Liste von Unfällen in kerntechnischen Anlagen
Der Störfall im Kernkraftwerk Tschernobyl ist der wohl bekannteste Unfall in einer kerntechnischen Anlage. Es gibt aber noch zahlreiche weitere Unglücke, bei denen es zu erheblicher Kontamination und/oder Gesundheitsschäden gekommen ist. Diese Liste gibt einen Überblick über die Geschehnisse mit Radioaktivität in kerntechnischen Anlagen (z. B. AKW, Forschungslabore), die anhand der International Nuclear Event Scale (INES) als ≥ 3 eingestuft worden sind. Diese Skala wurde von der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO) eingeführt, um eine weltweite Standardisierung in der Meldung von Stör- und Unfällen zu erlangen.
Da die INES erst Anfang der 90er Jahre eingeführt wurde, sind nicht alle früheren Ereignisse nach dieser Skala eingestuft.
Leichte Störfälle sind z. B. in Störfälle in deutschen Atomanlagen beschrieben.
Kernwaffentests finden sich in der Liste der Kernwaffentests und in der Kategorie:Kernwaffentest.
1950er
- Chalk River, Kanada
- 12. Dezember 1952 – Der erste ernste Reaktorunfall ereignete sich in einem NRX-Reaktor in Chalk River in der Nähe von Ottawa, Kanada. Während eines Tests wurde durch Fehlbedienungen, Missverständnisse zwischen Operator und Bedienpersonal, falsche Statusanzeigen im Kontrollraum, Fehleinschätzungen des Operators und zögerliches Handeln der Reaktorkern bei einer partiellen Kernschmelze zerstört. Dabei warf eine Knallgas-Explosion im Reaktorkern die Kuppel eines vier Tonnen schweren Helium-Gasbehälters 1,2 m hoch, wo sie im Aufbau stecken blieb. Durch die Explosion wurden mindestens 100 TBq an Spaltprodukten in die Atmosphäre freigesetzt. Bis zu vier Millionen Liter mit etwa 400 TBq langlebigen Spaltprodukten radioaktiv kontaminiertes Wasser wurden aus dem Keller des Reaktorcontainment in eine sandige Sickergrube gepumpt, um eine Kontaminierung des nicht weit entfernten Flusses Ottawa zu verhindern. Der beschädigte Reaktorkern wurde vergraben. Der spätere US-Präsident Jimmy Carter, damals Nukleartechniker in der Navy, half bei den mehrere Monate dauernden Aufräumarbeiten. Der Reaktor ging erst zwei Jahre später wieder in Betrieb. [1]
- Kyschtym, Russland
- 29. September 1957 – Auch bekannt als Unfall von Majak. Die dortige Wiederaufbereitungsanlage lagerte ihre Abfallprodukte in großen Tanks. Durch den radioaktiven Zerfall der Stoffe entsteht Wärme, weswegen diese Tanks ständig gekühlt werden müssen. Nachdem im Laufe des Jahres 1956 die Kühlleitungen eines dieser 250 m³ fassenden Tanks undicht geworden waren, und deshalb die Kühlung abgestellt wurde, begannen die Inhalte dieses Tanks zu trocknen. Ausgelöst durch einen Funken eines internen Messgerätes explodierten die enthaltenen Nitratsalze und setzten große Mengen an radioaktiven Stoffen frei (INES 6). Die Belastung der Gegend um Kyschtym, Russland entsprach nahezu der doppelten Menge des Tschernobyl-Unfalls. Da die Kontamination sich lediglich auf den Ural beschränkt, schlugen Messgeräte in Europa nicht Alarm (vergleiche Tschernobyl-Unfall), wodurch der Unfall 30 Jahre vor der Weltöffentlichkeit geheim gehalten werden konnte. Hauptartikel Majak

- Windscale bzw. Sellafield, Vereinigtes Königreich
