KStV Walhalla Würzburg
Der Katholische Studentenverein Walhalla ist die älteste der Würzburger katholischen Studentenkorporationen und nach Askania-Berlin, Burgundia Berlin-Stuttgart, Unitas-Breslau-Köln, Arminia-Bonn und Germania-Münster die sechst älteste im KV. Er gilt als fünfter Gründungsverein.
Die Anfangsjahre
Die Versuche, in Würzburg eine katholische Studentenkorporation zu gründen, reichen bis in die zweite Hälfte der 50er Jahre des 19. Jahrhunderts zurück. Im Jahre 1859 wurde in Würzburg ein katholischer Studentenverein »Albertia« gegründet. Als er jedoch dazu überging, Farben zu tragen (rot-weiß-schwarz), schieden einige Mitglieder aus, der Verein ging rasch ein.
Es konstituierte sich 1862 ein rein theologisch-philosophischer Zirkel, der später auch „ehrenhafte katholische Studenten“ anderer Fakultäten aufnahm. Aber auch diese zweite „Albertia“ scheiterte, doch schon im WS 1863/64 starteten katholische Studenten einen 3. Versuch, den „Theologenbund“
Im Herbst 1864 tagte in Würzburg die »Generalversammlung der katholischen Vereine Deutschlands« (Katholiken-Versammlung). Diese empfahl die Gründung katholischer Studentenkorporationen, wie sie an anderen Universitäten schon bestanden. Daraufhin beschloss der »Theologenbund«, sich auf eine breitere Grundlage zu stellen. Am 14.11.1864 konstituierte er sich als »katholische Studentenverbindung« neu, vereinigte sich mit einer Studentengesellschaft, der auch Nichttheologen angehörten, und nannte sich »Liga« mit den Farben rot-weiß-blau. Um jedoch eine Verwechslung mit den gleichen Farben des Würzburger Corps »Rhenania« zu vermeiden, wählte man schließlich rot-weiß-schwarz. Der Wahlspruch lautete: »Pro fide et patria!«.
Das erste Stiftungsfest der »Liga«, der ein Teil der Philister des Theologenbundes beitrat, wurde am 17.11.1864 im »Hutten´schen Garten« gefeiert. Die Bestätigung der Statuten, in denen als Zweck des Vereins »Geselligkeit, Wissenschaft, Katholizität« angegeben war, erfolgte durch die akademischen Behörden ohne jede Schwierigkeit. Statt des viel angefeindeten Namens »Liga« (erinnerte wohl zu sehr an die „Katholische Liga“) wählte der Verein am 07.0l.1865 den Namen »Walhalla«.
Die Generalversammlung der katholischen Vereine in Trier 1865 brachte bereits die Trennung der katholischen Studentenkorporationen in farbentragende und nicht-farbentragende und damit die Trennung in CV und KV. »Walhalla« trat dem »Kartellverband der katholischen Studentenvereine Deutschlands« (KV) bei. In den ersten Jahren ihres Bestehens hatte »Walhalla« wie viele andere katholische, nichtschlagende Korporationen unter mancherlei Anfeindungen zu leiden. Es gelang ihr aber bald, sich eine angesehene Stellung unter den Würzburger Studentenkorporationen und im KV zu erringen und bis heute zu behaupten. Aus ihren Reihen gingen angesehene Männer der Wissenschaft und des öffentlichen Lebens (so die Staatsminister Dr. Krausneck, Kraus, Dr. Ankermüller, Dr. Seidel und Franken) hervor.
Am 22.07.1907 wurde vom Philisterium das Walhallahaus der Aktivitas zur Benützung übergeben, eines der schönsten Studentenhäuser Deutschlands in herrlicher Lage unterhalb des »Käppele«. In Walhalla war bis zum 2. Weltkrieg das »norddeutsche«, genauer gesagt das rheinisch-westfälische Element überwiegend, das sich jedoch mit dem süddeutschen zu einem gemeinsamen Ganzen verband. Um den Zusammenhalt der aus Norddeutschland stammenden Walhallanen auch nach Ende des Studiums zu fördern, wurde seit 1921 eine alljährliche Versammlung, der „Nordwestdeutsche Walhallanentag“, veranstaltet.
