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Ersatzschaltungen des Bipolartransistors

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Um einen Bipolartransistor berechnen zu können, benötigt man ein vereinfachtes, abstraktes, Modell. Hierbei werden verschiedene Stufen der Abstraktion verwendet. Hierbei werden meist einfache Modelle zur Dimensionierung und komplexere Modelle zur Schaltungssimulation verwendet.

Weiters unterscheidet man zwischen Modellen für den statischen und den dynamischen Betrieb. Erstere dienen zur gleichstrommäßigen Dimensionierung, und damit vor allem zur Berechnung der korrekten Arbeitspunkteinstellung, sowie für niederfrequente Logikschaltungen (z. B. TTL). Modelle für den dynamischen Betrieb dienen der wechselstrommäßigen Dimensionierung und damit zur Berechnung von Schaltungen für die Signalübertragung und Signalverarbeitung.

Formelzeichen

Im Folgenden werden die hier verwendeten Formelzeichen aufgelistet. Für weitere Formelzeichen siehe auch die mathematische Beschreibung.

Zeichen Beschreibung
Idealer Basisstrom der Emitter-Diode
Idealer Basisstrom der Kollektor-Diode
Basis-Leckstrom der Emitter-Diode
Basis-Leckstrom der Kollektor-Diode
Kollektor-Emitter Transportstrom
Strom der Substrat-Diode

Basiswiderstand
Kollektorbahnwiderstand
Emitterwiderstand

Sperrschichtkapazität der Emitter-Diode
Interne Sperrschichtkapazität der Kollektor-Diode
Externe Sperrschichtkapazität der Kollektor-Diode
Sperrschichtkapazität der Substrat-Diode
Diffusionskapazität der Emitter-Diode
Diffusionskapazität der Kollektor-Diode

Statisches Verhalten

Zeichen Beschreibung
Sättigungssperrstrom
Sättigungssperrstrom der Substrat-Diode
Ideale Stromverstärkung im Normalbetrieb
Ideale Stromverstärkung im Inversbetrieb

Leck-Sättigungssperrstrom der Emitter-Diode
Leck-Sättigungssperrstrom der Kollektor-Diode
Emissionskoeffizient der Emitter-Diode
Emissionskoeffizient der Kollektor-Diode

Kniestrom zur starken Injektion im Normalbetrieb
Kniestrom zur starken Injektion im Inversbetrieb

Early-Spannung im Normalbetrieb
Early-Spannung im Inversbetrieb

Externer Bahnwiderstand
Interner Bahnwiderstand1)
1) wird in PSpice aus der Gleichung berechnet.

Dynamisches Verhalten

Zeichen Beschreibung
Null-Kapazität der Emitter-Diode
Null-Kapazität der Kollektor-Diode
Null-Kapazität der Substrat-Diode
Diffusionsspannung der Emitter-Diode
Diffusionsspannung der Kollektor-Diode
Diffusionsspannung der Substrat-Diode
Kapazitätskoeffizient der Emitter-Diode
Kapazitätskoeffizient der Kollektor-Diode
Kapazitätskoeffizient der Substrat-Diode

Aufteilungskoeffizient der Kapazität in der Kollektor-Diode
Koeffizient für den Kapazitätsverlauf

Ideale Transitzeit im Normalbetrieb
Ideale Transitzeit im Inversbetrieb
Transitzeitkoeffizient im Normalbetrieb
Transitzeitkoeffizient im Inversbetrieb
Transitzeitspannung im Normalbetrieb
Transitzeitspannung im Inversbetrieb
Transitzeitstrom im Normalbetrieb
Transitzeitstrom im Inversbetrieb

Thermisches Verhalten

Zeichen Beschreibung
Temperaturkoeffizient der Sperrströme
Temperaturkoeffizient der Stromverstärkung

Englische Bezeichnung

Da Datenblätter meist in englisch verfasst sind, muss man auch die verwendeten Formelzeichen übersetzen können. Im Wesentlichen sind dies:

Deutsch Englisch
Bezeichnung Zeichen Bezeichnung Zeichen
Spannung U voltage V
Normalbetrieb N forward region F
Inversbetrieb I inverse region R
Sperrschicht S junction J

Die anderen Bezeichnungen können beibehalten werden.


Modelle für das statische Verhalten

Ebers-Moll Modell

Ebers-Moll Modell eines npn-Transistors

Das Ebers-Moll Modell ist das einfachste Modell für den Bipolartransistor. Es hat nur drei Parameter und beschreibt damit die wichtigsten Effekte. Das Ebers-Moll Modell wird mit Hilfe eines Dioden-Ersatzschaltbildes dargestellt.

Ein npn-Transistor besteht aus zwei antisereiellen pn-Übergängen (Dioden) mit gemeinsamer p-Zone. Diese Übergänge werden als Emitter-Diode (Basis-Emitter-Diode; BE-Diode) und Kollektor-Diode (Basis-Kollektor-Diode; BC-Diode) bezeichnet. Durch die dünne Basis (p-Zone) im Bipolartransistor fließt der Großteil des Stromes über den Emitter ab. Daher besteht das Ebers-Moll Modell zusätzlich zu den beiden Dioden aus zwei Stromquellen, die den Stromfluss durch die Basis beschreiben. Für den pnp-Transistor werden einfach die Vorzeichen umgedreht.

