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Allaussöhnung

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Allaussöhnung bezeichnet eine Auslegung der Bibel, nach der sich letztlich Gott mit den Menschen und die Menschen sich mit Gott versöhnen werden, also eine gegenseitige Versöhnung aller Geschöpfe mit dem Schöpfer, die nach diesem Verständnis erst durch die Kreuzigung und Auferstehung Jesu Christi möglich wurde.


Begriffsklärung

Allaussöhnung ist nicht (völlig) identisch mit Allversöhnung, christlichem Universalismus oder Apokatastasis ("Wiederbringung Aller" (WA); griechisch: Apokatastasis panta), obwohl die Begriffe oft synonym verwendet werden.

  1. Allaussöhnung – Die Lehre einer Allaussöhnung stützt sich auf die neutestamentliche Aussage, dass Gott in Zukunft das All mit sich aussöhnen wird. (Kol. 1:20). Zentral in diesem Zitat ist der Verb aussöhnen von allem (gr. apokatallasso pas), im Gegensatz zu versöhnen (gr. katallasso) oder sühnen (gr. hilaskomai). "Apokatallasso pas" kann nach Wortteilen übersetzt mit "Herab-ab-ändern des Alls" wiedergegeben werden. Mit "pas" kann nur die Menschheit gemeint sein, da eine Versöhnung mit leblosen Dingen unmöglich ist. In einigen Übersetzungen wird statt dessen auch die grammatikalisch wörtliche Übersetzung "Alles" verwendet.
  2. Allversöhnung – Der auch oft fälschlicherweise synonym verwendete Begriff Allversöhnung wird dabei einseitig gesehen und nach folgender Stelle als schon geschehen betrachtet: "Denn wenn wir, als wir Feinde waren [also als Nichtchristen], mit Gott durch den Tod Seines Sohnes versöhnt (gr. katallasso) wurden, wieviel mehr werden wir, nun versöhnt (gr. katallasso), in Seinem Leben gerettet werden!" (Römer 5:10). Von Aussöhnung kann demnach erst bei einer beidseitigen Versöhnung gesprochen werden; Allversöhnung ist in diesem Sinn die schon geschehene Vorbereitung der Allaussöhnung.
  3. Apokatastasis – Der Begriff Wiederbringung Aller oder Apokatastasis entstammt Apostelgeschichte 3:21 "Ihn (Jesus) muss der Himmel aufnehmen bis auf die Zeit, da alles wiedergebracht wird, wovon Gott geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten von Anbeginn". Im Unterschied zur Allaussöhnung, die von einem noch einzigartigen Endzustand ausgeht (also nicht von einer Wiederbringung redet), spricht diese Stelle nach Meinung vieler Ausleger von der Wiederherstellung der Theokratie im 1000-jährigen Reich. Die Verkündung der Allaussöhnung wird statt dessen vor allem bei dem Apostel Paulus gesehen, der daher auch von der Enthüllung eines Geheimnisses redet (z.B. Römer 16:25 ff).

Begründung anhand der Bibel

Die Lehre der Allaussöhnung befasst sich mit der Ausgang der Menschheitsgeschichte und sieht diese als Heilsgeschichte, durch die Gott Sein Heil bewirkt.

Zielbeschreibung

Nach dieser Auslegung ist die Allaussöhnung geschehen, wenn sich erfüllt hat: "Alles hat sich Christus untergeordnet" (1. Kor. 15:25-28, siehe auch Kol. 1:15-17; Eph. 1:9,10,20-23, Phil. 3:21), "damit in dem Namen Jesu sich jedes Knie beuge" und jede Zunge huldige: "Herr ist Jesus Christus, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters" (Phil. 2:11, Jes. 45:23-24), was nur in Heiligem Geist möglich ist (1. Kor. 12:3). Diese Ausleger wollen sich darin auf "den lebendigen Gott verlassen, welcher der Retter aller Menschen ist" (1. Tim. 4:10, siehe auch 1. Tim. 2:4).

