Britische Antiterroraktion vom 10. August 2006
Wohl keine URV; meiner Meinung nach aber besser bei Wikinews aufgehoben. --Kantor Hæ? 22:07, 10. Aug 2006 (CEST)

Laut Polizeiangaben vereitelte Scotland Yard durch die Britische Antiterroraktion vom 10. August 2006 einen vermutlich großen Terroranschlag. Selbstmordattentäter wollten demnach mehrere Flugzeuge auf dem Weg von Großbritannien in die Vereinigten Staaten mittels Flüssigsprengstoff zur Explosion bringen. In Großbritannien wurden mehrere Verdächtige festgenommen. Als Reaktion wurden weltweit vor allem für Flüge in die Vereinigten Staaten die Sicherheitsmaßnahmen erhöht, insbesondere wurden die Bestimmungen für erlaubte Gegenstände im Handgepäck verschärft.
Ereignisse
Hinweise zu den terroristischen Plänen
Einer Stellungnahme des britischen Innenministers John Reids zufolge, die vom Newsservice des Metropolitan Police Service verbreitet wurde, hat die britische Polizei in Zusammenarbeit mit dem britischen Inlandsgeheimdienst MI5 mehrere Terroranschläge auf Flugzeuge vereitelt, die, wie verlautet, vermutlich von Großbritannien in Richtung der Vereinigten Staaten starten und dann in der Luft zur Explosion gebracht werden sollten. Der Sprengstoff sollte per Handgepäck ins Flugzeug geschmuggelt werden. Scotland Yard sprach von einem geplanten „Massenmord unvorstellbaren Ausmaßes“. Diese Anschläge konnten laut CNN in einer großen, „monatelang“ vorbereiteten Anti-Terror-Aktion von Polizei und Geheimdiensten vereitelt werden. Laut Sky News sollten sechs Flugzeuge gesprengt werden, darunter laut CNN Flüge von United, American und Continental Airlines nach New York, Washington und Kalifornien.
Die Vereitelung
In der Nacht vom 9. auf den 10. August wurden 25 Tatverdächtige festgenommen. Um zwei Uhr früh verfügte die Arbeitsgruppe der Polizei für die Analyse terroristischer Gefahren (Joint Terrorism Analysis Centre), die Terrorwarnstufe auf die höchste Stufe zu setzen: „Critical“, was bedeutet, dass die Gefahr von Terroranschlägen akut gegeben ist. Unmittelbar darauf wurden die Sicherheitsvorkehrungen an den Flughäfen verstärkt: Handgepäck ist – auf Anweisung der britischen Regierung – bis auf weiteres in Flügen von und nach Großbritannien nicht mehr erlaubt; auch Laptops, Handys, Brillenetuis und MP3-Player dürfen nicht mehr mit an Bord genommen werden. Selbst Babymilch und -nahrung muss vor den Augen der Sicherheitsbeamten von den Passagieren probiert werden.
Der Flughafen Heathrow wurde teilweise geschlossen. Die britische Polizei warnte daher vor schweren Störungen im Flugverkehr, bat aber die Bevölkerung, ihren normalen Tagesgeschäften nachzugehen.
Festnahmen
24 Tatverdächtige wurden in der Nacht vom 9. auf den 10. August festgenommen, vier davon jedoch kurze Zeit später wieder freigelassen. Die restlichen 21 Personen wurden laut Polizeiangaben hauptsächlich in London, aber auch in Thames Valley und Birmingham festgenommen. Der amerikanische Geheimdienst erklärte, bei dem versuchten Anschlag seien bis zu 50 Personen beteiligt gewesen.
Nach den Polizeirazzien wurden von der Bank of England Konten von bis zu 19 Verdächtigten eingefroren,[1] ihre Namen und ihr Alter wurden ebenfalls veröffentlicht, sie alle leben in Großbritannien.[2] Sämtliche Verdächtige sind Muslime. Die Mehrzahl besitzt die pakistanische Nationalität, ist jedoch in Großbritannien im Milieu der Mittelschicht aufgewachsen. Zwei der Verdächtigen sind hingegen britische Islam-Konvertiten.