- 7. bis 12. Oktober 1957 – Im Kernreaktor Pile No. 1 in Windscale bzw. Sellafield nahe Liverpool heizten Techniker den Reaktor an, um die so genannte Wigner-Energie aus dem als Moderator dienenden Graphit zu glühen. Bei dem Reaktor handelte es sich um einen von zwei luftgekühlten und graphitmoderierten Reaktoren. Sie werden mit Uran betrieben und dienen dazu, Plutonium für Atomwaffen herzustellen. Der verwendete Reaktortyp war noch sehr primitiv und eher als Aufhäufung denn als Atomreaktor zu bezeichnen. Sie werden durch einen von riesigen Lüftern erzeugten Luftstrom gekühlt. Am Morgen des 7. Oktober 1957 wurde der Reaktor kontrolliert heruntergefahren und die Luftkühlung abgestellt. Der Reaktor wurde danach im unteren Leistungsbereich wieder angefahren. Die Techniker stellten einen Temperaturabfall anstelle eines Temperaturanstiegs fest. Um die Wigner-Energie schneller beseitigen zu können, wurde der Reaktor am nächsten Tag in einen nicht erlaubten Leistungsbereich gefahren. Die Techniker saßen allerdings einem Trugschluss auf: Im normalen Betrieb waren die Temperaturspitzen und die Messung der selbigen in ganz anderen Regionen als während des Ausglühens. In nicht kontrollierten Bereichen fing das Graphit deshalb an zu brennen. Das Feuer und der Rauch wurden nur am Anfang gefiltert. Danach konnte die Radioaktivität nach außen gelangen. Blaue Flammen schlugen aus dem hinteren Bereich des Reaktors. 750 TBq gelangten in die Atmosphäre. Das Feuer brannte vier Tage und verbrauchte einen Großteil des Graphitmoderators. Den Technikern gelang es nicht, die 150 Kernbrennstäbe aus dem Reaktor zu ziehen. Stattdessen schlugen sie eine Feuerschneise, indem sie benachbarte Stäbe herauszogen. Als letzte Konsequenz wurde der Reaktor mit Wasser geflutet. Diese Flutung war sehr gefährlich, da das Wasser durch die hohe Temperatur hätte verdampfen können. Dies hätte infolge chemischer Reaktionen zu einer Explosion geführt. Das Wasser erstickte glücklicherweise das Feuer. Einem Bericht zufolge konnten radioaktive Gase in die Atmosphäre entweichen. Diese waren vor allem Jod, Krypton und Xenon. Die Milcherzeugung in einem Gebiet von 520 km² wurde verboten. In den folgenden Jahren wurden Reaktor Nr. 1 und 2 abgeschaltet. Mit der völligen Stilllegung der abgeschalteten Reaktoren wurde 1990 begonnen, und erst 1999 beendet. Der Unfall, der im Ausmaß dem von Three Mile Island ähnlich ist und von der IAEO als INES 5 eingestuft wurde, wird später für Dutzende von Krebstoten verantwortlich gemacht. Hauptartikel Windscale-Brand.
- Simi Valley, Kalifornien, Vereinigte Staaten
- 26. Juli 1959 – Im Santa Susana Field Laboratory in Kalifornien gab es in einem mit Natrium gekühlten Reaktor eine partielle Kernschmelze. [2]
- Knoxville, Tennessee, Vereinigte Staaten
- 20. November 1959 – In der radiologisch-chemischen Fabrik Oak Ridge National Laboratory in Tennessee gab es während der Dekontamination der Arbeitsanlagen eine chemische Explosion. Es wurden insgesamt 15 Gramm 239Plutonium freigesetzt. Das Plutonium verursachte bei der Explosion eine erhebliche Kontaminierung des Gebäudes, der angrenzenden Straßen und den Fassaden von angrenzenden Gebäuden. Man glaubt, dass die Explosion durch den Kontakt von Salpetersäure mit Phenol-haltiger Dekontaminierungsflüssigkeiten ausgelöst wurde. Ein Techniker hatte vergessen, einen Verdampfer mit Wasser zu reinigen und so frei von Dekontaminierungsflüssigkeiten zu machen. Flächen, die nicht dekontaminiert werden konnten, wurden mit einer auffälligen Warnfarbe gekennzeichnet oder einbetoniert. Die Behörden von Oak Ridge begannen, im Umgang mit radioaktiv-chemischen Materialien ein Containment zu benutzen. Seither wurden keine weiteren Mitarbeiter verletzt.