Grundlage

Aus Sicht der Befürworter wurde die Allaussöhnung also erst durch den Tod und die Auferstehung Jesu möglich (was nur deswegen so bedeutungsschwer ist): "Demnach nun, wie es durch die eine Kränkung Adams für alle Menschen zur Verurteilung kam, so kommt es auch durch den einen Rechtsspruch durch Jesu Tod für alle Menschen zur Rechtfertigung des Lebens" (Römer 5:18; 1. Kor. 15:22). Das Handeln Gottes wird in diesem Heilsverständnis als ausschlaggebend gesehen, und umschliesse auch den Widerspruch der Menschen auf dem Weg hin zum Ziel.

Verlauf der Heilsgeschichte aus Sicht der Allaussöhnung

Als Weg zu diesem Ziel Gottes wird für bis dahin ungläubig gebliebene Menschen das letzte Gericht gesehen. Diese würden nach Offenbarung 20:11 ff. auferstehen, um vor dem "großen weißen Thron" gerichtet zu werden, entsprechend ihrer Werke (Offb. 20:13). Gericht wird dabei im Sinn einer "Ausrichtung", "Richtigens" oder "Rechtmachens" als eine Maßnahme ausgelegt, durch die nach göttlicher Rechtsnorm, aufgrund der Gerechtigkeit Gottes, die Zurechtbringung des Menschen erfolge (Ps.82:3; Sach.7:9; 5.Mose 16:18; Ps.37:33, Joh.5:22f.). Sie würden dort Jesus als Ihren Herrn erkennen können und glauben (=vertrauen) Ihm damit. Nach diesem Gericht kämmen sie in den zweiten Tod: den See des Feuers (Offb. 20:15). Anhänger der Allversöhnung sehen in der Bibel keinen Zusammenhang von Qualen für Menschen mit dem zweiten Tod (die Vorstellung der Hölle wird von ihnen als unbiblisch abgelehnt). Oft wird "Feuersee" dabei als Bild für die reinigende Präsenz Gottes ausgelegt; denn in u.a. Heb. 12:29 ist die Rede davon, dass Gott selbst "verzehrendes Feuer" ist. Der zweite Tod aus dem Buch Offenbarung dauere den letzten Äon an (Offb. 21). Nach dem Abschluss aller Äonen werde auch dieser Tod, als letzter aller Feinde Gottes, unwirksam gemacht (1. Kor. 15:26) und somit dieser Zustand beendet. Dann werde Gott "alles in allen sein" (1. Kor. 15:28).

Geschichte

Die grundsätzliche Sicht der Allaussöhnung hat im Christentum durchaus Tradition, gleichwohl die biblische Begründung nicht immer in allen Punkten gleich war; verbunden hat entsprechende Ausleger aber die Ablehnung der Lehre der Hölle (endlose Qual) bzw. der Vernichtungslehre der Zeugen Jehovas (endloser Tod).

Apokatastasis wurde zuerst ausdrücklich in Alexandria von Clemens von Alexandria und dem Kirchenvater Origenes (185-254 n. Chr.) gelehrt. Origenes meinte beispielsweise: "Und ich bin der Überzeugung, dass er (Gott) die Lasterhaftigkeit auch in geordneter Weise (einmal) ganz und gar vertilgt, zum Heile des Ganzen." und "Wie es bei den körperlichen Krankheiten und Wunden einige gibt, die durch keine ärztliche Kunst geheilt werden können, so ist es andererseits, wie wir behaupten, unwahrscheinlich, dass bei den Seelen ein von der Sünde herstammendes Gebrechen vorhanden sei, das unmöglich von der über allen waltenden Vernunft und von Gott geheilt werden könnte."

