer zu beklagen waren. Das Ethiopian Holocaust Remembrance Committee mit Sitz in Chicago schätzt die Zahl der äthiopischen Opfer ohne nähere Quellenangaben auf mindestens 1 Million Tote. Die kritische italienische Forschung geht für den Zeitraum von 1935 bis 1941 von 350.000 bis 480.000 getöteten Äthiopiern aus.[65] Der Schweizer Historiker Aram Mattioli nennt in seiner 2005 erschienenen Monographie zum Abessinienkrieg für den Zeitraum von 1935 bis 1941 einen internationalen Richtwert von 350.000 bis 760.000 abessinischen Opfern[66] und geht nach eigenen, vorsichtigen Schätzungen von minimal 330.000 und maximal 380.000 getöteten Abessiniern aus.[67]
Die italienischen Verluste wurden von der italienischen Regierung offiziell auf 2.800 Italiener und 1.600 Askaris beziffert. Die tatsächliche Zahl der Opfer ist unbekannt, liegt aber weit höher. Schätzungen gehen von 12.000 getöteten Italienern und 4.000–5.000 getöteten Libyern, Eritreern und Somali aus. Im weiterhin nicht befriedeten Ostafrika wurden von Mai 1936 bis Juni 1940 weitere 12.000 Italiener und zwischen 30.000 und 35.000 Askari getötet.[68] 44.000 Italiener wurden bis Mai 1936 verwundet oder erkrankten und weitere 144.000 bis 1940.[69] Die Kosten des Krieges bezifferte die italienische Regierung auf 12,1 Milliarden Lire, tatsächlich dürfte es sich um eine Summe von 35,3 Milliarden gehandelt haben. Im Oktober 1936 war die italienische Regierung gezwungen, die Italienische Lira um 40 % abzuwerten. Die Besetzung Ostafrikas verschlang bis 1940 weitere 24,1 Milliarden Lire.[68]
Rezeption in Gesellschaft und Historiographie
Erinnerungskultur in Äthiopien
Gedenktage
Äthiopien begeht in weltweit einmaliger Weise drei Gedenktage für den Kampf um die Unabhängigkeit. Während der „Adua-Tag“ am 2. März an die siegreiche Entscheidungsschlacht im Ersten Italienisch-Äthiopischen Krieg 1896 erinnert, sind gleich zwei äthiopische Nationalfeiertage dem Gedenken an die italienische Besatzung zwischen 1935 und 1941 gewidmet: der 19. Februar und der 5. Mai. Das erste Datum bezieht sich auf das bis heute prägende und dunkelste Ereignis der faschistischen Gewaltherrschaft: Jene Tausende Äthiopier, die nach dem Attentat auf Vizekönig Rodolfo Graziani im Februar 1937 von der Besatzungsmacht in brutalen „Vergeltungsaktionen“ ermordet worden waren. Der „Märtyrer-Tag“ war bis zur Revolution 1974 ein arbeitsfreier Feiertag. Nach dem Sturz von Kaiser Haile Selassie I. wurde er in einen nicht arbeitsfreien Gedenktag umgewandelt. Dies hatte weniger mit einer Herabstufung der Ereignisse in der nationalen Gedenkhierarchie zutun als damit, dass nach der Einführung dreier muslimischer Nationalfeiertage deren Gesamtzahl beschränkt werden sollte. Während es bis heute weder in Addis Abeba noch auf dem damaligen Schlachtfeld selbst ein Adua-Denkmal gibt, ist das Denkmal des „Märtyrer-Tag“ auf dem Seddest-Kilo-Platz, direkt gegenüber vom Hauptcampus der Universität von Addis Abeba, unübersehbar.[70]
Der zweite der beiden Gedenktage steht für den symbolträchtigen, triumphalen Einzug Kaiser Haile Selassies in die Hauptstadt vom 5. Mai 1941, genau fünf Jahre nach dem Einmarsch der Faschisten in Addis Abeba. Für den Kaiser stellte seine Rolle in dem von Briten geführten Feldzug in der Endphase des Krieges ein fast unerschöpfliches politisches Kapital dar. Der 5. Mai wurde offiziell zum Beginn einer neuen Ära bestimmt und die Befreiung in der Erinnerung stark idealisiert. Sie sollte die umstrittene Flucht des Kaisers ins Exil vergessen machen. Dem äthiopischen Historiker Bahru Zewde (2006) zufolge war im politischen Leben Äthiopiens ein mit „liberaler“ Dosis imprägnierter Personenkult um die Errungenschaften des Kaisers während und nach dem Krieg bis zur Revolution von 1974 allgegenwärtig. Es überrasche daher kaum, dass diese kaiserliche Version der Geschichte nach der Absetzung Haile Selassies im September 1974 von den neuen Machthabern bestritten wurde. Der Einzug des Kaisers in Addis Abeba wurde nun als die Rückkehr eines Herrschers dargestellt, der sein Volk in der Stunde der höchsten Not im Stich gelassen hatte. Zum neuen wahren Datum des Übergangs von der faschistischen Besatzung in die neu gewonnene Freiheit erklärte man daher die Befreiung Addis Abebas durch britische Truppen und die sie unterstützenden lokalen Widerstandskämpfer, die bereits am 6. April 1941 stattgefunden hatte. Während etwa zwei Jahrzehnten wurde der 6. April als Tag der Befreiung begangen, bis das aus der Partei EPRDF hervorgegangene äthiopische Regime von Premier Meles Zenawi in den 1990er Jahren schließlich zum 5. Mai als „Liberation Day“ zurückkehrte. [71]
Literatur, Filme, Forschung

