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Handbuch der inneren Medizin

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Das Handbuch der inneren Medizin ist ein in erster Auflage von 1911 bis 1919 in sechs Bänden im Springer Verlag erschienenes Handbuch der Inneren Medizin, das unter neuen Herausgebern insgesamt 5 Auflagen erlebte. Der letzte Band der 5. Auflage erschien 1992.

Geschichte

Die Gründungsherausgeber der ersten Auflage waren Leo Mohr in Halle und Rudolf Staehelin, der bei den 1908 gestarteten Vorbereitungen noch in Berlin war und ab 1911 in Basel. Das Handbuch hatte einen gegenüber Vorgängern völlig verschiedenen Ausgangspunkt. Statt auf anatomisch-pathologischer Grundlage sollte es auf physiologisch-pathologischer Grundlage erstellt werden und klinische Aspekte in den Vordergrund stellen. Geplant waren sechs Bände mit rund 5600 Seiten und einer Auflage von 2500 Exemplaren. Die Kontrakte der Autoren wurden im Dezember 1908 abgeschlossen und es war geplant, das den ersten Band bis Oktober 1910 und das gesamte Werk bis 1911 abzuschließen.[1] Bald traten allerdings Schwierigkeiten auf. Staehelin musste im Herbst 1909 aus Gesundheitsgründen ausscheiden und Mohr überließ es zunehmend dem Springer-Verlag unter Ferdinand Springer junior, die ausstehenden Beiträge einzufordern und neue Autoren zu finden, wenn die ursprünglichen Autoren vom Projekt zurücktraten. Nach etlichen Schwierigkeiten wurden die Korrekturfahnen des ersten Bandes im Juli 1911 verbreitet. Springer engagierte den Assistenten an der Charité Victor Salle die Beiträge während der Registererstellung anzupassen und Salle leistete so gute Arbeit, dass er fest bei Springer als medizinischer Redakteur eingestellt wurde (ab 1920 war er einer der Herausgeber der Zeitschrift Zentralblatt für innere Medizin). Der erste Band über Infektionskrankheiten erschien im Oktober 1911 und schon drängten die Autoren der weiteren Bände auf das Erscheinen, da schon damals - wie sich einer der Autoren ausdrückte - ein 1909 konzipierter Artikel 1912 schon veraltet war. Noch im Frühjahr 1912 begannen die Arbeiten an einem korrigierten Nachdruck. Die weiteren Bände erschienen 1912 bis 1919. Die Erfahrung, die Ferdinand Springer mit diesem mehrbändigen Handbuch von einer Vielzahl von Autoren machte, flossen in die erfolgreiche spätere Arbeit des Verlags an Handbüchern in Medizin und Naturwissenschaften ein.

  • Band 1: Infektionskrankheiten, 1911
  • Band 2: Respirationsorgane, Mediastinum, Zirkulationsorgane, 1914
  • Band 3: Leber und Gallenwege, Pankreas Mundhöhle und Speiseröhre, Magen. Darm, Peritoneum, Nieren, Nierenbecken und Harnleiter 1918
  • Band 4: Harnwege und Sexualstörungen, Blut, Bewegungsorgane, Drüsen mit innerer Sekretion, Stoffwechsel- und Konstitutionskrankheiten, Erkrankunen aus äusseren physikalischen Ursachen 1912
  • Band 5: Erkrankungen des Nervensystems 1912
  • Band 6: Grenzgebiete - Vergiftungen - Generalregister 1919

Während des Ersten Weltkriegs waren viele der Autoren als Ärzte stark eingespannt oder beim Militär, so der Herausgeber Leo Mohr, der fast ununterbrochen als Arzt an der Front war und am 31. Dezember 1918 an einer Sepsis starb, die er sich auf der Heimreise von der Front geholt hatte. Außerdem kam es zu einem Einbruch der Buchproduktion. Der dritte Band musste auf 1918 verschoben werden, nur ein Kapitel erschien früher.

Eine verlagsinterne Schwierigkeit ergab sich daraus, dass Springer 1911 die Arbeit an einer Encyclopädie der inneren Medizin und Kinderheilkunde begann (Herausgeber Leo Langstein, Carl von Noorden, Clemens von Pirquet, Alfred Schittenhelm) mit Überschneidungen zum Handbuch. Der Konkurrent Urban & Schwarzenberg veröffentlichte zudem ab 1904 die vierte Auflage von Eulenburgs Realencyclopädie der gesamten Heilkunde, was denselben Autorenkreis ansprach, und plante ab 1912 ein mehrbändiges Werk über spezielle Pathologie und Therapie (Hrsg. Friedrich Kraus, Theodor Brugsch).

Zweite Auflage

Herausgeber Gustav von Bergmann, Rudolf Staehelin.