Im vierten Jahrhundert wurde diese Lehre von einigen Kirchenvätern, wie (Gregor von Nyssa, Didymus der Blinde, Diodor von Tarsus und Theodor von Mopsuestia) gelehrt. Durch Theodor von Mopsuestias Liturgie wurde sie in der Assyrischen Kirche des Ostens übernommen, wo sie bis heute zur Lehre gehört.

Die Kirche bezog aber eine gegenteilige Stellung und tolerierte eine offene Meinungsäußerungen in dieser Richtung nicht mehr: 543 wurde in der Synode von Konstantinopel ausgehend von Justinians ""Liber adversus Origenem" und dessen Anhang Edikt contra Origenes die Sicht des Origenes in der Synode von Konstantinopel verflucht und gleichzeitig die auch aufkommende Lehre von einer Hölle im Christentum etabliert: "Wenn einer sagt oder meint, die Bestrafung der Dämonen und der gottlosen Menschen sei zeitlich und werde zu irgendeiner Zeit ein Ende haben oder es werde eine Wiedereinbringung von Dämonen oder gottlosen Menschen geben, der sei verflucht." Im zweiten Konzil von Konstantinopel, wurde das 553 bestätigt: "Wer behauptet, die himmlischen Mächte, alle Menschen, der Teufel und die bösen Geister würden sich [schließlich] mit Gott untrennbar [wieder] vereinen, so wie jener göttliche Geist, den sie Christus nennen, der von göttlicher Gestalt war und sich, wie sie sagen, entäußerte [Phil. 2,6 f], und dadurch werde es ein Ende des [jetzt noch gespaltenen] Königtums Christi geben - den treffe der Bannfluch!" Auch im Athanasischen Glaubensbekenntnis aus dem 6. Jahrhundert wird Andersdenkenden mit "ewigem Feuer" gedroht.

Fast 500 Jahre dauerte es, bis beispielsweise Anselm von Canterbury (um 1033 bis 1109) schrieb, dass "göttliche Güte so groß ist, wie sie größer nicht gedacht werden kann" und dass Gottes Gerechtigkeit mit grenzenloser Barmherzigkeit gleichgesetzt werden müsse.

Stärkere Verbreitung fand die Sicht der Allaussöhnung erst wieder in der Folge der Aufklärung, z.B. bei Johann Kaspar Lavater. Im Pietismus vertraten Michael Hahn (gest. 1819) und Friedrich Christoph Oetinger (gest. 1782) die Allaussöhnung. Ferner haben sich Männer wie Johann Albrecht Bengel (gest. 1752), Jung-Stilling (gest. 1817) und die beiden Blumhardts, Vater (gest. 1880) und Sohn (gest. 1919) zur Allaussöhnung bekannt, ebenso wie "der Bund gläubiger Lehrer und Akademiker" (Walter M. Borngräber, Adolph Heller, Karl Geyer), Adolph Ernst Knoch, Andrew J. Jukes, Theodor Böhmerle und der Bibelübersetzer Fritz H. Baader.

Obgleich mittlerweile wieder in vielen unterschiedlichen christlichen Gemeinden aller Art Christen die Aussöhnung des Alls sehen, bekennen sich nur relativ wenig Gruppen geschlossen dazu, wie die ehemalige Universalist Church of America (1793-1961), die Bibelkonferenzstätte Langensteinbacher Höhe (Hartmut Maier-Gerber, Karl Geyer, Manfred Mössinger), die Freunde Konkordanter Wortverkündigung und die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Berlin-Hasenheide, die sowie die niederländische Gemeinde Eben-Haëzer in Rotterdam. Theologieprofessoren wie Ernst Ferdinand Ströter, Wilhelm Michaelis, Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher, Jürgen Moltmann ("Theologie der Hoffnung"), Karl Barth und Hans Urs von Balthasar, wie auch fast alle dogmenkritischen Theologen des zwanzigsten Jahrhunderts, haben die Lehre der Hölle abgelehnt.

