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Operation Entebbe

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Operation Entebbe, eigentlich Operation Thunderball/Thunderbolt, später umbenannt in Operation Jonathan nach dem Leiter der Operation, Aluf Mischne (Oberst) Jonathan Netanjahu, der bei der Operation ums Leben kam, war eine Geiselbefreiung durch die israelische Armee Tzahal und fand in der Nacht vom 3. Juli und dem frühen Morgen des 4. Juli 1976 auf dem Flughafen von Entebbe (Uganda) statt.

Ablauf

Sieben Tage zuvor wurde der Air France Flug 139 von Athen nach Paris entführt, zum Flughafen Bengasi in Libyen umgeleitet und schließlich gezwungen in Entebbe zu landen.

Die Entführer waren acht Terroristen der Volksfront zur Befreiung Palästinas, Gruppe outside-operations, Wadi-Hadad sowie zwei deutsche Terroristen der Revolutionären Zellen, Wilfried Böse und Brigitte Kuhlmann. Die Terroristen wurden offensichtlich von dem pro-palästinensischen ugandischen Regime Idi Amins unterstützt. Mit der Flugzeugentführung sollte die Freilassung von insgesamt 53 Inhaftierten aus Gefängnissen in Israel, Frankreich, der Bundesrepublik Deutschland und der Schweiz erpresst werden. Darunter unter anderem Gefangene der RAF und der Bewegung 2. Juni.

Die Passagiere wurden in der alten Transithalle des Terminals als Geiseln gehalten. Die Terroristen sonderten die 80 Israelis sowie ca. 20 Franzosen jüdischen Glaubens aus und ließen die anderen Geiseln frei.

Wegen der Ankündigung der Entführer, dass die Crew und die nicht-jüdischen Passagiere freikommen würden und in ein anderes Air-France Flugzeug umsteigen dürften, wurde ein solches nach Entebbe gebracht. Der Kapitän des Flugs 139, Michel Bacos, verkündete den Entführern, dass alle Passagiere seiner Verantwortung unterlägen, weshalb er sie nicht zurücklassen wolle. Seine gesamte Crew, bis hinunter zum jüngsten Flugbegleiter folgte ihm freiwillig. Nach ihrer Rückkehr nach Paris wurde Bacos für sein Verhalten von seinen Vorgesetzten bei der Air France gemaßregelt und für eine gewisse Zeit von seinen Aufgaben entbunden. Eine französische Nonne weigerte sich ebenfalls zu gehen und wollte den Platz einer jüdischen Geisel übernehmen, wurde aber von ugandischen Soldaten in das wartende Air-France-Flugzeug gezwungen.

Nach Tagen, die mit dem Sammeln von Information und sorgfältiger Planung zugebracht wurden flogen vier Hercules-Transportflugzeuge nach Entebbe und landeten nachts ohne Bodenunterstützung auf dem Flughafen, um die verbleibenden Geiseln zu befreien. Ihnen folgte ein Luftwaffenjet mit medizinischen Einrichtungen, der zum Flughafen von Nairobi in Kenia flog.

Über hundert Soldaten der israelischen Verteidigungskräfte, einschließlich Elitesoldaten der Sayeret Matkal, waren an der Aktion beteiligt. Einige Mossad-Truppen dürften ebenfalls an der Aktion beteiligt gewesen sein. Nach eigenen Angaben war auch Ulrich Wegener an der Operation beteiligt, jedoch nicht in der kämpfenden Truppe, sondern als Sammler von Informationen vor Ankunft der Israelis.

Die Transportmaschinen landeten eine Stunde vor Mitternacht mit geöffneten Laderaumtüren. Ein schwarzer Mercedes-Benz mit begleitenden Geländewagen wurde mitgebracht, um den Verdacht abzulenken, während die israelischen Truppen von dem gelandeten Flugzeug zum Terminalgebäude fuhren: Dies sollte wie eine Eskorte für Idi Amin oder einen anderen hohen Offiziellen aussehen.

Der Angriff dauerte nur ungefähr dreißig Minuten, sechs Terroristen wurden getötet. Von den 103 Geiseln starben drei, eine davon, als sie auf die israelischen Truppen zusprang. Es wurde spekuliert, die israelischen Truppen hätten einige der Terroristen gefangengenommen, aber dafür gibt es keine Beweise. Ugandische Truppen eröffneten ebenfalls das Feuer auf israelische Truppen, wobei Oberst Netanjahu getötet wurde. Eine weitere israelische Geisel befand sich zu diesem Zeitpunkt in einem Krankenhaus in Kampala; sie wurde am folgenden Tag ermordet. 45 ugandische Soldaten wurden während des Angriffs getötet, ugandische Kampflugzeuge, die sich auf dem Flugfeld befanden, wurden flugunfähig gemacht. Die befreiten Geiseln wurden kurze Zeit später via Nairobi nach Israel gebracht.

Fernsehverfilmungen

Der Zwischenfall wurde in drei Filmen behandelt, zwei waren US-amerikanische Produktionen mit internationaler Besetzung, der dritte wurde in Israel mit zumeist israelischen Schauspielern in den Hauptrollen produziert.

Englische Literatur

  • Stevenson, William (1976): Ninety Minutes at Entebbe Bantam Books ISBN 0553104829 (französisch: Montréal, Ed. Stanké,, 1976)
  • Hastings, Max (1979): Yoni, Hero of Entebbe Bantam Doubleday Dell Publ, ISBN 0385271271
  • Netanyahu, Jonathan / Netanyahu, Benjamin / Netanyahu, Iddo (1998): Self-Portrait of a Hero: From the Letters of Jonathan Netanyahu, 1963-1976 Warner Books ISBN 0446674613
  • Netanyahu, Jonathan (2001): The Letters of Jonathan Netanyahu Gefen Books ISBN 9652292672
  • Netanyahu, Iddo (2001): Yoni's Last Battle: The Rescue at Entebbe, 1976 Gefen Books ISBN 9652292834
  • Netanyahu, Iddo (2003): Entebbe: A Defining Moment in the War on Terrorism: The Jonathan Netanyahu Story New Leaf Press ISBN 0892215534