Besonders in den Jahren 1925-1933 galt Walhalla als so genannte Sportkorporation, die sich damals bei den Hochschulmeisterschaften der Universität Würzburg eine Reihe wertvoller Wanderpreise erringen konnte (so im Mannschafts-Mehrkampf, in verschiedenen Staffeln, im Hand- und Faustball). Dies war Anlass, 1926 das Nachbargründstück zu erwerben, um es zu einem Sportplatz auszubauen. Dessen Hauptteil bildete der Tennisplatz, für den 1930 ein eigenes Umkleidehaus errichtet wurde.
Nationalsozialismus
Am 27.02.1934 wurde die Vereinigung der Merovingia-Rheinland mit Walhalla beschlossen, die bis zum 15.02.1955 Bestand hatte. Am 20.6.1938 wurde der Verein durch Erlass des Reichsführers SS und Chefs der Deutschen Polizei im Reichsministerium des Innern als staatsfeindliche Organisation erklärt und deshalb auf Grund der Verordnung des Reichspräsidenten zur Bekämpfung politischer Ausschreitungen (!) vom 28.2.1933 aufgelöst und verboten und das gesamte Vermögen eingezogen. Das Haus diente dann zunächst einer Kameradschaft des Ns.D.St.B. als Kameradschaftshaus. Im Krieg wurden dort längere Zeit Dienststellen der Stadt untergebracht. Eigentümer wurde der Reichszweckverband Studentenhaus e.V., der es an den N.S.-Altherrenbund der Deutschen Studenten übertrug.
Nachkriegszeit
Nach dem Zusammenbruch wurde der Hausbauverein am 22.10.1945 zunächst inoffiziell wiedergegründet. Mehr war damals nicht möglich, da in der Amerikanischen Zone die Besatzungsbehörden der Wiedergründung von Studentenverbindungen anfänglich feindlich gegenüberstanden. Nach der allmählichen Sammlung der Walhallanen musste erst das Haus zurückgewonnen werden. Zum Glück hatte es den Bombenangriff auf Würzburg am 16.03.1945, bei dem die gesamte Innenstadt innerhalb des »Glacis« restlos zerstört worden war, verhältnismäßig glimpflich überstanden.
Der Hausbauverein wurde am 04.06.1948 neu lizensiert und es gelang, am 11.08.1948 die Rückübertragung des Walhalla-Hauses als erstes Korporationshaus in Bayern (!) zu erreichen. Allerdings dauerte es noch bis September 1950, bis die Rotkreuz-Klinik, die nach dem Luftangriff dort untergebracht worden war, das Haus wieder räumte. Der Tennisplatz wurde erst 1954 wieder zurückerstattet. Die Lizenzierung der Verbindung zog sich aufgrund der negativen Haltung der Uni Würzburg bis zum WS 1949/50 hin.
In weiterer Folge kam es zur Wiedereinführung der Vollwichs bei festlichen Anlässen. Während die Kriegsgeneration das ablehnte, waren die jüngeren Aktiven dafür leicht zu begeistern und fast hätte sich der Verein Walhalla sogar in eine vollfarbentragende Verbindung umgewandelt. Auch das Vereinshaus wurde starken Veränderungen unterzogen, es wurde modernisiert und ein Studentenwohnheim eingerichtet.
Heute besteht der Verein Walhalla aus etwa 300 Mitgliedern.
Bedeutende Walhallanen
Wilhelm Krausneck, Staatsminister der Finanzen (Bayern) 1920-27; mitbeteiligt am Konkordat zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Freistaat Bayern
Hans Kraus, Staatsminister der Finanzen (Bayern) 1946-50
Hanns Seidel, Ministerpräsident von Bayern 1957-1960
Willi Ankermüller, Staatsminister des Inneren (Bayern)
Franz Ludwig Knemeyer, Ordinarius für öffentliches Recht Uni Würzburg (laut http://www.frankfurter-verbindungen.de/korporierte/k.html)
Quellen
- H. Heß: Kurzer Abriss der Geschichte des K.St.V. Walhalla; in: 100 Jahre K.St.V. Walhalla, Würzburg 1964, S.4-6.