Zum Inhalt springen

Politische und soziale Geschichte des Islams

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 8. Juli 2003 um 13:57 Uhr durch Denis Barthel (Diskussion | Beiträge) (links, typo). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Dieser Artikel schildert die politische, kulturelle und soziale Geschichte des Islams. Zur religiösen Entwicklung siehe Islam, Koran, Sunna, Scharia, Schia.

Arabien vor dem Islam

Muslime bezeichnen die Zeit vor dem Islam als jahiliya, als Epoche der "Unwissenheit". Der Islam hat seinen Ursprung auf der Arabischen Halbinsel (arab. jazirat al-`arab "Insel der Araber"), einem hauptsächlich von Beduinen bewohnten Steppen und Wüstengebiet. Arabien war zur damaligen Zeit kein vereinigtes Reich, sondern lag am Rande des Einflussgebiets einerseits des Byzantinischen Reichs und des Perserreichs und deren Vasallenstaaten, der den Byzantinern angeschlossenen Ghassaniden und der den Persern verbündeten Lachmiden. Arabien bildete in dieser Zeit eine reine Stammesgesellschaft, die von dem Gegensatz zwischen Sesshaften (hadar) und Nomaden (badu) geprägt war. Neben den Beduinen, die ihren Lebensunterhalt mit Viehzucht und Beutezügen unter einander bestritten, lebten dort sesshafte Bauern, die in den Oasen Landwirtschaft betrieben. Mekka, die Heimat Mohammeds, hatte sich aufgrund seiner günstigen Lage an der "Weihrauchstraße", die von Südarabien nach Syrien verlief, zu einer blühenden Handelsmetropole entwickelt, die von den Quraysh, einer Sippe von Kaufleuten dominiert wurde. Obwohl auch zahlreiche Juden (vor allem in Mekka, Yathrib (Medina), Wadi l-Qura, Chaibar, Fadak, Taima und dem nahe bei Mekka gelegenen at-Ta`if) und Christen auf der arabischen Halbinsel lebten, folgte die Mehrheit der Bewohner einer paganen Stammesreligion. Mekka war mit seinem Heiligtum der drei Göttinnen al-Lat, Manat und al-Uzza ein bedeutender Wallfahrtsort.

Mohammed und die Entstehung des Islam

Um das Jahr 570 wurde Mohammed in Mekka geboren. Über die Frühzeit seines Lebens ist wenig bekannt. Wir wissen von einer Handelsreise nach Syrien, die der fünfundzwanzigjährige Mohammed im Auftrag von Chadidscha, einer reichen Kaufmannswitwe, die er später heiratete, unternahm. Im Alter von vierzig Jahren, einer traditionell symbolbehafteten Zahl, hatte Mohammad schließlich Visionen, die er als Wort Allahs zunächst nur seinem unmittelbaren Umfeld verkündete; später bildeten diese Eingebungen, in Suren gestaltet, den Koran. Als die Anhänger der neuen Religion die alten Göttern zu bekämpfen begannen, kam es zum Bruch zwischen Mohammad und den Quraysh. Mohammad unterstellte sich 620 mit seinen Anhängern dem Schutz der beiden medinensischen Stämme der Aus und Hasradsch (Chazradsch), die einen Schlichter (arab. hakam) für ihre Zwistigkeiten suchten. Ibn Ishaq, einer der wichtigsten Biographen Mohammads, berichtet von mehreren Treffen auf dem `Aqaba, einem Hügel in der Nähe Mekkas, auf denen Mohammad mit den Medinensern (die daraufhin Ansar "Helfer" genannt wurden) ein Bündnis schließt. Am 16. Juli 622 zieht Mohammad mit seinen Anhängern von Mekka nach Yathrib (Medina), ein Ereignis, das als Hidschra den Beginn der islamischen Zeitrechnung markiert.

