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Ludwig Gehre

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Ludwig Gehre (* 5. Oktober 1895 in ???; † 9. April 1945 im KZ Flossenbürg; hingerichtet, war ein Offizier und als Widerstandskämpfer an den Vorbereitungen eines Attentatsversuchs gegen Hitler beteiligt.

Leben

Über Elternhaus, Jugendzeit und Ausbildung des Ludwig Gehre sind in Nachschlagewerken keine näheren Angaben zu finden. Ludwig Gehre war zunächst als Geschäftführer eines Bauunternehmens tätig. 1928 veröffentlichte er eine Studie über Clausewitz; er dürfte zu dieser Zeit also schon seine Offizierslaufbahn bei der Reichswehr eingeschlagen haben.

Kontaktmann der Verschwörer

Fest steht, dass Gehre bei Beginn des Zweiten Weltkrieges als Hauptmann im Amt Ausland/Abwehr im Oberkommando der Wehrmacht unter Admiral Wilhelm Canaris tätig war. Dort bildete sich bereits 1939 eine Gruppe, die das nationalsozialistische Regime beseitigen und den Krieg beenden wollte. Zu diesem Kreis um Ludwig Beck, Wilhelm Canaris, Hans von Dohnanyi, Hans Oster und Dietrich Bonhoeffer gehörte auch Ludwig Gehre.

Als die militärischen Oppositionellen um Henning von Tresckow im März 1943 Vorbereitungen zu einem Attentat auf Hitler trafen, war Gehre eingeweiht. Im Januar 1944 wurde Helmuth James Graf von Moltke verhaftet und im März 1944 musste auch Gehre untertauchen, weil die Gestapo nach ihm fahndete.

Schon vorher hatte Claus Graf Schenk von Stauffenberg seine Mitverschworenen angewiesen, jeden Kontakt zu Gehre abzubrechen, weil dieser überwacht werde. Gehre zeigte sich darüber sehr verletzt und drohte für den Fall seiner Verhaftung damit, er werde bei der Gestapo über die Verschwörung reden. Mit dieser Drohung wollte er Stauffenberg unter Druck setzen, den Umsturzversuch endlich in Gang zu setzen. [1]

Nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944 wurde die Fahndung nach ihm intensiviert. Gehre konnte sich jedoch mehrere Wochen lang gemeinsam mit seiner Ehefrau verborgen halten; einige Tage fand er dabei auch Unterschlupf bei Bernhard Lösener. Als er sich am 2. November 1944 von der Gestapo entdeckt sah, erschoss er seine Frau und richtete dann den Revolver auf sich. Er überlebte jedoch schwer verletzt. [2]

Nachdem am 3. Februar 1945 das Gebäude des Reichssicherheitshauptamtes in der Prinz-Albrechtstrasse in Berlin zerstört worden war, wurde Gehre zusammen mit Bonhoeffer in das Konzentrationslager Buchenwald verbracht. Von dort wurde er in das KZ Flossenbürg überstellt und dort am 9. April 1945 aufgrund einer SS-Standgerichtsverhandlung ermordet. Die an diesem scheinlegalen Standgericht Beteiligten wurden nach dem Kriege wegen Beihilfe zum Mord verurteilt.

Belegstellen

  1. Otto John: Falsch und zu spät. Der 20. Juli 1944. München 1984, S. 41
  2. Eine andere Abfolge der Flucht ist im Urteil gegen die Richter des Standgerichts dargestellt: [[1]]

Literatur

  • Lexikon des Widerstandes 1933-1945, hrsg. von Peter Steinbach / Johannes Tuchel, München 1994, ISBN 3-406-37451-4
  • Winfried Heinemann: Der militärische Widerstand und der Krieg. In: Das Deutsche Reich und der Krieg. Herausgegeben vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt. Band 9.1, München 2004, ISBN 3-421-06236-6
  • Otto John: Falsch und zu spät. Der 20. Juli 1944. München und Berlin 1984, ISBN 3-7788-1317-3