Die Zeit der italienischen Okkupation hat eine Flut äthiopischer Literatur herovrgebracht, belletristische wie wissenschaftliche Werke gleichermaßen. Die Besatzungszeit bildet den Hintergrund oder gar das Leitmotiv zahlreicher amharischer Romane, die nach der Befreiung (1941) geschrieben wurden. Typisch dafür sind die Bücher von Makonnen Endalkachaw, der als Schriftsteller „weit mehr Talent bewies denn als Premierminister zwischen 1943 und 1957“. Zu den Klassikern der Nachkriegliteratur gehört auch „Ar’aya“ von Germachaw Takla-Hawaryat. Bedeutend sind auch Werke der Schriftsteller Yoftahe Neguse und Walda-Giyorgis Walda-Yohannes, die als eigentliche Väter der Ethiopian Patriotic Association gelten, die während des Krieges Äthiopier zur Verteidigung des Vaterlandes aufrief. Neguse begann damals die Niederschrift seines Hauptwerks Afajasheñ. Sein Kollege Walda-Yohannes wiederum schrieb das kraftvolle Büchlein YaWand Lej Kurat („Der Stolz eines Sohns des Vaterlands“), das den Soldaten an der Front moralische Unterstützung geben sollte und von dem nachweislich über 40.000 Exemplare in Umlauf gebracht wurden. Die Ethiopian Patriotic Association, in Äthiopien unter dem Namen Hagar Feqer bekannt, spielte nach der Befreiung eine Pionierrolle bei der Förderung äthiopischer Musik und Theater.[72]
Die äthiopisch-US-amerikanische Autorin Maaza Mengiste veröffentlichte 2019 den Roman The Shadow King, dessen Handlung sich 1935 während Mussolinis Invasion in Abessinien abspielt und dabei die oft vernachlässigte Rolle äthiopischer Kämpferinnen im bewaffneten Widerstand thematisiert. Im Jahr 2020 wurde eine Verfilmung des Romans unter der Regie von Kasi Lemmons und der Mitarbeit der Oscar-nominierten Filmproduzenten Charles Roven und Richard Suckle zusammen mit Stephanie Haymes-Roven und Curt Kanemoto angekündigt.[73]
Unter Historikern hat kaum eine Epoche der äthiopischen Geschichte hat ein ähnlich hohes Interesse geweckt wie der Abessinienkrieg. Während der Löwenanteil der historischen Literatur auf Italienisch erschien, erschienen einige Werke auch auf Amharisch, der wichtigsten Schriftsprache Äthiopiens, und auf Englisch, was mit der prominenten Rolle zu erklären ist, die die Briten in der Endphase der Befreiung 1940/41 spielten. In der Geschichtsforschung lassen sich vier Schwerpunkte unterscheiden, die jeweils mit einer Kriegsphase zusammenfallen: die Phase des Überfalls, die Phase der Besetzung, die Phase des Widerstands und die Phase der Befreiung.[74] In der äthiopischen Historiographie wird die Bedeutung des Grenzzwischenfalls beim Dorf Ual-Ual für die Eröffnung der Feindseligkeit betont als der eigentliche Kriegsbeginn angesehen. Berhanu Denqe, zunächst Hofgeschichtsschreiber, bevor er sich als äthiopischer Botschafter in den USA einen Namen machte, gab seinen Werk über den Abessinienkrieg den bezeichnenden Titel KaWalwal eska Maychew („Von Ual-Ual bis May Ceu“). Auch der Populärhistoriker Pawolos Noñño räumt in seinem reich illustrierten Buch (YaItyopyana YaItalya Torenat, Addis Abeba 1980) der Frühphase des Krieges viel Platz ein. Noch einen Schritt weiter geht der Historiker Zawde Hayla-Maryam (1991). Dieser sieht in Ual-Ual nicht nur den Auftakt zum Abessinienkrieg, sondern den Beginn des Zweiten Weltkriegs.[75]
Vatikan und Italiens römisch-katholische Kirche
Für die breite Unterstützungsfront, die den Abessinienkrieg 1935/36 trug, erwies sich die Unterstützung durch die katholische Kirche als entscheidend. Seit den Lateranverträgen von 1929 hatte sich die Staatskirche zu einem Stützpfeiler des faschistischen Regimes entwickelt. Schon in den Monaten vor dem Beginn der Aggression hatten katholische Würdenträger das Recht Italiens auf Expansion unterstützt. In einer Ansprache vom 25. August 1935 erweckte selbst Papst Pius XI. den Anschein, dass der Vatikan die italienischen Ansprüche auf das älteste Reich Afrikas für gerechtfertigt hielt. Nach dem Ausbruch der Feindseligkeiten nahm der Vatikan zwar eine neutrale Haltung ein und enthielt sich jedes weiteren Kommentars zum Kriegsgeschehen. Das Schweigen wurde jedoch meist so aufgefasst, dass der Papst nicht gegen den Aggressor Stellung beziehen wollte. Im nationalistischen Klima des Herbstes 1935 unterstützten die meisten italienischen Bischöfe den völkerrechtswidrigen Krieg in Ostafrika enthusiastisch, weit begeisterter als zwanzig Jahre zuvor den Eintritt Italiens in den Ersten Weltkrieg. Den von der Propaganda des Regimes vorgeschützten Kriegsgründen (Verbreitung der Zivilisation, Eroberung von Lebensraum, Abschaffung der Sklaverei) schenkten die meisten Kirchenfürsten blind Glauben und bemühten in ihren Predigten und öffentlichen Ansprachen das Bild vom „gerechten Krieg“.[76] So erklärte der Bischof von Cremona drei Wochen nach Kriegsbeginn: „Der Segen Gottes möge auf jenen Soldaten ruhen, die auf afrikanischer Erde kämpfen, neues fruchtbares Land für den italienischen Genius erobern und dabei römische und christliche Kultur verbreiten. Möge der ganzen Welt in Italien wieder einmal ein christlicher Ratgeber erscheinen.“[77]
Das Kaiserreich Abessinien, dessen amharische Führungsschicht eine der ältesten christlichen Kulturen hervorgebracht hatte, erschien den italienischen Bischöfen als ein „Barbarenland“, an dem Italien eine große zivilisatorische Mission zu erfüllen habe. Mit der Eroberung dieses alten Reiches verbanden sie immer auch die Hoffnung auf ein neues Missionsgebiet. Ohne das sie über die Kriegsführung in allen Einzelheiten Bescheid wussten, waren die meisten Bischöfe und viele Millionen Gläubige ein Spiegel der Gesamtgesellschaft, die sich 1935/36 in einem Zustand des nationalistischen Rausches befand. Während der Giornata della fede riefen die Bischöfe die Gläubigen zur Spende von Eheringen auf und brachten dem Vaterland selber Gold zum Opfer dar. Viele von ihnen segneten in öffentlichen Zeremonien nicht nur Standarten von Regimentern