Sexismus
Unter Sexismus versteht man die vorurteilsgeladene Diskriminierung, Unterdrückung, Zurücksetzung, Benachteiligung und Ausbeutung von Menschen allein aufgrund ihrer Geschlechtszugehörigkeit. Dies resultiert aus bestimmten weltanschaulichen-ideologischen Vorstellungen, dass aufgrund der angeblich naturgegebenen Unterschiede zwischen den Geschlechtern eines wertvoller und leistungsfähiger als das andere sei und es daher ein natürliches Vorrecht auf höhere Machtpositionen und bessere Lebensumstände habe. Aufgrund der traditionell patriarchalischen Ausprägung der meisten modernen Gesellschaften und der daraus resultierenden Herrschaftsverhältnisse, bezeichnet Sexismus in der Regel die Diskriminierung von Frauen bei gleichzeitiger Bevorzugung des männlichen Geschlechts. In den letzten Jahren rückte jedoch die Diskriminierung beider Geschlechter aufgrund ihrer Geschlechterrolle, das heißt der kulturell bedingte Stereotype von Weiblichkeit und Männlichkeit, immer stärker in den Mittelpunkt. Der Begriff ist eine aus dem Englischen kommende Parallelbildung zu racism (Rassismus), die als sexism in der amerikanischen Frauenbewegung der 60er Jahre geprägt wurde und sich zunächst ausschließlich auf Frauen bezog.
Je stärker individuelle Abweichungen vom kulturell erwarteten Rollenverhalten missbilligt oder gar bestraft werden, desto schwieriger ist es für die Beteiligten, vorherrschende Stereotype durch Emanzipation zu durchbrechen.
Sexismus wurde erstmals durch die Frauenbewegung kritisiert und ist mittlerweile auch Gegenstand der Gesetzgebung und der Sozialforschung. Er betrifft in den meisten Kulturen strukturell vorrangig Frauen. Es gibt aber fast überall eine mehr oder weniger stark ausgeprägte Tendenz zur Emanzipation und zur verstärkten Anerkennung der Benachteiligung von Frauen.
In den abendländlischen Kulturen ist seit den 1990er Jahren ein Trend weg von der Betrachtung nur der Benachteiligung von Frauen und hin zur Betrachtung der Geschlechterverhältnisse und -belange insgesamt (Gender Studies) zu erkennen, die sich mit den Geschlechterrollen auseinandersetzen, die sowohl Frauen als auch Männer einengen und zum Opfer von Sexismus machen können.
siehe auch
Literatur
- Marie-Louise Janssen-Jurreit: „Sexismus. Über die Abtreibung der Frauenfrage.“ München 1976
- Angela Davis: Rassismus und Sexismus. Schwarze Frauen und Klassenkampf in den USA
- Dietrich Becker-Hinrichs, Renate Wanie, Sexismus in politischen Gruppen, Broschüre, 1991, ISBN 3930010003
- Annegret Friedrich, Projektionen. Rassismus und Sexismus in der Visuellen Kultur, 2001, ISBN 389445217X
- Monika Gerstendörfer, Sine laude! Sexismus an der Hochschule, 1994, ISBN 3929982021
- Götz, Ignacio L., The culture of sexism, Westport, Conn. 1999, ISBN 0-275-96566-X
- Gudrun Salmhofer (Hg.): Sexismus. Übergriffe im Alltag, Studien Verlag, Innsbruck 2004, ISBN 3706540053, (Rezension bei literaturkritik.de)