Stadtschreiber von Bergen





Stadtschreiber von Bergen (Titel des Stadtschreibers in Bergen-Enkheim[1]) ist ein Literaturpreis für deutschsprachige Autoren, der von 1974 bis 1976 – vor der Eingemeindung nach Frankfurt – von der ehemaligen Stadt Bergen-Enkheim vergeben (seit 1977 einem Stadtteil von Frankfurt am Main) und seitdem durch die Kulturgesellschaft Bergen-Enkheim im Auftrag der Stadt Frankfurt am Main verliehen wird. Die Auszeichnung „gilt als angesehenster Stadtschreiberpreis im deutschsprachigen Raum.“[2]
Der Preis wurde von Franz Joseph Schneider, Bürger von Bergen-Enkheim und Autor der Gruppe 47, begründet. Damit wurde der erste aus einer Reihe von Stadtschreiber-Preisen geschaffen (z. B. Mainz, Dresden). Dieser Literaturpreis ist jedoch deshalb einzigartig geblieben, weil dem ausgezeichneten Schriftsteller keinerlei Verpflichtungen auferlegt werden. Er umfasst einen Geldpreis von 20.000 Euro (Stand 2020/2021) und ein Jahr kostenfreies Wohnen im Stadtschreiberhaus in Bergen-Enkheim, „An der Oberpforte“ 4. Über die Vergabe des Preises entscheidet alljährlich eine neunköpfige Jury.[1]
Die Verleihung erfolgt jedes Jahr am Freitagabend vor dem ersten Dienstag im September im Rahmen des Volksfestes „Berger Markt“. Dabei finden Schlüsselübergabe, Fest-, Antritts- und Abschiedsrede im Festzelt vor Hunderten von Besuchern statt.
2009 richtete die Kulturgesellschaft Bergen-Enkheim in ihren Räumen ein Stadtschreiberarchiv ein, um Werke und das Wirken der Preisträger dauerhaft zu dokumentieren. Der Katalog enthält außer Primär- und Sekundärliteratur eine umfangreiche Artikelsammlung, Autographen, Tonträger und Dokumente vom ersten bis zum aktuellen Stadtschreiber.
Preisträger
Preisträger sowie (Festredner):
- 2020/2021: Anne Weber (Helmut Böttiger)
- 2019/2020: Anja Kampmann (Hanns Zischler)
- 2018/2019: Clemens Meyer (Jens Bisky)[3]
- 2017/2018: Thomas Melle (Ahmad Mansour)
- 2016/2017: Sherko Fatah (Valentin Groebner)
- 2015/2016: Ruth Schweikert (Heinz Bude)
- 2014/2015: Dea Loher (Willi Winkler)
- 2013/2014: Angelika Klüssendorf (Jean Ziegler)
- 2012/2013: Marcel Beyer (Marianne Leuzinger-Bohleber)
- 2011/2012: Thomas Lehr (Katja Lange-Müller)
- 2010/2011: Thomas Rosenlöcher (Robert Misik)
- 2009/2010: Ulrich Peltzer (Heribert Prantl)
- 2008/2009: Friedrich Christian Delius (Juli Zeh)
- 2007/2008: Reinhard Jirgl (Wilfried F. Schoeller)
- 2006/2007: Ingomar von Kieseritzky (Michael Krüger)
- 2005/2006: Katharina Hacker (Ulrich Beck)
- 2004/2005: Peter Weber (Galsan Tschinag)
- 2003/2004: Emine Sevgi Özdamar (Roger Willemsen)
- 2002/2003: Uwe Timm (Mathias Greffrath)
- 2001/2002: Wolfgang Hilbig (Friedrich Dieckmann)
- 2000/2001: Peter Kurzeck (Ludwig Harig)
- 1999/2000: Wulf Kirsten (Heiner Geißler)
- 1998/1999: Arnold Stadler (Eva Demski)
- 1997/1998: Jörg Steiner (Lothar Baier)
- 1996/1997: Wilhelm Genazino (György Dalos)
- 1995/1996: Herta Müller (Jens Reich)
- 1994/1995: Josef Winkler (Georges-Arthur Goldschmidt)
- 1993/1994: Paul Nizon (Erhard Eppler)
- 1992/1993: Ralf Rothmann (Hildegard Hamm-Brücher)
- 1991/1992: Robert Gernhardt (Peter Bichsel)
- 1990/1991: Heinz Czechowski (Iring Fetscher)
- 1989/1990: Katja Lange-Müller (Günter Kunert)
- 1988/1989: Eva Demski (Daniel Cohn-Bendit)
- 1987/1988: Ulla Hahn (Hermann Burger)
- 1986/1987: Gerhard Köpf (Erich Fried)
- 1985/1986: Ludwig Fels (Peter Härtling)
- 1984/1985:: Friederike Roth (Axel Eggebrecht)
