Horrorpunk
Der Begriff Horrorpunk umfasst im allgemeinen düsteren Punkrock im Stil der Band The Misfits. Seinen Ursprung hat der Horrorpunk Ende der 1970er/Anfang der 1980er Jahre. Erst in den letzten Jahren gewinnt der Begriff nicht zuletzt durch das Label Fiendforce, welches 2003 mit seiner Kompilation „This is Horrorpunk“ den Namen Horrorpunk prägte, für Aufbruchstimmung sorgte und mittlerweile zu den Eckpfeilern der Szene zählt, auch im deutschen Raum mehr an Bedeutung. Es folgte 2005 eine weitere Kompilation von Fiendforce sowie unzählige Konzerte und Veranstaltungen, u.a. ein eigenes Festival, das Fiend Fest Germany, wurden abgehalten. Hierdurch entwickelte sich die Szene im deutschsprachigen Raum in den Jahren 2003 bis 2005 überdurchschnittlich stark.

Inhalte
Der Begriff Horrorpunk lässt sich musikalisch allerdings nicht auf einen Stil oder nur ein Genre begrenzen. Vielmehr sind es vom alten und neuen Horror faszinierte Punk- (verschiedenster Genres), Death-Rock-, Psychobilly- und andere Bands. Alte Universal-Monsterfilme mit Boris Karloff oder generell die Ästhetik des „Horror-Trashs“ spielen visuell wie textlich eine große Rolle. Slogans wie „Every day is Halloween“ werden leidenschaftlich gefeiert und finden inflationäre Verwendung.
B-Movie und Horror-Thematik sind allerdings keineswegs neu in der Punkszene. Bereits in den 1970er Jahren reicherten die Punkband The Damned und die Psychobilly-Wegbereiter The Cramps ihre Musik mit Horror-Elementen an und sind nicht zuletzt dadurch absolute Kultbands für jeden an Horrorpunk Interessierten. Anders als bei solchen ebenfalls Ende der 1970er/Anfang der 1980er im Zuge der Punkrock-Explosion in Großbritannien entstandenen Death-Rock- und Batcave-Bands wie Siouxsie and The Banshees, Alien Sex Fiend, Bauhaus, Christian Death etc., welche mittlerweile meist in die Gothic-„Schublade“ eingeordnet werden, stand bei The Misfits & Co. der Trash im Vordergrund: „Trash statt Romantik, Leder statt Samt“ (Thorsten Wilms, Plastic Bomb Nr.47).
Mashed Potatoes - Thematische Ursprünge
Um die Szene und die Texte der Musikstücke im breiten Umfeld erfassen zu können, ist die Kenntnis der B-Movie-Szene und ihrer Vertreter, beispielsweise Ed Wood, eine wichtige Voraussetzung. Der Bekanntheitsgrad und das Studio des Horrorfilms spielen für die Popularität ein entscheidende Rolle. Beispiele dafür sind der 1927 produzierte und verlorengegangene Stummfilm „London After Midnight“ und der Stummfilm „Nosferatu“ (Regie F.W. Murnau, Hauptrolle Max Schreck) von 1922.
Hauptsächliche Basis bildet jedoch die Zeit der „Mashed Potatoes“, billig produzierte Horrorfilme, so etwa der Hammer Filmstudios mit Titeln wie „Dracula und seine Bräute“ und „Dracula vs. Frankenstein“, bei denen es einzig darum ging, möglichst viele der „prominenten“ Monstergestalten zeitgleich zu zeigen und mit einem solchen Aufgebot das Publikum ins Kino zu locken. Zeitlich liegt die Produktion der wichtigsten Werke zwischen 1957-1965.
So entstand auch 1962 in satirischer Absicht der Song „Monster Mash“, es folgten 1964 die TV-Serien „The Munsters“ und „The Addams Family“.
Anmerkung: The Misfits bedienten sich des aus diesen Werken bekannten typischen Dracula- bzw. Eddie-Munster-Haarschnitts, aus der Jerry Only Anfang der 1980er die Frisur, die ihr Markenzeichen werden sollte, die „Devillock“, „entwickelte“.
Strittig ist, ob der 1962 von Boris-Karloff-Imitator Bobby "Boris" Pickett und Leonard Capizzi geschriebene Song „Monster Mash“ (Bobby "Boris" Pickett and the Crypt-Kickers) als Geburtsstunde des Horrorpunk gesehen werden kann. Stilistische Überschneidungen existieren fraglos, hinzu kommt, dass eine ganze Reihe von Horrorpunk- und Deathrock-Projekten dieses Stück coverten, u.a. 1999 The Misfits. Sowohl die diversen Coverversionen (eine weitere ist im Abspann des Films „Return of the Living Dead II“, 1987 zu hören) als auch das 1962er Original erfreuen sich großer Beliebtheit.