1960er
- Idaho Falls, Idaho, Vereinigte Staaten
- 3. Januar 1961 – In der National Reactor Testing Station Idaho erlitt der experimentelle SL-1 Reaktor einen kritischen Vorfall mit einer Dampfexplosion und schwerer Freisetzung radioaktiven Materials, bei dem drei Arbeiter getötet wurden. Mit Ausnahme von 131Iod blieb die Verbreitung der Strahlung auf eine Fläche von 12.000 m² begrenzt. Im Umkreis von 30 km um den Reaktor ist die Kontamination der Vegetation durch 131Iod etwa 100 Mal so hoch wie die natürliche Strahlungsintensität. Selbst 80 km entfernt ist die Belastung der Vegetation noch doppelt so hoch, unter anderem auch in einem Landschaftsstreifen entlang des Snake River nahe Burley und American Falls. Der transportable Reaktor hatte manuell betätigbare Steuerstäbe. Das Bewegen eines einzigen Stabes könnte den Kritikalitätsvorfall ausgelöst haben. Es war bekannt, dass sich die Stäbe im leichten Aluminiumgehäuse verklemmen konnten. Einige Ermittler glaubten, dass eine solche Stange feststeckte und sich plötzlich löste, was den Unfall ausgelöst haben soll. Die Ermittler haben nie herausgefunden, warum der Stab entfernt wurde. Ein Arbeiter wurde von einem Steuerstab an der Decke aufgespießt gefunden. Der Stab wurde anscheinend vom Dampfdruck herausgeschleudert. Der Unfall wurde von Arbeitern entdeckt, die sich außerhalb des Reaktorgebäudes befanden, als Strahlungs- und Übertemperaturalarm die Rettungskräfte alarmierte. Diese fanden Dosisleistungswerte, die noch hundert Meter vom Reaktorgebäude entfernt 2 mSv/h überschritten. Die Rettungsmannschaft konnte zuerst weder ein Feuer noch die Arbeiter finden, aber sie fanden Strahlungswerte von etwa 10 mSv/h innerhalb des Reaktorgebäudes. Einer der drei Arbeiter konnte aus dem Gebäude geborgen werden, starb aber ein paar Stunden später. Die Leichen der beiden Anderen blieben über Tage im Gebäude, während hunderte Rettungskräfte versuchten, eine Rettungsaktion durchzuführen. Von diesen Rettungskräften erhielten laut einem Bericht der Atomenergiekommission der USA 22 eine Äquivalentdosis in der Größenordnung von 30 bis 270 mSv. Der Reaktor wurde demontiert und der 12 t schwere Reaktorkern und das Druckgefäß einige Monate später entfernt.
- Charlestown, Rhode Island, Vereinigte Staaten
- 24. Juli 1964 – Bei einem Unfall in einer Fabrik für nukleare Brennelemente in Charlestown starb ein Mensch.
- Monroe, Michigan, Vereinigte Staaten
- 5. Oktober 1966 – Aufgrund einer Fehlfunktion des Natrium-Kühlsystems im Enrico Fermi demonstration nuclear breeder reactor am Ufer des Eriesees kam es zu einer partiellen Kernschmelze, bei der keine Strahlung aus dem Containment austrat. Der Reaktorkern bestand aus 105, mit Zirkonium verkleideten Stiften bestehenden, Uranoxid-Brennelementen (uranium oxide fuel assemblies). Der Unfall wird einem Stück Zirkonium zugeschrieben, das einen Flussregler (flow-guide) im Natrium-Kühlsystem blockierte. Das Reaktorgebäude wurde durch Sensoren automatisch isoliert, kein Personal war zu diesem Zeitpunkt im Gebäude. Mitarbeitern gelang es den Reaktor manuell abzuschalten. Zwei der 105 Brennelemente schmolzen, aber außerhalb des Auffangbehälters wurde keine Strahlung gemessen. Der 200-MW Reaktor lief im Oktober 1970 wieder mit voller Leistung. Dieser Vorfall lieferte die Grundlage für die umstrittene Polemik We Almost Lost Detroit von John G. Fuller.
- Lucens, Schweiz
- 21. Januar 1969 – Beim Versagen des Kühlmittels eines experimentellen nuklearen Reaktors im Kanton Waadt gab es im Reaktor (der ähnlich wie der NRX-Reaktor aufgebaut ist) eine partielle Kernschmelze. Anfang des Jahres 1968 gab es eine Prüfung des Reaktors. Im April/Mai wurde er in Betrieb genommen, allerdings anschliessend bis Januar des nächsten Jahres wieder abgeschaltet. Während dieses Stillstandes lief das Kühlmittel (Sperrwasser = Dichtungsbestandteil) in den Kühlkreis des Reaktors. Die aus Magnesium bestehenden Umhüllungsrohre korrodierten. Als der Reaktor im Januar 1969 wieder in Betrieb genommen wurde, behinderten die Korrosionsprodukte die Kühlung. Der Brennstoff überhitzte und mehrere Brennstäbe schmolzen. Ein ganzes Bündel Brennstäbe geriet in Brand und brachte den Reaktortank zum bersten. Kohlendioxid und Schweres Wasser (Moderator) traten in die Reaktorkaverne aus. Da die erhöhte Radioaktivität bereits etwas früher gemessen wurde, konnten die Arbeiter evakuiert und die Kaverne isoliert werden. Es wurde eine größere Menge Strahlung in der Reaktorkaverne freigesetzt. Die radioaktiven Trümmer konnten erst Jahre später aus dem Stollensystem geräumt werden. Die Kaverne enthielt nach wie vor eine große Menge radioaktiven Materials, wurde aber so verschlossen, das vorerst keine Strahlung in die Umwelt gelangen konnte. Die Aufräumarbeiten dauerten bis Mai 1973. Die Trümmer wurden in versiegelten Behältern auf dem Gelände gelagert, bis sie 2003 ins zentrale Zwischenlager in Würenlingen (ZWILAG) abtransportiert wurden.