Theologische Auseinandersetzung

Freier Willensentscheid

Nach Lehre vieler christlichen Kirchen hat Gott dem Menschen einen freien Willen gegeben, sich für ihn oder gegen ihn zu entscheiden. Dieser freie Wille ist ihrer Meinung nach ein wesentliches Merkmal des Menschen. Entscheide sich ein Mensch dauerhaft gegen Gott, wird laut dieser Lehre diese Willensentscheidung von Gott akzeptiert und nicht geändert, Gott "zwingt" also niemanden in den Himmel. Ohne diesen freien Willen hätte Gott nach dieser Lehre schließlich schon zu Anbeginn jenen Menschen erschaffen können, der seinem Ziel entspricht - der Lauf der Welt bis zu jenem Zeitpunkt wäre sinnlos.

Vertreter der Allversöhnung stellen die Theorie des Freien Willens bezüglich der Entscheidung für oder gegen Gott in Frage. Sie meinen, dass Gott Menschen berufe, die dann Gott erkennen könnten. Die Rettung hängt in ihrer Auslegung der Bibel nicht davon ab, ob der Mensch Gott (in einer freien Entscheidung) ausgewählt hat, sondern Gott ziehe jeden Menschen zu einem vorbestimmten Zeitpunkt zu sich. Der Mensch sei von Gott abhängig, nicht umgekehrt. Das Leben hier diene der Vorbereitung dazu, auch die Erfahrung von Negativem - um Gottes positve Eigenschaften dann erkennen zu können.

Gottes Allmacht

Des Weiteren widerspricht nach Meinung der Kritiker das Verneinen einer endgültigen Verdammung der Allmacht und dem Absolutheitsanspruch Gottes. Gott würde gegenüber den Gottesleugnern und Gottesfeinden ohnmächtig werden. Diese könnten gegen Gott sündigen und gleichzeitig Gott höhnen und sagen, er müsse sie zuletzt doch in seinen Himmel aufnehmen.

Vetreter der Allaussöhnung sagen dazu, wenn die Bibel sagt, dass Gott "will, dass alle Menschen gerettet werden" (1. Tim. 2:4), Gott dies auch mit jedem Menschen erreichen wird. Gottes Allmacht zeige sich gerade darin, dass Er auch durchführen kann, was Er sich vorgenommen hat. Außerdem entspricht es Gottes Eigenschaften, dass er sich allen seinen Geschöpfen gegenüber barmherzig und gnädig verhält (denn niemand kann sich selbst retten). Sie verweisen beispielsweise auf Römer 9, wo ausgesagt wird, dass selbst Gotteslästerer wie Pharao, in ihrer Ablehung von Anweisungen dennoch Gottes Wille durchgeführen müssen. Sie fragen außerdem, ob es mit Gottes Gerechtigkeit zu vereinbaren ist, wenn Gott Menschen für Sünden, die maximal ein Menschleben dauern können, eine endlose grausame Strafe anordnen würde.

Mission

Ein ähnliches Argument gilt nicht gegegenüber den Gottesleugnern oder Gottesfeinden, sondern gegenüber jenen, die Gott noch nicht kennen. So sind Kritiker der Allaussöhnung besorgt, dass die Motivation der Missionare erlahmen könnte, denen das Christentum zu bringen, die sonst Gott nicht kennenlernen würden. Wozu sollte man das Evangelium predigen, wenn ohnehin alle erlöst werden?