Zusätzlich wird noch ein Steuerfaktor für den Normalbetrieb sowie den Inversbetrieb verwendet, um den unsymmetrischen Aufbau in eines praktischen npn-Transistors zu berücksichtigen.

Im Normalbetrieb sperrt die BC-Diode da und kann deshalb vernachlässigt werden. Zusätzlich kann die zugehörige Exponentialfunktion durch -1 ersetzt werden, da ist. Umgekehrt sperrt im Inversbetrieb die BE-Diode, wodurch man auch in diesem Fall eine Vereinfachung der Geichung auf die selbe Weise erhält.

Reduzierte Ebers-Moll Modelle für den npn-Transistor
Normalbetrieb Inversbetrieb




mit





mit


Ebers-Moll Modell im Sättigungsbetrieb

Wenn man den Bipolartransistor als Schalter einsetzt, kommt dieser vom Normalbetrieb in den Sättigungsbetrieb. Hierbei ist vor allem die minimal erreichbare Kollektor-Emitter-Spannung interessant. Aufgelöst für diese Spannung erhält man die Gleichung

Bei gilt . Das Minimum erhält man bei :

Für den Inversbetrieb vertauscht man Emitter und Kollektor. Dadurch erhält man für die Sättigung mit :

Da gilt . Dabei gilt üblicherweise und .

Transportmodell

Transportmodell eines npn-Transistors

Durch die Umformung der beiden Stromquellen des Ebers-Moll Modells in eine einzige gesteuerte Stromquelle erhält man das Transportmodell des Bipolartransistors. Das Transportmodell beschreibt das Gleichstromverhalten. Die Emitter und Kollektor-Diode wird dabei als ideal angenommen und der durch die Basis fließende Strom wird als Transportstrom getrennt berechnet. Für das Transportmodell gelten die folgenden Gleichungen:

Vereinfachtes Transportmodell für den Normalbetrieb eines npn-Transistors

Da für den Normalbetrieb die Sperrströme vernachlässigt werden können, erhält man das reduzierte Transportmodell mit:


Modellierung weiterer Effekte im Transportmodell

Erweitertes Transportmodell eines npn-Transistors

Um das statische Verhalten des Bipolartransistors besser modellieren zu können, muss das Transportmodell entsprechend erweitert werden. Hierbei sind vor allem die folgenden Effekte zu berücksichtigen:

  • Leckströme
  • Hochstromeffekt
  • Early-Effekt

Für das um diese Effekte erweiterte Transportmodell gelten im Allgemeinen die Zusammenänge:

was sich aus den im Weiteren erläuterten Formeln ergibt.

Leckströme

Die Leckströme, die durch die Ladungsträgerrekombination in den pn-Übergängen erzeugt wird werden zu den jeweiligen Strömen der Kollektor- und der Emitter-Diode hinzuaddiert. Dies wird erreicht, indem man den Dioden im Transportmodell jeweils eine weitere Diode parallelschaltet. Diese zusätzlichen Dioden werden über die Leck-Sättigungs-Sperrströme und , sowie über die Emmissionskoeffizienten und beschrieben.

Hochstrom- und Early-Effekt

Wenn der Strom duch den Transistor sehr stark ist, ist der Transportstrom eines realen Transistors, durch die hohe Ladungsträgerkonzentration in der Basis, kleiner als durch das Grundmodell dargestellt. Dieser Effekt wird auch als Hochstromeffekt bzw. als starke Injektion bezeichnet.

Zusätzlich beeinflussen die Spannungen und die effektive Dicke der Basiszone und wirken sich somit auf den Transportstrom aus. Dieser Effekt ist als Early-Effekt bekannt.

Der Hochstrom- und der Early-Effekt wird duch die dimensionsloße Größe dargestellt.

ist hierbei die relative Majoritätsträgerladung und setzt sich aus der Größe des Early-Effekts und der Größe des Hochstromeffektes zusammen:

Hierbei sind und die Early-Spannungen mit . und sind die Knieströme der starken Injektion. Die Größe der Knieströme ist von der Größe und damit der Bauform des Transistors abhängig und liegen im Milliampere- (Kleinleistungtransitor) bis Amperebereich (Leistungstransistor).

Hochstrom- und Early-Effekt im Normalbetrieb
Gummel-Plot mit UCE = konst.

Bei der Betrachtung des Kollektorstromes kommt die Auswirkung des Faktors besonders zur Geltung. Unter Vernachlässigung der Sperrströme erhält man:

Bei kleinen bis mittleren Stromgrößen gilt und somit . Zusätzlich gilt

da . Somit erhält man eine Näherungsgleichung für den Early-Effekt:

und durch Einsetzen in erhält man:

Bei großen Strömen ist und somit . Durch Einetzen erhält man:

Unter Vernachlässigung der Sperrströme erhält man für die Gleichung

Stromverstärkung
Bahnwiderstände
Sperrschichtkapazitäten
Diffusionskapazitäten

Statisches Kleinsignalmodell

Modelle für das dynamische Verhalten

Gummel-Poon-Modell

Dynamisches Kleinsignalmodell

Grenzfrequenz im Kleinsignalbetrieb

Literatur

  • Ulrich Tietze, Christoph Schenk, Eberhard Gamm, Halbleiter-Schaltungstechnik, Springer 2002, 12. Auflage, ISBN 3540428496