Laut Medienberichten ist unter den Verhafteten ein führender Kopf der al Qaida.
Internationale Zusammenarbeit
Die britische Polizei sprach bei der Festnahme der Verdächtigen von einer Kooperation zwischen britischen und ausländischen Polizeiorganisationen und Geheimdiensten.
Weltweite Reaktionen
Sicherheitsmaßnahmen weltweit
Die Sicherheitsmaßnahmen an deutschen Flughäfen wurden durch das Bundesinnenministerium weiter erhöht. Was dies bedeute, wurde nicht erklärt, aber Reisende wurden dazu aufgefordert, frühzeitig bei den Sicherheitskontrollen zu erscheinen.
Desweiteren wurden in vielen Ländern verstärkte Kontrollen durchgeführt.
Folgen für Flugreisende
Die Deutsche Lufthansa hatte am Morgen alle Flüge nach Großbritannien bis 14:00 Uhr ausgesetzt. Ryanair setzte rund 100 Flüge aus. Später gab die Lufthansa bekannt, alle Flüge aus Deutschland zum Londoner Flughafen Heathrow würden bis 20 Uhr gestrichen. 33 Flüge der Airline mit 5.000 Passagieren waren nach laut Auskunft einer Lufthansa-Sprecherin vom Nachmittag davon in Deutschland betroffen. Auch weitere europäische Fluggesellschaften strichen Flüge in das Vereinigte Königreich. Auch in anderen Ländern wurden viele Flüge ersatzlos gestrichen.
Gleichzeitig verkaufte der Eurostar binnen kürzester Zeit 2.300 Tickets.
Handgepäck
Für Flugreisende in Großbritannien gelten neue Sicherheitsbestimmungen. Handgepäck ist bis auf weiteres – auf Anweisung der britischen Regierung – in Flügen von und nach Großbritannien nicht mehr erlaubt; auch Laptops, Handys, Brillenetuis und MP3-Player dürfen nicht mehr mit an Bord genommen werden. Selbst Babymilch und -nahrung muss vor den Augen der Sicherheitsbeamten von den Passagieren probiert werden. Es dürfen insbesondere keine Flüssigkeiten und Geld in das Handgepäck gepackt werden. Dieses Verbot erstreckt sich auch über Waren aus dutyfree-shops hinter den Sicherheitskontrollen.
Die Einschränkungen zum Handgepäck wurden auch in anderen Ländern angeordnet. Es wird vermutet, dass diese Regelungen nicht nur vorrübergehend gelten werden, sondern dass es zu einem dauerhaften Verbot des Mitführens von Flüssigkeiten im Handgepäck führen wird.
Ökonomische Reaktionen
Die Börsen reagierten auf die Nachricht von den geplanten Terroranschlägen mit kurzfristigen Kurseinbrüchen. Vor allem Aktien von British Airways und anderer britischer Touristikunternehmen waren von den Abwertungen betroffen.
Kritik
Kritiker bemängeln, dass selbst ohne Flüssigkeiten im Handgepäck andere Szenarien eines Terroranschlages denkbar sind und zweifeln den Sicherheitsgewinn der eingeleiteten Maßnahmen an. Insbesondere die Tatsache, dass man sogar oftmals nach den Sicherheitskontrollen in den Duty-Free-Shops hochprozentigen Alkohol oder scharfe und spitze Gegenstände (Brieföffner) kaufen kann, hat zu Kritik an der Sicherheitspolitik an Flughäfen geführt.
Andere Kritiker bemängeln, dass die von den Geheimdiensten vorgelegten Informationen für die breite Öffentlichkeit nicht überprüfbar sind. Infolgedessen läßt sich nicht zweifelsfrei nachvollziehen, wie groß die Bedrohung wirklich war.
Siehe auch
Seit dem 7. Juli 2005 wurden laut britischen Sicherheitskräften bereits vier terroristische Verschwörungen vereitelt.
Quellen
- ↑ Bank of England: Bank of England: Terrorist Financing, 11. August 2006
- ↑ BBC. 'Air plot' suspects: Names released, 11. August 11