- 1983/1984: Günter Kunert (Heinrich Albertz)
- 1982/1983: Jurek Becker (Adolf Muschg)
- 1981/1982: Peter Bichsel (Max Frisch)
- 1980/1981: Dieter Kühn (Peter Rühmkorf)
- 1979/1980: Helga M. Novak (Dieter Lattmann)
- 1978/1979: Nicolas Born (Martin Walser)
- 1977/1978: Peter Härtling (Alfred Grosser)
- 1976/1977: Peter Rühmkorf (Walter Jens)
- 1975/1976: Karl Krolow (Günter Grass)
- 1974/1975: Wolfgang Koeppen (Marcel Reich-Ranicki)
Jury
- Renate Müller-Friese, Vorsitzende als (gegenwärtige) Ortsvorsteherin
- der jeweils amtierende Stadtschreiber, Fachjuror
- Marcel Beyer, Fachjuror
- Helmut Böttiger, Fachjuror
- Peter Weber, Fachjuror
- Charlotte Brombach, Bürgerjurorin
- Anna Doepfner, Bürgerjurorin
- Adrienne Schneider, Bürgerjurorin
- Ulrich Sonnenschein, Bürgerjuror
Literatur
- Manfred Rüger: Literatur und Öffentlichkeit am Beispiel der „Stadtschreiber von Bergen“. Magisterarbeit zur Magisterhauptprüfung im Fachbereich Germanistik der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main. Frankfurt am Main 1981.
- Wolfgang Mistereck, Adrienne Schneider (Hrsg.): Zeltreden. Reden zur Verleihung des Literaturpreises „Stadtschreiber von Bergen“ 1974–1998. Wallstein, Göttingen 1998, ISBN 3-89244-322-X.
- Adrienne Schneider (Hrsg.): Zelt-Reden: 40 Jahre Stadtschreiber von Bergen. Kramer, Frankfurt am Main 2014, ISBN 978-3-86539-706-5.
- Margot Wiesner (Bearb.): „Der schönste Preis“. 40 Jahre Stadtschreiber in Bergen-Enkheim. Bücher, Bilder und Dokumente aus dem Stadtschreiberarchiv. Ausstellung …; Kulturgesellschaft Bergen-Enkheim, Frankfurt am Main 2014.
- Hans-Joachim Müller: „All diese literarischen Pfeifen“: … über den Stadtschreiber von Bergen-Enkheim. In: Die Weltwoche, 34, 27. August 1975.
- Gerd Lobin: Die Früchte des Feigenbaums. Der Stadtschreiber von Bergen: Eine Idee wächst zur Partnerschaft. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15. August 1983.
- Horst Bingel: Stadtschreiber oder: Die angestellten Dichter. In: feder, 02 (1989), S. 42–43.
- Marcus M. Hotze: 25 Jahre Stadtschreiberpreis. Begegnung mit einem literarischen Ort. In: Frankfurter Neue Presse, 12. Juni 1998.
- Arnold Rühle: „Sie lesen nun alle hier Bücher“: 25 Jahre Bergen-Enkheimer Stadtschreiber. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 34, 23. August 1998, S. 25.
- Claudia Schülke: Schlüsselübergabe: 25 Jahre Stadtschreiber-Amt in Bergen-Enkheim. In: Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, 69, 28. August 1998, S. 1–2.
- Katharina Deschka-Hoeck: Von tausend Mäzenen beobachtet. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 34, 24. August 2003, S. Kultur R 3.
- Andreas Haupt: Frankfurt, Deine Stadtschreiber. In: Frankfurter Neue Presse, 28. August 2013, S. 12.
Weblinks
- Stadtschreiber von Bergen-Enkheim auf der Website der Stadt Frankfurt am Main abgerufen am 24. Feb. 2020
- Stadtschreiberarchiv der Kulturgesellschaft Bergen-Enkheim
- Richtlinien für den Literaturpreis „Stadtschreiber von Bergen“ (PDF) abgerufen am 24. Feb. 2020
- Stadtschreiber von Bergen-Enkheim auf Kulturpreise.de
- Kultur für ALLE e. V. und der Stadtschreiber von Bergen
Einzelnachweise
- ↑ a b Richtlinien für den Literaturpreis „Stadtschreiber von Bergen“ vom 3. August 2013 (PDF). Abgerufen am 24. Feb 2020.
- ↑ dpa-Meldung, zitiert aus Frankfurter Rundschau (69. Jahrgang, Nr. 141) vom 21. Juni 2013, S. 34
- ↑ fnp vom 8. Juni 2018