und die in See stechenden Truppentransporter, sondern erbaten auch Gottes Segen für Italien, den König und den „Duce“. Stärker noch als die Geistlichen an der Heimatfront engagierten sich die zunächst rund 200, zum Schluss 300 Militärkapläne, die den Abessinienkrieg als Angehörige der italienischen Armee mitmachten. Bei den meisten von ihnen handelte es sich um überzeugte Faschisten, die zum einen für den geistlichen Beistand der Truppe zu sorgen hatten und zum anderen die Funktion von Regime-Propagandisten übernahmen: Sie entwarfen die national-katholische Vision eines erneuterten christlichen Römischen Reiches, komponierten glorifizierende Hymnen und Gebete für den Eroberungskrieg in Ostafrika und den zum Erlöser stilisierten italienischen Diktator. Zu den verübten Kriegsverbrechen schwiegen sie sich aus. An den Sonntagen zelebrierten die Militärkapläne Feldmessen, die stets mit einem Gebet für Monarch und „Duce“ endeten.[78]
Historische Einordnung des Konfliktes
Zum Abessinienkrieg schrieb Karlsruher Historiker Rudolf Lill in seiner 2002 publizierten Darstellung der italienischen Nationalgeschichte: „Die Italiener kumulierten in diesem eigentlich anachronistischen Kolonialkrieg alle Verbrechen, welche die älteren Kolonialmächte bei ihren Eroberungen begangen hatten; aber sie begaben sich nicht auf die wesentlich schlimmere Ebene des nationalsozialistischen Völkermords. Sobald Äthiopien unterworfen war, erfuhren die Bewohner eine durchaus erträgliche Behandlung, sie sollten ja ins Impero, ins Reich, integriert werden. Der seit 1937 amtierende Vizekönig, Herzog Amadeo von Savoyen-Aosta, dem eine dauerhafte Regierung zugedacht war, hat sehr viel für das Land geleistet, mit dessen Modernisierung nun italienische Beamte und Ingenieure, Ärzte und Lehrer beganngen.“[79]
Solchen Interpretationsmustern wird von neueren Forschungsarbeiten entschieden widersprochen. So weißt der schweizerische Historiker Aram Mattioli (2005) darauf hin, dass nach dem italienischen Einmarsch in Addis Abeba unter Vizekönig Graziani zunächst eine von fürchterlichen Gewaltexzessen begleitete Zeit der Massenrepression begann, der Zehntausende von Afrikanern zum Opfer fielen. Eine milde und selbstlose Besatzungsherrschaft habe es in Äthiopien nie gegeben.[80] Auch die schweizerische Historikerin Guilia Brogini Künzi (2006) merkt an, dass einzelne Elemente der modernen Kolonialkriegsführung, welche den Abessinienkrieg in der intensiven Phase von 1935 bis 1936 prägten, bereis im Burgenkrieg (1899–1902) oder im Rifkrieg (1921–1927) in der Tendenz vorhanden waren. Dennoch könne dem Abessinienkrieg zu Recht eine neue Qualität attestiert werden. So seien erstmals große Mengen qualitativ hochwertiger Waffen und technischer Geräte zum Einsatz gekommen. Unübersehbar sei der zahlenmäßig imposante Aufmarsch an Soldaten und Zivilisten im Kriegsgebiet, die forcierte Propaganda, der relativ schnelle Vormarsch der italienischen Streitkräfte sowie das ideologische Gerüst des Faschismus, welches den Nährboden für die Ausformulierung der italienischen Militärdoktrin lieferte. Ohne den – idealtypisch verstandenen – Faschismus sei die Totalisierung der Kriegsführung nicht denkbar, so Brogini Künzi.[81]
Zur Terrorherrschaft Grazianis urteilten 1978 die polnischen Historiker Andrzej Bartnicki und Joana Mantel-Niécko, dass dessen Unterdrückungsmethoden nur mit den Repressalien verglichen werden könnten, die „die Hitlerfaschisten gegenüber den unterjochten Völkern Osteuropas“ verübt haben.[82] Im Jahr 2008 stellte der an der Universität Turin lehrende Faschismusexperte Brunello Mantelli fest, dass Mussolini und seine Generäle in Abessinien mit Methoden vorgingen, welche „denen, die später Adolf Hitler anwandte, in nichts nachstanden“.[83] Um unabgebrachte Vergleiche mit dem „Dritten Reich“ zu vermeiden, müssten solche Einschätzungen laut Aram Mattioli jedoch differenziert und strikt auf die Zeit vor Beginn des deutschen Vernichtungskrieges gegen die Sowjetunion im Jahr 1941 eingeschränkt werden. Die gezielte Liquidierung der äthiopischen Intelligenz und des Klerus, aber auch von Teilen der amharischen Führungselite sei mit dem deutschen Besatzungsterror in Polen vergleichbar, in dessen Rahmen kurz nach dem Einmarsch mit der gezielten Ausrottung der polnischen Bildungsschichten, des Offizierskorps, der höheren katholischen Geistlichkeit und Tausender von Juden begonnen wurde.[84] In der vom faschistischen Italien betriebenen systematischen Ermordung von Mitgliedern bestimmter sozialer Gruppen oder Gesellschaftsschichten sieht Aram Mattioli (2006) den „Tatbestand des Soziozids“ erfüllt.[85] Dem italienischen Historiker Matteo Dominioni (2008) könne man zumindest bezogen auf die italienische Vernichtungspolitik gegenüber der Volksgruppe der Amharen von März bis Mai 1937 von Völkermord sprechen.[86]
Aram Mattioli (2005) gesteht zwar einerseits zu, dass „der größte koloniale Eroberungskrieg der Geschichte“ der Begründung einer kurzlebigen italienischen Kolonialherrschaft über Äthiopien diente. Dennoch dürften ihm zufolge die Ereignisse am Horn von Afrika „nicht allein in kolonialen Kategorien“ gedeutet werden. Auf den ersten Blick ein verspätetes Kolonialunternehmen in der langen Geschichte der europäischen Expansion, habe es sich tatsächlich um einen mit ausgeklügelter Logistik, immensem Aufwand und modernster Technologie geführten „Angriffs- und Eroberungskrieg“ gehandelt.[87] Zusammen mit dem italienischen Historiker Nicola Labanca geht Mattioli davon aus, das sich der Abessinienkrieg nicht mehr im Rahmen einer kolonialen Eroberung fassen lasse, sondern er vielmehr als „faschistischer Krieg“ gedeutet werden müsse.[88]
