Benutzer:Gisbert K/Spielwiese
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Die Bassettklarinette ist eine Klarinette in A- oder B-Stimmung (sehr selten auch in G- oder in C-Stimmung), deren Tonumfang in die Tiefe durch ein längeres Unterstück vermehrt wurde: zunächst um den Grundton notiert C (kleine Oktav), und in der weiteren Entwicklung derart, dass Chromatik spielbar wurde, also um die Töne notiert Es, D, Cis, C und gelegentlich H (große Oktav). Diese Töne erzeugen einen tiefen Klang, der an den eines Bassetthorns erinnert. Der Tonumfang reicht notiert vom kleinen C bis zu D4, klingend bei der Stimmung in A bzw. B vom großen A bis H3 bzw. vom großen B bis C4, umfasst also vier Oktaven plus einen Ton.
Die Bassettklarinette ist eine Klarinette in A- oder B-Stimmung (sehr selten auch in G- oder in C-Stimmung), deren Tonumfang ein große Terz tiefer reicht als der der normalen Klarinette (Sopranklarinette), und zwar notiert bis zum kleinen C (englisch C3). Die tiefsten auf der normalen Klarinette nicht vorhandenen Töne C, Cis, D und Es nennt man die Bassetttöne. Diese Töne erzeugen einen Klang, der an den eines Bassetthorns erinnert. Der gesamte Tonumfang reicht notiert vom kleinen C (engl. C3) bis zum D4 (engl. D7), klingend bei der Stimmung in A bzw. B vom großen A (A2) bis H3 (H6) bzw. vom großen B (B2) bis C4 (C7), umfasst also vier Oktaven plus einen Ton im Gegensatz zur Sopranklarinette mit vier Oktaven minus einen Ton.
Bassettklarinette
en.:basset clarinet it.:clarinetto di bassetto frz.:clarinette de basset | |
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Klassifikation | Holzblasinstrument, Klarinettenfamilie |
Tonumfang | |
Erfinder | Theodor Lotz und andere |
Entstehungszeit | ab 1770 |
Verwandte Instrumente | Klarinette, Altklarinette, Bassetthorn, Klarinette d`Amore |
Musiker (nach Alter) | Theo Jörgensmann, Charles Neidich, Sabine Meyer, it:Alessandro Carbonare, Martin Fröst, Sharon Kam |
Hersteller | Schwenk & Seggelke, Herbert Wurlitzer, Leitner & Kraus, Buffet Crampon, Selmer Company, Stephen Fox, Backun Musical Services |
Weitere Bilder | Commons: Bassettklarinette – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
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Nachbildung einer historischen Bassettklarinette mit geknickter Birne und Liebesfuß
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Programmzettel eines Konzerts Anton Stadlers im März 1794 in Riga mit einer Skizze seiner Klarinette
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Größenvergleich zwischen Bassett- und Sopran-Klarinette
(Leitner & Kraus)
Historie
Die Bassettklarinette wurde, wie auch das Bassetthorn, ab 1170 mehrfach erfunden, jedoch in unterschiedlichen Bauformen, in unterschiedlichen Stimmungen und mit unterschiedlichen Instrumentenbezeichnungen. Um 1788 wurde ein solches Instrument von dem Wiener Instrumentenmacher Theodor Lotz zusammen mit dem damals bekanntesten Klarinettisten Anton Stadler, einem engen Freund Mozarts, entwickelt und in A gestimmt für Stadler gebaut. Eine Skizze dieser Klarinette findet sich auf einer Konzert-Anzeige zu einem Konzert von Stadler im März 1794 in Riga, siehe die mittlere Abbildung unter der Infobox. Für dieses Instrument schrieb Mozart 1789 die erste Komposition für Klarinette und Streichquartett, das Klarinettenquintett KV 582, das Stadler am 22. Dezember 1789 in Wien mit seiner neuen Bassettklarinette uraufführte. Auch das berühmte Konzert A-Dur für Klarinette und Orchester, KV 622, schrieb Mozart für diesen Klarinettentyp. Auch diese Komposition wurde von Stadler uraufgeführt, und zwar am 16. Oktober 1792 in Prag.
