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Hackbrett

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Hackbrett nach Virdung 1511

Das Hackbrett ist der Gruppe der Zitherinstrumente zuzuordnen. Es kann Trapez-, Halbtrapez- Rechteck oder Flügelform aufweisen. Moderne Instrumente haben die Form eines gleichschenkligen Trapezes. Darüber laufen meist über zwei Stege Metall-Saiten. Pro Ton sind in der Regel zwei, drei oder mehr Saiten gruppiert, das Hackbrett ist also zwei-, drei- oder mehrchörig. Die Saiten werden mit Stimmwirbeln gestimmt. Es wird jedoch nicht wie die Zither gezupft, sondern seine Saiten werden mit kleinen Stäbchen oder Klöppeln aus Holz angeschlagen.

Geschichte

  • Der Ursprung des Hackbretts wird im Nahen Osten oder in Persien vermutet. Mit den Arabern gelangte es über Nordafrika und Spanien nach Europa. Aus dem Osten wurde wahrscheinlich das Hackbrett durch Slawen und ungarische Roma (ung. Zigan) eingeführt.
  • Frühe Abbildungen erlauben selten eine Unterscheidung zwischen geschlagenem Hackbrett und gezupftem Psalterium.
  • Die früheste europäische Darstellung der Schlagtechnik ist in einem Releif der Pforte zur spanischen Kathedrale Santiago de Conmpostela zu finden.
  • Das Hackbrett ist seit 1370 in einer Reihe mitteleuropäischer Darstellungen als langgestrecktes Bassinstrument mit nur ein bis drei Saiten belegt.
  • Um 1450 werden die Bezeichnungen Dulce Melos (überregional) und Hackbrett (Zürich) gebraucht. Ein Kupferstich aus dem Jahr 1470 zeigt ein weiterentwickeltes Instrument, gespielt von einer Dame höheren Standes. Es ist mit vier Saiten über zwei Teilungsstegen ausgestattet und somit auf eineinhalb Oktaven (diatonische Stimmung) erweitert.
  • Ein Altarblatt des holländischen Malers Oostzanen bezeugt bereits 1512 die wechselweise Saitenführung über einen Teilungssteg und durch dessen Öffnungen hindurch.

Verbreitung

  • Unter der Bezeichnung Dulcimer erscheint das Hackbrett 1470 auch in England, außerhalb Europas erstmals 1480 als Santur auch im Iran.
  • Das osteuropäische Cymbal ist erstmals Mitte des 16. Jahrhunderts in Ungarn belegt. Dieses wird seit 1637 auch von jüdischen Wandermusikanten genutzt. In Prag stoßen diese dabei die böhmische Cymbaltradition an, die wiederum über die Grenze nach Deutschland einwirkt.
  • In dieser Tradition steht die Entwicklung des zu seiner Zeit legendären „pantalonischen Cymbals“ 1697 von Pantaleon Hebenstreit in Leipzig. Hebenstreit stattete das Instrument mit einem doppelten Resonanzboden aus und verwendete sowohl Metall- als auch Darmsaiten.
  • 1717 fasst das englische Dulcimer an der Küste Nordamerikas Fuß, gleichzeitig wird es in China als Yangqin (yang ch'in, fremde Zither) adaptiert.
  • Währenddessen findet das Hackbrett in der Gestalt des „Salterios“ (salterio tedesco, wörtlich deutsches Psalterium), Eingang in die italienische und spanische Barockmusik.

Etymologie

Die in den verschiedenen Ländern gebräuchlichen Bezeichnungen für Hackbrett lassen sich zu drei Gruppen ordnen:

  1. „Hackbrett“ deutet einerseits auf die Schlagtechnik, andererseits auf die Baumform: Niederländisch Hakkebord oder Hakbord (niederländisch), Hakkebraedt (dänisch), Hackbräde (schwedisch).
  2. Schlagtechnik wie bei den Tympani (Pauken): Tympanon (französisch), Timpano (französisch), Timpan oder Tiompan (irisch).
  3. Schlagtechnik wie bei Zimbeln (lateinisch Cimbala, Cymbala): Cymbali (russisch), Cymbalki (polnisch), Cimbalo (serbokroatisch), Cimbolai (litauisch), Cymbalom (ungarisch).

Die in Italien verwendete Bezeichnung salterio tedesco (wörtlich „deutsches Psalterium“) für das Hackbrett deutet darauf hin, dass in Italien das Instrument wie ein Psalterium gezupft wurde, während nördlich der Alpen geschlagen wurde.

Schulen

In Budapest, Minsk und Peking ist das Hackbrett in seiner jeweiligen landestypischen Erscheinungsform in den akademischen Lehrbetrieb aufgenommem worden, ebenso in Bayern und Österreich.

Alpenländische Formen

  • Osttiroler Hackbrett: diatonisch gestimmt, höherer und größerer Korpus, schwerere Stahlsaiten als das Salzburger Hackbrett. Mit kleinen, zusätzlichen Stegen ausgestattet ("Schneller", "Pedale" oder Leittonscharniere genannt) kann man rasch mit der Hand einen Saitenchor durch Verkürzung um einen halben Ton höher stimmen. Spielt in der Tanzmusik vor allem als Rhythmus- und Harmionie-Instrument eine wichtige Rolle.
  • Steirisches Hackbrett: diatonisch gestimmt, mit Quinten- und Bass-Steg.
  • Salzburger Hackbrett: chromatisch gestimmt. Für die bayrische Volksmusik von Tobi Reiser wiederentdeckt (nach eigenem Bericht ca. 1920 bei einem steirischen Holzarbeiter) und 1927 nach dem vorbild eines Osttiroler Hackbretts (38 Kilogramm schwer, der Korpus mit Eisenstangen verstärkt) umgebaut: statt diatonischer chromatische Stimmung, statt der blanken Holzschlegel mit Filz belegte. Findet als leiseres Instrument vor allem in der sogenannten "Stubnmusi" Verwendung (In: „Sänger- und Musikantenzeitung“, Bayerischer Landwirtschaftsverlag, München, Jahrgang und Nummer unbekannt, siehe [1] )

Beispiele in der Kunstmusik

  • Christoph Willibald Gluck schrieb zwei Hackbrett-Partien in seiner Oper Le cadi dupé (Der betrogene Kadi, 1761).
  • Paolo Salulini: Concerto G-Dur für Salterio, Streicher und Continuo (1751)
  • Niccolò Jommelli: Sinfonia G-dur für Salterio, Streicher und Continuo
  • Leopold Mozart setzte in seiner Sinfonia D-Dur Die Bauernhochzeit (1755) das Hackbrett nicht konzertant, sondern zur Erzeugung des bäuerlichen Kolorits ein. Er schrieb an seinen Verleger in Augsburg: „Hier ist die ‚Bauenhochzeit‘ ... Es wäre gut, wenn sie auch ein Hackbrett oder Cymbal darbei hätten ...“. In diesem Stück sind auch Drehleier und Dudelsack vorgesehen.
  • Carlo Monza: Sonate Nr. 1 C-Dur, Nr. 2 G-Dur für Hackbrett und Continuo
  • Melchior Chiesa: Sonate Nr. 1 G-Dur für Hackbrett und Continuo

Rockmusik

Brian Jones' Hackbrettspiel in "Lady Jane" von den Rolling Stones ist der wohl berühmteste Einsatz dieses Instruments in der Rockmusik.


Mit der Erfindung des Hammerklaviers, dessen Mechanik das Anschlagen von Saiten mittels eines Hämmerchens übernahm, verschwand das Hackbrett weitgehend aus der europäischen Kunstmusik.