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Roter Holocaust

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Hier der Grund, warum dieser Artikel konkret nicht den Qualitätsanforderungen entspricht: Der Begriff wird nicht definiert, sondern diskutiert. Der Text wirkt, als solle für den umstrittenen Begriff eine Lanze gebrochen werden (kein NPOV). --Mikue 10:34, 21. Jul 2004 (CEST)

Entstehung des Begriffs

Von einem Roten Holocaust zu sprechen ist in heutiger Zeit unter Historikern umstritten. Der Begriff selbst entstand in der Debatte um das Buch Das Schwarzbuch des Kommunismus und wurde im Buch "Roter Holocaust'? Kritik des Schwarzbuchs des Kommunismus" in Frage gestellt. Später wurde vom Historiker Horst Möller, Direktor des Instituts für Zeitgeschichte in München und Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München, in seinem Buch Der Rote Holocaust und die Deutschen der Begriff wieder aufgenommen. Dabei soll der Begriff Roter Holcaust' keine Verharmlosung der Verbrechen des Dritten Reiches darstellen.

Ansätze des "Schwarzbuch des Kommunismus"

In den kommunistischen Ländern weitete sich die Gewalt gegen all die Leute aus, die als konterrevolutionäre Elemente galten und nicht die kommunistische Ideologie vetreten haben. So wurden während der Kulturrevolution in China als auch in Kambodscha vorzugsweise gebildete und intelligente Menschen der Oberschicht, wie z.B. Ärzte oder Lehrer, getötet oder unterworfen. Dieser Klassenkampf wurde von nahezu allen Kommunistischen Führern, auch von Marx, als Grundlage der Revolution definiert, um die Gesellschaft umzustrukutieren. So sagte u.a. Mao Tse Tung am 14. August 1949 in "Weg mit den Illusionen, zum Kampf bereit sein!": Im Klassenkampf siegen gewisse Klassen, während andere vernichtet werden. Das ist der Lauf der Geschichte, das ist die Geschichte der Zivilisation seit Tausenden von Jahren. Erklärt man die Geschichte von diesem Standpunkt aus, so heißt das historischer Materialismus; nimmt man den entgegengesetzten Standpunkt ein, so ist das historischer Idealismus. Mao hat diese Sichtweise von Marx übernommen, der den Klassenkampf als eine - wie er selbst bezeichnete - globale Theorie des menschlichen Zusammenlebens deklarierte. Dieser Standpunkt über das Dasein der menschlichen Zivilisation wurde z.B. von Adolf Hitler ähnlich aufgefasst, allerdings war für ihn nicht die Einteilung der Menschheit in Klassen maßgebend, sondern die Einteilung in qualitativ unterschiedliche Rassen. Eine industrielle Vernichtung, wie im Dritten Reich, hat es in kommunistischen Regimen zwar nicht gegeben, die Opferzahlen der auf kommunismustischer Ideologie aufbauenden Staatensyteme weltweit überschreiten aber trotzdem um ein Vielfaches die des Faschismus, da oft ganze Länder durch die Revolution ins Chaos gestürzt wurden, in Begleitung mit großen politischen Säuberungen. Der Grund für die hohe Opferzahl liegt in erster Linie darin, dass der räumliche Wirkungsgrad des Kommunismus, insbesondere im 20. Jahrhundert mit der China, der UdSSR und den übrigen Ostblock-Staaten um ein vielfaches den des Faschismus übertraf.

Die Debatte um das Schwarzbuch und den Begriff "Roter Holocaus"

In Russland wurde diese Debatte von vornherein abgebrochen. In Deutschland führte der Begriff zu großer Kontroverse aufgrund der eigenen Geschichte und Vergangenheitsbewältigung. Dabei stieß insbesondere die Darstellung des "Schwarzbuch des Kommunismus", welches die Verbrechen der Kommunisten mit 80 Mio. Toten schlimmer als die des Faschismus mit 25 Mio. Toten darstellte, auf Kritik in "'Roter Holocaus? Kritik zum Schwarzbuch des Kommunismus".

Umstritten ist weniger die Tatsache von organisierten Massenmord, sondern am Begriff "Roter Holocaust" wird zum einen von Kritikern angemerkt, dass durch diese Wortwahl das einmalige Verbrechen des Deutschen Faschismus gegen die Juden relativiert wird. Zum anderen kommen zwei methodische Probleme hinzu: es fand keine industriell organisierte Tötung statt (wohl aber eine in Arbeitsprozessen mit organisierte, wie im "Gulag"), und es war keine Tötung nach der "Rasse" oder nach der "Klasse" (es wurden nicht generell systematisch "Arbeiter" oder "Bauern" oder "Intellektuelle" ermordet - letzteres kann mglw. tendenziell für Kambodscha angenommen werden, wo offenbar besonders die städtische Intelligenz Ziel der Gewalt war.

Als ebenfalls umstritten gilt die direkte Verantwortung all jener für solche Massenmorde, die - speziell im 19. JH - aus ihrer Unterdrückung heraus einen gewaltsamen Befreiungskampf des Proletariats als nötig angesehen haben. Über eine Klasse siegen, heißt desweiteren nicht unbedingt, sie umzubringen. Der Begriff von der Diktatur des Proletariats wäre dann auch sinnlos, wenn niemand mehr zu unterdrücken wäre, weil im Massengrab verscharrt.

Entgegensetzt wurde geäußert, dass Parallelen zum Holocaust im Dritten Reich deswegen sichtbar sein, da von Kommunisten, einschließlich Marx, offen der gewaltsame Klassenkampf ausgerufen wurde, der zu einer Gleichheit der Gesellschaft führen sollte. Ob nun die Gleichheit anhand der Vernichtung von Rassen oder anhand der Vernichtung von Klassen erreicht wird, spiele aus der Opferperspektive jedoch keine Rolle. So sagte der Autor Walter Jens Wer einen Menschen tötet, verteidigt keine Lehrer sondern tötet einen Menschen. So wurden auch durch die herrschenden Parteien oder Machthaber angestrebt, all diejenigen zu vernichten, die als konterrevolutionäre "Elemente" galten, und somit wurde die Vernichtung anhand einer ideologischen Basis geschaffen, deren Wirkungsgrad oft über die ürsprünglichen Klassen (Grundbesitzer, Ärzte etc.) hinweg ging. Das Anstreben der klassenlosen Gesellschaft schließe Gewaltanwendungen nicht aus. Der letzte Abschnitt im Kommunistischen Manifest zum gewaltsamen Klassenkampf, sowie die Formulierung "Diktatur des Proletariats" als Vorstufe zum Kommunismus läßt implizit auf Gewaltanwendungen schließen, die in vielen kommunistischen Ländern auch realisiert wurden.

Unbestritten unter Historikern bleibt aber, dass das Kommunistische Manifest und die Äußerungen von Marx und Engels viele Möglichkeiten für einen großen Interpretationsspielraum bieten, in dem Ein-Pateienherrschaft, Gewalt und Mord an großen Teilen der Bevölkerung durchaus ihren Platz einnehmen könnten.


Literatur

  • Courtois, Werth, Panné, Paczkowski, Bartosek, Margolin, Das Schwarzbuch des Kommunismus, Unterdrückung, Verbrechen und Terror. Piper-Verlag Mai 1998, ISBN 3492040535
  • Jens Mecklenburg: Roter Holocaust'? Kritik des Schwarzbuchs des Kommunismus. Konkret Lit.-Vlg., H. 1998, ISBN 3894581697
  • Horst Möller: Der Rote Holocaust und die Deutschen". Piper-Verlag März 1999, ISBN 3492041191