Dem entgegnen Anhänger der Allaussöhnung mit der Frage, ob die Erwartung eines bösen Endes für einen Teil der Menschen überhaupt eine geeignete Motivation sei, anderen Menschen einen liebenden Gott nahe zu bringen. Sie meinen außerdem, dass auch mit der Drohung einer Hölle (die oft nicht mehr direkt ausgesprochen wird) Menschen nicht dazu gebracht werden können, Gott zu lieben. Betrand Russell meinte stellvertretend in "Warum ich kein Christ bin": "Ich muß sagen, dass diese ganze Lehre vom Höllenfeuer als Strafe für die Sünde eine grausame Lehre ist. Sie hat Grausamkeit in die Welt gebracht und für Generationen unbarmherzige Folgen." Vertreter der Allaussöhnung sehen sich natürlich auch in der Pflicht, anderen Menschen die wirklich frohe Botschaft von einem liebenden Gott nahezubringen - darin sehen sie sich aber als Werkzeuge Gottes, um die Allaussöhnung zu erreichen. Die Motivation aber, andere vor einer "Hölle" zu bewahren, sehen sie nicht als zielführend an.
Gegner der Allversöhnung distanzieren sich entschieden von der pauschalen Darstellung, dass sie das Evangelium als Drohbotschaft predigen würden.

Gottes Gerechtigkeit

Kritiker der Allaussöhnung weisen außerdem auf die vielen Bibelstellen im Neuen Testament, wo von einer Scheidung zwischen Gerechten und Ungerechten gesprochen wird - Gerechte würden das "ewige" Leben erhalten, während alle anderen dann in einer Hölle "ewig" gequält werden müssten. Ebenso meinen sie, dass eine Läuterung nach dem Tod biblisch nicht belegt ist. Weiter stellen sie fest, dass die Allaussöhnung zwar Gottes Liebe betont, aber seine Heiligkeit und seine Gerechtigkeit ganz in den Hintergrund stellt.

Vertreter der Allaussöhnung sagen dazu, dass die Bibel in ihrer Auslegung nicht in erster Linie zwischen "gerecht" und "ungerecht" im Sinne einer Werkgerechtigkeit unterscheidet, sondern allein der Glaube an Jesus Christus entscheidend ist, der nicht vom Menschen selbst bewirkt werden kann. Sie verweisen außerdem darauf, dass Gottes Ziel der Allaussöhnung sehr wohl klar in der Bibel definiert ist (s.o.) und dass der Weg dort hin Gottes Sache sei. Wenn in den Evangelien von "ewigem Leben" oder "ewiger Strafe" die Rede ist, weisen sie zudem darauf hin, dass im Grundtext der Zeitbegriff "äonisch" verwendet wird, den sie mit "endlos" bzw. "ewig" falsch übersetzt bzw. ausgelegt sehen - sie beziehen statt dessen den Begriff "äonisch" auf bestimmte Äonen. Sie bestätigen zwar, dass durch die Auswahl Gottes Menschen vor anderen zum Glauben kommen könnten (die dann das äonische Leben erhalten, während andere tot sind), danach aber alle Menschen Gott würden erkennen können. Sie meinen außerdem, dass sich die Gerechtigkeit Gottes gerade darn zeige, wenn die Menschheit aus der passiven Kollektivstrafe der Sterblichkeit durch den Sündenfall Adams wieder kollektiv und passiv befreit werde (nach Römer 5:18). Die Gerechtigkeit Gottes, so meinen sie, sei nicht in den Dimensionen der primitiven, menschlichen Rache gefangen. Nach Ansicht der Vertreter der Allaussöhnung liegt die Ablehnung der Allaussöhnung in vielen christlichen Gemeinden so vor allem in der Unvereinbarkeit mit der seit 545 weit verbreiteten und damit traditionsreichen Lehre der Hölle der katholischen Kirche begründet. Diese hat, wenn auch teils unbewußt, Eingang selbst in nichtkatholische Richtungen gefunden (vgl. Trinität).
Kritiker der Allversöhnung sehen in dieser prinzipiellen Übersetzung von "aionion" mit äonisch (=Äonen-bezogen) eine Auslegung, die dem Urtext nicht gerecht wird. Das Wort aionion werde auch von griechischsprachigen Kirchenvätern der ersten Jahrhunderte nur teilweise in diesem Sinn und teilweise im Sinn von ewig ausgelegt - analog zu herkömmlichen Übersetzungen.