Angelo Del Boca hielt schon 1979 in seiner Monographie Gli italini in africa orientale fest, dass der Konflikt unter dem Oberkommandierenden Pietro Badoglio außer Rand und Band geriet und in der Folge Züge eines „Vernichtungskrieges“ annahm.[89] Auch Aram Mattioli (2005) spricht von einer „Entgrenzung der Kriegsgewalt“, die unter Badoglio mit dem massiven und systematischen Einsatz chemischer Massenvernichtungswaffen begonnen hatte.[90] In ähnlicher Weise folgt Hans Woller (2010) der Interpretation des französischen Historikers Pierre Milza (2000), demzufolge das faschistische Italien nach dem Kommandowechsel zu Badoglio am Horn von Afrika einen regelrechten „Terror- und Vernichtungskrieg“ geführt habe. Begründet sieht Woller diese Einordnung dadurch, dass im Abessinienkrieg viele jener brutalen Praktiken vorweggenommen wurden, die dann im Zweiten Weltkrieg zur vollen Entfaltung gelangten: Vergewaltigungen, Massenhinrichtungen, der kalkulierte Einsatz von Hungersnöten als Instrument der Kriegsführung und die gezielte Ausschaltung politisch-kultureller Eliten.[91]
Für Alan R. Kramer (2007 und 2019) markiert der Abessinienkrieg den Beginn und Durchbruch der „faschistischen Kriegsführung“, da der italienische Faschismus mit grenzenloser Gewalt für die Eroberung neuen „Lebensraums“ (spazio vitale) gekämpft habe. Die italienischen Invasion in Abessinien sei der erste Krieg gewesen, in welchem koloniale und faschistische Kriegsführung explizit miteinander verbunden wurden.[92] Ähnlich beurteilt auch Mattioli (2006) den Konflikt als „ersten Großkrieg, den eine faschistische Macht [...] zur Gewinnung neuen ‚Lebensraums‘ [...] und zur Durchsetzung eines imperialen Großraumprojektes führte“.[93] Laut Mattioli bildet der Abessinienkrieg in globaler Perspektive die „Brücke“ zwischen den Kolonialkriegen des imperialistischen Zeitalters und Hitlers Lebensraumkrieg: „Was Mussolinis Legionäre in Ostafrika erprobten, setzten Hitlers Weltanschauungssoldaten im Osten Europas ein paar Jahre später mit radikalisierter ideologischer Energie, effizienterer Organisation und mit technologisch noch einmal potenzierten Gewaltmitteln im großen Stile um.“[94] In der Konsequenz wird der Abessinienkrieg von Mattioli auch als der „erste faschistische Vernichtungskrieg“ eingeordnet.[95] Mattiolis These folgend schreibt Wolfgang Schieder (2010) in seiner Abhandlung zum italienischen Faschismus, dass der lange Zeit als „letzter Kolonialkrieg“ verharmloste Krieg in Ostafrika mittlerweile als „erster faschistischer Vernichtungskrieg“ gelte.[96] Laut Michael Thöndl (2007) wird Intensität der italienischen Kriegsführung und Besatzung auch in Zukunft kontrovers beurteilt werden. Ungeachtet dessen sei jedoch als bisheriges Fazit festzuhalten, dass „die kurze Herrschaft in Abessinien wohl jene Phase in der Geschichte des italienischen Faschismus bis 1943 gewesen ist, in der er dem Totalitarismus und damit auch der späteren nationalsozialistischen Besatzungsherrschaft in Ost- und Südosteuropa am nächsten gekommen ist“.[97]
Zitate
„Wir pfeifen auf alle Neger der Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft und deren eventuelle Verteidiger. Es wird nicht lange dauern und die fünf Erdteile werden ihr Haupt vor dem faschistischen Willen beugen müssen.“
„Con l’Etiopia abbiamo pazientato quaranta anni! Ora basta!“
„Mit Äthiopien waren wir vierzig Jahre lang geduldig! Jetzt langt es!“
„Wir arbeiten mit Gott zusammen in dieser nationalen und katholischen Mission des Guten – vor allem in diesem Augenblick, in dem auf den Schlachtfeldern Äthiopiens die Fahne Italiens im Triumph das Kreuz Christi vorwärtsträgt.“
„Überall, unter allen Bäumen, liegen Menschen. Zu tausenden liegen sie da. Ich trete näher, erschüttert. An ihren Füßen, an ihren abgezehrten Gliedern sehe ich grauenhafte, blutende Brandwunden. Das Leben entflieht schon aus ihren von Yperit verseuchten Leibern.“
Filmdokumentationen
- Fascist Legacy, UK (BBC) 1989, 2×50 Minuten, Regie: Ken Kirby; Historische Berater: Michael Palumbo (Ausschnitt Online auf Youtube)
- Die Südtiroler in Mussolinis Abessinienkrieg 1935–1941, Italien (RAI – Sender Bozen) 2009, 27 Minuten, Regie: Franz J. Haller & Gerald Steinacher; Historischer Berater: Aram Mattioli (Online auf Youtube)
- Barbarisches Land, Frankreich 2013, 60 Minuten, Regie: Yervant Gianikian, Angela Ricci Lucchi
Siehe auch
- Italienisch-Äthiopischer Krieg (1895–1896) oder Erste Italienisch-Äthiopische Krieg
- Faccetta Nera, ein Marschlied des Italienisch-Äthiopischen Krieges
- Hoare-Laval-Pakt
- Willy Unverfehrt
Literatur
Monographien, Sammelbände, Aufsätze
- Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941 (= Italien in der Moderne. Bd. 13). SH-Verlag, Köln 2006, ISBN 3-89498-162-8. (Rezension von Manfred Funke)
- Arthur J. Barker: The Civilizing Mission: A History of the Italo-Ethiopian War of 1935–1936. Dial Press, New York 1968.
