Zum Inhalt springen

Mary Jane Kelly

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 19. August 2006 um 01:41 Uhr durch NiTenIchiRyu (Diskussion | Beiträge) (auf die Größe wird hier nur zu Werbezwecken hingewiesen, Einfach Informationsportal reicht vollkommen aus und ist neutraler). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Mary Jane Kelly (* 1863, † 9. November 1888 in Whitechapel, London) gilt als das fünfte Opfer des berüchtigten und bisher unidentifizierten Serienmörders "Jack the Ripper" (engl. Jack der Schlitzer), der im späten Sommer und Herbst 1888 mehrere Prostituierte im Elendsviertel Whitechapel in London tötete und verstümmelte.

Allgemeines

Mary Jane Kelly war zum Zeitpunkt ihres Todes 25 Jahre alt und verarmt.

Berichte aus dieser Zeit schätzten ihre Körpergröße auf 5 Fuß und 7 Inch (1,7 Meter). Die Angaben über ihre Haarfarbe sind ungewiss. In Berichten wird sie sowohl als blond als auch als rothaarig bezeichnet. Einige Zeitungsberichte behaupteten, Mary Jane Kellys Spitzname sei aufgrund ihrer rötlich-braunen bzw. rötlich-gelben (im engl. ginger) Haare "Ginger" gewesen. Allerdings ist auch diese Tatsache streitig. Ihre Augenfarbe war blau. Sir Melville Macnaghten von der Londoner Polizei berichtete, dass Mary Jane Kelly im Vergleich zum Durchschnitt in dieser Zeit als ansehnliche und attraktive Person bekannt war. Zudem soll sie fließend Walisisch gesprochen haben.

Eine andere Zeitung behauptete, Mary Jane Kellys sei als "Mary McCarthy" bekannt gewesen, was sicherlich eine Verwechslung mit dem Nachnamen ihres Vermieters zum Zeitpunkt ihres Todes war.

Früheres Leben

Im Vergleich zu den anderen Opfern des Frauenmörders ist die Herkunft von Mary Jane Kelly unklar und nicht dokumentiert. Vieles wurde möglicherweise beschönigt. Nach Angaben von Joseph Barnett, mit dem sie in der letzten Zeit zusammenlebte, hatte Mary Jane Kelly ihm erzählt, dass sie in Limerick, Irland geboren wurde. Ob damit der Landkreis oder die Stadt gemeint war, ist nicht bekannt. Ihre Familie zog um 1863 nach Wales, als Mary Jane Kelly noch jung war.

Joseph Barnett berichtete, dass Mary Jane Kelly ihm erzählte, ihr Vater hieße John Kelly und arbeitete in den Eisenhüttenwerken. Berichten nach arbeitete er entweder im Landkreis Caernarfonshire oder Carmarthenshire. Joseph Barnett erinnerte sich, dass Mary Jane Kelly erwähnte sechs oder sieben Brüder und zumindest eine Schwester zu haben. Ein Bruder, mit Namen Henry Kelly hat vermutlich im 2. Batallion des Schottischen Wachbatallions gedient. Ihrer persönlichen Freundin Lizzie Albrook teilte sie mit, dass ein Familienmitglied bei der Londoner Theaterbühne angestellt war. Mary Jane Kellys Vermieter, John McCarthy (* 1851; † 16. Juni 1934) behauptete, dass sie bis 1888 selten Post von ihrer Mutter in Irland erhielt. Dies wurde jedoch durch Joseph Barnett bestritten.

Sowohl Joseph Barnett als auch die frühere Mitbewohnerin Carthy behaupteten, dass Mary Jane Kelly aus einer besser verdienenden Familie kam. Carthy bezeichnete Mary Jane Kelly zudem als "eine ausgezeichnete Schülerin und eine Künstlerin von beachtlichem Ausmaß" (orig. "an excellent scholar and an artist of no mean degree").

Ehe und Kinder

Berichten nach soll Mary Jane Kelly um 1879 mit einem Grubenarbeiter Davies verheiratet gewesen sein, der zwei oder drei Jahre später bei einer Explosion in einer Mine getötet wurde. Kein Forscher war bisher in der Lage die Richtigkeit dieser Angabe zu belegen.

