Roter Holocaust
Diskussion über den Löschantrag
Hier der Grund, warum dieser Artikel konkret nicht den Qualitätsanforderungen entspricht: Der Begriff wird nicht definiert, sondern diskutiert. Der Text wirkt, als solle für den umstrittenen Begriff eine Lanze gebrochen werden (kein NPOV). --Mikue 10:34, 21. Jul 2004 (CEST)
- Wenn es eine reine Definition des Begriffes gäbe, dann wäre es nicht mehr erkenntlich, warum er umstritten wäre. Unabhängig davon: sollte diese Artikel gelöscht werden, wird er oder Teile davon als Untersabschnitt "Schwarzbuch des Kommunismus" im Artikel Kommunismus wieder erscheinen. Für mich ist es absolut unverständlich, warum die Verbrechen auf Grundlage des Kommunismus in dieser Enzyklopädie mit aller Gewalt herausgedrängt werden sollen. --Epikur 11:33, 21. Jul 2004 (CEST)
- Hier soll nichts "mit aller Gewalt herausgedrängt werden". Der Begriff ist schlicht nicht geschichtswissenschaftlich. Es gibt ihn nicht, außer in einem Buchtitel, der übrigens schon mit einem Fragezeichen versehen klarstellt, dass ein "roter Holocaust" lediglich von denen behauptet wird, die daran interessiert sind, den unter den Nazis begangenen Holocaust zu relativieren. Dieser Artikel hier unterstellt die geschichtswissenschaftliche Existenz des Begriffs und bereitet damit den Weg, den Holocaust unter dem Dritten Reich zu verharmlosen. Nocturne 11:40, 21. Jul 2004 (CEST)
- Der Begriff wurde in der Debatte über das Buch Das Schwarzbuch des Kommunismus geprägt, und vom Historiker Horst Möller im Buch "Der rote Holocaust und die Deutschen" wieder aufgenommen. Dabei zitiere ich kurzer Hand eine Beschreibung zu dem Buch: "Wer einen Menschen tötet", so ein Diktum von Walter Jens, "verteidigt nicht eine Lehre, sondern tötet einen Menschen." Kann man nun aus dieser grundlegenden Einsicht allerdings folgern, daß ein totalitäres System, welches Menschen aus rassistischen Gründen 'industriell' vernichtet, um die Gleichheit der Menschen zu beseitigen, mit einem anderen, welches ganze 'Klassen' eliminiert, um die Menschheit mit Gleichheit zu überziehen, 'ähnlich' ist? Ein Blick in die Zusammenstellung von Reaktionen auf das "Schwarzbuch des Kommunismus" lehrt: Immer noch gibt es Apologeten der Unterscheidung nach den Zielen, also der Unterscheidung nach der 'bösartigen' NS- und der 'wohlmeinenden' Kommunismus-Variante totalitärer Unterdrückungssysteme. Würde die Opferperspektive zum Ausgangs- wie Endpunkt der Analyse gemacht werden, wie schnell würden die Argumente dieser Unterscheidungsverfechter zur Unkenntlichkeit verblassen! Der Rote Holocaust ist durchaus keine Neudefinition, noch eine in der Wikipedia gesetzten Erfindung. Das Auslassen dieses Artikels wäre meiner meiner Meinung nach eine Verharmlosung der Verbrechen, der systematischen Eliminierung konterrevolutionärer oder ganzer Klassen im Namen des Kommunismus. Sollte der Rote Holocaust gelöscht werden, werde ich im Artikel Kommunismus einen ganzen Unterabschnitt nur dieser Thematik widmen - und zwar ausführlicher als bisher! Mit Neutralität haben diese Löschungen und die übertrieben Euphemistischen Darstellungen nichts mehr zu tun. Langsam angewidert, --Epikur 11:52, 21. Jul 2004 (CEST)
- Hier soll nichts "mit aller Gewalt herausgedrängt werden". Der Begriff ist schlicht nicht geschichtswissenschaftlich. Es gibt ihn nicht, außer in einem Buchtitel, der übrigens schon mit einem Fragezeichen versehen klarstellt, dass ein "roter Holocaust" lediglich von denen behauptet wird, die daran interessiert sind, den unter den Nazis begangenen Holocaust zu relativieren. Dieser Artikel hier unterstellt die geschichtswissenschaftliche Existenz des Begriffs und bereitet damit den Weg, den Holocaust unter dem Dritten Reich zu verharmlosen. Nocturne 11:40, 21. Jul 2004 (CEST)
Von einem Roten Holocaust zu sprechen ist in heutiger Zeit unter Historikern umstritten. Der Begriff selbst entstand in der Debatte um das Buch Das Schwarzbuch des Kommunismus und wurde vom Historiker Horst Möller, Direktor des Instituts für Zeitgeschichte in München und Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München, in seinem Buch Der Rote Holocaust und die Deutschen wieder aufgenommen. Parallelen zum Holocaust im Dritten Reich seien deswegen sichtbar, da von Kommunisten, einschließlich Marx, offen der gewaltsame Klassenkampf ausgerufen wurde, der zu einer Gleichheit der Gesellschaft führen sollte. Ob nun die Gleichheit anhand der Vernichtung von Rassen oder anhand der Vernichtung von Klassen erreicht wird, spiele aus der Opferperspektive jedoch keine Rolle.
