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Grafschaft Hennegau

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Die Grafschaft Hennegau (lat.. Hannonla, franz. le Hainaut, nach dem Flüsschen Haine benannt) ist ein historisches Territorium auf dem heutigen Gebiet Belgiens und Frankreichs.

Altertum und Frühmittelalter

Der Hennegau gehörte in der altrömischen Zeit zur Silva carbonaria und war die Heimat der Nervier. Seit der Mitte des 9. Jahrhunderts war es im Besitz eines mächtigen Grafengeschlechts, der Reginar (Rainer), die unter den Frankenkönigen standen, und von denen mehrere auch das Herzogsamt in Niederlothringen verwalteten.

Vom Hochmittelalter in die Neuzeit

Richilde, die Erbtochter Reginars V., der 1030 ohne männliche Erben starb, brachte die Grafschaft an ihren Gemahl, den Grafen Balduin VI. von Flandern, der sich in Hennegau Balduin I. nannte. Die Grafschaft war von alters her Allod und nur die gräfliche Gerichtsbarkeit sowie die zugehörige Abtei Mons Reichslehen. 1070 erwarb der Bischof Theodwin von Lüttich die Lehnshoheit über die Allode und 1071 über die Reichslehen des Grafen in Hennegau, wodurch letzterem die Reichsunmittelbarkeit verloren ging. Balduin V. von Hennegau vereinigte zum zweitenmal durch Heirat mit Margarete von Elsass und Flandern 1191 beide Grafschaften, Flandern (mit Namur) und Hennegau, miteinander. Balduin VI. (IX. von Flandern), ein Sprössling dieser Ehe, wurde 1204 erster lateinischer Kaiser zu Konstantinopel; seine Erblande fielen zuerst an seine älteste Tochter, Johanna, dann 1244 an deren Schwester Margarete, die zuerst mit Burchard von Avesnes und dann mit Wilhelm von Dampierre verheiratet war. Im Jahr 1246 wurde den Kindern erster Ehe Hennegau, denen zweiter Ehe Flandern zugeteilt. Zwischen den Söhnen aus beiden Ehen kam es nun zu langwierigen Kämpfen, in denen sich Margarete auf die Seite der Dampierres stellte; Gegenstand des Zwistes war vornehmlich Reichsflandern. Doch folgte 1279 nach Margaretes Tod ihr Enkel Johann II. in Hennegau und erwarb 1299 auch die Grafschaft Holland. Mit Wilhelm II. erlosch 1345 die männliche Linie der Avesnes in Hennegau. Des Grafen Wilhelm I., des Guten (1304-37), Tochter Margarete, Gemahlin Kaiser Ludwigs des Bayern, brachte Hennegau samt Holland und Zeeland 1345 an das Haus Bayern. Ihre Urenkelin, die ebenso leichtsinnige wie heroische Jakobäa von Bayern, trat 1433 ihr Erbe an Philipp den Guten von Burgund ab, und so kam Hennegau mit der burgundischen Erbschaft 1477 an das Haus Habsburg, bei welchem es (1556-1713 bei der spanischen, dann bei der österreichischen Linie) bis zur Französischen Revolution blieb. Seit dem Pyrenäischen Frieden (1659) und dem von Nimwegen (1678) war inzwischen der gegenwärtig zum französischen Département Nord gehörige südliche Teil von Hennegau mit der Hauptstadt Valenciennes an Frankreich gekommen; aus dem übrigen wurde 1815 mit Einverleibung der vormals flandrischen Landschaft Tournaisis, des namurschen Distrikts Charleroi und einiger Teile von Brabant und Lüttich, welche vorher das französische Départment Jemappes ausmachten, die zwischen 1815 und 1830 dem Vereinigten Königreich der Niederlande gehörende, danach belgische Provinz Hennegau gebildet.

Literatur

Duvivier: Recherches sur le Hainaut ancien, Brüssel 1866.

Siehe auch

Vorlage:Meyers ist obsolet; heißt jetzt Vorlage:Hinweis Meyers 1888–1890