Die Übersiedlung nach Medina markiert zugleich auch den Beginn der politischen Tätigkeit Mohammeds. Mohammed hatte in der medinensischen Gesellschaft die angesehene Stellung eines Schlichters und wurde zugleich als Oberhaupt der muslimischen Gemeinde, der umma angesehen.

Der Islam erfuhr in Medina seine gesellschaftliche Ausformung. Die medinensischen Suren des Korans nehmen immer stärker Bezug auf konkrete Regelungen des Lebens und der Organisation der muslimischen Gemeinschaft; die Unterschiede zu den Juden und Christen werden betont und von den Un- und Nichtgläubigen geschieht eine stärkere Abgrenzung.

Gleichzeitig kommt es zur militärischen Konfrontation mit Mekka, in der Mohammed als militärischer Führer der Muslime auftritt. Mohammed führt seit 623 mehrere Feldzüge (majazi) gegen Mekka (Sieg der Muslime in der Schlacht von Badr (624), die Schlacht am Berge Ubud (625) und die Grabenschlacht (627)) bis im März 628 ein Waffenstillstand geschlossen wurde. 629 traten die Muslime zum ersten Mal die Pilgerreise nach Mekka an, 630 übergaben die Führer von Mekka die Stadt an Mohammed.


In den Jahren vor dem Tode Mohammeds weitete sich der Einfluss des Islams auf die ganze arabische Halbinsel aus. Mit den Stammesführern wurden Verträge geschlossen, die teils eine Tributpflicht , teils die Anerkennung Mohammeds als Propheten enthielten. Einer der Hauptursachen für die rasend schnelle Ausbreitung des Islams lag in der inneren Struktur der Gesellschaftsordnung. Die von Ibn Hisham überlieferte "Verfassung von Medina" legte eine Beistandspflicht der Muslime untereinander sowie das Verbot, andere Muslime anzugreifen fest. Die in der vorislamischen Zeit so beliebten Beutezüge der Stämme richten sich nun ausschließlich gegen Nicht-Muslime, da nur gegen diese Krieg geführt werden durfte, während der Islam das "Haus des Friedens" war.


Die Ära der rechtgeleiteten Kalifen

Der Begriff "Rechtgeleitete Kalifen" bezieht sich ausschließlich auf die ersten 4 Kalifen, namentlich

  • 632 - 634 Abu Bakr
  • 634 - 644 `Umar ibn al-Chattab
  • 644 - 656 `Uthman ibn `Affan
  • 656 - 661 `Ali ibn Abi Talib

und bezeichnet jene Kalifen, welche die Umma, die Gemeinschaft der Gläubigen noch in ihrer Gänze führten. Kalif hieß zwar der Nachfolger des Propheten zu sein, aber die frühen Kalifen waren keine Alleinherrscher. Ihre Herrschaft war noch stark geprägt von der vorislamischen Stammesgesellschaft. Sie genossen vor allem religiöse Autorität, amtierten als Leiter des Gebets und als Schiedsrichter.

Als Mohammed 632 starb, stellte sich für die Muslime die Frage seines Nachfolgers. Schon damals trat der Gegensatz zwischen den einzelnen Gruppen, den frühesten Gefährten Mohammeds, den zum Islam konvertierten Medinensern und den erst vor kurzem konvertierten einflussreichen Mekkanern zu Tage. Man einigte sich schließlich auf Abu Bakr, einen Mann der ersten Stunde, dessen Tochter A'ischa Mohammeds Frau gewesen war und der auch schon zu Lebzeiten Mohammed als Leiter des öffentlichen Gebets vertreten hatte. Seine kurze Herrschaft zeichnete sich im wesentlichen durch eine Konsolidierung des jungen Islam aus, viele der Stämme der arabischen Halbinsel wollten eine Nachfolge für den Propheten nicht akzeptieren und erhoben sich, Abu Bakr unterwarf sie jedoch und band sie so dauerhaft. 634 starb er.

