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Werner Scharff

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Der jüdische Arbeiter Werner Scharff (* 1912; † 16. März 1945) war ein erbitterter Gegner des Nazi-Regimes. Er arbeitete als Elektriker in der jüdischen Gemeinschaft der Synagoge Levetzowstraße (Berlin-Tiergarten), die seit 1942 als Deportationssammelstelle von der SS missbraucht wurde. Dadurch bekam Scharff tiefe Einblicke in die Grausamkeit der Nazis und das bittere Schicksal der Verfolgten. Er versuchte so gut es ging zu helfen, indem er Nachrichten, Lebensmittel und Wertsachen von den Gefangenen entgegen nahm und weiter vermittelte. Als im Sommer 1943 auch die Mitglieder der Synagoge deportiert wurden, konnte Scharff in den Untergrund flüchten. Vier Wochen später wurde er von der Gestapo gefunden und in das KZ Theresienstadt deportiert. Allerdings dauerte sein Aufenthalt nicht lange, denn schon Anfang September konnte er, zusammen mit Fancia Grün aus dem Ghetto fliehen. Mit der Adresse eines möglichen Verstecks, die er von dem Mithäftling Samuel bekommen hat, ausgestattet, machte er sich auf den Weg nach Berlin. Die Adresse war die von Hans Winkler, einem Justizangestellten und ebenfalls Gegner der Nationalsozialisten. Winkler hatte bereits eine gute Tat vollbracht, denn er hatte seinen jüdischen Neffen Eugen Friede bei sich aufgenommen.

Werner Scharff wollte nun mit aktivem Widerstand zu passiven Widerstand aufrufen und hatte viele Ideen und Pläne, aber er brauchte Helfer. Nachdem Hans Winkler Scharffs Pläne vorgetragen bekommen hat, war er sofort bereit mitzumachen. Mit seiner Stelle im Amtsgericht hatte er die Möglichkeit Pässe zu organisieren und Todesurkunden zu verschicken, von Juden die er bei sich oder seinen Freunden untergebracht hatte. Hans Winkler hatte viele Freunde und Bekannte, die bereit waren Lebensmittelkarten und Unterkünfte anzubieten. Inzwischen war Scharff zum Kopf der Organisation geworden, die zu der Zeit aus Freunden und Bekannten Scharffs und Winklers, Regimegegnern und ebenso Anhängern aus Berlin (Wedding, Mitte und Kreuzberg) bestand, er entwickelte neue Ideen zu Kettenbriefen und Protestflugblättern, wie er sie in Umlauf bringen und mehr Anhänger gewinnen könnte. 1942 gab er der Vereinigung den Namen „ Die Gemeinschaft für Frieden und Aufbau“. Der „Hauptsitz“ befand sich in Luckenwalde. Sie organisierten zusammen die großräumige Verteilung ihrer Flugblätter, die eine Auflage von 3.500 Stück hatten, insgesamt verteilten sie rund 30.000 Flugblätter und zu jeder Zeit beherbergten sie 6-10 verfolgte Juden bei sich.

Viele, vor allem Frau Winkler, fand, dass die Organisation zu unvorsichtig und leichtsinnig handelte und wie zu erwarten, befand sich ein Spitzel in der Gemeinschaft.

Am 14.Oktober 1944 wurde Werner Scharff verhaftet, ins Gefängnis am Alexanderplatz gebracht und es folgten grausame Verhöre. Kurz darauf wurden Hans Winkler und viele andere der Organisation festgenommen, auch mehrere Kreuzberger Frauen erwartete eine schwere Haftzeit.

Ende 1944 kam Scharff ins Konzentrationslager Sachsenhausen, dort wurde er am 16.März 1945 von der SS erschossen. Auch Fancia Grün wurde im KZ ermordet. Glücklicherweise überlebten die meisten der Gemeinschaft, weil sie wegen des nahen Kriegsendes keinen Prozess bekamen, sonst wäre ihnen das Todesurteil sicher gewesen.


Eine französische Webseite über Werner Scharff