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Danzig

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Dieser Artikel behandelt die polnische Stadt Danzig. Für die gleichnamige Metal-Band siehe Danzig (Band).


Danzig (kaschubisch Gduńsk, polnisch: Gdańsk), ist eine polnische Hafenstadt und ehemalige Hansestadt auf dem Gebiet des ehemals deutschen Westpreußen. Die Stadt hat 455 500 Einwohner (2001). Zusammen mit Gdingen und Zoppot bildet Danzig den Ballungsraum Trójmiasto ("Dreistadt") mit mehr als 1.035.000 Einwohner.

Die Mottlau in Danzig

Geschichte

Die Gegend um Danzig und der Weichsel an der Ostsee wurden von Tacitus, Ptolemäus und anderen Geschichtsschreibern als Teil Magna Germanias erwähnt. Jahrhunderte von Fischersiedlungen entlang der Ostsee, vom gotischen Geschichtsschreiber Jordanes als Gotiscandca (Gotische Küste) bezeichnet, gehen der späteren Stadt Danzig voraus. Eine slawische Ansiedlung mit Namen Gydanncyz wurde erstmals in der Vita des Adalbert von Prag erwähnt, die kurz nach dessen Tod 997 verfasst wurde. Es wird darin berichtet, wie Adalbert mit Soldaten des Boleslaw I. Chrobry in der Gegend von Danzig zur Ostsee vordrang, um die Pruzzen durch Taufe zu erobern. 1180/81 wurde das Kloster Oliva durch von Westen kommende Zisterzienser gegründet und 1224 erfolgte nahebei die Stadtgründung Danzigs mit Lübischem Stadtrecht. 1309 wurde Danzig dem deutschen Orden übertragen. Danzig wurde 1361 Mitglied der Hanse und blieb dies bis 1669, als die letzten Hansetage einer immer unbedeutender werdenden Hanse stattfanden.

Zusammen mit Elbing und Thorn war Danzig die führende preußische Hansestadt. 1470 wurde die Peter von Danzig, ein ursprünglich französisches Schiff, als erster großer Kraweel der Hanse für Kriegszwecke ausgerüstet.

Von 1454 bis 1792 war die Stadt Danzig und das umliegende Danziger Land Stadtrepublik unter dem Schutz der polnischen Krone (Jagiello-Habsburg-Wasa, Wettiner).

1793 mußte Danzig die Eigenständigkeit als Stadtstaat aufgeben und wurde vom Staat Preußen annektiert; 1807 bis 1813 war es mit Unterstützung Napoleons "Freie Stadt Danzig". 1814 wurde die Teilung Polens durch den Wiener Kongress bestätigt. Danzig wurde wiederum Preußen zugesprochen und Hauptstadt der Provinz Westpreußen.

Mit dem Vertrag von Versailles 1919 wurde Danzig mit umliegendem Gebiet vom Deutschen Reich getrennt und zu einem unabhängigen Staat, der Freien Stadt Danzig erklärt, die allerdings unter Aufsicht des Völkerbunds stand. Bei dieser Entscheidung wurde das vom US-Präsidenten Wilson geforderte Selbstbestimmungsrecht der Völker nicht berücksichtigt. Die Freie Stadt Danzig bestand damals aus den Städten Danzig und Zoppot sowie den kleinen Städten Tiegenhof, Neuteich, Oliva und Ohra, wobei Neuteich und Tiegenhof im Danziger Werder bzw im Kreis Großes Werder liegen. Die Einwohnerschaft der Stadt bestand zu über 97 % aus Deutschen; die polnische Minderheit besaß eigene Schulen und ein Vereinswesen; außerdem lebten in Danzig vor 1939 Kaschuben, Russen und Juden (nach 1938 zum überwiegenden Teil enteignet und deportiert).