Die Bassettklarinette hat sich in der Klarinettenfamilie nicht durchsetzten können. Nach dem Tod Mozarts und vor allem Stadlers (1814) wurde es sehr ruhig um dieses Instrument, es ging gewissermaßen verloren, sh. unten das Video "Mozart´s lost Clarinet". Verloren gingen auch die Partituren des Quintetts und des Konzertes. Statt dessen wurden diese Kompositionen nur noch in für die normale A-Klarinette umgeschriebenen Fassungen verbreitet, bis in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts einige Klarinettisten versuchten, die Urfassungen für Bassettklarinettte zu rekonstruieren.
Danach hat die Bassettklarinette wieder an Bedeutung gewonnen, seit die weltberühmte Klarinettistin Sabine Meyer sich 1984 von Herbert Wurlitzer eine moderne Bassettklarinette in A anfertigen ließ, um seitdem vorwiegend auf diesem Instrument das Klarinettenkonzert von Mozart und gelegentlich auch sein Klarinettenquintett in den rekonstruierten Fassungen mit wieder tiefer gesetzten Passagen zu spielen und dann später andere bekannte Soloklarinettisten folgten, z. B. Alessandro Carbonare, Martin Fröst, Sharon Kam, David Shifrin, Kari Kriikku, Colin Lawson und Antony Pay, Shirley Brill und Annelien Van Wauwe. Der amerikanische Klarinettist Charles Neidich, der italienische Luca Lucchetta, der niederländische Vlad Weverbergh und der schwedische Stefan Harg, alle der historischen Aufführungsweise verpflichtet, spielen Mozart auf Nachbauten der Bassettklarinette von Stadler. Auch bei Aufführungen von Mozarts Oper La clemenza di Tito wird in der Arie des Sesto "Parto, ma tu ben mio" (Nr. 9) wieder zunehmend die vorgeschriebene solistisch hervortretende Bassettklarinette in B statt einer normalen Klarinette eingesetzt, desgleichen bei konzertanten Aufführungen dieser Arie, so bei den Aufführungen der Oper 2017 in Salzburg und 2018 in Amsterdam mit dem Klarinettisten Florian Schüle auf der Bühne. Seltener wird dieses Instrument im Jazz und in der Klezmer-Musik verwendet. So spielt der deutsche Jazzklarinettist Theo Jörgensmann auf einer B-Bassettklarinette.
Aufführende (Bilder)
Nachstehend die Fotos der bekanntesten Künstler, soweit auf Wikimedia verfügbar:
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Theo Jörgensmann
2009 -
Sabine Meyer
2019 -
Martin Fröst
2017 -
Sharon Kam
2019 -
Shirley Brill
2019 -
Annelien Van Wauwe
2019
Bauweise
Eine moderne Bassettklarinette ist mit der entsprechend gestimmten Sopranklarinette identisch, mit Ausnahme dessen, dass ihr Unterstück länger ist, um auch die tieferen Töne erzeugen zu können. Ein Klarinettist, der z. B. sowohl eine normale A-Klarinette als auch eine Bassettklarinette in A haben möchte, braucht lediglich eine Klarinette mit zwei Unterstücken zu erwerben, einem normalen und einem längeren Bassettunterstück. Evtl. gibt es noch beim Becher (dem Schalltrichter) einen kleinen Unterschied. Bei der normalen Klarinette ist er nach unten gerichtet. Für die Bassettklarinette bzw. das Bassettunterstück gibt es auch einen über ein abgewinkeltes Zwischenstück leicht nach oben und nach vorne ausgerichteten Becher, siehe Foto oben in der Infobox.
Hersteller
Einige Klarinettenhersteller stellen auch Bassettklarinetten und/oder Bassettunterstücke her, die eine Standardklarinette in eine Bassettklarinette umwandeln. Zu den Herstellern von Bassettklarinetten, die das französische System (Boehm) verwenden, gehören Buffet Crampon, [[Stephen Fox (clarinet maker)], [[Backun Musical Services] und Selmer.
Einige Hersteller französischer und deutscher (Oehler) Systeme: Herbert Wurlitzer, Schwenk & Seggelke und Leitner & Kraus. Ein Hersteller nur des deutschen Systems ist Hüyng.
