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FORL

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FORL (Feline odontoklastische resorptive Läsionen) sind eine häufige Erkrankung der Zähne bei Katzen. Sie sind durch eine Auflösung der Zahnsubstanz durch körpereigene Zellen, die Odontoklasten, gekennzeichnet. Veraltete Bezeichnungen für diese Erkrankung sind neck lesions und Katzenkaries.

Die Erkrankung kommt bei 25–30 % (Prävalenz) der Hauskatzen vor, bei Katzen über fünf Jahren ist jede zweite betroffen.

Ätiologie und Pathogenese

Durch FORL geschädigte Zähne (Pfeile)

Die Ursache (Ätiologie) der FORL ist immer noch nicht endgültig geklärt. Neuere Untersuchungen gehen davon aus, dass es sich um eine Störung des Kalzium-Gleichgewichts im Körper handelt. Die Erkrankung tritt bei verminderter Kalziumaufnahme oder niedrigem Kalzium/Phosphor-Verhältnis in der Nahrung gehäuft auf. Hierdurch wird eine vermehrte Bildung von aktiviertem Vitamin D3 (1,25-dihydroxycholecalciferol) ausgelöst, welches zu einer Mobilisierung von Kalzium und Phosphor aus den Hartsubstanzen führt. Auch hormonelle Störungen (z. B. die Hormonumstellung nach einer Kastration mit Osteoporose) können beteiligt sein.

Warum diese Mineralstofffreisetzung primär aus den Hartsubstanzen der Zähne und weniger aus den Knochen erfolgt ist allerdings ungeklärt. Durch Zytokine werden Odontoklasten aktiviert. Diese beginnen zumeist zunächst im Zahnhalsbereich am Übergang von Zahnschmelz zum Zahnzement mit dem Abbau des Dentins. Dies führt zu einer zunehmenden Aushöhlung des Zahns. Durch Zerstörung des Zahnhalteapparats wird die stoßbrechende Schutzwirkung dieser Struktur aufgehoben.

Es kommt aber zu keiner bakteriellen Mitbeteiligung und auch die angrenzenden Dentinbereiche sind unverändert, weshalb der Begriff „Katzenkaries“ unangebracht ist.

Formen

Man unterscheidet derzeit zwei Formen der felinen odontoklastischen resorptiven Läsionen. In beiden Fällen ist die Zahnpulpa („Zahnmark“) mit ihren Nervenfasern noch vital, weshalb diese Prozesse sehr schmerzhaft sind. Daraus resultiert häufig eine verminderte Futteraufnahme (Anorexie), Kopfschütteln, Kopfschiefhaltung (Torticollis), Knirschen mit den Zähnen und übermäßige Zungenbewegungen. Eine vermehrte Speichelbildung (Hypersalivation) kann ebenfalls auftreten.

FORL Typ 1

FORL Typ 1 entsteht meist zusammen mit Entzündungen der Mundhöhlenschleimhaut (Stomatitis) und des Zahnhalteapparats (Parodontitis), häufig verbunden mit Zahnbelag und Zahnstein. Bei diesem Typ finden, neben der Veränderung an den Zähnen, auch Abbauvorgänge an den Zahnfächern statt. Der Bereich der Zahnkrone ist in der Regel nicht betroffen, die Zahnfleischfurche (Sulcus gingivalis, Parodontalspalt) bleibt apikal (in Richtung Zahnkrone) der Läsion erhalten.

Das Zahnfleisch ist stark gerötet, ödematisiert und eventuell treten Zubildungen (Hyperplasie) des Zahnfleisches auf. Die eigentlichen Läsionen am Zahnhals sind daher meist nicht sichtbar. Die Diagnose kann anhand einer Sondierung der Zahnfleischfurche und der Anfertigung einer Röntgenaufnahme gestellt werden. Letztere zeigt einen Knochenabbau in Zahn und Zahnwurzel.

FORL Typ 2

FORL Typ 2 (Pfeil) am zweiten Prämolar (P2). Der Caninus (C) und erste Prämolar (P1) sind bereits abgebrochen und das Zahnfleisch ist deutlich hypertrophiert, am P3 deutlicher Zahnstein.

FORL-Typ-2-Läsionen entstehen zunächst ohne entzündliche Mitbeteiligung, obwohl im weiteren Verlauf eine Parodontitis entstehen kann. Der Zahnabbau findet ohne einen Umbau des Zahnfachs statt. Durch Umbauvorgänge und Verwachsungen geht die Zahnfleischfurche verloren. Im Gegensatz zum Typ 1 finden sich in der Regel auch Reparaturvorgänge mit Ablagerung von Ersatzgewebe.

Bei dieser Form erscheinen klinisch daher die Zähne zunächst gesund und allenfalls kleine, örtlich begrenzte Zahnfleischentzündungen sind sichtbar. Erst mit der weiteren Aushöhlung des Zahns und eventuellen Ausbrüchen der Zahnkrone werden die Prozesse sichtbar. Bei der Röntgenuntersuchung ist der Knochenabbau in Zahn und Zahnwurzel sichtbar. Die Zahnfleischfurche lässt sich nicht sondieren.

Therapie

Die einzig bislang mögliche Therapie ist die Zahnextraktion. Diese führt zwar zum Verlust der betroffenen Zähne, beseitigt aber die schmerzhafte Ursache. Begleitet wird die Extraktion mit einer Gabe von Schmerzmitteln und zumeist auch von Antibiotika.

Bei FORL Typ 1 ist auf eine vollständige Entfernung aller Zahnanteile zu achten, es dürfen keine Reste der Zahnwurzeln im Zahnfach verbleiben, da sie die Entzündung aufrecht erhalten können. Gegebenenfalls muss die Extraktion operativ erfolgen. Anschließend muss eine Behandlung der Parodontits durchgeführt werden.

Bei FORL Typ 2 ist die vollständige Extraktion aufgrund der Verwachsungen zumeist unmöglich. Hier wird in der Regel nur die befallene Zahnkrone entfernt und die Wurzel im Zahnfach belassen. Anschließend wird die Wunde mit einem Zahnfleischlappen abgedeckt. Voraussetzung ist, dass die Zahnwurzel bereits Abbauprozesse zeigt, weil diese nach der Abdeckung zu einer vollständigen Resorption der Wurzel beitragen.

Wenn sich Fütterungsfehler ermitteln lassen, ist selbstverständlich eine Futterumstellung oder die Zugabe von Kalzium angezeigt. Auch eine eventuelle Osteoporose muss behandelt werden, um ein weiteres Fortschreiten der Prozesse zu verhindern.

Quelle

M. Eickhoff: FORL. Kommen häufig vor – werden weit weniger häufig diagnostiziert. Kleintier konkret 4/2003, S. 11-15.