Unklar ist zudem, ob das Cover der 1962 bei dem Label Garpax erschienenen 7"-Single (produziert von Gary Paxton mit einer Spielzeit von 2:57 min) den Misfits als Vorlage für den „Crimson Ghost“ diente oder ob solche Ähnlichkeiten rein zufälliger Natur sind.
Definition und Abgrenzungsmerkmale
Eine für jeden akzeptable Definition von Horrorpunk ist kaum möglich, da die Grenzen sehr fließend sind. So werden Gothabilly-, Psychobilly- und Rockabilly-Bands aufgrund ihrer Horror-Thematik und enger Verwandtschaft zum Punkrock sehr häufig ebenfalls unter dem Begriff gehandelt und finden im Allgemeinen breite Akzeptanz in der Szene.
Um die Stilrichtungen des Horrorpunks besser abzustecken, ist die Eingrenzung durch gegenübergestellte Extreme sinnvoll. Auf der einen Seite steht die 1992 gegründete Band Balzac mit sehr schnellen Riffs, z.B. „The End of Century“ oder „In Your Face“. Bei Balzac ist der Horrorfaktor im Erscheinungsbild fest verankert, ihr Slogan „Atom-Age Vampire in 308“ ein Tribut an den Horrorkitsch. Die The Coffinshakers (gegründet 1995) mit ihrem an Johnny Cash erinnernden Horror-Rock und eher makaberem Auftreten stellen ein anderes Extrem dar, Beispiel „Black Sunday“.
Bedeutung des Fiend Club
In Anlehnung an den in den frühen 80ern von Glenn Danzig, dem ersten Sänger der damaligen Misfits, ins Leben gerufenen Fanclub für seine Band, den Fiend Club, ist der Begriff „Fiend“ die gängige Bezeichnung nicht nur für Fans der Misfits, sondern auch für Anhänger und Fans des Genres an sich. Das Wort „fiend“ bedeutet so viel wie „Unhold“, „böser Geist“, „Teufel“ oder „schlechter Mensch“.
Der Fiend Club war vor allem für Fans in den USA interessant und förderte dort das Zusammenghörigkeitsgefühl der Szene. Zugleich sicherte er den Absatz von Merchandise-Produkten der Misfits. Der erst im August 2000 gegründete deutsche Ableger hatte sein Internet-Angebot zwischenzeitlich geschlossen, doch seit März 2006 ist er in neuem Gewand wieder online. Kleinere Fan-Gemeinschaften oder auch Motorradclubs in Deutschland verwenden die Bezeichnung im eigenen Namen.
Typische Vertreter des Horrorpunk
Auch wenn die folgenden Bands unter diversen anderen Bezeichnungen wie etwa Ghoul Rock, Rockabilly, Psychobilly, Gothabilly, Deathrock oder sogar schlicht Punkrock gehandelt werden, genießen sie innerhalb der Szene volle Unterstützung und fügen sich in das Bild des Horrorpunks sehr gut ein:
- The Misfits
- Bloodsucking Zombies from Outer Space (aus Österreich)
- Frankenstein
- Samhain
- Frankenstein Drag Queens from Planet 13
- Murderdolls
- The Undead
- The Spook
- The Spookshow (Sweden)
- Miguel and the Living Dead
- Blitzkid
- Shadow Reichenstein
- The Other
- The Crimson Ghosts
- The Fright
- Balzac (aus Japan)
- Nim Vind (Kanada)
Hymnen
Als Parallele zur einigen Szenen der Metal-Subkultur, wird auch in der Horrorpunk-Szene einigen Interpreten und Musikstücke besonders enthusiastische Verehrung zuteil. Der Begriff „Hymnen“ wird hier wie dort als Oberbegriff für diese Musikstücke verwendet, vermutlich, da praktisch jede der Szene zugehörige Person diese Stücke auswendig kennt und rezitieren kann. Zu dieser Kategorie zählt der 1981 auf der gleichnamigen Single erschienene Titel Halloween, der im folgenden ausgeführt wird. Er zeichnet ein impressionistisches Bild des amerikanisierten Halloween-Festes.
