Zum Inhalt springen

Vennbahn

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 2. August 2004 um 19:20 Uhr durch Markus Schweiß (Diskussion | Beiträge) (Formatierung). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Der belgische Bahnhof Sourbrodt an der Vennbahn
Ein durch eine Sprengung zerstörter Tunnel der Vennbahn
Überrest einer Brücke der Vennbahn an der deutsch-belgischen Grenze

Die Vennbahn ist eine belgische Eisenbahnstrecke mit teilweisem Verlauf durch Deutschland. Ursprünglich verband die Vennbahn die Industriezentren von Aachen-Rothe Erde und Luxemburg auf dem kürzesten Wege. Der Gesamtbetrieb wurde am 4. November 1889 zunächst eingleisig aufgenommen und diente in erster Linie dem Transport von Kohle und Eisenerz. Weiterhin erschloss die Strecke die strukturschwachen Wirtschaftsräume von Westeifel und Hohem Venn, indem sie den dort lebenden Menschen eine Reisemöglichkeit zu den Arbeitsplätzen der Industrien bot. In den folgenden Jahren wurde sie fast vollständig auf zwei Gleise erweitert, was in erster Linie mit den engen Kurven mit einem Radius von 300 m und den häufigen Steigungen von bis zu 1,7 % zusammenhing.

Im Ersten Weltkrieg erwuchs der Vennbahn durch ihre Nähe zur Westfront und über den Schlieffenplan eine weitere Bedeutung als Aufmarsch- und Nachschubstrecke. Ab dem 2. August 1914 wurden entlang der Strecke die Truppen für den Handstreich auf den Festungsring Lüttich ausgeladen. Später wurden weitere von ihr ausgehende Eisenbahnstrecken erbaut, so dass die Vennbahn den Kernpunkt eines ganzen Netzes von strategischen Bahnen darstellte.

Im Zusammenhang mit dem Vertrag von Versailles fielen die ehemaligen preussischen Landkreise Eupen und Malmedy an Belgien. Die Vennbahn wechselte durch die neue Grenzziehung mehrfach zwischen Deutschland und Belgien hin und her. Daher wurde festgelegt, dass die Strecke mitsamt ihren Bahnhöfen vollständig zu Belgien gehören sollte. Daraus ergibt sich bis heute das Kuriosum, dass sich innerhalb von Deutschland ein fremdes Staatsgebiet in Form einer Eisenbahnlinie befindet. Der Monschauer Ortsteil Mützenich wurde durch diese Grenziehung vollständig von Deutschland abgetrennt, das gleiche geschah mit Teilen von Roetgen. Für die betroffene Bevölkerung hatte das aber keinerlei nachteilige Auswirkungen. Den Betrieb auf der Vennbahn führte die belgische Staatsbahn Nationale Maatschappij der Belgische Spoorwegen.

Das usprüngliche hohe Verkehrsaufkommen ging nach dem Krieg rapide zurück, da im Zusammenhang mit der Weltwirtschaftskrise vor allem Luxemburg seine Märkte für sein Eisenerz in Richtung Frankreich verlagerte. Hinzu kam der neu eingeführte Zoll, der die luxemburgischen Erze in Deutschland verteuerte.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Vennbahn während der Ardennenoffensive Kriegsschauplatz. Dabei wurden die meisten Brücken und Tunnel zerstört. Der Wiederaufbau zog sich langsam hin, südlich von Malmedy und St.Vith bis zur Grenze nach Luxemburg unterblieb er ganz. Das Reststück konnte daher trotz der sich anbahnenden europäischen Einigung nicht weiter für seinen ursprünglichen Zweck genutzt werden und wurde nach und nach ebenfalls stillgelegt. Die letzten Güterzüge bedienten den belgischen Bahnhof Sourbrodt mit miltärischem Material für den nahe gelegenen Truppenübungsplatz Elsenborn. Nach der Gesamtstillegung der Strecke wurde der Versuch unternommen, die landschaftlich reizvolle Vennbahn als Museumsbahn für den Tourismus zu verwenden. Nach zwölf Jahren musste auch diese Form der Nutzung eingestellt werden.

Auf dem Abschnitt vom Bahnhof Rothe Erde in Aachen bis zum Ortsteil Wahlheim liegen keine Schienen mehr, die Trasse dient heute als Radweg. Eine Wiederaufnahme des Betriebes für den Personenverkehr zwischen Stollberg in Deutschland und Eupen in Belgien ist dagegen moch möglich und wird von der Bevölkerung sowie von den Verkehrsplanern immer wieder gefordert.


Literatur

  • Vennbahn: Damals und Heute / Hier et aujourd' hui / Vroeger en nu Herausgeber: Verkehrsamt der belgischen Ostkantone 1991