Ein Londoner Zeitungsbericht aus dem Jahre 1888 über Mary Jane Kelly berichtet, dass sie Mutter war. Es wird daher vielfach angenommen, dass sie in der Zeit von 1879 bis 1882 einen Sohn zur Welt brachte. Viele Quellen halten den Zeitungsbericht für zweifelhaft, zumal dieser einige Tatsachenfehler enthielt.

Ihr Leben in London

Berichten nach war Mary Jane Kelly eine Weile bei einem Cousin bzw. einer Cousine in Cardiff. Es wird angenommen, dass sie dort ihre Karriere als Prostituierte begann. Es gibt jedoch keine Unterlagen aus dieser Zeit über ihren Aufenthalt in Cardiff. Mary Jane Kelly behauptete selbst, die meiste Zeit während ihres Aufenthaltes in einem Krankenhaus verbracht zu haben.

Mary Jane Kelly verließ Cardiff scheinbar im Jahre 1884 und fand Arbeit in einem Bordell im wohlhabenderen West Ende von London. Berichten nach wurde sie von einem Kunden nach Frankreich eingeladen. Sie kehrte jedoch schnell zurück, da sie ihr Leben dort nicht mochte. Nichtsdestotrotz nannte sie sich nach dieser Erfahrung gerne "Marie Jeanette Kelly.

Aus unbekannten Gründen zog es Mary Jane Kelly zum ärmeren East End von London. Berichten nach lebte sie mit einem Mann namens Morganstone in der Nähe der Gaswerke in Stepney und später mit dem Maurer Joe Flemming zusammen.

Wenn Mary Jane Kelly betrunken war, hörte man sie entweder Irische Lieder singen oder sie wurde streitsüchtig und ausfallend gegenüber den sie umgebenden Menschen.

Joseph Barnett

Ihren letzten Lebensgefährten, Joseph Barnett traf Mary Jane Kelly erstmals am 8. April 1887. Seit ihrem zweiten Treffen am 9. April 1887 lebten sie zusammen. Seit Beginn des Jahres 1888 lebten sie unter der Anschrift Müller-Hof (orig. Miller's Court) 13, an der Dorset Straße in Spitalfields. Joseph Barnett war beruflich ein Fisch-Träger im Hafen. Als er aus der festen Anstellung entlassen wurde und versuchte Geld als Träger beim Markt zu verdienen, wandte sich Mary Jane Kelly wieder der Prostitution zu. Zwischen den beiden kam es zum Streit, als Mary Jane Kelly ihr Zimmer mit einer anderen Prostituierten teilte. Am 30. Oktober 1888, mehr als einer Woche vor ihrem Tod, verließ Joseph Barnett sie daraufhin. Es besuchte sie aber weiterhin.