- The Misfits - Halloween (1981)
Bonfires burning bright (Scheiterhaufen brennen hell)
Pumpkin faces in the night (Kürbisgesichter in der Nacht)
I remember halloween (Ich erinnere mich an Halloween)
Dead cats hanging from poles (Tote Katzen hängen von Pfosten)
Little dead are out in groves (Kleine Tote sind draußen im Gehölz)
I remember halloween (Ich erinner mich an Halloween)
Brown leafed vertigo (Braunblättrige Höhenangst)
Where skeletal life is known (Wo es knochiges Leben gibt)
I remember halloween (Ich erinner mich an Halloween)
This day anything goes (An diesem Tag ist alles möglich)
Burning bodies hanging from poles (Brennende Körper hängen von Pfosten)
I remember halloween (Ich erinner mich an Halloween)
Halloween, halloween, halloween, halloween
Candy apples and razor blades (Kandierte Äpfel und Rasierklingen)
Little dead are soon in graves (kleine Tote sind bald im Grab)
I remember halloween (Ich erinner mich an Halloween)
This day anything goes (An diesem Tag ist alles möglich)
Burning bodies hanging from poles (Brennende Körper hängen von Pfosten)
I remember (Ich erinnere mich an ...)
Halloween, halloween, halloween, halloween
Halloween, halloween, halloween, halloween
Bedeutung der Misfits für die Szene
Obwohl die Ursprünge des Horrorpunks auf The Misfits zurückgehen, verlor die Band mit Glenn Danzigs Ausstieg bereits in den 1980ern stark an Bedeutung. Mit der Hinwendung zu neuen Thematiken stieß Jerry Only (Bassist und „Erfinder“ der „Devillock“, zur Zeit auch Sänger) jüngst viele Fans vor den Kopf.
Bereits mit dem Album „Project:1950“, ausnahmslos Coverversionen bekannter Rock-’n’-Roll-Songs der 1950er Jahre, wendeten sich viele Fans ab. Mit dem im Juli 2005 erschienen Album „Fiend Club Lounge“ stieß die Band bei den Fans weitestgehend auf Unverständnis.
Ende der 1970er, etwa Zeitgleich mit den Misfits, produzierten auch The Damned erfolgreich Musik, die als Vorläufer des Horrorpunks gesehen werden kann.
Erkennungs- und Alleinstellungsmerkmale der Szene
Ein häufig anzutreffendes Erkennungsmerkmal ist das von den The Misfits geführte Maskottchen, der Crimson Ghost. Ein in einen Kapuzenmantel gehülltes Gespenst bzw. stilisierter Totenschädel. Dies war ursprünglich eine Figur aus dem Horrorfilm „The Undertaker and His Pals“. Des weiteren ist der Fiend Club-Aufnäher mit dem Konterfei von Jerry Only weit verbreitet.
Die Horrorpunkszene setzt sich neben den Fans einzelner Bands und Projekte auch aus Rockabillies und Psychobillies zusammen. Das Äußere entspricht somit dem Auftreten dieser Szenen, trägt aber deutlich düsterere Züge. Das typische Horrorpunkoutfit ist zwar häufig bunter, dafür aber weniger durch Accessoires ausgeschmückt als bei einem modernen Gothic. Anlehnungen an die Wave-Szene der frühen 1980er sind bei weiblichen Horrorpunks oft offensichtlich. Das Spektrum ist zwar breit, reicht jedoch nie an den „versifften“ Stil einiger Punks heran.
Typisch Bekleidung:
- Schwarze, oft abgetragene Lederjacken
- Buttons und Anstecker der bevorzugten Bands
- T-Shirts mit Bandmotiven
- Stretchjeans, Zipper-Jeans
- Rangers, Converse, Motorrad-Lederstiefel
- Nieten in diversen Formen
Untypisch:
- Samt
- Lack
- Latex
- offensichtlich gepflegte Kleidung
- Dinge, die leicht zu beschädigen sind (z.B. Halsketten)
- bunte Farben
Bedeutung von Halloween
Halloween (31.10) ist ein zentrales Thema und wird von Horrorpunks exzessiv mit Konzerten und Großveranstaltungen gefeiert. Von vielen Gothics wird dieser Umstand mit Befremdung bis Verärgerung zur Kenntnis genommen, versucht sich doch diese Szene vom Halloween-Klischee zu entfernen. Einige Lokalitäten, wie beispielsweise der Cats Club in Ulm distanzieren sich zwar nach eigener Aussage vom Halloween-Fest, verweisen jedoch stattdessen auf christliche Feste.
Halloween stellt in vielen Regionen Deutschlands die einzige Gelegenheit im Jahr dar, an reinen Horrorpunk-Veranstaltungen teilzunehmen. Zu anderen Feiertage wie Karfreitag, die Sonnenwenden oder Fronleichnam hingegen existiert kein Bezug.
