Fuerteventura
Fuerteventura ist eine Insel der Kanaren im Antlantischen Ozean,
ca. 100 km westlich der marokkanischen Küste. Die Insel
hat eine Fläche von etwa 1700 km² und ca. 44.000 Einwohner (Stand 2002).
Die Hauptstadt Fuerteventuras ist Puerto del Rosario (14.000 Einwohner),
die Landessprache ist spanisch.
Fuerteventura bildet mit der nördlich gelegenen Insel Lanzarote die
östliche Grenze der Kanaren und ist, nach Teneriffa, die zweitgrösste
Insel des Archipels. Die Kanaren gehören zum Hoheitsgebiet Spaniens,
geniessen aber einen Sonderstatus als autonome Region mit eigenem
Parlament und Präsidenten.
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Aussichtspunkt am Cardón (619 m), Blick nach Westen |
Geographie
Fuerteventura ist die älteste Insel der Kanaren; sie enstand vor etwa 20 Millionen Jahren und ist vulkanischen Ursprungs. Der Grossteil der Inselmasse entstand vor ca. 5 Millionen Jahren und ist seitdem durch Wind und Wetter stark erodiert. Die letzten vulkanischen Aktivitäten auf Fuerteventura erloschen vor 4000 bis 5000 Jahren. Der höchste Punkt auf Fuerteventura ist der Berg Jandía (807 m) auf der gleichnamigen Halbinsel.
Die Insel erreicht zwischen der Nord- und Südwestspitze eine Länge von knapp 100 km und ist misst an der breitesten Stelle 31 km. Der Istmo de la Pared ist mit 5 km Breite die schmalste Stelle Fuerteventuras und gliedert die Insel in zwei Teile. Den nördliche Teil Maxorata, nach dem auch die ursprünglichen Inselbewphner Majoreros bennant sind, und die südliche Halbinsel Jandía. Die Inselfläche von 1700 km² ist, im Vergleich zu anderen kanarischen Inseln, mit 25 Einwohnern pro km² nur sehr dünn besiedelt.
Fuerteventura liegt auf dem 28. Grad nördlicher Breite und zwischen dem 13. und 14. Grad westlicher Länge.
Klima
Das Klima ist das ganze Jahr über angenehm, was Fuerteventura den Beinamen "Insel des ewigens Frühlings" eingebracht hat. Das Meer gleicht die Temperaturen aus und die Passatwinde halten die heissen Luftmassen aus der nahen Sahara fern. Fuerteventura ist mit 147 mm pro Jahr im Kanarenvergleich sehr Niederschlagsarm; durch die Sünden der Vergangheit wirkt sich dies in jüngster Zeit besonders auf die Landwirtschaft aus. Die teilweise sehr starken Regenfälle in den Wintermonaten fliessen, durch die zerstörte Vegetation, zumeist ungenutzt in das Meer ab. Ein besonderes Wetterphänomen ist der Scirocco, in Spanien auch Leveche genannt, ein heisser Südostwind aus der Sahara. Während des Scirocco steigt die Temperatur manchmal sprunghaft um 10 Grad und die Luft wird extrem trocken. Der Wind bringt neben feinem Sand, der den Himmel verdunkelt und die Sicht auf 100 - 200 m senkt, auch afrikanische Wanderheuschrecken mit sich.
Geschichte
Ab 30. Jahrhundert v. Chr erste Besiedlung der Kanaren in mindestens 2 Wellen. Um das 11. Jahrhundert v. Chr. besuchen phönizische Seefahrer Fuerteventura und Lanzarote. Um 850 v. Chr. beschreibt der griechische Dichter Homer in der Odyssee die Kanaren als "Die Inseln der Glückseligen".
1312 landet Lancelot Maloisel auf Lanzarote, aufgrund seiner phantasievollen Berichte brechen 1340 Spanier und Portugiesen mit Expeditionen in Richtung Kanaren auf. Die Inseln, die bis dahin unter maurischen Einfluss standen, werden von europäischen Goldsuchern, Händlern, und Sklavenjägern heimgesucht.
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Schwarzer Lavasand bei Ajuy
1402 startet der Normanne Jean de Béthencourt seine Expedition in Richtung Kanaren. Er besetzt Lanzarote und benutzt die Insel als Stützpunkt. 1403 - 1405 besiegt Béthencourt die beiden Könige von Fuerteventura, Guize und Ayoze, und gründet Betancuria als Haupstadt. 1412 kehrt er auf das Festland zurück und legt den Lehnseid vor dem spanischen König ab. 1424 wird Fuerteventura Bistum. 1430 wird die Ernennung zum Bistum für ungültig erklärt und Guillén de las Casas erwirbt den Besitzanspruch auf die Insel. 1456 geht der Besitz auf Guilléns Erben, Diego García de Herrera über. Herrera und seine Nachfolger herrschen als Señores über die Insel und erschliessen sie systematisch. Wichtige Einnahmequelle des Herrera-Clans ist die Sklavenjagd an der nordafrikanischen Küste.
1708 Gründung einer Militärherrschaft mit Sitz in La Oliva. 1740 landen englische Korsaren bei Gran Tarajal und wollen die Insel unterwerfen, sie werden jedoch in zwei Schlachten bei Tuinejes besiegt. Während des 17. und 18. Jahrhunderts kommt es immer wieder zu Überfällen von Freibeutern.