- Arthur J. Barker: The Rape of Ethiopia, 1936 (= Ballantine's Illustrated History of the Violent Century. Politics in Action. Nr. 4). Ballantine Books, New York NY 1971.
- Giulia Brogini Künzi: Italien und der Abessinienkrieg 1935/36. Kolonialkrieg oder Totaler Krieg? (= Krieg in der Geschichte. Bd. 23). Schoeningh, Paderborn u. a. 2006, ISBN 3-506-72923-3 (Zugleich: Bern, Universität, Dissertation, 2002) (Volltext).
- Giulia Brogini Künzi: Der Wunsch nach einem blitzschnellen und sauberen Krieg: Die italienische Armee in Ostafrika (1935/36). In: Thoralf Klein, Frank Schuhmacher (Hrsg.): Kolonialkriege: Militärische Gewalt im Zeichen des Imperialismus. Hamburger Edition, Hamburg 2006, ISBN 978-3-936096-70-5, S. 272–290.
- Angelo Del Boca: La guerra di Abissinia 1935–1941. Feltrinelli, Rom 1965. In der englischen Übersetzung: The Ethiopian War 1935–1941. University of Chicago Press, Chicago 1969.
- Angelo Del Boca: Gli Italiani in Africa Orientale. La conquista dell’Impero. Laterza, Bari 1979.
- Angelo Del Boca: I gas di Mussolini: il fascismo e la guerra d’Etiopia. Editori riuniti, Rom 1996, ISBN 88-359-4091-5.
- Angelo Del Boca: La guerra d’Etiopia: l'ultima impresa del colonialismo. Longanesi, Mailand 2010, ISBN 978-88-304-2716-7.
- Manfred Funke: Sanktionen und Kanonen. Hitler, Mussolini und der internationale Abessinienkonflikt 1934–1936 (= Bonner Schriften zur Politik und Zeitgeschichte. 2, ISSN 0935-1191). Droste, Düsseldorf 1970.
- Nicola Labanca: La guerra d’Etiopia: 1935-1941. Il mulino, Bologna 2015, ISBN 978-88-15-25718-5.
- Luigi Emilio Longo: La campagna italo-etiopica, 1935-1936. (2 Bände). Ufficio storico – Stato Maggiore dell’Esercito, Rom 2005 ISBN 88-87940-51-7.
- Robert Mallett: Mussolini in Ethiopia, 1919–1935: The Origins of Fascist Italy's African War. Cambridge University Press, New York 2015, ISBN 978-1-107-46236-6.
- Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941 (= Kultur – Philosophie – Geschichte. Bd. 3). Mit einem Vorwort von Angelo Del Boca. Orell Füssli, Zürich 2005, ISBN 3-280-06062-1 (Rezension). (Rezension von Malte König)
- Aram Mattioli: Entgrenzte Kriegsgewalt. Der italienische Giftgaseinsatz in Abessinien 1935–1936. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. Bd. 51, Heft 3, 2003, S. 311–337, online (PDF; 7 MB).
- Anthony Mockler: Haile Selassie's War. Olive Branch Press, New York 2003, ISBN 978-1-56656-473-1.
- Giorgio Rochat: Militari e politici nella preparazione della campagna d’Etiopia: studio e documenti, 1932–1936. F. Angeli, Mailand 1971.
- Alberto Sbacchi: Legacy of Bitterness: Ethiopia and Fascist Italy, 1935–1941. The Red Sea Press, Lawrenceville 1997, ISBN 978-0932415745.
- Richard Pankhurst: Italian Fascist War Crimes in Ethiopia: A History of Their Discussion, from the League of Nations to the United Nations (1936–1949). In: Northeast African Studies, Band 6, Nr. 1–2, 1999, S. 83–140. (PDF online)
- Brian R. Sullivan: The Italian-Ethiopian War, October 1935–November 1941: Causes, Conduct, and Consequences. In: Ion A. Hamish, Elizabeth Jane Errington (Hrsg.): Great Powers and Little Wars: The Limits of Power. Praeger Publishers, Westport 1993, ISBN 0-275-93965-0, S. 167–202.
- Michael Thöndl: Mussolinis ostafrikanisches Imperium in den Aufzeichnungen und Berichten des deutschen Generalkonsulats in Addis Abeba (1936–1941). In: Deutsches Historisches Institut in Rom (Hg.): Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken, Bd. 88. Max Niemeyer Verlag, Tübingen 2008, ISBN 978-3-484-83088-2, S. 449–488, online.
- Michael Thöndl: Der Abessinienkrieg und das totalitäre Potential des italienischen Faschismus in Italienisch-Ostafrika (1935–1941). In: Deutsches Historisches Institut in Rom (Hg.): Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken. Bd. 87, 2007, ISBN 978-3-484-83087-5, S. 402–419, online.