Bezüglich ihrer Aktivitäten in der Dorset Straße in den späten Stunden des 8. und den frühen Stunden des 9. November 1888 gibt es verschiedene Augenzeugenberichte. Joseph Barnett besuchte Mary Jane Kelly das letzte Mal am 8. November 1888 in der Zeit zwischen 19:30 und 19:45 Uhr. Er traf sie in Begleitung einer anderen Frau. Die Begleitung könnte entweder Lizzie Albrook oder Maria Harvey gewesen sein. Beide waren Freunde von Mary Jane Kelly. Joseph Barnett ging gegen 20:00 Uhr um zu seiner derzeitigen Wohnung zurückzukehren und das Kartenspiel Whist zu spielen. Er spielte das Kartenspiel, bis er gegen 00:30 Uhr zu Bett ging. Die Quellen sind sich unsicher, wo sich Mary Jane Kelly in den folgenden Stunden aufhielt. Einer unbestätigten Erzählung aus dieser Zeit nach, hielt sie sich im Britannia Wirtshaus auf, wo sie in Begleitung von Elizabeth Foster trank. Die Gefährtin und Prostituierte Mary Ann Cox berichtete, sie habe Mary Jane Kelly gegen 23:45 Uhr mit einem Mann nach Hause zurückkehren sehen. Mary Ann Cox wünschte Mary Jane Kelly eine gute Nacht. Mary Jane Kelly erwiderte den Gruß und begann das Lied A Violet from Mother's Grave (engl. Ein Veilchen vom Grab der Mutter) zu singen. Sie sang noch immer, als Mary Ann Cox gegen Mitternacht losging, um nach Kunden Ausschau zu halten. Mary Jane Kelly hörte wahrscheinlich mit dem Singen auf, als sie wenig später ein Fischgericht mit Kartoffeln aß. Ihre oberhalb von ihr lebende Nachbarin, Catherine Picket fühlte sich gestört, als Mary Jane Kelly gegen 00:30 Uhr wieder mit dem Singen begann. Sie wollte sich beschweren, doch überzeugte ihr Ehemann sie, Mary Jane Kelly in Ruhe zu lassen. Gegen 01:00 Uhr nachts begann es zu regnen. Mary Ann Cox kehrte zurück, um sich einen Regenschirm zu holen. Zu diesem Zeitpunkt hörte sie noch immer Mary Jane Kelly singen. Ein George Hutchinson berichtete, dass Mary Jane Kelly ihn gegen 02:00 Uhr traf und ihn um ein Darlehen bat. Er behauptete pleite zu sein und sah, wie Mary Jane Kelly einen "jüdisch-aussehenden" Kunden fand. George Hutchinson gab der Polizei später eine äußerst detaillierte Beschreibung von diesem Mann, inklusive der Farbe von dessen Augenwimpern. Mary Jane Kelly und dieser Mann begaben sich zu ihrem Zimmer. George Hutchinson behauptete, er wäre ihnen gefolgt, konnte dafür jedoch keinen Grund angeben. Er berichtete, er hätte deren Diskussion vor der Tür belauscht. Mary Jane Kelly soll sich über ihr verlorenes Taschentuch beklagt und der Man ihr eines von seinen eigenen, ein rotes Taschentuch gegeben haben. Die Beschreibung von George Hutchinson wird heute von vielen Experten angezweifelt, da unter anderem die Dunkelheit der Nacht nur wenig Gelegenheit gab, derartige Details zu bemerken. Mary Ann Cox kam gegen 03:00 Uhr zurück. Sie berichtete, dass kein Geräusch oder Licht aus Mary Jane Kellys Raum drang. In dieser Nacht litt Mary Ann Cox scheinbar unter Schlaflosigkeit. Sie gab an, in der gesamten Nacht Menschen in und aus dem Hof gehen gehört zu haben. Zudem meinte sie jemanden gegen 05:45 Uhr gehört zu haben, der die Wohnung verließ. Die zwei Nachbarn Elizabeth Prater und Sarah Lewis berichteten, gegen 04:00 Uhr den schwachen Schrei "Mord!" gehört zu haben. Sie werteten den Schrei jedoch als eine allgemeine Bemerkung.

Die Entdeckung des Leichnams

Polizeifoto vom Tatort
Der Totenschein für Mary "Jeanette" Kelly

Am Morgen des Freitags, den 9. November 1888, dem jährlichen Tag der Feierlichekeiten zu Ehren des Londoner Bürgermeisters, schickte der Vermieter von Mary Jane Kelly seinen Gehilfen Thomas Bowyer, um die Miete abzuholen. Mary Jane Kelly war mit ihrer Miete einige Wochen im Rückstand. Thomas Bowyer klopfte an die Tür und erhielt keine Reaktion. Er griff durch ein zerbrochenen Fenster, schob einen Mantel beiseite, der als Vorhang diente und spähte in das Zimmer hinein. Dort entdeckte er den grausam verstümmelten Leichnam.