Ihm folgte Umar ibn al-Chattab. Es sollte an ihm sein, den Islam mit militärischen Mitteln weiterzutragen, bis 636 eroberte er Syrien und Palästina, bis 642 Südmesopotamien, Ägypten und Persien. Er setzte auch Amr ibn al-As als seinen Statthalter für Palästina und Ägypten ein, der später noch eine bedeutende Rolle spielen sollte. Im Jahre 644 wird `Umar von einem persischen Sklaven ermordet.

Mit der Herrschaft von Uthman ibn Affan begann eine Zeit innerer Auseinandersetzungen im Islam, die letzten Endes zur Spaltung der Gemeinde führen sollte. Seine bedeutendste Tat ist die abschließende und bis heute maßgebliche Redaktion des Koran. Nepotismus und Mißtrauen gegenüber den weitgehend unabhängig agierenden Statthaltern führte zu deren Ersetzung durch enge Verwandte, der Wichtigste unter ihnen Mu`awiya in Syrien. 656 wird `Uthman im Gebet ermordet. Ob der gedemütigte `Amr ibn al-`As hinter dem Anschlag stand, `Uthmans Nachfolger auf dem Kalifenthron Ali ibn Abi Talib oder gar `A'ischa, die Witwe des Propheten, bleibt im Dunkeln.

Die folgende Einsetzung `Alis als Kalif, Vetter und Schwiegersohn des Propheten, empfanden nicht alle Seiten als akzeptabel. `A'ischa, Mohammeds Witwe haßte `Ali und Mu`awiya suchte nach Rache für die Ermordung `Uthmans. 656 kam es so zur Kamelschlacht ´zwischen `Ali und Mu`awiya. Technisch gesehen gewann zwar `Ali den Kampf, aber eine Entscheidung war diese Schlacht noch nicht. 657 kommt es dann zu einer zweiten Schlacht, bei Siffin am mittleren Euphrat, ein Schiedsgericht im Anschluß daran sollte die Frage, wem das Kalifat nun zustehe, endgültig beantworten. Nachdem `Ali sich dazu bereit erklärte, kündigte ihm ein Teil seiner Anhänger, die sogenannten Charidschiten, die Gefolgschaft. Das Urteil klärte die Situation nicht eindeutig, was `Alis Position weiter schwächte, `Ali setzt den Charidschiten nach und richtet bei Nahrawan ein Massaker unter ihnen an. 660 errichtet Mu`awiya in Damaskus ein Gegen-Kalifat. Die als Besudelung des Islams empfundene Auseinandersetzung zwischen den beiden führt zu einer Verschwörung von Charidschiten, die sich in Mekka gesammelt hatten, 661 finden gleichzeitig Anschläge auf `Ali und Mu`awiya statt, nur Mu`awiya überlebt. Damit ist er Kalif.

Aber die Parteigänger `Ali's akzeptieren ihn nicht als Kalifen. So kommt es zum Schisma zwischen den Sunniten und der Schi`at `Ali. Die Partei `Alis zieht sich zurück in den Süden des Irak, und es beginnt die Dynastie der Umayaden.

Die Dynastie der Umayaden

(661-750)

Kalif
Gründung von Bagdad
Weitere Eroberungen

Das Kalifat der Abbasiden

(749 bis zur Mitte des 11. Jahrhunderts)

Die Zeit der Seldschuken

Die Fatimiden in Ägypten

Die Dynastien der Almoraviden und Almohaden in Nordafrika und Spanien

Die Zeit der Mongolen

Die Mamluken in Ägypten

Die Zeit der Osmanen

Das Osmanische Reich

Die Entstehung der Nationalstaaten

Die Islamische Welt in der Moderne

Literatur

  • Günter Kettermann: Atlas zur Geschichte des Islam, Darmstadt 2001
  • Albert Hourani: Die Geschichte der arabischen Völker, Frankfurt 1997
  • Gerhard Endreß: Der Islam - Eine Einführung in seine Geschichte, München 1982