Der Grund für das besondere Interesse des Horrorpunks an Halloween liegt auf der Hand. Halloween ist in den USA der Tag der Hexen, Geister, Toten, Monstren und des Horrorkitsch. Zudem spielt Halloween in Horrorfilmen und Thrillern sowie Groschenromanen und Comics des Horrorgenres oft eine bedeutende Rolle.
Die Vorliebe für Horrorkitsch ist eine nicht jeden Horrorpunk betreffende Szeneeigenart. Ähnlichkeiten mit dem Hawaii/Voodoo-Kult (Funko) vieler Rockabillies oder der Neigung von Gothic Lolitas zu Chidults (Hello Kitty, Living Dead Dolls) sind erkennbar.
Skurrile Auswüchse des Horrorkitschs, wie Bela B.s Untotenmaske oder orginalgetreue Nachbildungen von Filmrequisiten, etwa Eddie Munsters Puppe Woof-Woof, sind für einige Szenemitglieder begehrte Sammlerstücke.
Stilister Ausdruck = Wrecking
Häufig anzutreffen ist bei Konzerten und Veranstaltungen mit hohem Anteil an Szenemitgliedern (Reinheitsgrad) ein äußerst aggressiver Tanzstil. Dieser ähnelt zwar in Elementen dem seit Ende der 70er/Anfang der 80er punktypischen Pogo, allerdings herrscht eine größere, von allen Seiten offensichtlich gewünschte Rücksichtslosigkeit vor. Wrecking ähnelt dem Slamdancing, wobei der Einsatz von Armen, insbesonders der Ellenbogen deutlich betont ist. Knie und Beine hingegen werden praktisch nie eingesetzt.
Unbeteiligte Personen können dieses Verhalten leicht missverstehen, sodass einige Veranstalter der Schwarzen Szene gänzlich auf Horrorpunk in ihrem Veranstaltungsprogramm verzichten.
Der Begriff Wrecking wurde maßgeblich durch die Psychobilly-Band "The Meteors" mit dem Album "The Wrecking Crew" geprägt. Zitat der englischen Wikipedia zum Thema "The Meteors" ... who invented their own dance style called "going mental," a cross between dancing and moshing. This would later be renamed "wrecking," and is still a staple of the psychobilly scene to this day.
Das mutwillige oder auch unbeabsichtigte Anstoßen einer Person wird in der Regel als Einladung bzw. Eröffnungsritual gesehen, das es dem Gegenüber erlaubt, es gleich zu tun. Befinden sich vermehrt Personen weiblichen Geschlechts auf der Tanzfläche, führt dies zu einer Hemmung bei der Entwicklung zum Wrecking-Pit. Grund hierfür sind soziokulturelle Hintergründe westlicher Gesellschaftsformen bzw. Sitten und Rituale, die unter dem Themenkreis Höflichkeit zusammengefasst werden können.
Auf Konzerten wird häufig das Freiräumen der gewünschten Position im Publikum beobachtet, schwere und/oder muskulöse sowie stark rücksichtslose Personen sind hier im Vorteil.
Wrecken zu Beginn eines Konzerts ca. 10% des Publikums, verlässt die meisten Teilnehmer bereits nach 3-5 Songs (also 10-15 Minuten) auf Grund von Konditionslosigkeit oder zu deutlicher Unterlegenheit die Lust. Nur ein kleiner Bruchteil der Tänzer hält von Veranstaltungsbeginn bis Ende durch. Der Moshpit befindet sich in der Regel direkt hinter dem ersten Teil der zweiten Publikumsreihe zentral vor der Bühne. Auswirkungen der Tanzbewegungen sind oft bis in die hintersten Reihen des Publikums zu spüren. Häufig schließen sich Personen nur zu ihren favorisierten Songs dem Pit an.
Resultierende Verletzungen gehen oft auf Fehleinschätzungen der Situation zurück.
Einige typische, vom Publikum oft als erheiternd wahrgenommene Beispiele hierfür sind:
- Der Stagedive in eine nur sehr dünne Publikumsstruktur.
- Das verlieren der Sehhilfe (Brille, Kontaktlinsen), welche oft in komprimierter Form oder in Teilen wieder auftaucht.
- Der Versuch des Trinkens aus Gläsern oder Flaschen am Rand des Pits (Zahnverlust sowie blutige Lippen möglich).
- Der Versuch, zum Zwecke der Fotografie den Moshpit zu betreten.
- Es kam auch zu Fällen, in denen sich Personen selber bewusstlos geschlagen haben, z.B. bei unfreiwilligem Knie-Kinn oder Faust-Hoden-Kontakt, dies ist aber sehr selten.