Kompositionen
Von Mozart bis zur Gegenwart gibt es kaum mehr als 60 Kompositionen für diese Instrument.[1] Die bedeutsamsten sind die bereits erwähnten Kompositionen:
- W. A. Mozart: Quintett für Bassettklarinette, 2 Violinen, Viola und Cello in A-Dur, KV 581
- W. A. Mozart: Konzert für Bassettklarinette und Orchester in A-Dur, KV 622
- W. A. Mozart: Oper La Clemenzia di Tito, Nr. 9, Arie des Sesto “Parto, parto, ma tu ben mio”, für Mezzosopran, Bassettklarinette in B und Orchester.
Die weiteren Kompositionen sind fast alle nach 1950 entstanden. Dabei handelt es sich um
- Konzerte mit Solo-Bassettklarinette u. a. von en:Joan Tower (*1938 USA), Manfred Trojahn (*1949 Deutschland), de:Helmut Eisel (*1955 Deutschland),
- Stücke für Bassettklarinette Solo, u. a. von Michiko Kawagoe (Japan), Aribert Reimann (*1936 Deutschland), Ondreij Sarek (Tschechien), Christopher M. Wicks (*1975, USA),
- Duos mit Bassettklarinette, u. a. von Harrison Birtwistle (*1934 England), Istvan Bozicevik (Kroatien) Erika Fox (*1936 Österreich/GB), Patrick Nunn (*1969 GB), de:Meinrad Schmitt (*1935, Deutschland), William Sweeney (*1950 GB)
- Trios mit Bassettklarinette,, u. a. von François Devienne (1759-1803 Frankreich), de:Helmut Eisel (*1955 Deutschland),
- Quintette mit Bassettklarinette, uj. a. von Harrison Birtwistle (*1934 GB), Antonín Dvořák (1841-1904 Österreich/Ungarn),
- Größere Kammermusikbesetzungen mit Bassettklarinette, u. a. von Klaus Huber (*1924 Bern)
- Orchestermusik und Opern mit Bassettklarinette, u. a. von Thomas Adés (*1971 GB), W. A. Mozart (1756-1791), Oper „Cosi fan tutte“ Arie des Ferrando (Nr. 24) „Ah! Io veggio“ und Ferdinando Paer (1771-1839 Italien), Oper „Sargino“ (1803), Arie „Una voca al cor mi parla“.
Alternative
Die weiteren, die nachfolgend auszugsweise aufgeführt sind, sind fast alle nach 1950 entstanden:
Konzerte mit Solo-Bassettklarinette
- Jean Tower, (1938-1980): Konzert für BassettCl und Orchester. Charles Neidich gewidmet. AMP 1988 (Haase 2004).
- Manfred Trojahn, (*1949 Deutschland): „Ariosi“ für Sopran, BassettCl/A und Orchester. Nach einem Text von Michelangelo. Sabine Meyer gewidmet. MS (2006)
- de:Helmut Eisel, (*1955 Deutschland): „Suite for an Unknown Klezmer“. „Für meinen Freund und Lehrer Giora Feidman in Gedenken an die während der Shoah ermordeten Klezmorim“. Sinfonische Suite für Bassettklarinette und Orchester. Dauer 25’. UA 2011.
Bassettklarinette Solo
- Michiko Kawagoe, (Komponistin, Japan): „Sentimental Breeze“ für BassettCl solo. Preisträger des “Anton Stadler Composition Competition“ 2010/11.
- Petr Pokorný, (1932-2008 Czech composer): „Nachazeni teziste smutku“ (Towards the Centre of Gravity of Sorrow) op. 12 für Solo-BH (BassettCl, BCl) CHF (Ceský hudební fond, Besedni 487, CZ-110 10 Praha).
- Aribert Reimann, (*1936 Deutschland): * “Arietta für Bassettklarinette in A”. Edition Schott.
- Ondreij Sarek, (*1979 Prag): “Tit. Czech Dance”. Für BassetCl solo. Gewinner des “Anton Stadler Composition Competition“ 2011.
- Christopher M. Wicks (*1975 Komponist und Organist, USA): „ Procession“ für BassetCl solo. Preisträger des “Anton Stadler Composition Competition“ 2010/11.
Duos mit Bassettklarinette
- Harrison Birtwistle, (*1934 England): (1) „Linoi“ für BassettCl und p. Alan Hacker gewidmet. Wien, Universal-Edition 1968. (2) „Linoi 2.Version“, für BassettCl, p, Tonband und Tänzer. MS 1969 (Haase 2004).