- Bahru Zewde: The Ethiopian Intelligentsia and the Italo-Ethiopian War, 1935-1941. In: The International Journal of African Historical Studies. Band 26, Nr. 2, 1993, S. 271–295.
Der Abessinienkrieg und Südtirol
- Andrea di Michele (Hrsg.): Abessinien und Spanien: Kriege und Erinnerung / Dall'Abessinia alla Spagna: guerre e memoria. 1935–1939. Geschichte und Region/Storia e regione, Nr. 1/2016 (25. Jg.), ISBN 978-3-7065-5555-5.
- Gerald Steinacher (Hrsg.): Zwischen Duce, Führer und Negus. Südtirol und der Abessinienkrieg 1935–1941 (= Veröffentlichungen des Südtiroler Landesarchivs. Bd. 22). Athesia, Bozen 2006, ISBN 88-8266-399-X.
Weiterführende Literatur
- Matteo Dominioni: Lo sfascio dell'Impero. Gli italiani in Etiopia 1936–1941 (= Quadrante 143). Prefazione di Angelo Del Boca. Laterza, Bari 2008, ISBN 978-88-420-8533-1.
- John Gooch: Mussolini's War: Fascist Italy from Triumph to Collapse, 1935–1943. Verlag Allen Lane, 2020.
- Gabriele Schneider: Mussolini in Afrika. Die faschistische Rassenpolitik in den italienischen Kolonien 1936–1941 (= Italien in der Moderne. Bd. 8). SH-Verlag, Köln 2000, ISBN 3-89498-093-1.
Weblinks
- Johann Althaus: Mit Senfgas zogen die Duce-Truppen durch Äthiopien. Die Welt, 3. Oktober 2015
- Berthold Seewald: Mussolinis Vizekönig verwüstete halb Äthiopien. Die Welt, abgerufen am 12. Januar 2016.
- Susanna Bastaroli: Als der Duce mit Giftbomben sein Imperium baute. In: diepresse.com, 11. Mai 2016, abgerufen am 19. Juni 2020.
- Zeitungsartikel über Abessinienkrieg in den Historischen Pressearchiven der ZBW
Anmerkungen und Einzelnachweise
Anmerkungen
- ↑ „Abessinienkrieg“ ist die in der deutschsprachigen Forschung verwendete Bezeichnung für den Konflikt, in der italienischsprachigen Literatur wird er implizit als der zweite italienisch-äthiopische Krieg behandelt, in Abgrenzung zum „ersten“ Italienisch-Äthiopischen Krieg bezeichnenten Italienisch-Abessinischen Krieg von 1895/96. Allerdings hatte es auch vor jenem "ersten" Krieg schon 1886–1889 einen Italienisch-Abessinischen Krieg um Eritrea gegeben. Vgl. Brogini Künzi: Italien und der Abessinienkrieg, 1935/36. Kolonialkrieg oder Totaler Krieg? Paderborn 2006, S. 25;
Weitere in der Literatur zu findende Bezeichnungen sind Zweiter Abessinienkrieg, (Zweiter) Italienisch-Abessinischer Krieg und Äthiopienkrieg.
Einzelnachweise
- ↑ Mattioli: Entgrenzte Kriegsgewalt, S. 324, Fußnote 50.
- ↑ Mattioli: Entgrenzte Kriegsgewalt, S. 324, Fußnote 50.
- ↑ Mattioli: Ein vergessenes Schlüsselereignis der Weltepoche. In: Asserate, Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. S. 21.
- ↑ Mattioli: Entgrenzte Kriegsgewalt, S. 311.
- ↑ Mattioli: Entgrenzte Kriegsgewalt. S. 325.
- ↑ Mattioli: Ein vergessenes Schlüsselereignis der Weltkriegsepoche. In: Asserate, Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. S. 9.
- ↑ Mattioli: Entgrenzte Kriegsgewalt. S. 311 u. 328.
- ↑ Rainer F. Schmidt: Die Außenpolitik des Dritten Reiches 1933–1939, S. 186 f.
- ↑ Gérard Théobald (2014): La Liberté est ou n'est pas … ISBN 978-2-342-02233-9, S. 158 (online).
- ↑ Rainer F. Schmidt: Die Außenpolitik des Dritten Reiches 1933–1939. Klett-Cotta 2002, ISBN 978-3-608-94047-3, S. 186 (online).
- ↑ Michele Strazza: Le colpe nascoste. I crimini di guerra italiani in Africa. Edizioni Saecula, Montorso Vicenino 2013, ISBN 978-88-98291-02-1, S. 31–34
- ↑ Rainer Baudendistel: Between Bombs And Good Intentions. The Red Cross And the Italo-Ethiopian War, 1935–1936. Berghahn Books, N.Y. 2006, S. 235–248.
- ↑ Heinz-Gerhard Justenhoven: Internationale Schiedsgerichtsbarkeit. Ethische Norm und Rechtswirklichkeit. W. Kohlhammer Verlag, 2006, S. 216.
- ↑ Gianluca Falanga: Mussolinis Vorposten in Hitlers Reich: Italiens Politik in Berlin 1933–1945. Ch. Links, Berlin 2008. S. 61.
- ↑ Titus Kockel: Deutsche Ölpolitik 1928-1938. Walter de Gruyter, 2015, S. 209.
- ↑ Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 94 u. 99.
- ↑ Giulia Brogini Künzi: Italien und der Abessinienkrieg 1935/36. Kolonialkrieg oder Totaler Krieg? Paderborn 2006, S. 220.
- ↑ Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 97 f.
- ↑ Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 98 f.
- ↑ Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 100.
- ↑ Rainer Baudendistel: Das Rote Kreuz unter Feuer. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 59–72, hier S. 60 f.
- ↑ Rainer Baudendistel: Das Rote Kreuz unter Feuer. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 59–72, hier S. 71.