- Rocky Flats, Idaho, Vereinigte Staaten
- 11. Mai 1969 – In einem Container mit 600 t feuergefährlichem Material kam es zu einer spontanen Entzündung von Plutonium. Das Feuer verbrannte 2 t des Materials und setze Plutoniumoxid frei. Durch die Entnahme von Bodenproben im Umfeld der Anlage stellte man fest, dass die Gegend mit Plutonium kontaminiert wurde. Da sich die Betreiber der Anlage weigerten Untersuchungen einzuleiten, wurden die Proben im Rahmen einer nicht offiziellen Untersuchung entnommen.[3]
1970er
- Windscale bzw. Sellafield, Vereinigtes Königreich
- 1973 – In der Wiederaufbereitungsanlage kam es in einem Behälter zu einer exothermen Reaktion. Hierdurch wurde ein Teil der Anlage radioaktiv verstrahlt. Auf Grund der Verstrahlung wurde dieser Unfall mit INES 4 eingestuft[4].
- Greifswald, Deutschland (DDR)
- 7. Dezember 1975 – Ein Elektriker wollte seinem Lehrling zeigen, wie man elektrische Schaltkreise überbrückt. Dabei kam es zu einem Kurzschluss auf der Primärseite des Block-Trafos des Blocks 1, durch den entstehenden Lichtbogen brach ein Kabelbrand aus. Das Feuer im Hauptkabelkanal zerstörte die Stromversorgung und die Steuerleitungen von 5 Hauptkühlmittelpumpen (6 sind für einen Block in Betrieb). Eine Kernschmelze hätte drohen können, da Reaktor 1 nicht mehr richtig gekühlt werden konnte. Das Feuer konnte jedoch durch die Betriebsfeuerwehr schnell unter Kontrolle gebracht und die Stromversorgung der Pumpen provisorisch wieder hergestellt werden, da sofort nach Auftreten des Brandes Gegenmaßnahmen ergriffen wurden und die Betriebsmannschaft zu jeder Zeit des Unfalls die richtigen Entscheidungen traf. Nach dieser Beinahe-Katastrophe wurde der Brandschutz innerhalb des Kraftwerks erheblich verstärkt und die "Räumliche Trennung" bei sicherheitsrelevanten Einrichtungen eingeführt; so erhielt jede Hauptkühlmittelpumpe ihre separate Stromversorgung. Der Fall wurde erst nach der Wende 1989 im Fernsehen publik gemacht. Durch sowjetische Stellen wurde bereits wenige Stunden nach dem Zwischenfall die IAEO informiert, die diesen Unfall in INES 4 einstuften. Der 10%-Grenzwert der zulässigen Aktivitätsabgabe wurde nicht überschritten. Spätere Auswertungen der Vorgänge durch eine Regierungskommission und die Bestätigung der von der Kommission gezogenen Schlüsse durch die IAEO zeigen, dass eine erfahrene Betriebsmannschaft anlagenbedingte Schwachstellen (hier das fehlende Containment) ausgleichen kann. Dieser Unfall ist daher auch als Standard-Unfall-Szenario für WWER-440-Reaktoren in die Simulatorschulung in Greifswald nach 1990 eingeflossen.
