Marija Wladimirowna Sacharowa

Marija Wladimirowna Sacharowa (russisch Мария Владимировна Захарова; * 24. Dezember 1975 in Moskau) ist eine russische Diplomatin und Pressesprecherin. Seit August 2015 ist sie Leiterin der Abteilung für Information und Presse des Außenministeriums der Russischen Föderation.
Leben
Marija Sacharowa wurde als Tochter einer Diplomatenfamilie in Moskau geboren und verbrachte ihre Kindheit in Peking, wo beide ihrer Eltern arbeiteten. Sie studierte am Staatlichen Moskauer Institut für Internationale Beziehungen und erhielt 1998 ihren Abschluss auf den Gebieten Journalismus und Orientalismus. Ihre Praktikantenzeit verbrachte sie bei der russischen Botschaft in Peking. Sie promovierte (Kandidat der Wissenschaft, siehe Aspirantur) im Jahre 2003 in Geschichte über Interpretation und Wandel des Neujahrsfestes im modernen China.
Von 2003 bis 2005 und von 2008 bis 2011 arbeitete sie bei der Abteilung für Information und Presse des russischen Außenministeriums. Von 2005 bis 2008 war sie in New York Pressereferentin bei der Ständigen Vertretung Russlands bei der UNO (Постоянное представительство Российской Федерации при ООН). Von 2011 bis 2015 war Sacharowa stellvertretende Leiterin und ist seit 2015 Leiterin der Abteilung für Information und Presse des Außenministeriums der Russischen Föderation.
Am 8. Juni 2020 wies der Präsident der Russischen Föderation Maria Sacharowa den Rang einer außerordentlichen und bevollmächtigten Botschafterin zu.[1]
Sacharowa ist in Russland bekannt für ihre Teilnahme an politischen Talkshows im russischen Fernsehen, für ihre Kommentare in sozialen Netzwerken zu heiklen politischen Themen und gehört zu den meistzitierten russischen Diplomaten. Sacharowa zählt auch zu den meistgelesenen russischen Bloggern.
Die Äußerungen Sacharowas wurden von russischer Seite als „schlagfertig und direkt“, als „scharfe Polemik“,[2] aber auch offen als sarkastisch bezeichnet,[3] von Nicht-Russen werden sie bezeichnet als „vulgär“,[4] „provokant“ oder bestenfalls „satirisch“,[5] teils als Verhöhnungen oder als Stichwortgeber für Verhöhnungen des Auslandes durch russische Trolle und Propaganda.[6]
Die „in der ihr üblichen Art“[7] undiplomatische Art wurde auch schon als nicht zufällige „Arbeitsteilung“ betrachtet, in der Sacharowa die Diplomatie unterlaufe.[8] Dass das russische Außenministerium ungeprüfte Geschichten verbreitet, beschrieb der Spiegel als Affront.[9] Das Schweizer Radio SRF meinte dazu, Sacharowa hätte sich über die britische Premierministerin Theresa May „regelrecht lustig gemacht“, nachdem Großbritannien auf die mutmaßliche Täterschaft Russlands beim Giftgasanschlag auf Sergei Skripal aufmerksam gemacht hatte[10], und die NZZ nannte es eine „überaus zynische Interpretation“ eines Vorgangs.[11] Sacharowa war laut NZZ „rücksichtsloser denn je“ bemüht, Zweifel an Untersuchungen der OPCW im Fall Skripal zu säen. Die NZZ sprach von Spott anstatt einer Entschuldigung und nannte eine fast einstündige mahnende Belehrung über mysteriöse Todesfälle in der Geschichte Großbritannien „zynisch und grotesk“.[12] Laut Christian Neef schießt sie mit ihren Faschismus-Vergleichen weit übers Ziel hinaus.[13] Der Tages-Anzeiger schrieb: „Maria Sacharowa hat eine Mischung aus Häme und Sarkasmus zu ihrem Markenzeichen gemacht.“[14]
In ihrer Freizeit schreibt Marija Sacharowa Gedichte. Sie und ihr Ehemann Andrei haben eine Tochter.
Auszeichnungen
- 2013: Ehrenurkunde des Präsidenten der Russischen Föderation (Почётная грамота Президента Российской Федерации)
- 2016: Für Transparenz in der Presse (За открытость прессе), Auszeichnung der Moskauer Journalistenunion (Союз журналистов Москвы)
- 2017: Orden der Freundschaft[15]
- 2020: Orden der Ehre[16]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Указ Президента Российской Федерации от 08.06.2020 № 376 ∙ Официальное опубликование правовых актов ∙ Официальный интернет-портал правовой информации. Abgerufen am 8. Juni 2020.
- ↑ Russlands Außenamt: Erstmals Frau als Sprecherin, Sputnik, 11. August 2015
- ↑ Pentagon: Vergesst Russland und Syrien - US-Koalition war einzige Kraft die IS wirklich besiegte, 11. Dezember 2017
- ↑ Wer ist noch Charlie?, Süddeutsche, 12. November 2015
- ↑ Video: So schroff reagiert das russische Außenministerium auf Fragen zu Tschetschenien, queer.de, 2. Juni 2017
- ↑ PutinAtWar: Russia’s Troll Diplomacy, Medium.com, 13. März 2018
- ↑ Manchmal ist es besser zu reden als zu wiederkäuen, Nowaja Gaseta, 9. Februar 2019; "Und eine Strategie, die auf Verwirrung und Zwietracht abzielte, scheint nicht mehr zu funktionieren."
- ↑ Russland rüstet zur „höflichen“ Antwort im Spionage-Krimi, SZ, 15. März 2018
- ↑ Putins Außenministerium greift deutsche Grünen-Stiftung an, SPON, 9. September 2016
- ↑ «Russland stellt sich als Opfer einer Verschwörung dar», SRF, 13. März 2018
- ↑ Russland sieht sich als Verteidiger des internationalen Rechts, NZZ, 14. April 2018
- ↑ Moskau verbreitet wilde Theorien, NZZ, 20. April 2018, Seite 3
- ↑ Putins Fachfrau für Faschismus, SPON, 10. September 2016
- ↑ Schimpfen wie ein Gauner, Tages-Anzeiger, 18. April 2018
- ↑ Путин вручил Захаровой орден Дружбы gazeta.ru, 26. Januar 2017
- ↑ Указ Президента Российской Федерации от 19.05.2020 № 330 ∙ Официальное опубликование правовых актов ∙ Официальный интернет-портал правовой информации. Abgerufen am 6. Juni 2020.
Personendaten | |
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NAME | Sacharowa, Marija Wladimirowna |
ALTERNATIVNAMEN | Захарова, Мария Владимировна (russisch) |
KURZBESCHREIBUNG | russische Diplomatin und Pressesprecherin |
GEBURTSDATUM | 24. Dezember 1975 |
GEBURTSORT | Moskau |