  • Band 1, 2 Teile, Infektionskrankheiten, 1925 (Bearbeiter u.a. Konrad Bingold)
  • Band 2, 2 Teile, Zirkulationsorgane, Mediastinum, Zwerchfell, Luftwege, Lungen, Pleura, 1928, 1930
  • Band 3, 2 Teile, Erkrankungen der Verdauungsorgane, 1926
  • Band 4, 2 Teile, Blut, Bewegungsapparat, Konstitution, Stoffwechsel, 1926, 1927
    • Teil 2: Blutdrüsen, Erkrankungen aus äußeren physikalischen Ursachen, Vergiftungen
  • Band 5, 2 Teile, Erkrankungen des Nervensystems, 1926
  • Band 6, 2 Teile, Nieren und ableitende Harnwege, 1931
    • Teil 2: Die doppelseitigen hämatogenen Nierenerkrankungen (besonderer Teil), die ein- und beidseitig auftretenden Nierenkrankheiten, Blase, Prostata, Hoden und Nebenhoden, Samenblasen, funktionelle Sexualstörungen (Bearbeiter Franz Volhard, Friedrich Suter)

Vierte Auflage

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren Herbert Schwiegk (auf den die Hauptarbeit entfiel) und als Nachfolger ab 1981 Eberhard Buchborn (* 1921) die Herausgeber der vierten bzw. fünften Auflage. Anfangs waren auch noch Gustav von Bergmann und Walter Frey Mitherausgeber.

  • Band 1, Infektionskrankheiten, 2 Teile, 1952 (Bearbeiter u.a. Reinhard Aschenbrenner, E. G. Nauck, Hans Schlossberger)
  • Band 2. Blut und Blutkrankheiten, 1951 (Ludwig Heilmeyer, Herbert Begemann)
  • Band 3, Verdauungsorgane, 2 Teile 1953 (A. Gigon, G. Katsch, M. Lüding, H. Pickert, W. Baumann u.a.)
  • Band 4, Erkrankungen der Atmungsorgane, 4 Teile 1956 (W. Löffler, A. Brunner, F. Escher, W. Behrens, G. Jaccard u.a.)
  • Band 5, Neurologie, 3 Teile, 1955 (R. Jung, R. Brun, P. E. Becker, E. Bay u.a.)
  • Band 6, Konstitution, Allergische Krankheiten, Krankheiten der Knochen, Gelenke und Muskeln, 2 Teile, 1954 (F. Curtius, W. H. Adolph, u.a.)
  • Band 7, 2 Teile, Innersekretorische und Stoffwechselkrankheiten,1955 (Friedrich Bahner, Erich Grafe u.a.)
  • Band 8, Nieren und ableitende Harnwege : die hämatogenen Nierenerkrankungen, die ein- und beidseitig auftretenden Nierenkrankheiten, Erkrankungen der Blase, der Prostata, der Hoden und Nebenhoden, der Samenblasen, funktionelle Sexualstörungen, 1951 (Walter Frey, Friedrich Suter)
  • Band 9, Herz und Kreislauf, 6 Bände 1960 (Ernst Wolheim, Eberhard Buchborn, Otto Heinrich Arnold, Wilhelm Doerr, Franz Grosse-Brockhoff, u.a.)

Fünfte Auflage

  • Band 1 Infektionskrankheiten, 3 Bände, Otto Gsell, W. Mohr (Hrsg.), 1967
  • Band 2 Blut und Blutkrankheiten, Herausgeber Ludwig Heilmeyer, Herbert Begemann
    • Teil 1 Allgemeine Hämatologie und Pathologie des Erythrocytären Systems 1968
    • Teil 2 Klinik des Erythrocytären Systems, 1970
    • Teil 3 Leukozytäres und retikulozytäres System I, 1976 (H. Begemann)
    • Teil 4 Leukozytäres und retikulozytäres System II, 1974 (H. Begemann)
    • Teil 5 Krankheiten des Lymphocytären Systems, 1974 (H. Begemann)
    • Teil 6 Leukämien 1978
    • Teil 7, Non-Hodgkin-Lymphome (Herbert Begemann) 1982
    • Teil 8
    • Teil 9 Blutgerinnung und hämorraghische Diathesen II (Dieter-Ludwig Heene) 1985
  • Band 3 Verdauungsorgane
  • Band 4 Erkrankungen der Atmungsorgane
  • Band 6, Erkrankungen der Knochen, Gelenke und Muskeln
    • Teil 1, Teil A, B, Klinische Osteologie (Friedrich Kuhlencordt, Heinrich Bartelheimer, B. A. Ashton, Peter Alnor u.a.) 1980
    • Teil 2 A, Rheumatologie (Hrsg. A. Matthies) 1983, Teil B spezieller Teil (Gelenke) 1984, Teil C spezieller Teil (Wirbelsäule, Weichteile, Kollagenerkrankungen) 1983
  • Band 7 Stoffwechselkrankheiten
    • Teil 1, Erbliche Krankheiten des Kohlenhydrat-, Aminosäuren- und Proteinstoffwechsels 1974 (F. Linneweh)
    • Teil 2 A, B, Diabetes Melittus, 1975, 1977 (K. Oberdisse, Erol Cerasi, R. Beckmann u.a.)
    • Teil 3 Gicht 1976 (Nepomuk Zöllner, W. Gröbner)
    • Teil 4 Fettstoffwechsel 1976 (Hrsg. G. Schettler, H. Greten, G. Schlierf, D. Seidel)
  • Band 8 Nierenkrankheiten, Teil 1 bis 3, 1968 (Herbert Schwiegk u.a.),
  • Band 9 Herz und Kreislauf

Literatur

  • Heinz Sarkowski: Springer Verlag, History of a Scientific Publishing House', Band 1, 2, Springer Verlag 1996

Einzelnachweise

  1. Sarkowski, Springer-Verlag, Band 1, 1996, S. 176ff