- Three Mile Island, Pennsylvania, Vereinigte Staaten
- 28. März 1979 – In einem Kernkraftwerk bei Harrisburg führten Versagen von Maschinenteilen und Bedienungsfehler der Mannschaft zum Ausfall der Reaktorkühlung, wodurch es zur partiellen Kernschmelze und Freisetzung von 90 TBq an radioaktiven Gasen kam. Dieser Unfall ist bis heute der schwerste in einem kommerziellen Reaktor in den USA und wurde von der IAEO mit INES 5 eingestuft. Hauptartikel Three Mile Island
- Church Rock, New Mexico, Vereinigte Staaten
- 16. Juli 1979 - Beim Bruch eines Dammes, der ein Absetz- und Verdunsterbecken einer Uranmühle bildete, wurden ca. 460.000.000 Liter Wasser und etwa 1000 t Schlamm über das Land und in den Rio Puerco gespült. Der Schlamm enthielt radioaktive Stoffe wie Uran und Radium und war mit giftigen Metallen wie Cadmium, Mangan und Blei verseucht. Das Ausmaß der Katastrophe kann, auch noch Jahre nach dem Unglück, im Umkreis von bis zu 120 km nachgewiesen werden[5][6].
1980er
- Saint-Laurent, Frankreich
- 1980 - Durch einen partiellen Riss im Reaktorkern kam es zur Verstrahlung des Gebäudes (INES 4)[7].
- Tennessee, Vereinigte Staaten
- 11. Februar 1981 – Ein neuer Arbeiter öffnete versehentlich ein Ventil und mehr als 410.000 Liter radioaktive Kühlflüssigkeit flossen in das Reaktorgebäude des Tennessee Valley Authority Sequoyah 1 Atomkraftwerk. Acht Arbeiter wurden kontaminiert.
- Tsuruga, Japan
- 25. April 1981 – Mehr als 100 Arbeiter wurden während Reparaturarbeiten in einem Atomkraftwerk in Tsuruga, Japan Radioaktivität ausgesetzt.
- Buenos Aires, Argentinien
- 1983 - Durch das Vernachlässigen von Sicherheitsregelungen starb ein Operator während einer Modifikation des Reaktorkerns. Er befand sich nur wenige Meter entfernt und wurde mit ca. 20 Gy verstrahlt (INES 4)[8].
- Gore, Oklahoma, Vereinigte Staaten
- 6. Januar 1986 – In der Wiederaufbereitungsanlage Kerr-McGee in Gore, Oklahoma zerbrach ein Zylinder mit nuklearem Material nach unzulässiger Erhitzung. Ein Arbeiter starb, 100 mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden.
- Tschernobyl, Ukraine
- 26. April 1986 – Bei einem so genannten Super-GAU (INES 7) im Kernkraftwerk Tschernobyl in der Ukraine kam es zu einer Kernschmelze und in deren Folge zu einer Explosion. Große Mengen Radioaktivität wurden durch Freilegung und Brand des Reaktorkernes freigesetzt, die unmittelbare Umgebung wurde verstrahlt und darüber hinaus gab es zahlreiche direkte Strahlenopfer unter den Hilfskräften. Der s.g. Super-GAU konnte durch Radioaktivitätsmessungen und Fallout in Finnland und anderen europäischen Ländern nachgewiesen werden. Es wurde ein großräumiges Sperrgebiet eingerichtet und das Gebiet evakuiert. Nachweislich starben an den direkten Folgen des Unglückes 31 Liquidatoren. Bis 2004 waren weitere 19 Todesfälle unter den Arbeitern zu vermerken, bei denen aber einige nicht die Folge der Katastrophe waren. Eine Zahl von Krebserkrankungen und Erbschäden, die auf den Störfall zurückzuführen sind, ist nicht bekannt[9]. Hauptartikel Katastrophe von Tschernobyl
- La Hague, Frankreich
- 21. Mai 1986 – In der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague wurden 5 Arbeiter bei einem Unfall verstrahlt[10].
- Decatur, Georgia, Vereinigte Staaten
- 6. Juni 1988 – Die Firma Radiation Sterilizers in Decatur, Georgia berichtete vom Verlust von 137Caesium. 70.000 Behälter mit medizinischen Artikeln und Milchpackungen wurden zurückgerufen. Zehn Arbeiter werden kontaminiert, drei davon so schwer, dass sie durch die Kontaminationsverschleppung wiederum ihre Pkw und Häuser kontaminieren.
- Vandellòs, Spanien
- 1989 - Durch ein Feuer im Kernkraftwerk Vandellòs wurden die Sicherheitssysteme stark in Mitleidenschaft gezogen. Es kam aber zu keinem schwereren Unglück, der Vorfall wurde mit INES 3 (Ernster Störfall) eingestuft[11].
