Die Stirling-Zahlen erster und zweiter Art, benannt nach James Stirling, werden in der Kombinatorik und der theoretischen Informatik verwendet.
Notation
Für die Stirlingzahlen existieren mehrere Notationsvarianten nebeneinander.
Stirlingzahlen der ersten Art werden mit einem kleinen s geschrieben oder mit
Klammer geschrieben, Stirlingzahlen der zweiten Art werden mit
großen S oder Mengenklammern
geschrieben:
Die Klammernotation wurde 1935 von Jovan Karamata in Analogie zu den Binomialkoeffizienten eingeführt und später von Donald Knuth populär gemacht. Die Klammernotation wird auch
Karamata-Notation genannt.
Stirling Zahlen erster Art
Die Stirling Zahl erster Art
beschreibt die Anzahl der unterschiedlichen Möglichkeiten eine Permutation mit
Elementen in
Zyklen zu zerlegen.
Beispiel:
Die Menge
mit
kann auf folgende Weise in zwei Zyklen
zerlegt werden:
Da das Aufschreiben aller möglichen Zyklen recht aufwändig ist und mit der Anzahl der Elemente immer unübersichtlicher wird, gibt es eine rekursive Formel, um
zu berechnen:
mit den Anfangsbedingungen
Stirling Zahlen zweiter Art
Die Stirling Zahl zweiter Art
beschreibt die Anzahl der unterschiedlichen Möglichkeiten aus einer Menge mit
Elementen
nicht leere Partitionen (Zerlegungen) zu bilden.
Beispiel:
Die Menge
mit
kann auf folgende Weise in zwei Partitionen
zerlegt werden:
Da das Aufschreiben aller möglichen Partitionen recht aufwändig ist und mit der Anzahl der Elemente immer unübersichtlicher wird, gibt es eine rekursive Formel, um
zu berechnen:
mit den Anfangsbedingungen

Beispiele

Beweis
Sei a ein fest gewähltes Element der
-elementigen Menge
. Die
Partitionen von
können nun danach klassifiziert werden, ob
selber eine Klasse der Partition bildet oder nicht.
Trifft dies zu, so kann man aus
nur noch
Partitionen aus
Elementen bilden, also
.
Bildet
keine Klasse, so bedeutet dies, dass es
Partitionen aus
Elementen gibt, also
. Da
nun Element einer der Partitionen ist, es aber dafür
Möglichkeiten gibt, ergibt sich die Multiplikation von
mit
.
Alternative Herleitung
Seien
der Vektorraum aller reell- oder komplexwertigen Polynome und Vm der Unterraum der Polynome mit exaktem Grad m. Weiterhin seien q0(x)=1, q1(x)=x, ..., qn(x)= x(x-1)
(x-n+1), ... und p0(x)=1, p1(x)=x, ..., pn(x)=
, ... Basen für Vm.
So gelten folgende Beziehungen:
1.
2.
So können alternativ die Stirling-Zahlen 1. und 2. Art erzeugt werden, mit dem Unterschied, dass hier durchaus andere Vorzeichen auftreten, als in den zuvor gegebenen Definitionen.
Analogie zu den Binomialkoeffizienten
Bei Verwendung der Karamatanotation sticht bei Betrachtung der Rekursionsformeln für die Stirlingzahlen der ersten und zweiten Art die Analogie zu den Binomialkoeffizienten ins Auge.
Für Binomialkoeffizienten gilt bekanntlich
.
Entsprechend lassen sich die Stirling-Zahlen in einem Dreiecksschema ähnlich dem pascalschen Dreieck anordnen:
1
1 1
1 3 1
1 7 6 1
1 15 25 10 1
1 31 90 65 15 1
1 .. .. .. .. .. 1
Literatur
- Manfred Wolff, Peter Hauck, Wolfgang Küchlin: Mathematik für Informatik und BioInformatik. Springer-Verlag, Berlin Heidelberg New-York, S.50, ISBN 3-540-20521-7