Mary Jane Kelly wurde kurz nach 10:45 Uhr gefunden. Ihr Leichnam lag auf dem Bett im Einzelzimmer, in dem sie unter der Anschrift Müller-Hof 13 wohnte. Ihre Kehle war durchschnitten, ihr Gesicht stark verstümmelt und ihr Brustkorb sowie ihr Unterleib aufgeschnitten. Viele ihrer inneren Organe waren entfernt worden und lagen verstreut. Von ihren Gliedmaßen und anderen Körperteilen war das Muskelfleisch abgeschnitten worden. Ihr Herz wurde nicht gefunden. Es wird vermutet, dass es vom Mörder mitgenommen, im Kamin verbrannt oder vielleicht gekocht und gegessen wurde. Aufgrund der Aussagen der Nachbarn, die von einem einzelnen Schrei in der Nacht berichteten, wird der Todeszeitpunkt auf 4:00 Uhr morgens geschätzt.

Eine Frau namens Caroline Maxwell behauptete, sie habe Mary Jane Kelly lebend gegen 08:30 Uhr auf der Straße gesehen. Sie gestand jedoch ein, sie erst ein oder zwei Mal zuvor getroffen zu haben und ihre Beschreibung paßte nicht zu den Darstellungen von denjenigen, die Mary Jane Kelly näher kannten. Der Schneider Maurice Lewis berichtete, er habe Mary Jane Kelly gegen 10:00 Uhr in der Kneipe gesehen. Beide Angaben wurden von der Polizei zurückgewiesen, da sie nicht zum festgestellten Todeszeitpunkt passten und sie an den angegebenen Orten niemanden finden konnten, der diese Angaben bestätigen konnte. Dabei waren an den angegebenen Orten viele Menschen unterwegs.

Der Leichnam von Mary Jane Kelly wurde durch Dr. Thomas Bond und Dr. George Bagster Phillips obduziert. Ihr Totenschein wurde am 17. November 1888 registriert. Darin wurde sie als "Marie Jeanette Kelly womöglich Davies" (orig. "Marie Jeanette Kelly otherwise Davies") benannt. Mary Jane Kelly wurde am 19. November 1888 auf dem römisch-katholischen Friedhof von Saint Patrick in Leytonstone beerdigt.

Eine Minderheit([1].) ist der Ansicht, dass Mary Jane Kelly wahrscheinlich nicht das Opfer desselben Mörders wie bei den anderen Morden in Whitechapel war. Begründet wird dies mit dem deutlich jüngeren Alter von Mary Jane Kelly, im Vergleich zu den anderen Opfern. Mary Jane Kelly war zirka 25, die anderen Opfer über 40 Jahre alt. Die an ihr zugefügten Verstümmelungen waren weit ausgeprägter und von anderer Art als bei den anderen Opfern. Zudem war sie das einzige Opfer, das abgeschieden in einem Raum, anstatt im Freien, getötet wurde. Der Mord an Mary Jane Kelly fand zudem erst fünf Wochen nach den vorhergehenden Morden statt. So wird teilweise angenommen, dass ihr Lebensgefährte Joseph Barnett der Mörder von Mary Jane Kelly wäre [2].

Der Mord an Mary Jane Kelly scheint andrerseits jedoch in das Schema des Frauenmörders zu passen. Dafür spricht die Zeit, die Mordart, die soziale Schicht des Opfers und vor allem die Annahme, dass der Frauenmörder mit jedem Mord immer stärke Verstümmelungen an seinen Opfern vornahm. Der immer stärkere öffentliche Aufschrei, die Warnungen und vorgenommenen Vorsichtsmaßnahmen nach den vorangegangenen Morden, machten es dem Mörder unzweifelhaft immer schwieriger, seine Taten in der Öffentlichkeit auszuführen. Mit einem Opfer in einem privaten Zimmer hatte er genug Zeit und Ruhe, für weitaus umfangreichere Verstümmelungen.

Literatur

  • The Complete History of Jack the Ripper von Philip Sugden, ISBN 0786702761, gilt weithin als eines der besten Bücher über das Thema.
  • Thomas Schachner / Hendrik Püstow: Jack the Ripper. Anatomie einer Legende, Militzke Verlag, 2006, ISBN 3-86189-753-9

Quellen

  1. Karyo Magellan, in by ear and eyes - the Whitechapel Murders, Jack the Ripper and the murder of Mary Jane Kelly (ISBN 0-9550240-0-5)
  2. Bruce Paley, in Jack the Ripper: The Simple Truth (ISBN 0747252181)