1834 wird Antigua neue Hauptstadt, 1835 wird der Verwaltungssitz nach Puerto de Cabras (heute: Puerto del Rosario) verlegt. 1836 wird die Feudalherrschaft der Señores abgeschafft. 1852 die Kanarischen Inseln werden von Isabella II zur Freihandelszone erklärt. Die Militärherrschaft über die Insel wird 1859 aufgelöst und Puerto de Cabras wird 1860 schliesslich die neue und jetzige Haupstadt der Insel.
1912 werden den Kanaren die Selbstverwaltungsrechte (Cabildo Insular) zugestanden. Fuerteventura und Lanzarote werden 1927 Teil der Provinz Gran Canaria. 1966 kommen die ersten Touristen auf die Insel. 1975 werden ca. 4500 spanische Fremdenlegionäre nach Puerto del Rosario verlegt. In den darauf folgenden Jahren führen die Legionäre ein Schreckensregime, bei dem ein Bürgermeister und der Inselpräsident ermodet werden. 1982 bekommen die Kanarischen Inseln einen eigenen Autonomiestatus. 1986 tritt Spanien der EG bei, die Kanaren behalten ihren Sonderstatus. Der Fremdenverkehr wird 1990 zur wichtigsten Einnahmequelle der Insel; die Bautätigkeiten erreichen ihren Höhepunkt. Der Fremdenlegion wird 1996 wieder von Fuerteventura abgezogen.
Wirtschaft
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Windmühle bei La Oliva
Nach der Eroberung der Insel durch die Spanier wurde Fuerteventura als "Kornkammer der Kanaren" bekannt. Heute zeugen nur noch die vielen brachliegenden Terassenfelder davon, dass die Insel einst den ganzen Archipel mit Getreide versorgte. Die Felder der Bauern wurden jahrhundertelang nur mit Regenwasser bewässert. Mit stetig fortschreitender Zerstörung der Vegetation durch Rodung und Überweidung ist Oberflächenwasser rarer geworden. Ein Grossteil der Regenmengen sickert nicht mehr in den Boden sondern fliesst oberirdisch rasch in das Meer zurück. Im 19. Jahrhundert begann man mit der Brunnenbewässerung; die danach per Windkraft und in Neuzeit per Motor betriebenen Pumpen konnten den Wasserbedarf nicht decken. Das starke Absinken des Grundwasserspiegels führte ausserdem zum Einsickern von Salzwasser, was das Grundwasser für den Anbau unbrauchbar machte. Doch auch durch neugebaute Meerwasserentsalzungsanlagen ist Wasser immernoch ein knappes Gut auf Fuerteventura.
Die landwirtschaftlich nutzbare Fläche auf Fuerteventura ist in den letzten Jahren drastisch zurückgegangen. Konnten 1970 noch 3,5% der Inselfläche genutzt werden, so waren es 2002 nur noch 0,1%. Überdurchschnittlich hohe Kosten für Schutzanlagen gegen Wind und Sonne, sowie aufwändige Tropfbewässerung machen den Anbau auf der Insel unwirtschaftlich.
Ein weiteres Problem sind die Ziegenherden, die meist ohne jegliche Kontrolle oder Einzäunung, auf der Insel unterwegs sind. Nach Schätzungen gibt es etwas 60.000 bis 75.000 Nutztiere auf Fuerteventura. Die Ziegen grasen in jedem Winkel der Insel, sogar in den unter Naturschutz stehenden Dünen bei Corralejo, und sind besonders den einheimischen Naturschützern ein Dorn im Auge. Sie führen die sich verschärfenden Probleme von Erosion und Wassermangel auch auf die anhaltende Zerstörung der Vegetation durch die Ziegen zurück.
Ab 1982 wurden mehrere Naturparks eingerichtet, die durch grössere Einzäunungen versuchen Ziegen und Geländefahrzeuge fernzuhalten. Der Schutz gegen Ziegen wird nur halbherzig umgesetzt, wer jedoch mit einem Fahrzeug in einem Naturschutzgebiet erwischt wird, muss mit empfindlichen Strafen rechnen.
Der wichtigste Wirtschaftszweig und Arbeitgeber ist mittlerweile der Tourismus. Die Anzahl der Gastbetten explodierte förmlich ab den 1980ern auf heute etwa 60.000 Gastbetten. Im Jahr 2000 kamen rund 1,2 Millionen Touristen auf die Insel, davon 50% allein aus Deutschland.
Sehenswürdigkeiten
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Steilküste bei La Pared
Fuerteventura hat die schönsten Strände der Kanaren und diese sind damit wohl die eigentliche Attraktion Fuerteventuras. Im Norden um Corralejo gibt es die langen Dünen mit feinem Sand; der Süden lockt mit langen Stränden und abgelegenen Buchten. Die konstanten Winde machen die Strände der Insel zu einem Paradies für Windsurfer und andere Wassersportler. Wellenreiter kommen besonders an der Westküste mit ihren grossen Wellen auf ihre Kosten.
Der Westen der Insel besteht zu einem grossten Teil aus Steilküste. Der Anblick der Brandung und der vereinzelten Sandstrände sind immer ein Photo wert, allerdings sollte man vom Baden absehen.
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Bergstrasse FV 30
Die Strömungen an der Westküste sind sehr stark und werden immer wieder unterschätzt, was jedes Jahr einigen unbedachten Urlaubern das Leben kostet.
Wer mit einem Mietwagen unterwegs ist, sollte nicht auslassen die Berge zu durchfahren. Die rauhe und kahle Landschaft der Berge besitzt einen ganz eigenen Charme und ist wahrscheinlich die heimliche Attraktion der Insel. Desöfteren trifft man am Strassenrand auf Streifenhörnchen, die sich flink durch die Steine bewegen und teilweise an Menschen gewöhnt sind.