- Istvan Bozicevik,: „Raven's Pass“ für BassetCl und p. Gewinner des “Anton Stadler Composition Competition“ 2010/11.
- Erika Fox, (*1936 Österreich/GB): „Epitaph for Cathy“ für BassettCl und Schlagzeug (1980), MS (Haase 2004).
- Patrick Nunn, (*1969 GB): „Prism“, für BassettCl und p (CD Mark Simpson)
- de:Meinrad Schmitt, (*1935): „Otto centesco. Quasi una fantasia“ für BassettCl und p (1992). Verlag Trio Bläsermusik.
- William Sweeney, (*1950 GB): „An Og-Mhadainn“ für BassettCl und p (1979). BMIC.
Trios mit Bassettklarinette
- François Devienne, (1759-1803): „6 Trios concertants“ für Fl, BassettCl und Fa. MS in der Königlichen Musikakademie Bibliothek Stockholm (J. van Kalker: Die Geschichte der Klarinetten 1997).
- de:Helmut Eisel (*1955 Deutschland): „Fantasien beim Kegeln“, für BassettCl, Guit und KB. frei nach W. A. Mozart
Quintette mit Bassettklarinette
- Harrison Birtwistle, (*1934 GB): „Aubades und Nocturnes aus „The Io Passion“ für BassetCl und Streichquartett, (Alan Hacker gewidmet, UA 2004). Kurze Zwischenspiele aus seiner Oper „The Io Passion“.
- Antonín Dvořák, (1841-1904): „Ruské Písnĕ“, 7 Sätze arr. für 2 Singstimmen und BassettCl/A und 2 BH oder 3 BH von Jirí Kratochvíl. Cesky Rozhlas, Vinohradská 12, Praha
Größere Kammermusikbesetzungen mit Bassettklarinette
- Klaus Huber, (*1924 Bern): „Ararat“ (Sequenz VI aus Schwarzerde) für Counter-Tenor, AltFl, BaßFl, BassettCl, 2 Vl, Vla, Vla d’amore und Vcl. UA Ensemble Atelier Neue Musik Bremen 2002 (Haase 2004).
Orchestermusik und Opern mit Bassettklarinette
- Thomas Adés (*1971 GB): „Chamber Symphony“ für Fl, Ob, BassettCl, BCl, Hr, Trp, Pos, Streicher, Schlg, London: BMIC 1990
- Mozart, Wolfgang Amadeus (1756-1791): Oper „Cosi fan tutte“ KV 588, Arie des Ferrando (Nr. 24) „Ah! Io veggio“ für Tenor, BassettCl und Orchester (1789/90).
- Ferdinando Paer (1771-1839): (1) Oper „Sargino“ (1803), Arie „Una voca al cor mi parla“ wurde 1805 und 1806 am Hoftheater Wien u.a. durch Anton Stadler mit der von ihm modifizierten Klarinette aufgeführt (Collin Lawson: The Basset clarinet revived, 1987). (2) Oper “Il Fanatico in Berlina” (1798) oder “Camilla” (1802), Arie für Sopran und BassettCl (J. van Kalker: Die Geschichte der Klarinetten 1997).
Literatur
- Thomas Graß, Dietrich Demus: Von Vincent Springer zu Jiri Kratochvil. Mitteilungen zu Anton Stadlers Inventions-Clarinetten und seinem Bassetthorn. In: rohrblatt. Nr. 1/2006, Musikverlag Müller & Gössl, Frechen, S. 12–18.
- Thomas Grass, Dietrich Demus: Die Bassettklarinette. In: Das Bassetthorn. Seine Entwicklung und seine Musik. 2. Auflage. Books on Demand, 2004, ISBN 3-8311-4411-7, S. 83–86.
- Colin Lawson: Mozart: Clarinet Concerto. Cambridge University Press, 1996, ISBN 0-521-47929-0.
- Colin Lawson: The basset clarinet revived. In: Early Music, November 1987, S. 487–501.
Weblinks
- Video: Moderne Bassettklarinette (Buffet/Fox), Klangbeispiele aus dem Allegro und dem Adagio des Mozartkonzerts (2:06 Min.)
- Video: Moderne Bassettklarinette (Backun), Klangbeispiel aus dem Adagio des Mozartkonzerts (53 Sek.).
- Video: Mozart’s lost Clarinet (58 Min.)