1990er
- Sewersk, Russland
- 6. April 1993 – In einem sibirischen Kernkraftwerk (u. a. genutzt für die Produktion von waffenfähigem Plutonium) wurden durch einen Unfall große Mengen radioaktiver Stoffe freigesetzt. In Folge wurden mehrere hundert Quadratkilometer verseucht, und die Einwohner der Stadt Sewersk (früher Tomsk-7) verstrahlt. Eine erhöhte Anzahl an Todesfällen durch Krebs wurde beobachtet, ebenso wurden mutierte Tiere und Pflanzen gemeldet.
- Tōkai-mura, Japan
- 30. September 1999 – In einer Brennelemente-Fabrik in Tōkai-mura, Japan befüllten Arbeiter einen Vorbereitungstank mit 16,6 kg Urangemisch (anstatt den vorgeschriebenen 2,3 kg). Daraufhin setzte eine unkontrollierte Kettenreaktion ein und Strahlung trat aus. Zwei der drei Arbeiter starben an der Strahlenkrankheit. Mindestens 150 Menschen wurden starker Radioaktivität ausgesetzt, darunter 81 Arbeiter, welche die Kettenreaktion stoppen wollten. Mehrere Hundert Anwohner wurden kontaminiert. Dieser Unfall wurde mit INES 4 eingestuft.
2000er
- Paks, Ungarn
- 10. April 2003 - Beim Reinigen von Brennstäben im Block 2 des Kernkraftwerkes wurde deren Umhüllung beschädigt. Dabei trat radioaktives Gas aus, das einen Unfall der Kategorie 3 nach INES verursachte. Es wurde niemand bei diesem Unglück verletzt. Hauptartikel Paks
- Windscale bzw. Sellafield, Vereinigtes Königreich
- 19. April 2005 - Nach dem schweren Unglück von 1957 gab es 2005 in Sellafield einen weiteren Zwischenfall (INES 3). Nach über 7 Monaten wurde ein Leck in der Wiederaufbereitungsanlage entdeckt, durch das ca. 83.000 Liter einer radioaktiven Flüssigkeit, bestehend aus Schwefelsäure, Uran und Plutonium, austraten. Die betroffene Halle wurde massiv verstrahlt, so dass ferngesteuerte Maschinen die Entsorgung der Flüssigkeit vornehmen mussten[12].
- Fleurus, Belgien
- 11. März 2006 - Ein Mitarbeiter wurde in einer Anlage der Firma Sterigenics, die Kobalt-60-Quellen nutzt um medizinische Geräte zu sterilisieren, mit etwa 4,6 Gy verstrahlt und musste medizinisch behandelt werden. Der Mitarbeiter betrat ohne Messgerät die Bestrahlungszelle für eine kurze Überprüfung, als die Anlage nicht aktiv war. In diesem Zustand sollten sich die Quellen eigentlich in einem Wassertank befinden. Anscheinend waren sie aber wegen eines hydraulischen Fehlers teilweise freigelegt. (INES: 4) [13]
Weblinks
- Offizielle Webseite der Internationalen Atomenergieorganisation
- Nuclear Events Web Based System der IAEO - Aktuelle Sammlung nuklearer Geschehnisse
- Presseauswertung zum Thema Atomunfälle
- Nuclearfiles.org Zusammenstellung von Nuklearunfällen einer Friedensinitiative (englisch)
Quellen
- ↑ Peter Jedicke: The NRX Incident, 1. Mai 2006
- ↑ California Energy Commission: Nuclear Plants in California, 1. Mai 2006
- ↑ nuclearfiles.org: Accidents 1960's, 18. Mai 2006
- ↑ IAEA: The International Nuclear Event Scale, 21. Mai 2006
- ↑ ask1.org: Harrisburg / Churchrock - Das China-Syndrom, 18. Mai 2006
- ↑ nuclearfiles.org: Accidents 1970's, 19. Mai 2006
- ↑ IAEA: The International Nuclear Event Scale, 21. Mai 2006
- ↑ IAEA: The International Nuclear Event Scale, 21. Mai 2006
- ↑ Tschernobyl-Forum: Chernobyl’s Legacy: Health, Environmental and Socio-Economic Impacts, 21. Mai 2006
- ↑ nuclearfiles.org: Accidents 1980's, 18. Mai 2006
- ↑ IAEA: The International Nuclear Event Scale, 21. Mai 2006
- ↑ ask1.org: Windscale / Sellafield – Strahlendes Beispiel Großbritannien, 18. Mai 2006
- ↑ IAEA: Overexposure of employee in irradiation facility, 18. Mai 2006