- ↑ Giulia Brogini Künzi: Italien und der Abessinienkrieg 1935/36. Kolonialkrieg oder Totaler Krieg? Paderborn 2006, S. 261; Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 107.
- ↑ Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 108.
- ↑ Giulia Brogini Künzi: Italien und der Abessinienkrieg 1935/36. Kolonialkrieg oder Totaler Krieg? Paderborn 2006, S. 261 f.
- ↑ Giulia Brogini Künzi: Italien und der Abessinienkrieg 1935/36. Kolonialkrieg oder Totaler Krieg? Paderborn 2006, S. 266 f.
- ↑ Giulia Brogini Künzi: Italien und der Abessinienkrieg 1935/36. Kolonialkrieg oder Totaler Krieg? Paderborn 2006, S. 264 f.
- ↑ Giulia Brogini Künzi: Italien und der Abessinienkrieg 1935/36. Kolonialkrieg oder Totaler Krieg? Paderborn 2006, S. 260; Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 104 f.
- ↑ Alberto Sbacchi: Legacy of Bitterness: Ethiopia and Fascist Italy, 1935–1941. Lawrenceville 1997, S. 58.
- ↑ Angelo Del Boca: Yperit-Regen: Der Giftgaskrieg. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 54; Alberto Sbacchi: Legacy of Bitterness: Ethiopia and Fascist Italy, 1935–1941. Lawrenceville 1997, S. 59 f.
- ↑ Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 108.
- ↑ Giulia Brogini Künzi: Italien und der Abessinienkrieg 1935/36. Kolonialkrieg oder Totaler Krieg? Paderborn 2006, S. 263.
- ↑ Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 108 u. 140 f.
- ↑ Alberto Sbacchi: Legacy of Bitterness: Ethiopia and Fascist Italy, 1935–1941. Lawrenceville 1997, S. 58 f.
- ↑ Aram Mattioli: Ein vergessenes Schlüsselereignis der Weltepoche. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 9–26, hier S. 20.
- ↑ Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 145.
- ↑ Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 104.
- ↑ Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 110 f.
- ↑ Giulia Brogini Künzi: Italien und der Abessinienkrieg 1935/36. Kolonialkrieg oder Totaler Krieg? Paderborn 2006, S. 257 f; Angelo Del Boca: Yperit-Regen: Der Giftgaskrieg. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 45–58, hier S. 54; John Gooch: Mussolini's War: Fascist Italy from Triumph to Collapse, 1935–1943. o. O. 2020, S. 22.
- ↑ Angelo Del Boca: Yperit-Regen: Der Giftgaskrieg. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 55 ff.
- ↑ Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 90.
- ↑ Ian Campbell: The Addis Ababa Massacre: Italy's National Shame. New York 2017, S. 38 f.
- ↑ Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 141 u. 143.
- ↑ Ian Campbell: The Addis Ababa Massacre: Italy's National Shame. New York 2017, S. 38 f.
- ↑ Aram Mattioli: Ein vergessenes Schlüsselereignis der Weltepoche. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 9–26, hier S. 20; Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 152.
- ↑ Aram Mattioli: Ein vergessenes Schlüsselereignis der Weltepoche. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 9–26, hier S. 14; Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 117.
- ↑ Giulia Brogini Künzi: Italien und der Abessinienkrieg 1935/36. Kolonialkrieg oder Totaler Krieg? Paderborn 2006, S. 301; John Gooch: Re-conquest and Suppression: Fascist Italy's Pacification of Libya and Ethiopia, 1922–39. In: Journal of Strategic Studies, Band 28, Nr. 6, 2005, S. 1005–1032, hier S. 1022; Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 143.
- ↑ Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 144.
- ↑ Zitiert nach Hans Woller: Geschichte Italiens im 20. Jahrhundert. München 2010, S. 149 f. und Aram Mattioli: Ein vergessenes Schlüsselereignis der Weltepoche. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 9–26, hier S. 17; Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 141.
- ↑ Ian Campbell: The Addis Ababa Massacre: Italy's National Shame. New York 2017, S. 40; Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 141 u. 146.
- ↑ Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 142.
- ↑ Zum KZ Danane vgl. Mariana de Carlo: Colonial internment camps in Africa Orientale Italiana. The case of Dhanaane (Somalia). In: Lars Berge, Irma Taddia (Hg.): Themes in African Modern History and Culture. Festschrift for Tekeste Negash. Libreriauniversitaria.it, Padua 2013, S. 193–208, hier S. 203 f; Aram Mattioli: Eine Veritable Hölle. In: Die Zeit, Nr. 51/2001, 13. Dezember 2001; und zum KZ Nocra vgl. Ian Campbell: The Addis Ababa Massacre: Italy's National Shame. London 2017, S. 234.
- ↑ Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 146 u. 148.
- ↑ Ian Campbell: The Addis Ababa Massacre: Italy's National Shame. London 2017, S. 327 f; Aram Mattioli: Yekatit 12. In: Neue Politische Literatur, Jahrgang 63, 2018, S. 308–310 (PDF); Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 146; Italy and the Addis Ababa massacre. In: economist.com, 20. Juli 2017, abgerufen am 11. Juli 2020.
- ↑ Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 143.
- ↑ Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 143 u. 147 f.
- ↑ John Gooch: Re-conquest and Suppression: Fascist Italy's Pacification of Libya and Ethiopia, 1922–39. In: Journal of Strategic Studies, Band 28, Nr. 6, 2005, S. 1005–1032, hier S. 1024; Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 148.
- ↑ Paolo Borruso: Debre Libanos 1937: Il più grave crimine di guerra dell’Italia [= Debre Libanos 1937: Das größte Kriegsverbrechen Italiens]. Bari 2020, (italienische Rezension); John Gooch: Re-conquest and Suppression: Fascist Italy's Pacification of Libya and Ethiopia, 1922–39. In: Journal of Strategic Studies, Band 28, Nr. 6, 2005, S. 1005–1032, hier S. 1024; Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 149 ff.
- ↑ Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 145.