„Dos & Don'ts“ - ungeschriebene Regeln innerhalb der Szene
Typischerweise gibt es eine Reihe von DOs und DON'Ts in der Szene. Zu bedenken ist, dass sich Horrorpunks - im Gegensatz zu vielen anderen Punkrockern - ähnlich wie die meisten Gothics recht ernst nehmen; in Verbindung mit aggressiver Musik und Alkohol eine explosive Mischung.
- Frauen werden auf der Tanzfläche meist nicht in das aggressive Tanzverhalten einbezogen.
- Es wird nie mit dem Finger auf einander gezeigt.
- Es wird unterlassen, sich über andere Horrorpunks lustig zu machen.
- Tanzende Horrorpunks werden nicht nachgeäfft.
- Die Tanzfläche wird nur zum Zwecke des Tanzens betreten.
- Die Tanzfläche sollte nur betreten werden, wenn die Musik bekannt ist. Ein plötzlicher Tempowechsel der Musik könnte zu einer unbestimmten Änderung im Verhalten aller Tanzenden führen.
- Kleidung und Auftreten sollte dem der Szene entsprechen, kann aber im Rahmen der Gesetzmäßigkeiten individuell sein. Eine schwarze Jeans und ein schwarzes T-Shirt reichen zur Not aus.
- Unfälle passieren aufgrund des derben Verhaltens oft; dies ist zu tolerieren.
- Häufig hergestellter Körperkontakt ist als Kompliment oder Aufforderung zu, sich mehr einzubringen, sehen.
- Es gilt als absolute Pflicht, verletzten und gefallenen Personen umgehend und unaufgefordert Hilfe zu leisten. Dies geschieht, indem meist mehrere Konzertteilnehmer der am Boden liegenden Person beim Aufstehen helfen und sie, falls nötig, „außer Gefahr“ bringen.
Politische Symbolik
Das Zurschaustellen von politischen Ansichten kommt selten und eher in Anlehnung an die eigenen Punkwurzeln vor. Am häufigsten ist noch das Tragen des roten Sterns oder eines Antifa-Aufnähers zu beobachten. Noch seltener finden sich Hinweise auf eine rechtsgerichtete politische Gesinnung, am ehesten noch in Form von Frisuren oder Merchandiseartikeln wie T-Shirts, Gürtelschnallen, Buttons von als rechts bzw. konservativ wahrgenommenen Bands.
Obwohl Horrorpunk sehr eng mit dem unpolitischen Psychobilly verbunden ist, ist Horrorpunk selbst nicht völlig unpolitisch, sondern eher links orientiert.
Öffentliche Wahrnehmung und Vorurteile
Da die Szene vergleichsweise klein ist und in ihren extremeren Ausprägungen nur bei Veranstaltungen in Innenstädten in Kontakt mit der lokalen Bevölkerung tritt, kann von einer einheitlich oder grundsätzlich ablehnenden Haltung speziell gegen Horrorpunks nicht gesprochen werden. Die Szene wird von Außenstehenden meist nicht als eigenständige Subkultur erkannt, da ein durchschnittlicher Horrorpunk kaum von einem Mitglied beispielsweise einer Rockergruppierung (z.B. den Hells Angels) oder einem Straßenpunk zu unterscheiden ist. Mitglieder der Horrorpunk-Szene sehen sich häufig mit entsprechenden Reaktionen aus der Bevölkerung konfrontiert, wie dem Angestarrtwerden oder einer Fassungslosigkeit über das auffällige Äußere. Seltener kommt es zu Beschimpfungen durch Passanten, was offenbar auch daran liegt, dass dieses Äußere eine gewisse Aggressivität und Gewaltbereitschaft suggeriert. Solche Reaktionen sind einerseits bis zu einem gewissen Grad bewusst provoziert und werden dementsprechend hingenommen, andererseits aber zum Teil auch als Ausdruck einer allgemein vorherrschenden Intoleranz gegenüber Individualisten aller Art gesehen. Konfrontationen mit der Staatsgewalt, z.B. regelmäßige polizeiliche Kontrolle von Veranstaltungsorten zur Einhaltung der Sperrstunde, werden von Angehörigen der Szene oft als gezielte Schikane empfunden.
Vorurteile gegenüber der Szene sind typisch für das Erscheinungsbild:
- Alkohol- und sonstiger Drogenmissbrauch
- Sozialhilfemissbrauch
- Arbeitslosigkeit
- Satanismus
- Mangeldes Integrationsvermögen
- Asozialität
- Kriminalität
- Gewalttätigkeit