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Chinas Grüne Mauer

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Chinas Grüne Mauer ist ein chinesisches Umweltprojekt, um die Desertifikation der Volksrepublik zu verhindern.

Die Grüne Mauer ist das größte Aufforstungsprojekt der Menschheitsgeschichte. Es ist die beste Möglichkeit für China, die immer stärkere Verwüstung ganzer Regionen aufzuhalten. Besonders der arme Norden ist betroffen, aber er muss aufgrund der Bevölkerungszahl bewohnbar bleiben. Eine Verlegung der Hauptstadt Peking wäre zum Beispiel keine Option.

Die Errichtung der Grünen Mauer wurde nach der Kulturrevolution in den 1970ern begonnen und soll noch bis 2050 fortgesetzt werden. Bis dahin sollen 35 Millionen Hektar Land bepflanzt sein, eine Fläche von der Größe der Bundesrepublik Deutschland. Es ist ein Projekt für mehrere Generationen.

Das Vorbild der Grünen Mauer ist die Große Mauer, die parallel dazu verläuft. Nur schützt die Grüne Mauer natürlich gegen die Wüstenstürme statt gegen barbarische nordische Völker.

Verwüstung

In Peking gibt es jedes Jahr mehrmals Alarm wegen drohender Atemprobleme, wenn ein Sandsturm aus dem Norden Wüstensand mitbringt. Dieses Problem betrifft hauptsächlich den Norden, wo die Grenzen zu den chinesischen Wüsten liegen. Durch die Desertifikation verliert die Volksrepublik jedes Jahr 2500 km² Fläche (etwa die Fläche des Saarlands). Eine Zahl von 100 Millionen Menschen werden davon bedroht. Die Durchschnittstemperatur in Peking ist bereits durch die Wüstenhitze um einige Grad Celsius gestiegen.

Ursachen der Desertifikation

Wie in vielen Ländern der Erde ist die Desertifikation eine Folge menschlichen Einflusses.

Die stark steigende Landnutzung überfordert den Boden, entzieht ihm Nährstoffe und Struktur. Durch Überweidung und Abholzung nimmt der spärliche Pflanzenbewuchs ab, dabei verliert der Boden an Festigkeit bzw. liegt ohne die schützende Pflanzenschicht frei. Mit der Zeit trägt entweder der Niederschlag die Humusschicht ab oder sie trocknet aus und wird vom Wind abgetragen (Erosion).

Auch die Industrialisierung trägt eine Mitschuld. Bei der Gründung der Volksrepublik 1949 waren noch 8 % der Landesfläche bewaldet. In Folge der Industrialisierung stieg der Bedarf an Brennholz, der durch vermehrte Abholzung gedeckt wurde.

Ein weiteres Problem ist der steigende Wasserverbrauch der Industrie, der Landwirtschaft und der steigenden Bevölkerung. Er wird unter anderem durch neue Brunnen und Staudämme erst ermöglicht. Die Folgen davon sind eine abnehmende Wasserführung der Flüsse, die soweit führen kann, dass der Fluss versiegt, bevor er ins Meer mündet, und ein Absinken des Grundwasserspiegels.

Vorgehensweise

Wald ist sehr geeignet, um Windgeschwindigkeiten zu verringern und damit die Abtragung des Bodens zu bremsen. Daher sollen in einem Schutzgürtel durch 13 Provinzen mit einer Länge von über 4500 km und einer Breite von mehreren 100 km Bäume, Büsche und Gräser angepflanzt werden - eine Mauer aus Wald. Die Bäume halten Wind und Sand auf, die Wurzeln der Pflanzen geben dem Boden Struktur und Festigkeit. Wichtig für die Verwendung der Pflanzen ist ein sehr schnelles Wachstum und Standfestigkeit gegen den Wüstensand, und das bei nur 100 bis 200 mm Regen pro Jahr. Ein wichtiger Baum für die Grüne Mauer ist die Pappel, ein Baum, der bezüglich seiner Umgebung anspruchslos ist und gleichzeitig schnell wächst. In der Zukunft sollen auch gentechnisch verbesserte oder geklonte Pappeln gepflanzt werden.

Da Monokulturen starke Anfälligkeit gegen Schädlingsbefall und Krankheiten haben, sollen hauptsächlich Mischwälder gepflanzt werden. Aber auch Ackerflächen sind Teil der Grünen Mauer.

Das chinesische Volk ist an der Arbeit direkt beteiligt: Gesetzlich ist jeder chinesische Bürger zwischen 11 und 60 Jahren dazu verpflichtet, pro Jahr drei bis fünf Bäume anzupflanzen. Eine Alternative ist, eine Gebühr/Bußgeld zu bezahlen.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Aufforstung, die angewandt werden: Zum Einen werden die Sanddünen ganz traditionell mit Baggern und Planierraupen eingeebnet sowie befestigt. Dann folgt die Bepflanzung, im Allgemeinen von Menschen vorgenommen. Zum Anderen gibt es die Möglichkeit der "Luftsaat", die die Chinesen durch dieses Projekt "marktreif" entwickeln konnten. Dabei werden die Samen von einem Flugzeug abgeworfen. Eingehüllt in kleine Lehmkügelchen (Seed balls) schaffen sie es durch die erste Zeit des Wachstums. Bereits 100.000 Hektar (wenig mehr als die Fläche der Insel Rügen) wurden auf diese Weise bepflanzt.

Erfolge

Im Landkreis Daiqing waren die Aufforstungsarbeiten bereits erfolgreich. Vor 20 Jahren noch war die Gegend ausgetrocknet, die Bewohner mussten täglich erneut ihre Häuser vom Sand befreien. Jetzt gibt es dort keine Sandstürme mehr, die Gegend ist beispielhaft für die Möglichkeiten, die in dem Projekt stecken.

Bisher gepflanzte Wälder haben den Sandtransport der Stürme schon um 200 Mio. Tonnen pro Jahr verringert. Das ist viel, aber noch lange nicht genug.