- ↑ Aram Mattioli: Ein vergessenes Schlüsselereignis der Weltepoche. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 9–26, hier S. 20; Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 152; Alfredo González-Ruibal, Yonatan Sahle, Xurxo Ayán Vila: A social archaeology of colonial war in Ethiopia. In: World Archaeology, Band 43, Nr. 1, 2011, S. 40–65. (PDF)
- ↑ John Gooch: Re-conquest and Suppression: Fascist Italy's Pacification of Libya and Ethiopia, 1922–39. In: Journal of Strategic Studies, Band 28, Nr. 6, 2005, S. 1005–1032, hier S. 1023; Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 138; Alberto Sbacchi: Legacy of Bitterness: Ethiopia and Fascist Italy, 1935–1941. Lawrenceville 1997, S. 167 f.
- ↑ Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 138.
- ↑ Rainer Baudendistel: Das Rote Kreuz unter Feuer. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 59–72, hier S. 71.
- ↑ Hannes Obermair, Fabrizio Miori, Maurizio Pacchiani (Hrsg.): Lavori in Corso – Die Bozner Freiheitsstraße. La Fabbrica del Tempo – Die Zeitfabrik, Bozen 2020, ISBN 978-88-943205-2-7.
- ↑ Mattioli: Entgrenzte Kriegsgewalt. S. 311, Fußnote 2.
- ↑ Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. S. 13.
- ↑ Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. S. 153.
- ↑ a b Brian R. Sullivan: More than Meets the Eye. The Ethiopian War and the Origins of the Second World War. In: Gordon Martel (Hrsg.): The Origins of the Second World War Reconsidered. A.J.P. Taylor and the Historians. 2. Aufl., Routledge, London 1999, S. 187.
- ↑ Alberto Sbacchi: The Price of Empire. Toward an Enumeration of Italian Casualties in Ethiopia, 1935–40. In: Ethiopianist Notes 2 (1978), S. 36–38.
- ↑ Bahru Zewde: Die italienische Besatzung in der Geschichte und Erinnerung Äthiopiens. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 163 f. u. 168.
- ↑ Bahru Zewde: Die italienische Besatzung in der Geschichte und Erinnerung Äthiopiens. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 174.
- ↑ Bahru Zewde: Die italienische Besatzung in der Geschichte und Erinnerung Äthiopiens. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 164 f.
- ↑ Joey Nolfi: Harriet director Kasi Lemmons to adapt Maaza Mengiste's Shadow King. In: ew.com, 16. April 2020, abgerufen am 5. September 2020.
- ↑ Bahru Zewde: Die italienische Besatzung in der Geschichte und Erinnerung Äthiopiens. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 164.
- ↑ Bahru Zewde: Die italienische Besatzung in der Geschichte und Erinnerung Äthiopiens. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 165.
- ↑ Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 121 f.
- ↑ Zitierte nach Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 122.
- ↑ Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 122 ff.
- ↑ Zitiert nach Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 19.
- ↑ Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 19 f.
- ↑ Giulia Brogini Künzi: Aspekte der Totalisierung des Kolonialkrieges. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 27–44, hier S. 28.
- ↑ Aram Mattioli: Ein vergessenes Schlüsselereignis der Weltepoche. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 9–26, hier S. 21.
- ↑ Brunello Mantelli: Kurze Geschichte des italienischen Faschismus. 4. Auflage, Berlin 2008, S. 109; Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 153.
- ↑ Aram Mattioli: Ein vergessenes Schlüsselereignis der Weltepoche. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 9–26, hier S. 22.
- ↑ Aram Mattioli: Ein vergessenes Schlüsselereignis der Weltepoche. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 9–26, hier S. 18.
- ↑ Matteo Dominioni: Lo sfascio dell'Impero. Gli italiani in Etiopia 1936–1941 [= Das Debakel des Imperiums. Die Italiener in Äthiopien 1936-1941]. Bari 2008, S. 297 ff.
- ↑ Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 14.
- ↑ Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 93.
- ↑ Zitiert nach Aram Mattioli: Entgrenzte Kriegsgewalt. Der italienische Giftgaseinsatz in Abessinien 1935–1936. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. Bd. 51, Heft 3, 2003, S. 311–337, hier S. 327.
- ↑ Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 88 f.
- ↑ Hans Woller: Geschichte Italiens im 20. Jahrhundert. München 2010, S. 150 f; Eingehend auf Milza vgl. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 93.
- ↑ Alan Kramer: From Great War to Fascist Warfare. In: Miguel Alonso, Alan Kramer, Javier Rodrigo: Fascist Warfare, 1922–1945: Agression, Occupation, Annihilation. o. O. 2019, S. 25–50, hier S. 32; Sven Reichardt: National Socialist Assessments of Global Fascist Warfare (1935–1938). In: Miguel Alonso, Alan Kramer, Javier Rodrigo: Fascist Warfare, 1922–1945: Agression, Occupation, Annihilation. o. O. 2019, S. 51–72, hier S. 52.
- ↑ Aram Mattioli: Ein vergessenes Schlüsselereignis der Weltepoche. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 9–26, hier S. 9 f.
- ↑ Aram Mattioli: Ein vergessenes Schlüsselereignis der Weltepoche. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 9–26, hier S. 24 f.
- ↑ Aram Mattioli: Ein vergessenes Schlüsselereignis der Weltepoche. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 9–26, hier S. 24.
- ↑ Wolfgang Schieder: Der italienische Faschismus. München 2010, S. 70.
- ↑ Michael Thöndl: Der Abessinienkrieg und das totalitäre Potential des Faschismus in Italienisch-Ostafrika (1935–1941). In: Deutsches Historisches Institug (Hg.): Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken. Band 87, 2007, S. 402–419, hier S. 418 f.
- ↑ Mussolini annuncia l’inizio delle guerra d’Etiopia. In: assemblea.emr.it. Abgerufen am 25. September 2020 (italienisch).
- ↑ Kämpfer beiderseits der Front. Europa-Verlag, Zürich/Wien 1947.