Dabei weitete sich die Gewalt dann gegen all die Leute aus, die als konterrevolutionäre Elemente galten und nicht die kommunistische Ideologie vetreten haben. So wurden während der Kulturrevolution in China als auch in Kambodscha vorzugsweise gebildete und intelligente Menschen der Oberschicht, wie z.B. Ärzte oder Lehrer, getötet oder unterworfen. Dieser Klassenkampf wurde von nahezu allen Kommunistischen Führern, auch von Marx, als Grundlage der Revolution definiert, um die Gesellschaft umzustrukutieren. So sagte u.a. Mao Tse Tung am 14. August 1949 in "Weg mit den Illusionen, zum Kampf bereit sein!": Im Klassenkampf siegen gewisse Klassen, während andere vernichtet werden. Das ist der Lauf der Geschichte, das ist die Geschichte der Zivilisation seit Tausenden von Jahren. Erklärt man die Geschichte von diesem Standpunkt aus, so heißt das historischer Materialismus; nimmt man den entgegengesetzten Standpunkt ein, so ist das historischer Idealismus. Mao hat diese Sichtweise von Marx übernommen, der den Klassenkampf als eine - wie er selbst bezeichnete - globale Theorie des menschlichen Zusammenlebens deklarierte. Dieser Standpunkt über das Dasein der menschlichen Zivilisation wurde z.B. von Adolf Hitler ähnlich aufgefasst, allerdings war für ihn nicht die Einteilung der Menschheit in Klassen maßgebend, sondern die Einteilung in qualitativ unterschiedliche Rassen. Eine industrielle Vernichtung, wie im Dritten Reich, hat es in kommunistischen Regimen zwar nicht gegeben, die Opferzahlen der auf kommunismustischer Ideologie aufbauenden Staatensyteme weltweit überschreiten aber trotzdem um ein Vielfaches die des Faschismus, da oft ganze Länder durch die Revolution ins Chaos gestürzt wurden, in Begleitung mit großen politischen Säuberungen. Der Grund für die hohe Opferzahl liegt in erster Linie darin, dass der räumliche Wirkungsgrad des Kommunismus, insbesondere im 20. Jahrhundert mit der China, der UdSSR und den übrigen Ostblock-Staaten um ein vielfaches den des Faschismus übertraf.
Umstritten ist weniger die Tatsache von organisierten Massenmord, sondern am Begriff "Roter Holocaust" wird zum einen von Kritikern angemerkt, dass durch diese Wortwahl das einmalige Verbrechen des Deutschen Faschismus gegen die Juden relativiert wird. Zum anderen kommen zwei methodische Probleme hinzu: es fand keine industriell organisierte Tötung statt (wohl aber eine in Arbeitsprozessen mit organisierte, wie im "Gulag"), und es war keine Tötung nach der "Rasse" oder nach der "Klasse" (es wurden nicht generell systematisch "Arbeiter" oder "Bauern" oder "Intellektuelle" ermordet - letzteres kann mglw. tendenziell für Kambodscha angenommen werden, wo offenbar besonders die städtische Intelligenz Ziel der Gewalt war. Allerdings wurden durch die herrschenden Parteien oder Machthaber angestrebt, all diejenigen zu vernichten, die als konterrevolutionär galten und somit wurde die Vernichtung anhand einer ideologischen Basis geschaffen, deren Wirkungsgrad oft über die Klassen (Grundbesitzer, Ärzte etc.) hinweg ging.
Als ebenfalls umstritten gilt die direkte Verantwortung all jener für solche Massenmorde, die - speziell im 19. JH - aus ihrer Unterdrückung heraus einen gewaltsamen Befreiungskampf des Proletariats als nötig angesehen haben. Über eine Klasse siegen, heißt desweiteren nicht unbedingt, sie umzubringen - dennoch läßt sich das implizit nicht ausschließen. Der Begriff von der Diktatur des Proletariats wäre dann auch sinnlos, wenn niemand mehr zu unterdrücken wäre, weil im Massengrab verscharrt. Da allerdings eine klassenlose Gesellschaft angestrebt wurde, bleibt umstritten, ob diese Formulierung auch als Legitimitation für Gewaltanwendungen und Massenmorden, wie sie später in vielen kommunistischen Ländern und Parteien stattfand, verstanden werden kann. So sagte der Autor Walter Jens Wer einen Menschen tötet, verteidigt keine Lehrer sondern tötet einen Menschen.
Unbestritten bleibt somit, dass das Kommunistische Manifest und die Äußerungen von Marx und Engels viele Möglichkeiten für einen großen Interpretationsspielraum bieten, in dem Ein-Pateienherrschaft, Gewalt und Mord an großen Teilen der Bevölkerung durchaus ihren Platz einnehmen können.
Literatur
- Horst Möller: Der Rote Holocaust und die Deutschen". Piper-Verlag März 1999, ISBN 3492041191
- Courtois, Werth, Panné, Paczkowski, Bartosek, Margolin, Das Schwarzbuch des Kommunismus, Unterdrückung, Verbrechen und Terror. Piper-Verlag Mai 1998, ISBN 3492040535