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Jean-Paul Belmondo

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Jean-Paul Belmondo (* 9. April 1933 in Neuilly-sur-Seine) ist ein französischer Film- und Theaterschauspieler. Belmondo ist als einer der Action-Stars des europäischen Kinos zwischen 1965 und 1985, aber auch als einer der wichtigsten Filmschauspieler der Nouvelle Vague bekannt geworden.

Leben

Jean-Paul Belmondo ist der Sohn des international bekannten Pariser Bildhauers Paul Belmondo (1898-1982) und der Künstlerin Madeleine Belmondo. Der Junge hat ein sehr gutes Verhältnis zu seinem Vater, der seine verschiedenen Talente sehr fördert. Nach dem Schulabschluß will Belmondo, der seit seinem dreizehnten Lebensjahr boxt, Profiboxer werden, gibt aber diese Karriere nach zwei Kämpfen wieder auf. Daneben steht Belmondo bereits ab dem 17. Lebensjahr als Schauspieler auf kleineren Wanderbühnen. Der Sprung aufs Pariser Konservatorium gelingt Belmondo 1954 im zweiten Anlauf, wo er eine klassische Bühnenausbildung erhält. Er hat Engagements an verschiedenen Pariser Theatern. Seit 1955 tritt Belmondo auch in Komparsen- und kleinen Nebenrollen in Filmen auf.

1959 besetzt Jean-Luc Godard die Hauptrolle seines Films „Außer Atem“ (A bout de souffle“) mit Belmondo, durch den Belmondo zum Star wird. 1959 heiratet er Renée „Elodie“ Constant. Aus der Ehe, die bis 1966 hält, gehen drei Kinder Patricia, Florence und Paul, hervor.

1963 bis 1966 ist Belmondo Vorsitzender der Interessenvertretung der französischen Schauspieler. Erst 1987 nimmt er (ab 1992 in eigenem Theater) seine Theaterarbeit wieder auf und tritt in Komödien aber auch klassischen Tragödien auf. 2001 erlitt Belmondo einen Schlaganfall, von dem er sich aber rasch wieder erholte. „Bebél“, wie Belmondo in seinem Heimatland liebevoll genannt wird, zählt zu den wichtigsten Größen des französischen Jet-Sets.

Werk

Belmondo dreht schon Ende der fünfziger Jahre mit bekannten Regisseuren und großen Namen des europäischen Kinos, z.B. "Ein Engel auf Erden" (1959) an der Seite von Romy Schneider.

Bekannt wird Jean-Paul-Belmondo aber vor allem wegen seiner Rollen in Schlüsselfilmen der Nouvelle Vague.

In „A bout de souffle“ von Jean-Luc Godard (1959) spielt Belmondo Michel Plackard, einen kleinen Gangster, der unbekümmert in den Tag hineinlebt, obwohl ihm die Polizei auf den Fersen ist, nachdem er einen Polizisten erschossen hat. Die amerikanische Studentin Patricia (Jean Seberg), die er liebt, verrät ihn und er wird erschossen. Michel kopiert bewusst Figuren aus amerikanischen Gangsterfilmen (Humphrey Bogart) und schafft sich seine eigene Realität, in der er keinen Versuch macht, dem Tod auszuweichen, der zum Mythos dazugehört.

Mit großer Sicherheit spielt Belmondo in diesem und anderen Filmen der Nouvelle Vague den Typus des jungen, zynischen, desillusionierten Mannes, der zeigt, dass es nichts mehr zu lernen gibt und der seine eigenen Träume hat.

An den Erfolg von „Außer Atem“ anknüpfen konnte Belmondo mit dem surrealistischen Roadmovie „Elf Uhr nachts“ ("Pierrot le fou“) (1965), ebenfalls von Jean-Luc Godard. In diesem vielleicht schönsten Liebesfilm der Nouvelle Vague hilft Ferdinand „Pierrot le Fou“ (Belmondo) seiner Ex-Freundin Marianne (Godards Frau Anna Karina), eine Leiche zu beseitigen. Gemeinsam fahren sie in den Süden um ihr Glück auf einer einsamen Insel zu finden, bis Ferdinand entdeckt, daß Mariannes vorgeblicher Bruder ihr Geliebter ist. Er erschießt beide und sprengt sich in einer berühmt gewordenen Szene, das Gesicht mit blauer Farbe bemalt, mit Dynamit in die Luft.

1965 markiert einen Wendepunkt in Belmondos Karriere. In diesem Jahr kommt Philippe de Brocas „Abenteuer in Rio“ („L'Homme de Rio) in die Kinos, in dem Belmondo zum ersten Mal den Draufgänger spielt, der in wilden Verfolgungsjagden und großangelegten Actionszenen mit für die damalige Zeit perfekten (und meist ungedoubelten) Stunts, mit coolen Sprüchen und großkalibrigen Revolvern seine Feinde erledigte. Dieses Muster hat Belmondo unter einer Vielzahl von Regisseuren bis in die achziger Jahre in unzähigen Filmen variiert, die sich in der Qualität durchaus voneinander abheben. Zu den bekanntesten zählen „Der Teufel mit der weißen Weste“, „Der Greifer“, Angst über der Stadt“ oder „Der Körper meines Feindes“. Höhepunkt und Abschluss dieser Filme bildet „Der Profi“ (1981), an Spannung und Dramatik kaum zu überbieten, mit dem das französische Kino noch einmal dem sich abzeichnenden Monopol amerikanischer Actionfilme die Stirn bieten konnte.

Die Action-Filme erspielten Belmondo ein weltweites und sehr breites Publikum, was ihn nicht daran hinderte, gelegentlich Hauptrollen auch in anspruchsvollen Produktionen zu übernehmen, so in „Stavisky“ von Alain Resnais (1973), „Hundert und eine Nacht“ von Agnes Varda oder „Les Miserables“ (1995) von Claude Lelouch.

In den letzten Jahren ist Jean-Paul Belmondo fast ausschließlich als Theaterschauspieler aufgetreten.

Auszeichnungen

Literatur

Francois Guerif, Stephane Levy-Klein: Jean-Paul Belmondo: Seine Filme. Sein Leben. Heyne 1991


[1] vollständige Filmographie der Filme im deutschen Verleih

[2] vollständige Filmographie in französischer Sprache


Zitat

Wissen Sie, woran das Remake von A bout de souffle, das Jim McBride gemacht hat, gescheitert ist? Dazu gibt es viele kluge Analysen, aber ich will es Ihnen sagen. Richard Gere ist Nichtraucher. Das ist es. In der gesamten Filmgeschichte gibt es niemanden, der so gut mit einer Zigarette im Mund spielt wie Belmondo.

Alain Resnais in einem Interview mit La Stampa