Abgrenzung zu nichtchristlichen Sichtweisen

Die Allaussöhnung ist aufgrund der biblischen Basis eine spezifisch christliche Sicht, die es so in anderen Religionen oder Philosophien nicht gibt. Fälschlich wird sie aber manchmal mit folgenden Lehren in Verbindung gebracht:

Im Neuplatonismus gab es Lehren, dass der Tod für die menschliche Seele die Befreiung von der negativ gesehenen Materie ist und die Totenwelt daher ein Ort der Freiheit, nichts Negatives, wobei dieser Zustand oft durch viele Reinkarnationen erarbeitet werden muss.

Auch der Mahayana-Buddhismus geht davon aus, dass die Erlösung für alle Menschen zu erreichen ist.

Im New Age wird die Möglichkeit eines vollkommenen Kosmos, ein "universaler Superorganismus" erhofft, als Endstufe einer kosmischen und gesellschaftlichen Evolution, sie spricht auch von der Wiedervereinigung mit dem Brahman. Von Gott und Versöhnung ist auch hier keine Rede.

Religiöser Pluralismus geht davon aus, dass jede Religion einen Weg zur Erlösung und zur richtigen Beziehung mit dem Göttlichen hat, das damit allen Menschen offen steht. Ansatzweise kann dies auch in der Bewegung der Ökume erkannt werden.

Die Baha'i glauben an einen inneren Wandel im Menschen und der Gesellschaft, der die gesamte Welt wieder zur Harmonie bringen wird.

Reinkarnation, u.a. im Buddhismus, Hinduismus und im Bereich der Esoterik gelehrt, geht davon aus, dass es eine unsterbliche Seele (bzw. im Buddhismus wirksame Seinsfaktoren) gebe, die sich aus eigener Kraft in immer neuen Leiderfahrungen langsam läutert.

Im Pantheismus ist das Göttliche letztlich die einzige Wirklichkeit - Menschen müssen ihre Unwissenheit überwinden und erkennen, dass sie Gott sind. Diese Weltsicht wird, mit gewissen Varianten, u.a. von Teilen im Hinduismus, Anthroposophie, Unitariern, Christlicher Wissenschaft und Ein Kurs in Wundern vertreten.

Synkretismus, die Vermischung von Elementen aus verschiedenen Religionen, wird manchmal fälschlicherweise auch mit Universalismus gleichgesetzt, hat jedoch nichts damit zu tun.

Die materialistisch-atheistische Weltsicht, nach der der Ablauf der Welt durch Naturgesetze vollständig determiniert wird, ist zu der mit der Allversöhnung verbundenden Vorstellung des absolut unfreien menschlichen Willens kompatibel. Vertreter des unfreien menschlichen Willens werden in der Theologie daher auch Kompatibilisten genannt. Im Unterschied zu der atheistischen Weltsicht wird in der Determination des Weltalls jedoch ein sinnvolles Ziel angenommen und in die Naturgesetze als gottgewollt-zielführend betrachtet.


Literatur

  • Paul Petry: Allaussöhnung, Tod und letzte Dinge. Konkordanter Verlag Pforzheim, 1986, ISBN 3-88475-011-9
  • Ernst F. Ströter: Das Evangelium Gottes von der Allversöhnung in Christus. Chemnitz, Verlag von Gottlob Könzle, 1915 - Neuauflage 2002: Philemon-Verlag Mülheim/Ruhr, ISBN 3-936461-00-7
  • Wilhelm Michaelis: Versöhnung des Alls - Die frohe Botschaft von der Gnade Gottes. Grümlingen/Bern, Verlag Siloah, 1950
  • Heinz Schumacher: Versöhnung des Alls - Gottes Wille. 3. Auflage. Paulus-Buchhandlung KG, ISBN 3-87618-092-9