Frottana
Frottana bezeichnet ein historisch bedeutendes Unternehmen der Textilindustrie in Großschönau.
Geschichte

Die Geschichte der industriellen Textilherstellung in Großschönau reicht bis in das 18. Jahrhundert zurück, die Produktion von Frottierstoffen erfolgte ab 1856.
Die Vorgängerunternehmen der Frottana
Lieske & Häbler
1788 begann Johann Gottfried Lieske hochwertige Damaste für den russischen, englischen und sächsischen Hof zu fertigen. Er nahm 1827 Carl Gotthelf Häbler in die Firma auf. Als eines der ersten im Ort webte das Unternehmen 1856 Frottierstoffe. 1862 erfolgte die Umfirmierung in Lieske & Häbler. 1910 wurden die Gebäude der Firma Härtig sen., Niedere Mühlwiese 12, hinzugekauft (2000 abgerissen). 1932 erfolgte die Übernahme durch die Familie Pötschke, die ab 1937 die Produktion auf militärische Zwecke umstellen musste. 1946 wurde der Betrieb verstaatlicht.
Christian David Waentig & Söhne


1796 übernahm Christian David Waentig (1757–1844) von seinem Schwiegervater die sogenannte Großschönauer Damastmanufaktur. 1807 gründet er daraus seine eigene Firma „Christian David Waentig und Söhne“ für die Herstellung und den Handel von Damasten und ließ für sich im gleichen Jahr ein repräsentatives Wohn- und Geschäftshaus errichten, das heutige Deutsches Damast- und Frottiermuseum in der Schenaustraße 3. Nachdem die Einführung der Jacquardwebstühle in Großschönau 1834 den Bedarf an Bleichkapazität erheblich vergrößert hatte, folgte 1836 folgte der Bau einer Bleicherei in der Waltersdorfer Straße 2. 1844 übernahm sein Sohn Karl Gottlob Waentig die Unternehmen. Der Standort an der Waltersdorfer Straße wurde 1919 von der Julius-Lange-Leinenindustrie AG weitergeführt. 1945 wurde die AG enteignet, ab 1953 unter der Firma Damino (Damast- und Inletweberei Oberoderwitz) neu strukturiert und größeren Betriebseinheiten zugeordnet.
Richter & Goldberg



Ab 1864 gehört zum Dresdener Damasthandelshaus Proelß eine Manufaktur in Großschönau. Sie wurde nach nach dem Tod des Inhabers von Theodor Richter und Richard Goldberg erworben und unter der Firma Richter & Goldberg weitergeführt. 1884 erfolgte der erste Fabrikbau in der Spitzkunnersdorfer Straße 17, 1885 die Einrichtung einer eigenen Betriebskrankenkasse und 1889 neben der Damastweberei die Inbetriebnahme erster Frottier-Webstühle. 1904-1907 wurde eine vierstöckige Fabrik errichtet. 1913 hatte das Unternehmen 360 mechanische Webstühle und beschäftigte 650 Arbeiter. 1943 erfolgte eine Umstellung auf Rüstungsproduktion für die Firma Robot. 1945 wurde die Weberei wieder aufgenommen. 1959 erfolgte zunächst eine staatliche Beteiligung und 1972 die volle Verstaatlichung.
Ernst Julius Eichler
1883 gründet Ernst Julius Eichler eine Mechanische Weberei als Spezialfabrik Baumwollener und Leinener Frottierwaren. Er erwarb hierzu 1897 ein 1893 für Carl Adolf Kunze errichtetes Gebäudes, das bis 1906 als Fabrik ausgebaut wurde. 1925 arbeiten hier 100 Webstühle. 1972 wurde das Unternehmen verstaatlicht und firmierte danach zunächst als VEB Frottiermode.
Fabian & Krause
1904 gründeten Richard Fabian und sein Schwager Wilhelm Krause in Großschönau eine eigene Frottierweberei. Direkt nach Unternehmensgründung beginnt der Bau eines modernen Fabrikkomplexes nahe dem örtlichen Bahnhof, der 1907 eingeweiht wurde. Verarbeitet wurden vorwiegend Leinen, Baumwolle und Halbleinen. Das Unternehmen unterhielt zudem eine breite Musterabteilung mit Musterwebern und -schneidern, um die eigenen Produkte zu Marken auszubauen. Nach dem 2.Weltkrieg konnte sich das Unternehmen noch einige Zeit in privater Hand halten, ehe es 1958 in eine Halbverstaatlichung überführt wird. Es folgt 1961 die komplette Verstaatlichung und damit die Enteignung der Familien Fabian und Krause. Der Betrieb wird zunächst an den "VEB Lautex Neugersdorf" angegliedert. Das 1992 stillgelegte Produktionsgebäude in der Nähe des Bahnhofs, Prof.-Krumbholz-Straße 12, ist erhalten und steht unter Denkmalschutz.
Die VEB Frottana
Nach den 1945 und 1946 erfolgten Enteignungen durch die Sowjetische Militäradministration in Deutschland und Übergabe der Betriebe an die 1949 neugegründete DDR erfolgte eine Umstrukturierung, bei der die alten Betriebe schrittweise zu einem Großbetrieb mit dem neuen Namen VEB Frottana zusammengefasst wurden. An der Waltersdorfer Straße 54 entstand 1970 eine neue Produktionshalle und ein Verwaltungsgebäude als Firmensitz. 1972 wurde die Firma Ernst Julius Eichler als VEB Frottiermode in die VEB Frottana integriert, 1975 folgten die bereits verstaatlichten Unternehmen Lieske & Häbler, Richter & Goldberg und Fabian & Krause. 1988 kam schließlich noch die Firma Damino (VEB Damast- und Inletweberei Oberoderwitz, ehemals Christian David Waentig & Söhne) dazu. Es wurden neue Webtechnologien namens Malipol und Liropol zur Deckung des Inlandsbedarfs eingeführt. Hochwertige Frottiertücher und Bademäntel gingen in den Export. Zur Überbrückung des Facharbeitermangels wurden Vertragsarbeiter aus Mosambik und Vietnam beschäftigt. Ihre Unterbringung erfolgte auf dem Betriebsgelände, unter anderem in dem ehemaligen Fabrikgebäude der Fa. Eichler in der Prof.-Krumbholz-Straße 1 a. Zudem wurde in der Tschechoslowakei und in Polen in Lohnarbeit hergestellt. 1988 betrug die Jahresproduktion 25,6 Millionen Quadratmetern Frottierstoff. Damit gehörte die VEB Frottana zu den größten Frottierherstellern in Europa.
Weiterführung der Betriebe nach der Wende 1990
Nach der Wende kam das Unternehmen an die Treuhandanstalt, die es zunächst umstrukturierte. Der Bereich Frottier erwarb 1992 die Vossen-Gruppe Gütersloh, die umfangreiche Investitionen tätigte, aber schließlich 1997 selbst schließen musste. Der Bereich der Damino (Damast und Haushaltswäsche) ist seit 1994 ein selbständiges Unternehmen und gehört heute zur Daun-Gruppe.
Frottana produziert heute am Standort in Großschönau sowie im Werk im benachbarten Varnsdorf in der Tschechischen Republik.
Literatur
- Frank Nürnberger: "Die Geschichte der Oberlausitzer Textilindustrie: von den Anfängen bis zur Gegenwart, Oberlausitzer Verlag, Spitzkunnersdorf 2007