Fernschach
Fernschach ist eine Variation von Schach, bei der die Gegner räumlich getrennt sind. Traditionell wurden die Züge per Brief übermittelt. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert wurde vereinzelt auch per Telegraph oder Funk korrespondiert. Seit etwa 1990 wird immer häufiger via Fax, E-Mail oder über Internet-Fernschach-Server gespielt.
Im 19. Jahrhundert waren Fernpartien vor allem als Wettkämpfe zwischen Vereinen oder Städten populär und im Kalten Krieg erfreuten sich Radio-Wettkämpfe zwischen USA und UdSSR großer Aufmerksamkeit. Die Masse der Partien fand und findet jedoch zwischen Einzelspielern statt.
Der Welt-Fernschach-Verband ICCF ("International Correspondence Chess Federation") organisiert einen Spielbetrieb von Turnieren, der für untere bis mittlere Spielstärken den Auf- und Abstieg in die nächste Klasse ermöglicht.In den sogenannten Finalklassen bietet sich die Möglichkeit zur Qualifikation für Titelturniere. Die ICCF-Weltmeisterschaft besteht traditionell aus etwa einem Dutzend Semifinals, zwei oder drei nachfolgenden Kandidatenturnieren und schließlich dem Finalturnier. Seit einigen Jahren werden die Weltmeisterschaften abwechselnd als tradionelle Post- und Email-Turniere gestartet.
Im Fernschach wird mindestens international üblicherweise eine andere Zugnotation verwendet. Es werden nur die beiden Felder benannt, auf denen die Figur stand und landet, wobei die Linien nicht mit Buchstaben, sondern Ziffern bezeichnet werden. Der Zug e2-e4 wird beispielweise 5254 geschrieben, statt Dd8xa5 heißt es schlicht 4815.
Die Bedenkzeit wird in Tagen gemessen, wobei für den Spieler ein deutlicher Unterschied zwischen Post und Email besteht. Aufgrund der Postlaufzeiten, die noch vor wenigen Jahren in den Ostblock oder nach Südamerika hin und zurück mehrere Wochen betragen konnten, bestand die Möglichkeit zu sehr tiefen und gründlichen Analysen.
Überhaupt haben Computer und Schachprogramme einen erheblichen Einfluss auf das Fernschach, der meist aber doch deutlich überschätzt wird. Zwar sind grobe, taktische Fehler aus der Turnierpraxis beinahe völlig verschwunden. Trotzdem ist der Computer nicht mehr als ein Denkzeug, das weder Kreativität noch eine präzise Analyse ersetzt. Dadurch hat Fernschach binnen weniger Jahre ein taktisches Niveau erklommen, das zuvor der Weltspitze vorbehalten war.