Danzig hatte in der Zwischenkriegszeit nach einem anfänglichen Wirtschaftsaufschwung erhebliche Probleme, bedingt durch die Zollgrenzen zu Deutschland, die globale Wirtschaftskrise und eine wenig entwickelte Industrie. Der Hafen und der Zoll sowie die internationalen Eisenbahnverbindungen - jedoch nicht die Straßenbahn und Kleinbahnen im Freistaatgebiet - wurden unter polnische Verwaltung gestellt. Die Republik Polen legte im Danziger Hafen (Westerplatte) ein Munitionslager an und stationierte dort Militär. Desweiteren war es Polen zwecks Verbindung des Hafengebiets mit Polen erlaubt, eine Post- und Telegrafenverwaltung, das sogenannte "Polnische Postamt" im Hafengebiet einzurichten. Diese problematischen Verhältnisse, die Anlass für viele - unbeachtet gebliebene - Beschwerden von der Freien Stadt Danzig an den Völkerbund waren, schufen unter der Bevölkerung Ressentiments gegen Polen, die den Nationalsozialisten nur willkommen sein konnten.

Mitte 1933 kam die NSDAP an die Macht, musste sich aber wegen der internationalen Kontrolle bis 1936/37 mit Oppositionsparteien abfinden, die bei den Volkstagswahlen von 1935 trotz Wahlbeeinflussungen eine Zwei-Drittel-Mehrheit der Nationalsozialisten klar verhindern konnten. Nachdem Hermann Rauschning 1933/34 als Senatspräsident eine Annäherung zu Polen versuchte, blieb sein Nachfolger Arthur Greiser auf Distanz und führte die Freie Stadt Danzig in zunehmende (auch finanzielle) Abhängigkeit vom Deutschen Reich; Ende August 1939 erklärte sich Gauleiter Albert Forster selbst zum Staatsoberhaupt und verfügte am 1. September 1939, nachdem die deutschen Streitkräfte das polnische Munitionsdepot auf der Westerplatte angegriffen hatten, den Anschluss Danzigs ans Deutsche Reich. Juden und Polen wurden entrechtet, viele von ihnen kamen, unter anderem im Konzentrationslager Stutthof östlich von Danzig, ums Leben.

Danzig wurde Ende März 1945 von der Roten Armee eingeschlossen und erobert. Während und nach dem Einmarsch wurde die Innenstadt (bestehend aus Rechtstadt, Altstadt, Vorstadt und Niederstadt) geplündert, in Brand gesteckt und schwer zerstört. In den ersten Nachkriegsmonaten wurden die meisten in Danzig verbliebenen Deutschen von den russischen und polnischen Behörden - zum Teil gewaltsam - vertrieben.

Die Danziger Rechtstadt sowie zahlreiche Baudenkmäler der Altstadt wurden in Anlehnung an frühneuzeitliche Vorbilder rekonstruiert. Anfang der 80er rückte die Stadt erneut in den Blick internationaler Aufmerksamkeit: Die polnische Gewerkschaft Solidarność, angeführt von Lech Wałęsa, begann in der Danziger Werft ihren Widerstand gegen die kommunistische Herrschaft.

Mit dem Fall des eisernen Vorhanges verbesserte sich auch die Lage der kleinen deutschen Minderheit, die in Danzig verbleiben konnte. Im Jahre 1990 wurde der Bund der Deutschen Minderheit in Danzig gegründet. Bald darauf begannen jüngere polnische Danziger, die bislang versteckten Spuren des deutschen Danzig zu entdecken; diese Suche nach lokaler Identität ist auch heute noch im Gange. Zu den wichtigsten Personen dieses Identitätsdiskurses zählen der liberale Politiker Donald Tusk sowie die Schriftsteller Pawel Huelle und Stefan Chwin.


Günter Grass fasst im Roman Die Blechtrommel die Geschichte Danzigs lapidar so zusammen (bevor er sie ausführlicher nachzeichnet):

Zuerst kamen die Rugier, dann kamen die Goten und Gepiden, sodann die Kaschuben, von denen Oskar in direkter Linie abstammt. Bald darauf schickten die Polen den Adalbert von Prag. Der kam mit dem Kreuz und wurde von Kaschuben oder Pruzzen mit der Axt erschlagen.
Das geschah in einem Fischerdorf und das Dorf hieß Gyddanyzc. Aus Gydannyzc machte man Danczik, aus Danczik wurde Dantzig, das sich später Danzig schrieb, und heute heißt Danzig Gdańsk. (Die Blechtrommel, Luchterhand 1959, S. 379)

Personen (geb. in Danzig)

Sehenswürdigkeiten

Sonstiges

Postgeschichte


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